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Abb. 3: Wertekreis nach Shalom Schwartz47
Laut den Studienergebnissen zeigen Menschen mit starker Orientierung an selbsttranszendierenden und wandlungsoffenen Werten eine höhere Sensibilität für globale Probleme als andere Gruppen. Weiterhin sind sie eher bereit, diesen Problemen konstruktiv zu begegnen, sei es über eine Veränderung des persönlichen Verhaltens oder durch Einmischung in den gesellschaftspolitischen Diskurs.
Einer der für förderlich befundenen Werte ist beispielsweise »Universalismus«, definiert als Verständnis, Wertschätzung, Toleranz und Schutz für das Wohl aller Menschen und der Natur. Ein zweiter, sehr stark mit nachhaltigem Verhalten einhergehender Wert ist »Selbstbestimmung«, definiert als Unabhängigkeit in Gedanken und Handlungen.
Dem gegenüber steht eine Orientierung an selbstbezogenen Werten und Lebenszielen, die nachweislich mit einer geringeren Besorgnis für globale Umwelt- und Sozialprobleme einhergeht. Beispiele hierfür sind Macht, Leistung oder auch finanzieller Erfolg. Zudem steigt bei solchen Wertorientierungen die Wahrscheinlichkeit für geringere Empathie, vermehrt manipulatives Verhalten, hierarchisches Denken, stärkere Vorurteile, weniger Großzügigkeit, geringeres politisches Engagement und mehr Konkurrenzverhalten. Wie du dir sicherlich denken kannst, handelt es sich dabei um Qualitäten, die einer nachhaltigen Entwicklung nicht gerade dienlich sind.
Darüber hinaus gibt es mittlerweile einige Studien, die zeigen, dass selbsttranszendierende Werte auch mit dem persönlichen Klimaengagement in engem Zusammenhang stehen.48 In einer der ersten Publikationen, die sich explizit mit der Beziehung zwischen Werten und Überzeugungen zum Klimawandel befasste, sollte die Akzeptanz politischer Klimaschutzmaßnahmen untersucht werden. Man fand heraus, dass die Bereitschaft, politische Maßnahmen zu akzeptieren, positiv mit selbsttranszendierenden Werten zusammenhing. Außerdem zeigten nachfolgende Untersuchungen, dass jene Menschen, die biosphärisched und altruistische Werte vertraten, eher Bedenken hinsichtlich der Risiken und Folgen des Klimawandels hatten und weniger skeptisch waren gegenüber der Schwere des Problems als Menschen mit egozentrischen Werten.
Andere Studien wiederum untersuchten den Einfluss von extrinsischen und intrinsischen Werten auf das individuelle Verhalten. Zur Erklärung: Als intrinsisch werden jene Werte bezeichnet, welche die angeborenen, psychologischen Bedürfnisse direkt befriedigen und eher nicht von materieller Natur sind, während extrinsische Werte kompensatorisch eingesetzt werden, meist mit materiellen Gütern in Verbindung stehen und nicht per se befriedigend wirken.49
Beispiele für intrinsische Werte sind etwa persönliches Wachstum, emotionale Beziehungen oder das Gemeinschaftsgefühl. Extrinsische Werte gehen in Richtung Image, Status oder finanzieller Erfolg. Sieht man sich die Studienergebnisse an, so zeigen diese quer durch die Bank, dass intrinsische Wertorientierungen nicht nur mit höherem Wohlbefinden, sondern auch mit einer höheren sozialen und ökologischen Verantwortung gekoppelt sind, während sich Menschen mit extrinsischen Werthaltungen weniger umweltfreundlich verhalten.
So stellte man etwa bei einer Untersuchung mit knapp tausend Universitätsstudenten aus sechs Nationen fest, dass Studierende mit hohen Werten bezüglich Macht und Leistung andere Menschen eher als Konsumenten und nicht als Teil der Natur betrachteten.50 Diese Studierenden hatten auch viel weniger Sorgen angesichts der Tatsache, dass sich Umweltschäden negativ auf Mitmenschen, Kinder, künftige Generationen oder nicht-menschliches Leben auswirken.
Natürlich lassen sich solche Effekte nicht nur individuell, sondern auch auf der Ebene ganzer Nationen beobachten. So fand im Jahr 2011 eine Untersuchung statt, wie sich unsere kulturellen Werte auf das Wohlbefinden künftiger Generationen auswirken.51 Bei den zwanzig reichsten Nationen unseres Planeten wurde etwa festgestellt, dass jene Länder, die Harmonie und Miteinander als gesellschaftliche Werte verfolgten, pro Kopf weniger CO2 emittierten als Länder, die Wohlstand, Leistung und Status eine höhere Priorität einräumten. Die Harmonie-orientierten Länder wiesen auch ein größeres Wohlbefinden bei den Kindern auf, die nationalen Gesetze zum Mutterschaftsurlaub waren großzügiger gestaltet und es gab weniger an Kinder gerichtete Werbung. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!
Zusammenfassend ist es aus Sicht der Forschung also unbestritten, dass es gewisse Werte gibt, die ein sozial- und umweltrelevantes Verhalten stärker begünstigen, als andere Werte dies tun. Deshalb ist es auch so wichtig, die innere Dimension der Werte in all den Debatten rund um die Nachhaltigkeit genauso zu berücksichtigen wie soziale, ökologische, ökonomische oder technische Fragestellungen.
Übung – Ich und meine Werte
Was genau sind deine persönlichen Werte? Um sich dessen besser bewusst zu werden, markiere in der folgenden Liste doch bitte 10 Werte, die dir relevant erscheinen. Im Anschluss vergleiche sie nochmals und entscheide dich für eine Endauswahl deiner 5 wichtigsten Kernwerte.
Achtsamkeit | Resilienz | Autonomie |
Dankbarkeit | Selbstreflexion | Mitgefühl |
Großzügigkeit | Selbstwirksamkeit | Gerechtigkeit |
Mäßigung | Leistung | Gemeinschaft |
Nächstenliebe | Gesundheit | Offenheit |
Optimismus | Weisheit | Rationalismus |
Verantwortung | Zivilcourage | Nachhaltigkeit |
Vertrauen | Sicherheit | Kooperation |
Wissbegierde | Konformität | Tapferkeit |
Genuss | Natur | Selbstbestimmung |
Tradition | Macht | Toleranz |
Konkurrenz | Humor | Erfolg |
Kreativität | Familie | Respekt |
Freiheit | Spiritualität |
Nun stell dir bitte die Frage, wie du deine wichtigsten Werte in den zwei unten genannten Lebensbereichen beachtest/umsetzt. Bewerte die einzelnen Kategorien mit Noten: 5 = beachte ich immer; 1 = beachte ich nie.
WERT | PRIVAT | BERUFLICH |
a. | ||
b. | ||
c. | ||
d. |