Kathy Lyons

Mission Mr. Happy


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zu kämpfen – einen Dämon, den sich jemand für eine schlechte Kurzgeschichte ausgedacht hat, die legendär genug geworden ist, um die Welt zu zerstören. Sag mir nicht, dass das keinen Sinn ergibt. Ihr Sterblichen seid es, die allen möglichen Unsinn hervorbringen, nicht wir. Wir…« Er wackelte mit den Fingern vor Bruce' Gesicht herum, und seine Haut fühlte sich plötzlich an, als würde er drei Kilo Make-up tragen. »Spielen nur mit eurer Fantasie.«

      »Mach den Mist aus meinem Gesicht weg«, knurrte Bruce. Er wollte nicht in den Spiegel gucken, aber er konnte sich nicht beherrschen. Verdammt. Nun war er auch ein Salatelf und sein Gesicht bestand aus Sonnenblumenkernen.

      »Warum sollte ich?«, spottete der Fae.

      Bruce fiel verdammt noch mal kein Grund ein, daher umfasste er das Lenkrad fest mit Händen aus Stangensellerie und versuchte sich einzureden, dass er die Halluzination einfach nur überstehen musste.

      »Das hier ist echt«, sagte der Elf.

      »Und du bist ein echter Arsch, weißt du das?«

      »Und du bist so eifersüchtig auf deinen Bruder, dass du ein Fae-Geschenk nicht mal dann erkennst, wenn es dir angeboten wird.«

      Bruce riss die Augen auf. »Wovon zum Teufel redest du?« Dann sah er sie – hellrot lag sie auf seinem Armaturenbrett. Eine leuchtende Kirsche. Sie sah wie eine normale Frucht aus, so wie man sie in jedem Supermarkt fand, aber er wusste, dass sie das nicht war. Er konnte sehen, wie sehr sie das nicht war. Sie war zu perfekt, strahlte unnatürlich hell und was am verräterischsten war? Er wollte sie, wie er noch nie zuvor etwas in seinem Leben gewollt hatte.

      »Du willst, was dein Bruder hat?«, meinte der Elf. »Iss das.«

      »Scheiße, nein. Denkst du, ich fasse irgendwas an, das von dir kommt?«

      Der Fae schnippte mit den Fingern und plötzlich war alles wieder normal. Bruce trug die gleichen Klamotten wie zuvor, sein Gesicht bestand aus Haut, nicht aus Sonnenblumenkernen, und selbst sein Spiegelbild zeigte die typischen Augenringe. Alles war wie immer… bis auf den Salat-Fae, der neben ihm saß, und die leuchtende Kirsche auf seinem Armaturenbrett.

      »Dein Bruder hat seine Stärke gefunden.«

      »Sagst du.«

      »Sagt er, hättest du dir die Mühe gemacht, ihn zu fragen.«

      Er hatte es versucht, auf indirekte Art und Weise. Er hatte seinen Bruder auf ein Bier eingeladen, hatte ein Gespräch vorgeschlagen. Er hatte ihm ein Friedensangebot gemacht, und es hätte vielleicht funktioniert, wenn dieses Arschloch von Aufpasser ihn nicht eilig weggelotst hätte.

      »Hör auf, eifersüchtig auf ihn zu sein. Iss das und finde das, was er hat.«

      »Ich bin nicht eifersüchtig auf meinen dämlichen kleinen Bruder«, schnauzte er, obwohl selbst er hörte, wie kindisch das klang. Denn er beneidete seinen Bruder tatsächlich. Josh war intelligent, so sehr, dass er seinen Doktor in Chemie machen konnte. Er hatte echte Freunde, wie Savannah, die mehr wert war als ein Dutzend der dämlichen Vollidioten, mit denen Bruce sich in der Highschool abgegeben hatte. Und ja, Bruce hatte in seinen Feuerwehrkollegen ein Team gefunden, aber sie alle hatten ihr eigenes Leben. Sicher, bei einem Brand konnte er sich auf sie verlassen, aber am Ende des Tages gingen sie nach Hause zu ihren Familien, während Bruce allein nach Hause ging.

      »Warum tust du das?«, fragte Bruce.

      »Warum tun Fae überhaupt irgendwas? Weil wir uns langweilen. Und in diesem Fall warte ich auf die Morgendämmerung über dem White River State Park, wenn dein Bruder und sein Lover mein Problem lösen und für immer zu meinen Sklaven werden.« Er grinste auf eine wirklich heimtückische Art. »Warum tust du das hier?«

      Bruce senkte die Stimme, als Furcht seinen Körper ergriff. »Was meinst du mit für immer Sklaven?«

      Der Fae wedelte mit seinem aus einem einzelnen Möhrenstick bestehenden Finger. »Das, Bruder, fällt in die Rubrik Kenntnis nur bei Bedarf. Und du musst das nicht wissen.« Er wackelte mit einem halben Zwiebelring, der als seine Augenbraue fungierte. »Es sei denn natürlich, du willst zu dem werden, was er ist. Dann musst du nur die Kirsche essen.«

