überarbeitete Neuauflage vorstellen zu können. Wir bedanken uns für die hervorragende Unterstützung durch unsere Co-Autoren, mit deren Hilfe der derzeitige Stand der Technik im Holzbau aus nationalem und internationalem Blickwinkel abgebildet werden konnte.
Da die Entwicklung auch in Zukunft sicher dynamisch bleiben wird, hoffen wir auf eine deutlich kürzere Zeitspanne bis zur nächsten Neuauflage des Holzbau-Taschenbuchs.
Wir wünschen Ihnen viel Freude und Gewinn beim Lesen und freuen uns auf Kritiken und Anregungen.
Mandy Peter und Stefan Winter
München, im September 2020
Autorenverzeichnis
Dr.-Ing. Patrik Aondio Technische Universität München Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Arcisstraße 21 80333 München
Robert Borsch-Laaks Sachverständiger für Bauphysik Drei-Rosen-Straße 32 52066 Aachen
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Philipp Dietsch Universität Innsbruck Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften Arbeitsbereich für Holzbau Technikerstraße 13 6020 Innsbruck Österreich
Dipl.-Ing. Matthias Gerold Harrer Ingenieure GmbH Gesellschaft Beratender Ingenieure VBI mbH Reinhold-Frank-Straße 48b 76133 Karlsruhe
Dr. Joachim Hessinger ift Rosenheim GmbH Labor Bauakustik Theodor-Gietl-Straße 7–9 83026 Rosenheim
Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Institut für Betonbau (IfB) Karl-Liebknecht-Str. 132 04277 Leipzig
Dipl.-Ing. Thorsten Kober bauart Konstruktions GmbH & Co. KG Beratende Ingenieure Käthe-Niederkirchner-Straße 6 10407 Berlin
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Heinrich Kreuzinger Am Stadtpark 45b 81243 München
Dr.-Ing. Peter Mestek Sailer Stepan und Partner GmbH Beratende Ingenieure für Bauwesen VBI Ingolstädter Straße 20 80807 München
Dr.-Ing. Mandy Peter bauart Konstruktions GmbH & Co. KG Englschalkingerstraße 14 81925 München
Prof. Dr.-Ing. Andreas Rabold Technische Hochschule Rosenheim Fakultät Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften Hochschulstraße 1 83024 Rosenheim
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter Technische Universität München Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion Arcisstraße 21 80333 München
1
Zur Geschichte des Holzbaus
Robert Halász (†), überarbeitet und erweitert von Stefan Winter, München
Die Technik des Bauens geht von sieben Urformen menschlichen Handelns aus:
Graben, Schütten, Schichten, Stellen, Legen, Wölben und Spannen.
Von Anbeginn stehen den Menschen als Baustoffe zur Verfügung: Steine, Lehm und Holz. Höhlen, von Natur gegeben oder durch Graben geschaffen, dienten und dienen heute noch als Wohnungen. Zahlreiche griechische und römische Amphitheater sind durch geschickte Ausnutzung der natürlichen Geländeformen durch Graben als „offene Höhlen“ entstanden und eindrucksvolle Leistungen ihrer Zeit. Das einfachste, durch Schütten und Schichten entstandene Bauwerk ist der Erdhügel. Die alten mittelalterlichen amerikanischen Kulturen entwickelten eine großartige Architektur allein mit den Mitteln der Erdbewegung: Die Tzaqualli, von einem Steinmantel gegen Erosion geschützt, sind nichts anderes als geschüttete Erdhügel, die eine Kultstätte tragen. Noch mehr Bewunderung fordern die ägyptischen Pyramiden, über einem Grab geschichtete Steinpackungen. Sowohl die Erdhügelarchitektur Mittelamerikas als auch die Steinpackungen der ägyptischen Pyramiden haben durch mehrere Jahrtausende hindurch Kulturen geprägt und brauchten als Baustoff nur Erde und Steine. Keinesfalls ist also hoch entwickelte Technik notwendige Voraussetzung „großer Architektur“ .
Das Holz, dem Menschen in den meisten Regionen seines Lebensraums verfügbar, war der einzige Baustoff, der stabförmige Bauelemente lieferte. Es lehrte den Menschen das Bauen mit Stäben, Pfählen, Ständern, Stielen, Pfosten und Stützen, schräg mit Streben oder waagerecht mit Schwellen, Riegeln und Balken. Holz als Holzwerkstoff und damit als Scheibe oder Platte trat erst im 20. Jahrhundert dazu.
Stellen und Legen: Das lernte der Mensch mit dem Baumstamm, er lernte das Gefach, das Fachwerk, das Holzgerippe zu errichten und so konnte er Brücken, Hütten, Zelte, Dächer und Häuser bauen. Stellen und Legen von Stützen und Balken führte den Menschen zu dem, was wir heute „Errichten“ oder „Richten“ oder unbeseelter oder genauer „Konstruieren“ nennen, d. h. ingeniöses Überwinden von Abgründen und Flüssen, Errichten von Räumen oder Erstreben schlanker Höhe durch zusammenschließende Stabwerke.
Mit dem Holz wuchsen der Baumeister und der Ingenieur.
Abb. 1.1 Aus der Abschiedsvorlesung 1948 von Herrmann Phleps.
Abb. 1.2 Aus der Abschiedsvorlesung 1948 von Herrmann Phleps.
Graben und Schütten war einfach anzuwenden – Balken zum Überwinden von Räumen einzusetzen, erforderte die erste Erfahrung über die Tragfähigkeit der Hölzer und erstes ingeniöses Handeln.
Dass der Holzbau Lehrmeister der späteren Steinbaukunst war, haben Archäologen schon lange bewiesen, wenn sie zeigten, wie Formen des Holzbaus zu Formen des Steinbaus führten, auch wenn sie weiterlebten, wenn sie nur noch formale, aber keine konstruktive Bedeutung mehr hatten (Abb. 1.1 und 1.2).
Das Holz blieb jedoch Baustoff für Decken und Dächer, auch als der Massivbau den Wandbau, vor allem aber den Monumentalbau, für sich beanspruchte.
Wie stark das Empfinden des Menschen vom Holz als dem älteren und ingeniöseren Baustoff geprägt war, kann man tausendfältig nachweisen. Zwei historische Beispiele sollen hier erwähnt werden: In Ägypten ging der Holzbau dem Steinbau voraus. So wurden die Königspaläste noch lange als Zeltpalast hoheitsgebietend errichtet, lange nachdem die Monumentalarchitektur der Tempel zum Steinbau übergegangen war. Und dies, obwohl das Holz von weit her herbeigeschafft werden musste. Dem Stein die Achtung gebietende Monumentalität, dem Holz die hoheitsgebietende Königswürde!
Auch die griechische Steinarchitektur zeigt selbst in ihrer Blütezeit immer noch deutliche Erinnerungen an die Holzbaukunst. Hermann Phleps, der große Danziger Holzbauer, zeichnete zu seiner Abschiedsvorlesung 1948 die Abb. 1.1 und 1.2 [1.1]. Der urkretische Holzbau hatte sich über die minoische bis zur griechischen Baukunst durch diese Form in Erinnerung gehalten. Die griechische Steinarchitektur war durch Stellen und Legen gekennzeichnet. Wölben, obwohl bekannt und im Tiefbau angewandt, fand im klassischen Tempelbau keine Anwendung. Erst die Römer als die größeren Ingenieure haben das Wölben nicht nur im Tiefbau bei Viadukten und Aquädukten verwendet, sondern zu einer monumentalen Bauweise entwickelt.
Als