Kathy Lyons

Mission Mr. Happy


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stirbst.«

      Der Alien sickerte Richtung Tür. »Es ist schwierig, einen Werwolf zu stabilisieren, während man zerstückelt wird, aber ich werde es versuchen.«

      Laddin drehte sich um, weil er helfen wollte. Immerhin war das hier sein Set, sein Arbeitsplatz. Aber sein Körper bewegte sich eigenartig. Sein Kopf war zu weit nach vorn geneigt und seine Sicht war anders – eher zur Seite hin als nach vorn. Sein Gleichgewicht war gestört, weil sich Gewicht auf seine Hände verlagerte.

      Er sah nach unten und erblickte Fell und Pfoten und als er aufkeuchte, war seine Zunge zu lang und seine Nase… Mamma Mia, diese Gerüche! Er konnte alles riechen! Er begann sich zu drehen und stolperte, als er versuchte, sich zu bewegen. Sein Hinterteil wackelte und er versuchte sich aufzurichten, um besser sehen zu können, aber er war ein Wolf. Er konnte nicht stehen wie ein Mensch.

      Er war ein Wolf! Die Freude darüber durchströmte seinen Körper und er bellte vor Begeisterung. Es gab so viel zu entdecken. Nicht nur sein Körper, sondern alles in seinem Büro war neu. Wollmäuse und verschüttete Limo, Crackerkrümel und Schießpulver. Er konnte sich nicht entscheiden, was er zuerst riechen wollte.

      »Beruhig dich!«, rief Wiz, als er sich mit ausgebreiteten Armen neben ihn kniete. »Du wirst noch was kaputt machen! Und wer weiß, was du hier drinnen in Gang setzt.«

      Das wirkte. Sein Büro war voller Sprengsätze und empfindlicher Elektronik für Spezialeffekte. Er hatte Stunden damit verbracht, die Sachen logisch und auf sichere Weise anzuordnen. Das wollte er nun wirklich nicht durcheinanderbringen. Also hielt er inne, auch wenn er nicht ganz erstarrte. Sein Hinterteil wedelte weiter hin und her. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass es seine Rute war, die hinter ihm herumschnellte. Und mit diesem Wissen kam das Bedürfnis, sie zu sehen, also drehte er sich, um hinter sich zu schauen. Aber natürlich drehte sein Hintern sich ebenfalls und er begann, wie ein Kreisel herumzuwirbeln.

      Wiz stöhnte. »Immer müssen sie unbedingt ihren Schwanz sehen. Halt still! Ich halte ihn fest, damit du ihn dir ansehen kannst. Ich habe noch nie im Leben einen glücklicheren Wolf gesehen.«

      Es gab einen plötzlichen Ruck an seinem Hintern, fest genug, um ihn überrascht aufjaulen zu lassen, und dann sprang er vor, um zuzubeißen. Es war keine bewusste Bewegung. Verdammt, im Moment tat er nichts bewusst. Es geschah alles aus Instinkt. Je länger er darüber nachdachte, irgendeinen Körperteil zu bewegen, desto weniger war er dazu in der Lage. Aber er machte einen Satz und hätte Wiz beinahe in die Hand gebissen.

      Zum Glück war der Kerl schnell. In der einen Sekunde war dessen Hand direkt vor Laddin, in der nächsten umfasste sie unnachgiebig seine Schnauze.

      »Das machen wir mal lieber nicht!«, schimpfte er. »Aber jetzt, da ich dich habe…«

      Etwas Spitzes stach ihn fest in den Hals. Eine Injektionsnadel, wie er erkannte, als Wiz plötzlich aufstand und das Ding hoch in die Luft hielt. Laddin knurrte verärgert, doch Wiz schüttelte nur den Kopf.

      »Du bist ein neuer Wolf. Wir müssen dich in eine sichere Umgebung bringen. Da kannst du deinen Schwanz so lange jagen, wie du willst.«

      Er wurde schnell von Müdigkeit überwältigt. Es wurde immer schwieriger, sich aufrecht zu halten, und verdammt, sein Kopf sank auch nach unten. Er winselte hoch und traurig, aber das war alles, was er noch herausbrachte, bevor er auf den Boden sackte. Er sah seine Pfoten ausgestreckt vor sich, konnte sie aber nicht bewegen. Und schon bald fiel sein Kopf zur Seite. Er versuchte, die Augen offen zu halten. Wenn schon sonst nichts, so gab es aus diesem Winkel doch so viel zu sehen. Und die Gerüche…

      Zu spät. Er schlief ein.

      Aber die gute Nachricht hallte noch in seinem Herzen nach und seine letzten bewussten Gedanken waren von Freude erfüllt.

      Grandmama hatte recht gehabt! Er hatte sich in etwas Magisches verwandelt. Und ein Werwolf zu sein, machte Spaß, Spaß, Spaß!

      Kapitel 2

      Sechs Wochen später

      Bruce entdeckt die Existenz von Werwölfen und Fae, du liebe Güte!