      »Und werde für immer dein Sklave?«

      »Nee. Das da« – er zeigte auf die Kirsche – »ist gratis. Iss sie und du bekommst genau das, was dein Bruder hat – nicht mehr, nicht weniger. Du wirst stärker sein als je zuvor. Schneller auch. Stell dir nur mal vor, was das bei deiner Arbeit für einen Unterschied macht.«

      Bruce dachte in der Tat darüber nach. Er dachte über all die Male nach, in denen er zu langsam oder zu schwach gewesen war, um Menschen aus Gefahrenlagen zu retten. Ein Junge war gestorben, weil Bruce es nicht geschafft hatte, ihn und seine Schwester gleichzeitig zu tragen. Ein Stockwerk war eingebrochen und hatte seinem besten Freund das Rückgrat gebrochen, weil Bruce mit der Axt nicht schnell genug gewesen war, um sie beide zu befreien. Was würde es bedeuten, im Job besser zu sein als je zuvor? Wen könnte er alles retten, wenn er diese wunderschöne kleine Kirsche aß?

      Aber der Fae-Prinz war noch nicht fertig. Während Bruce immer noch diese drängende Verlockung verspürte, deutete das Wesen mit der Hand auf das Armaturenbrett. Plötzlich lag ein Apfel neben der Kirsche, so groß und wunderschön wie der, der Schneewittchen in Versuchung geführt hatte. Er war so rot wie ein dunkler Rubin und erfüllte das Auto mit dem Duft nach warmem Apfelkuchen. Er strömte in seine Gedanken und seine dunkelsten Wünsche. Bruce griff bereits danach, als er plötzlich innehielt.

      »Was ist das?«, wollte er wissen, als er seine Hand zurück zwang.

      »Das, mein Freund, wird dich etwas kosten. Iss die kleine Frucht und du bekommst das Gleiche wie dein Bruder. Die gleiche Wolfsnatur, die gleiche Wolfskraft, die gleichen Wolfsbedürfnisse.« Beim letzten Wort zögerte er einen Moment lang und Bruce war clever genug, um zu bemerken, dass es wichtig war. Aber er hatte keine Zeit nachzufragen, denn der Fae sprach bereits weiter: »Aber wenn du das andere isst, bekommst du mehr. Mehr Macht. Mehr Stärke.«

      »Mehr Bedürfnisse?«

      »Verdammt, ja«, sagte der Kerl mit einem Grinsen. Dann zuckte er mit den Schultern. »Sieh mal, wenn du ihn nicht willst, dann nimm ihn nicht. Ich zwinge dir nichts auf.«

      »Du bietest mir einfach nur einen geschenkten Gaul an und ich soll ihm nicht ins Maul schauen?«

      »Es hat die Form eines Apfels, also hat es kein Maul.«

      Er lieferte sich einen Wortwechsel mit einem Salatelf. Und war nicht mal betrunken. Am besten konzentrierte er sich auf das, was ihm wichtig war. »Wie – genau – hast du meinen Bruder versklavt?«

      Der Elf zuckte mit den Schultern. »Er ist es noch nicht, aber ich werde ihn kriegen. Er ist nur ein kleines Fae-Versprechen davon entfernt, Befehle von mir entgegenzunehmen.«

      Das Selbstvertrauen des Elfen war ärgerlich, aber es schien nicht unangebracht zu sein. Josh konnte nicht widerstehen, sich in verrückten Mist zu stürzen. Er war ein Nerd, ein Geek und ein Freak, alles zusammen zu einem gutgläubigen Päckchen verschnürt. Wenn jemand das annehmen würde, was dieser Fae anbot, dann wäre es zweifellos Josh. Was bedeutete, dass Bruce, wenn er ein guter großer Bruder und kein Arschloch sein wollte, tun musste, was immer nötig war, um Josh vor sich selbst zu schützen.

      Aber er würde das nicht tun, indem er Fae-Obst aß.

      Er würde mit seinem Bruder reden, selbst wenn es bedeutete, dass er es mit Nero würde aufnehmen müssen. Ohne ein weiteres Wort – und ohne einen weiteren Blick auf die Kirsche – öffnete er daher die Autotür. Oder er versuchte es. Da war kein Türöffner. Er tastete und versuchte zu fühlen, wo er sein sollte, aber alles, was er spürte, war glatte Verkleidung.

      »Ich kann nicht zulassen, dass du ihn jetzt störst«, sagte der Fae fröhlich. »Erstens, was sie gerade tun – das will niemand sehen. Außerdem gibt es bei einem Fae-Angebot Regeln. Du kannst keine Kirschen rauben, ohne vorher unschuldige Korken knallen zu lassen.«

      »Was?«

      »Habe ich die Metaphern vertauscht?«,