Kathy Lyons

Mission Mr. Happy


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Kleine, der so tut, als wären wir alle Idioten.« Er wollte Bitterroots Namen nicht laut aussprechen.

      Josh schoss auf ihn zu. »Du hast keinen Deal mit ihm gemacht, oder? Du hast nicht –«

      »Nein, ich habe nur zugehört und eingewilligt, euch das hier zu geben.« Er übergab die Nachricht an Josh, der sie sich zusammen mit Nero ansah. Sie kuschelten sich aneinander, um sie zu lesen. Er wusste, dass sie nicht absichtlich so ein vertrautes Bild abgaben, aber das änderte nichts daran, dass sie perfekt zueinander passten.

      Dann runzelte Nero die Stirn. »Was zum Teufel soll das bedeuten? Wir haben ihn bereits getötet...«

      Josh stöhnte auf. Es war ein tiefer, verzweifelter Laut, und um ihm Nachdruck zu verleihen, schlug er sich gegen die Stirn. »Wir sind zurück in dieser Zeitlinie. In meiner Zeitlinie, in der ich rekrutiert wurde, um eine Lösung für die Feuerexplosion zu finden.«

      Nero nickte. »Ja, ich weiß.«

      Josh hielt das Pergament in die Höhe. »Kapierst du es nicht? In dieser Zeitlinie ist der Dämon immer noch dabei, Wisconsin zu zerstören.«

      »Was? Nein, wir...« Neros Worte gingen in ein lautes Stöhnen über. »Wir haben unser Leben riskiert und er bekommt Drachen.« Er zerknüllte das Papier in seiner Faust. »Habe ich dir erzählt, dass er derjenige war, der uns überhaupt erst von dem Dämon erzählt hat? Er hat uns auf die Jagd danach geschickt. Unfassbar.«

      Josh sah Bruce an. »Hast du das gelesen?«

      Bruce schnaubte. »Natürlich habe ich es gelesen. Er wollte, dass ich es lese. Sonst hätte er es in einen Umschlag gesteckt.«

      Nero starrte Bruce an. Sein Blick war hoch konzentriert und er verlagerte sein Gewicht, sodass er falls nötig schnell vor Josh treten konnte. Verdammt, der Mann beschützte Josh, so wie Bruce als sein älterer Bruder es hätte tun sollen. Beschützte ihn auf eine Weise, die Bruce sich den Großteil seines Lebens gewünscht hatte. Und jetzt hatte Josh so jemanden in Gestalt eines riesigen, unmenschlichen Werwolfliebhabers.

      »Was noch?«, verlangte Nero zu erfahren und bewies damit, dass er nicht so dämlich war, wie er aussah. »Fae geben keine Informationen ohne Gegenleistung. Was hat er dir noch angeboten?«

      Bruce streckte die andere Hand aus. Auf seiner Handfläche lag diese dunkelrote Kirsche. Er hob sie ins Sonnenlicht, und sie alle waren vorübergehend von der Schönheit dieser einfachen Frucht fasziniert.

      »Er sagte, wenn ich das will, was du hast, dann muss ich die hier essen. Und das tue ich. Ich will es.« Bruce hatte die Frucht angestarrt und die drängende Sehnsucht gespürt. Er wollte widerstehen, doch dann sah er seinen Bruder und Nero an. Josh hatte sich eindeutig über beide Ohren verliebt, aber Bruce traute Nero nicht weiter, als er ihn werfen konnte. Der Mann hatte zu viel Einfluss auf Josh und das konnte nur eine Katastrophe für seinen kleinen Bruder bedeuten.

      Aber er konnte Josh nur beschützen, wenn er mitspielte. Und das konnte er nur, wenn er die Kirsche aß.

      Also steckte er sich das Ding in den Mund. Und aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie ein Schmetterling von einem Blatt abhob und davonflog.

      »Nein!«, rief Josh, aber es war zu spät. Bruce kaute hastig und schluckte, nachdem er den Kern in einen Busch gespuckt hatte. Alle drei warteten in angespannter Stille, darauf vorbereitet, dass etwas Dramatisches passierte.

      Nichts.