      Bruce Collier war neun Jahre alt gewesen, als sein Vater ihm enthüllt hatte, dass Bruce' Onkel und sein jüngerer Bruder Josh Monster waren. Er hatte gelacht, denn er war neun gewesen, aber er hatte schnell verstanden, dass sein Vater es ernst meinte. Der ältere Mann zeigte ihm Polizeifotos von zerfetzten Körpern, einem blutverschmierten Zimmer und einem mit Blut bespritzten Schwarz-Weiß-Fernseher. Das war ein Bild, das sich in das Gehirn eines Neunjährigen brannte. Ein alter Fernseher, der Mittelpunkt des Wohnzimmers, genau wie der, vor dem er, sein jüngerer Bruder und seine Schwester oft saßen und Videospiele zockten. Er war eingeschlagen und von Zeug überzogen, das ihm den Magen umdrehte.

      »Das hat dein Onkel getan und auf Josh liegt der gleiche Fluch. Im Moment liegt der im Verborgenen und so werden wir es auch lassen. Wir werden Josh schwach und ängstlich halten, damit er niemals zum Vorschein kommt.« Dann war sein Vater in die Hocke gegangen, damit sie auf Augenhöhe waren.

      Als er mit ihm sprach, konnte Bruce den scharfen Geruch von Whiskey und Tabak im Atem seines Vaters riechen. »Aber wenn etwas schiefläuft, wenn Josh sich verwandelt, dann werde ich dich brauchen, um deine Mutter und Schwester zu beschützen. Ich werde mich um Josh kümmern, aber du musst stark genug sein, um für sie zu kämpfen. Kannst du das tun? Kannst du für deine Mutter und Schwester kämpfen?«

      Bruce nickte, denn das war es, was ein Junge tat, wenn sein Vater ihn so etwas fragte. Und das war auch der Moment, als der Unterricht in Gewalt begann. Sein Vater schlug ihn und er lernte zurückzuschlagen. Sein Vater stieß ihn Gesicht voran in die Möbel und er lernte, nach allem zu greifen, was er zu fassen bekam, um sich damit zu wehren. Sein Vater verprügelte ihn, rang mit ihm… und verlor schließlich gegen ihn. Aber erst nach Jahren täglichen Kämpfens hinten im Schuppen, wo niemand – vor allem nicht Josh – sie sehen konnte.

      Und an jedem Tag betonte sein Vater, wie die Schläge ihm halfen. Er war stark und hatte einen fiesen rechten Haken. Das machte ihn zu einem wertvollen Mitglied des Footballteams. Er beobachtete die Leute aufmerksam nach Anzeichen für das Böse und scharte eine starke Gruppe treuer Freunde um sich. Das nützte ihm auch als Quarterback am College. Er hatte gelernt, seine Mutter und Schwester vor jeglichem Feind zu beschützen – auch wenn nie einer aufgetaucht war –, und das war es, was ihn zur Feuerwehr geführt hatte.

      Alles gute Dinge.

      Doch jetzt, da er ein erwachsener Mann war, der auf die 30 zuging, erkannte er, dass er seinem kleinen Bruder gegenüber ein Unmensch gewesen war. Seine Gruppe loyaler Freunde in der Highschool war eher eine Schlägertruppe gewesen als harmlose Kids, die nach der Schule zusammen abhingen. Und auch wenn er als Feuerwehrmann und Notfallsanitäter Leben gerettet hatte, bei seinem kleinen Bruder hatte er nie Zeichen des Bösen gesehen.

      Bis heute.

      Heute, als Josh unerwartet bei ihren Eltern zum Sonntagsessen aufgetaucht war. Er hatte Muskeln bekommen und einen Aufpasser dabei, der definitiv Scheiße laberte. Josh war nicht im Krankenhaus gewesen, wie man es ihren Eltern erzählt hatte. Und er hatte sich ganz sicher nicht von dem Stress erholt, wie dieses Riesenarschloch Nero erklärt hatte. Nein, sein kleiner Bruder hatte eindeutig immer noch enormen Stress und der machte ihn fertig. Verdammt, er hatte sogar ausgeplaudert, dass er schwul war, in dem Versuch, die Unterhaltung von seinem Aufenthaltsort während der letzten sechs Wochen abzulenken.

      Das alleine war schlimm genug gewesen, aber dann hatte Josh von seinem Vater verlangt, ein seltsames Outfit aus Volcax herzustellen – einem hitzeresistenten Stoff, der so geheim war, dass Josh ins Gefängnis kommen konnte, wenn er ihn ohne die Genehmigung durch das Pentagon besaß.

      Bruce hatte keine Ahnung, warum sein Vater zustimmte, die Kleidungsstücke für seinen Bruder herzustellen, aber er verstand den unnachgiebigen Blick, den sein Vater ihm auf dem Weg zur Tür zuwarf. Er bedeutete wortlos, dass Bruce seine Mutter und Schwester zu beschützen hatte. Dass sein Vater sich um Josh kümmern würde, auf die eine oder andere Weise.

      Das hätte vielleicht funktioniert, wenn Bruce