Kathy Lyons

Mission Mr. Happy


Скачать книгу

tot.

      Aber der Wolf biss nicht zu. Stattdessen lag Laddin dort, spürte Bruce’ heißen Atem an seinem Hals, während er sein Bestes gab, um ruhig zu bleiben. Warum zum Teufel tat das Tier nichts?

      »Ich ordne mich unter«, flüsterte er. »Du bist der Boss.«

      Nichts.

      Dann überkam ihn das seltsame Gefühl eines Déjà-vu-Erlebnisses. Das hier war genauso wie damals, als Nero und Wiz ihn in einen Werwolf verwandelt hatten. Es war, als hätte jeder Moment seines Lebens ihn direkt hierhergeführt, direkt zu diesem Augenblick. Es ergab keinen Sinn. Sicher, seine Verwandlung zum Werwolf war ihm von Geburt an prophezeit worden. Aber dieser Moment war von niemandem vorausgesagt worden. Und dennoch legte sich ein Gefühl von Unumgänglichkeit auf seine Schultern und in sein Herz.

      Er entspannte sich. Was passieren würde, würde passieren. Und wenn es das Ende seines sehr kurzen Lebens wäre, dann sollte es so sein. Seine Atmung wurde gleichmäßig, sein Kopf fiel zur Seite und sein Bauch blieb ungeschützt und verwundbar. Und obwohl er es besser wusste, als direkt in Bruce’ Wolfsaugen zu sehen, war er sich des eindringlichen Blicks aus den gelben Raubtieraugen absolut bewusst.

      »Ich unterwerfe mich dir, Bruce. Ich werde dir folgen, wohin auch immer du mich führst.«

      Er wusste nicht, ob der Mann im Wolf seine Worte verstand. Es war egal. Der Wolf musste etwas gespürt haben, denn langsam gab er Laddins Hals frei. Dann trat er einen Schritt zurück.

      Laddin atmete aus und versuchte, sich zu bewegen, aber ihm war schwindelig und er fühlte sich benommen. Verdammt. Er hatte zu viel Blut verloren. Er musste sich sofort verwandeln. Also griff er langsam nach unten, knöpfte seine Hose auf und zog den Reißverschluss hinunter. Das war alles, was er schaffte. Dann warf er sich in die Verwandlung.

      Mittlerweile war er gut geübt darin. Die Hitze, die kribbelnde Aufregung und die Freude, als sein Körper sich in elektrischem Flirren auflöste und sich dann als Wolf wieder neu formte. Er bewegte sein Bein und seinen Arm – nun beides Wolfsbeine – und spürte, dass sie unverletzt und kräftig waren. Dann arbeitete er sich eilig aus der Jeans und schüttelte sich, als er sich auf alle viere stellte. Es war nervig, immer noch das Shirt zu tragen, aber es war ihm nicht im Weg.

      Sein Blick wurde schärfer und die Welt um ihn herum wurde zu einem Kaleidoskop aus Geschmäckern und Gerüchen. Aber das Wichtigste war, dass er sah, wie Bruce’ Wolf sich langsam von ihm zurückzog.

      Jetzt kam der schwierigste Teil. Bruce hatte Laddin nicht getötet, aber das bedeutete nicht, dass er ihn akzeptiert hatte.

      Langsam ging Laddin auf ihn zu, wobei er den Kopf unterwürfig gesenkt hielt. Er schnüffelte und nahm den Geruch des anderen Wolfs auf. Er roch nach verbrannter Kirsche. Das war seltsam, aber er mochte es. Er kroch noch näher und versuchte, ein Freundschaftsangebot zu signalisieren.

      Es vergingen nur ein paar Sekunden, aber für Laddin fühlten sie sich wie eine Ewigkeit an. Schließlich senkte Bruce den Kopf. Seine Nase zuckte, als er ebenfalls schnüffelte – zunächst Nase an Nase, wobei Laddin den Kopf tiefer als Bruce’ hielt. Dann ging Laddin weiter, schnupperte an Bruce’ Flanke entlang und herum bis zu seiner Rute. Als er das zum ersten Mal bei Josh getan hatte, war er vor der Vorstellung, an einem fremden Hintern zu riechen, zurückgeschreckt. Aber dort gab es so viel zu erfahren. Und er wollte alles über Bruce wissen.

      Unter dem Geruch nach verbrannter Kirsche nahm er Bruce’ familiäre Verbindung zu Josh wahr. Er wusste, dass Bruce gesund war, auch wenn da ein penetranter, beißender Geruch in der Luft lag, der etwas bedeutete. Er hatte keine Ahnung, was, aber es gehörte nur zu Bruce. Und er merkte es, als Bruce sich endlich genug entspannte, um sich an ihm zu reiben.

      Freunde.

      Das Wort hatte sich noch nie so schön angefühlt. Und dann drehte Bruce sich um, offensichtlich, um zum Scheunentor zu rennen.

