Kathy Lyons

Mission Mr. Happy


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beide aus ihren Leben gerissen worden, hatten lernen müssen, als Werwölfe zu leben, und mussten letztendlich beide entscheiden, wie sie damit umgehen würden.

      »Alle mal zuhören«, dröhnte Neros Alphastimme durch den Raum. »Wir haben einen Weg gefunden, den Dämon zu töten, der Wisconsin vergiftet. Es ist eine komplizierte Angelegenheit und da gibt es keinen Platz für neue Rekruten. Ihr seid alle hier, um zu helfen, Störenfriede fernzuhalten, während Josh und ich tun, was getan werden muss.«

      Wiz verschränkte die Arme. »Haben wir denn den Dämon gefunden, der dabei ist, Wisconsin zu vernichten?«

      Nero zuckte zusammen. »Noch nicht. Wir werden Wulfric Bericht erstatten, ihm sagen, was wir wissen, und er wird entscheiden, wie und wo er uns einsetzt.«

      Josh sah abrupt auf. »Wulfric, der unsterbliche Gründer von Wulf, Inc.? Der –«

      »Ja! Dieser Wulfric. Der, der sich nur zeigt, wenn die Welt kurz vor dem Untergang steht. Also schnappt euch eure Sachen. Yordan und Bing kommen mit mir und Josh.« Er deutete zu seinem Auto. »Stratos und Wiz, ihr folgt uns. Lasst uns das tun, wofür wir hier sind.«

      Die anderen taten, wie ihnen befohlen – alle außer Laddin, der dastand und sich ausgeschlossen fühlte. Dann drückte Yordan, Bings Trainer, ihm die Vanschlüssel in die Hand und sah ihn ernst an. »Nur fürs Protokoll, ich bin dagegen. Du weißt einen Scheiß darüber, neue Rekruten zu trainieren.«

      Das war absolut richtig, aber Laddin hatte die Wulf, Inc.-Einsatzliste gesehen. Dank des Dämons waren sie mehr als unterbesetzt. »Ich bin die einzige Option, die ihr habt«, sagte er.

      »Betüddel ihn nicht«, fuhr Yordan fort. »Kann sein, dass er weiß, wer er ist und was passiert ist, vielleicht aber auch nicht. Lass ihn im Käfig, bis er sich verwandelt hat.«

      Laddin schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn nicht im Käfig lassen! Weißt du, wie traumatisierend das ist?«

      »Weniger traumatisierend, als die Kehle rausgerissen zu kriegen. Glaub mir, ich weiß das.« Und das tat er – erst ein paar Wochen zuvor hatte er die Kontrolle über Bing verloren und wäre beinahe auf exakt diese Weise gestorben.

      Was bedeutete, dass Laddin keinen Spielraum für Widerspruch hatte. Stattdessen schlüpfte er um Yordan herum, um mit Josh zu sprechen, der bereits im Auto saß und sich anschnallte. Der Kerl sah sowohl erschöpft als auch glücklich aus, was eine seltsame Kombination war. Seine blonden Haare waren verstrubbelt, seine übliche Was-soll’s-Einstellung schien zu bröckeln, aber wann immer er Nero ansah, verströmte er dieses intensive, undefinierbare Etwas. Lust? Liebe? Es war schwer zu sagen, aber Laddin wusste, dass es darauf basierte, dass er glücklich war. Denn in diesem Moment, als er zusah, wie Nero sich auf den Fahrersitz setzte, hatte der Kerl ein gefühlsduseliges Lächeln auf den Lippen.

      Traurigerweise verschwand das Lächeln in dem Moment, als Laddin an die Autoscheibe klopfte.

      Josh ließ schnell die Scheibe hinunter und sah ihn mit neutralem Gesichtsausdruck an. »Vertrau ihm nicht, Laddin. Er hat eine grausame Ader.«

      »Dein Bruder?« Sollten Brüder nicht bedingungslos zusammenhalten? Oder sich zumindest nicht hassen?

      »Ja, mein Bruder!«

      Offenbar war das bei diesen beiden anders. »Hast du eine Idee, warum er es gemacht hat? Was genau –?«

      »Er hat es getan, weil er alles ruinieren muss, was ich habe. Das tut er eben. Er steckt seine Nase in mein Leben und zerstört es.«

      Laddin trat einen kleinen Schritt zurück. »Wie zerstört seine Verwandlung zum Werwolf dein Leben?«

      Josh stieß wütend die Luft aus. »Er wird einen Weg finden. Das tut er immer.«

      Nero saß mittlerweile im Auto. Er streckte eine Hand aus und drückte Joshs Oberschenkel. »Das hier kann er nicht zerstören. Das ist unmöglich.«

