Kathy Lyons

Mission Mr. Happy


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nicht verraten, dass sie das Werwolfgen in sich trugen, bevor sie es aktivierten. Das Paranormale Abkommen verlangte es so. Und deswegen aktivierte Wulf, Inc. das Gen und hoffte dann, dass die Person sich hinterher der Organisation verpflichtete. Sie zäumten das Pferd von hinten auf und jeder wusste es.

      »Selbst wenn wir Sie vorher hätten fragen können – und Sie wissen, dass wir das nicht dürfen –, hätten Sie uns kein Wort geglaubt.«

      Das stimmte wahrscheinlich, aber es war egal. »Wissen Sie, warum ich in Hollywood gearbeitet habe?«

      Sie runzelte die Stirn. »Ich beiße an. Warum?«

      »Weil es mir gefallen hat, so zu tun, als wäre ich Teil der Action, ohne es tatsächlich zu sein. Ich bin ein Sofaheld. Ich feuere Captain America an, aber ich will auf keinen Fall tatsächlich gegen die Nazis kämpfen. Ich schleppe mich nicht auf der Suche nach Dr. Doom durch den Dschungel und ich will ganz sicher nicht irgendeinem Dämon gegenüberstehen. Es tut mir leid, Captain M, aber Sie haben den falschen Kerl aktiviert.«

      Sie lehnte sich vor. »Das ergibt keinen Sinn. Vor zwei Wochen wollten Sie unbedingt zu einem Einsatz mitfahren. Was ist passiert?«

      Er hatte einen Hasen gefressen und erkannt, dass er köstlich schmeckte. Und als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte er die Aufgabe übertragen bekommen, die Habseligkeiten von Neros toten Teamkameraden einzupacken. Das hatte ihm die Augen geöffnet. Durch ihre Sachen hatte er einen kompletten Einblick in ihre Leben bekommen. Sie hatten sich von ihren Familien losgesagt, weil sie nicht über die paranormale Welt sprechen konnten, Gewalt war für sie täglich allgegenwärtig gewesen, und am Ende erinnerten sich nur so wenige Leute an sie. Weder die, die sie gerettet hatten, denn die wussten nicht, was passiert war, noch ihre Familien, die seit Jahren nicht mit ihnen gesprochen hatten. Nur die Organisation trauerte – für ein paar Wochen –, bevor sie umstrukturierte, neue Rekruten aktivierte und aus den Überlebenden ein neues Kampfrudel geschaffen wurde.

      »Ich will kein Killer sein, nicht mal Häschen gegenüber.«

      »Wir schützen die Welt. Sie müssen nicht an der Front stehen.«

      Er nickte. »Ich liebe die Arbeit, die Sie hier machen.« Wulf, Inc. setzte waschechte Bösewichte außer Gefecht, und damit hatte er kein Problem. Aber dennoch hieß es überall um ihn herum vernichte diesen und weide jenen aus, sodass der Wolf in ihm sich ebenfalls im Blut suhlen wollte. Aber er war in erster Linie Mensch und er wollte niemandem den Bauch aufschlitzen. Nicht, wenn er eine in Plastik verpackte Hühnerbrust im Supermarkt kaufen konnte. »Ich will nur kein Teil davon sein.«

      Captain M starrte ihn an und ihre Nase zuckte, während sie nachdachte. »Da ist noch mehr.«

      »Ja.« Und nun kam er zum echten Knackpunkt. »Ich werde nicht aus dem Leben meiner Familie verschwinden. Das werde ich nicht.« Denn das war es, was die Leute bei Wulf, Inc. tun mussten. Die Paranormalen hatten ihren Platz und der war nicht bei den Vanilla-Menschen.

      Er beobachtete, wie sie seine Aussage aufnahm und ihre Miene sich verfinsterte, aber in ihren Augen konnte er Verständnis sehen. Nicht jeder Werwolf arbeitete für Wulf, Inc. Viele führten ein normales Leben, vorausgesetzt, sie hatten ihre tierische Seite komplett unter Kontrolle.

      »Also sind Sie nur noch aus dem Grund hier, weil Sie herauszufinden versuchen, wie Sie sich bei Vollmond kontrollieren können.«

      Es war keine Frage, aber er antwortete dennoch mit einem Nicken. Nicht jeder Werwolf verlor bei Vollmond den Verstand, aber er hatte den Kürzeren gezogen und würde besonders hart daran arbeiten müssen, sich zu kontrollieren. Das Gute war, dass er es gewöhnt war, Hürden zu überwinden.

      »Der nächste Vollmond ist erst in ein paar Wochen. Macht es Ihnen etwas aus, uns bis dahin zu helfen? Es beinhaltet kein Töten.«

      »Was haben Sie für mich?«, fragte er und legte eine Frechheit in seine Stimme, die er nicht fühlte.