      Scheiße! Er konnte das nicht zulassen, auch wenn die Gerüche dort draußen wirklich verlockend waren. Also, wenn er Bruce nicht zum Bleiben überreden konnte, würde er es mit Spielen versuchen müssen. Und es gab nichts, was Laddins Wolf lieber tat, als zu spielen. Als Bruce also schon fast durch das Scheunentor hinaus war, sprang Laddin vor ihn.

      Er hielt seinen Kopf gesenkt und wedelte mit der Rute in der Luft. Er bewegte sich nach links und rechts und drehte sich sogar einmal um die eigene Achse, um zu sehen, ob er Bruce in Stimmung bringen konnte.

      Der größere Wolf beobachtete ihn, die Ohren gespitzt, was vermutlich Neugierde signalisierte. Verstand er, was Laddin wollte? Vielleicht. Bruce’ Rute wedelte leicht hin und her und sein Maul öffnete sich zu einem, wie Laddin hoffte, wölfischen Lächeln.

      Laddin preschte vor und schnappte ohne böse Absicht nach ihm. Bruce zuckte zurück, doch dann erwiderte er den Biss. Nicht fest. Ein kurzes Schließen seiner Kiefer, bevor er nach vorn tänzelte. Er bewegte sich nicht so geschmeidig wie Laddin, allerdings war sein Wolfskörper für ihn auch noch brandneu. Doch so wie es aussah, lernte er schnell, dachte Laddin, als Bruce, ohne ins Stolpern zu geraten, zur Seite sprang. Laddin hatte eine Woche gebraucht, um das hinzubekommen.

      Laddin schob sich wieder vor, näher diesmal, und Bruce spielte mit. Laddin warf sich nach links und rechts, versuchte mit der Schnauze in Bruce’ Hals zu zwicken. Er kam jedoch nie nah genug heran, denn Bruce passte sich immer wieder an und wehrte sich. Er gab ein grummelndes Geräusch von sich, kein Knurren, und Laddin fragte sich, ob das sein Spielgeräusch war. Wenn, dann klang es ziemlich aggressiv, aber damit kam er klar. Vor allem, da er Bruce immer tiefer in die Scheune trieb.

      Es war ein aussichtsloses Spiel. Er wusste das. Irgendwann würde Bruce die Lust am Spiel verlieren und Laddin würde sich etwas anderes überlegen müssen. Er musste dieses Scheunentor schließen und als Wolf konnte er das nicht.

      Er suchte immer noch verzweifelt nach einer Möglichkeit, als ihm die Zeit davonlief. Bruce sprang an ihm vorbei, die Rute hoch in die Luft gereckt, und eilte auf das Tor zu. Es war eine Einladung, ihm nach draußen zu folgen, und Laddin zog es sogar in Betracht. Aber je mehr Zeit Bruce als Wolf verbrachte, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass er sich wieder zurück in seine menschliche Gestalt verwandeln konnte. Kurz gesagt: Die Spielzeit war vorbei. Laddin musste es ernsthaft angehen Regeln aufzustellen.

      Nur wollte er das wirklich, wirklich nicht tun.

      Er preschte vor. Für einen Werwolf mochte er klein sein, aber das machte er mit Geschwindigkeit wett. Er schaffte es zwischen Bruce und das Tor, dann verwandelte er sich in einen Menschen zurück. Er tat es schnell, landete auf allen vieren, das T-Shirt noch immer an, aber mit dem nackten Hintern im Wind.

      »Siehst du, wie einfach es ist?«, sagte er zu Bruce. »Komm zurück in deine menschliche Gestalt.«

      Er richtete sich auf seine Knie auf. Er hatte sich genau diese Stelle ausgesucht, da seine Hose in Reichweite lag. Und während Bruce ihn mit diesen dunkelgelben Augen musterte, schaffte Laddin es, sich die Fernbedienung des Elektroschockhalsbands zu schnappen, dort, wo sie zu Boden gefallen war. Dann stand er langsam auf.

      Das Halsband war nur für den Fall. Sein wirkliches Ziel war es, das Scheunentor zu schließen. Leider waren die Flügel riesig. Er würde zwei schwere Türen zusammenschieben müssen und Bruce konnte einfach nach draußen schlüpfen, während er sie schloss. Aber er musste es versuchen.

      »Denk darüber nach, was du tun willst, Bruce. Hast du Hunger? Wir könnten ein paar Burger grillen. Bist du Kaffeetrinker? Du musst eine Tasse herbeisehnen. Gott weiß, ich tue es. Hast du eine Freundin? Du kannst sie nicht anrufen, wenn du nur ins Telefon jaulst.«

      Bruce hörte mit schief gelegtem Kopf zu, während Laddin redete. Dann sah er die Lösung. Halleluja! Das Tor war elektrisch. Er musste Bruce nur ablenken, während die Dinger sich von allein schlossen.

      Er lokalisierte den Schalter schnell und sprach weiter, während er darauf zuging. »Ich hatte in der Highschool mal eine Freundin. Sie war süß, ein Ass in Mathe und verdammt heiß. Ich habe alles getan, was von mir erwartet wurde. Ich habe sie gut behandelt, ihr Blumen gekauft und zugehört, wenn sie geredet hat. Die guten Dinge. Aber ich