      Laddin sah, wie Joshs Miene weicher wurde. Dann legte er eine Hand auf Neros. »Er wird es aber versuchen. Ich weiß nicht, ob es Eifersucht ist oder nur das neurotische Bedürfnis, der Beste in allem zu sein. Als wir noch Kinder waren, hatte er alles. Er war der große Macker in der Highschool, mein Vater hat ihn verehrt und selbst meine Schwester hat zu ihm aufgesehen. Aber er musste trotzdem sichergehen, dass ich mich wie Scheiße fühle.«

      Nero schüttelte den Kopf. »Er kann dir nichts mehr tun – wir wissen bereits, wer du bist.«

      Josh nickte, während er zu Laddin blickte. »Es hört sich verrückt an, aber ich habe recht. Und wir können es uns nicht leisten, dass er sich jetzt bei uns einmischt. Der Dämon wird den Planeten zerstören, wenn das hier schiefgeht.«

      »Er wird euch nicht in die Quere kommen«, versprach Laddin.

      »Ganz genau«, sagte Nero abgelenkt. »Laddin kümmert sich darum, richtig?«

      »Natürlich tue ich das«, log er. »Ich habe mich schon um viele Brüder gekümmert, die Fae-Früchte gegessen und sich in Tiere verwandelt haben.«

      Nero richtete seine Aufmerksamkeit auf Laddin und grinste. Und war das nicht mal ein Anblick? Laddin glaubte nicht, dass er den Kerl zuvor schon mal so glücklich gesehen hatte. »Das dachte ich mir«, sagte Nero. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas. Laddin hatte keine andere Wahl, als aus dem Weg zu springen.

      Sekunden später folgten die anderen Nero und ließen Laddin mit dem großen Van und dem mysteriösen Bruder darin allein.

      Dann mal los.

      Er entriegelte die Tür des Vans und zog sie auf. Sonnenstrahlen fielen vom Scheuneneingang herein und erleuchteten das Chaos im Inneren. Müll und Zubehör waren so kreuz und quer auf dem Boden verstreut, dass es seinen Ordnungssinn reizte. Aber all das trat in den Hintergrund, als er einen Blick auf den Wolf im Käfig warf.

      Oh mein Gott. Er war wunderschön. Zuerst sah Laddin nichts als Fell, tiefbraun mit einem kirschroten Unterton, der im Sonnenlicht zu glühen schien. Er wollte seine Hände darin vergraben. Aber als er herumging, sah er das ganze Tier, das auf der Seite lag und ruhig und gleichmäßig atmete. Doch der Körper wirkte kraftvoll – starke Muskeln unter dem Fell und scharfe Klauen. Und obwohl der Mund geschlossen war, hatte Laddin keine Probleme, sich die Zähne in der langen, ansehnlichen Schnauze vorzustellen.

      »Hey, Bruce«, sagte er, wobei seine Stimme vor Ehrfurcht leise klang. »Zeit aufzustehen, Kumpel.«

      Es gelang ihm nicht, sich dem Drang, die Kreatur zu berühren, zu widersetzen, und so entriegelte Laddin den Käfig und öffnete die Tür weit. Dann setzte er sich auf den Boden des Vans und griff in den Käfig, um das Fell des Wolfes zu streicheln. Es war genauso weich, wie es prächtig war. Laddins Haut kribbelte dort, wo er seine Finger in der Halskrause vergraben hatte, und obwohl sein Arm dem Maul des Tieres gefährlich nah war, schob Laddin die Finger unter das Elektroschockhalsband, das jemand um den kräftigen Hals gelegt hatte.

      »Komm schon, Bruce. Wach auf.«

      Er schüttelte Bruce’ Halskrause heftig.

      »Ich bin mir sicher, dass du über etwas reden musst. Zum Beispiel darüber, warum du es für nötig gehalten hast, eine Frucht zu essen, die dir ein gefährlicher Fae gegeben hat.«

      Ein Auge öffnete sich. Es war gelb mit braunem Rand, wie Crème brûlée, was Laddins Lieblingsdessert war. Und es konzentrierte sich treffsicher auf ihn.

      »Wir müssen nicht sofort darüber reden«, sagte Laddin und ließ seine Stimme so beruhigend wie möglich klingen. »Erzähl mir was über dich. Was bist du von Beruf? Josh ist so schnell von hier abgedüst, dass ich keine Chance hatte zu fragen.«

      Auf die Erwähnung von Joshs Namen erfolgte eine winzige Regung, aber Laddin hatte keine Ahnung, ob das gut oder schlecht war. Dann fletschte der Wolf die Zähne, während ein tiefes, grollendes Knurren seinen Körper vibrieren ließ.

      »Nun sei nicht so. Er ist dein Bruder, ihr solltet euch lieben. Aber ich sag dir was. Wie wäre es, wenn du dich zurück in einen Menschen verwandelst und ich höre zu, wie sehr er