      »Joshs Bruder hat eine Fae-Frucht gegessen –«

      »Was? Warum?« Er hatte sich über Magie belesen und nichts war unvorhersehbarer als Fae-Magie. Und sie rächte sich garantiert.

      Captain M zuckte die Achseln. »Weil er ein Idiot ist? Weil er auch bei den Paranormalen mitmachen wollte?«

      Laddin schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, was wurde ihm versprochen?«

      »Nun, das ist es, was Sie herausfinden sollen. Der Rest des Teams unterstützt die Höherrangigen. Sie versuchen immer noch, den Dämon zu finden, der den See und Wisconsin im Allgemeinen vergiftet. Das Problem ist – abgesehen vom Offensichtlichen –, dass die paranormale Energie um den See herum so stark ist, dass sie sämtliche paranormalen Spinner der Welt anlockt. Sie können den Dämon nicht finden, wenn sie ständig gegen wild gewordene Ghule und Kobolde kämpfen müssen.«

      »Ich soll dabei die Logistik übernehmen?«, fragte er.

      »Sie können mit mir koordinieren, aber hauptsächlich brauche ich Sie dafür, dass Sie sich um Bruce kümmern. Das ist Joshs Bruder.« Sie hielt eine Hand hoch, bevor er etwas entgegnen konnte. »Ich weiß, dass Sie selbst noch ein ganz junger Wolf sind, aber ich habe sonst niemanden dafür. Die anderen sind in der Nähe, um bei Bedarf zu helfen, aber sie können kein Nest wütender Pixies beseitigen, wenn sie einen Fae-Werwolf babysitten müssen.«

      Er nickte, auch wenn ihn der Gedanke, ein Pixienest zu beseitigen, traurig machte. Er wusste, dass die kleinen Feen für gewöhnlich eine Plage waren, aber sie wollten doch auch nur ihren Spaß haben. Es musste einen Weg geben, sich um die winzigen magischen Wesen zu kümmern, ohne sie zu töten. Aber es war ein aussichtsloser Kampf. Immerhin waren Kakerlaken auch nicht boshaft, aber das hielt niemanden davon ab, sein Haus auszuräuchern.

      »Kommen Sie, Laddin. Lassen Sie mich noch nicht hängen. Geben Sie mir eine Chance zu beweisen, dass es hier einen Platz für Sie gibt.«

      Er nickte, denn ihm war von klein auf beigebracht worden, die Wünsche einer mächtigen Frau zu respektieren. Aber sie musste auch seine Entscheidung respektieren. »Fürs Erste helfe ich, aber danach muss ich zu meiner Familie zurück.«

      »Wir sind auch eine Familie, wenn Sie uns wollen.«

      Er wusste, dass das stimmte, aber er wollte nicht eine Familie für die andere aufgeben. Das war nicht seine Art.

      Er brauchte nicht lange fürs Packen. Immerhin war er ohne persönlichen Besitz hergekommen, er hatte nicht mal seine Kleidung gehabt. Kurz darauf befand er sich auf einer kurzen achtstündigen Fahrt zu einer Pizzafarm in einer winzigen Stadt in Wisconsin. Wie baute man Pizza überhaupt an?

      Die Schilder am Straßenrand erklärten es – die Farm nutzte ihre eigenen regionalen Zutaten für ihre Fünf-Sterne-Pizza. Großartig. Nur dass das Unternehmen grottenschlecht laufen musste, denn Mary, die Inhaberin, hatte das komplette Gelände an Wulf, Inc. vermietet.

      Er hatte allerdings keine Zeit, um sich über das Geschäftsmodell von Pizzafarmen Gedanken zu machen, als er in eine große Scheune fuhr, die für landwirtschaftliche Maschinen ausgelegt war, derzeit aber als Garage genutzt wurde. Er entdeckte Neros Auto neben einem Wulf, Inc.-Van, der schon bessere Tage gesehen hatte. Und es war offensichtlich, dass niemand den seit seinem Ausflug in den Sumpf gewaschen hatte, denn Mann, stank das Ding!

      Er stieg aus, als Wiz und Stratos, weitere Mitglieder seines Teams, ankamen. Genau wie er rümpften sie die Nasen angesichts des Gestanks, der vom Van ausging.

      »Was zum Teufel ist das?«, wollte Stratos wissen, während sie ihre Nase mit ihrem T-Shirt bedeckte.

      Yordan – ein großer Typ mit lauter Klappe und einer Vorliebe dafür, sie durch die Gegend zu scheuchen – deutete auf Laddin. »Das ist sein Problem. Der neue Wolf schläft im Laderaum. Er ist vermutlich hungrig und muss pinkeln, aber lass ihn das nicht als Wolf tun. Die erste Aufgabe ist es, ihn dazu zu bewegen, sich zurück in seine Menschengestalt zu verwandeln.«

      Laddin nickte. Er war bereits instruiert worden.

      Bing sprang auf der anderen Seite aus dem Van, seine Miene eine genauso unlesbare Maske