      War das nicht klar gewesen? Selbst wenn es um Fae-Magie ging, hatte sein Bruder das Glück gepachtet. Nero seufzte und drückte die Autoschlüssel in Joshs offene Hand. »Hol mein Handy aus dem Handschuhfach und ruf bei Wulf, Inc. an. Sag ihnen, dass wir einen weiteren Rekruten haben.«

      »Aber warum?«, fragte Josh. »Es ist nichts passiert.«

      »Noch nicht.«

      Bruce spürte die schwer auf ihm lastende Enttäuschung. Diese Kirsche hatte null Komma null –

      Hitze brannte sich durch seinen Körper. Und da er auf etwas gewartet hatte, bemerkte er bewusst, wie sie langsam zunahm, sich in seinem Magen sammelte, bevor sie in jede seiner Nervenzellen strömte.

      Es fühlte sich wie ein kleines Feuer an, das schwach brannte, nur dass sich, von seinem Steißbein ausgehend, eine Art elektrischer Impuls ausbreitete. Jedes Pulsieren schoss seine Wirbelsäule entlang, wobei die Intensität stetig zunahm. Seine Wirbelsäule hinauf, hinunter in seine Beine… In Reaktion darauf zogen seine Muskeln sich zusammen. Er drückte den Rücken durch, breitete die Arme aus und sein Kopf fiel zurück, als er versuchte zu schreien.

      Das Pulsieren erreichte sein Gehirn schneller als erwartet, und als es so weit war, löschte es jeden Gedanken aus, auch wenn er das Gleißen von tausend Sonnen mitten in seinem Kopf spürte. Und als er das sah, es fühlte, es als etwas herrlich Besonderes erkannte, brach alles in sich zusammen. Die Hitze, die Kraft, die Freude – alles in ihm kollabierte. Und als es sich neu zusammensetzte, stand er auf vier Beinen. Sein Gesicht hatte eine andere Gestalt angenommen und sein Hinterteil bewegte sich wie nie zuvor.

      »Mist«, sagte Nero irgendwo über ihm. »Ich hoffe, er passt in mein Auto.«

      Er würde in kein Auto steigen. Er würde loslaufen und springen und an Dingen schnuppern. Er war im Wald, als Wolf, und die Stärke seines Körpers was herrlich. Also spannte er seine Muskeln an –

      und sackte zusammen.

      Er stand auf und sprang zur Seite, aber nur seine Hinterbeine bewegten sich. Die vorderen gaben nach und er fiel mit der Nase in den Dreck. Er konzentrierte sich nun völlig darauf, wie welche Muskeln funktionierten, und versagte dabei völlig.

      Und so bekamen Nero und Josh ihn zum Auto. Und dann sah ihm ein Typ, der so umwerfend wie ein Filmstar aussah, in die Augen und befahl ihm zu schlafen.

      Kapitel 3

      Derweil in Michigan, Laddin kündigt bei Wulf, Inc.

      »Das kann nicht Ihr Ernst sein. Das waren doch nur Hasen.«

      Laddin wandte sich vom Fenster ab, durch das er in die Wälder Michigans gestarrt hatte. Er war in Captain Ms Büro und überbrachte die schlechten Nachrichten auf die entschiedenste Weise. »Es waren nicht nur die Hasen«, protestierte er, doch sie fiel ihm ins Wort.

      »Sie können Wulf, Inc. nicht verlassen, weil Sie ein paar Hasen gefressen haben. Die Wälder wären voll von diesen Fellknäulen, wenn wir die Population nicht gering halten würden.« Die Frau war seine Trainerin und auch die Leiterin der Kampfeinheiten von Wulf, Inc. Sie war von dem Moment an, als er als Werwolf ins Hauptquartier gebracht worden war, an seiner Seite gewesen und hatte keine Zeit verschwendet, sich seine Talente zunutze zu machen. Nicht nur seine Fähigkeit, Dinge in die Luft zu jagen, sondern auch seine Tendenz zum Ordnungswahn. Alles musste seinen Platz haben und so weiter. Sie hatte ihm aufgetragen, die Arbeitsabläufe in ihrem Büro zu organisieren, und er hatte sich in die Arbeit gestürzt wie eine Ente sich ins Wasser.

      Oh, verdammt – das war ein weiteres Lebewesen, das er beim letzten Mal, als der Mond hell am Himmel stand, gefressen hatte. Offenbar gehörte er zu der Art von Werwölfen, die bei jedem Vollmond ihren Verstand verloren und alles fraßen, was rannte, flog oder hüpfte.

      »Sie müssen das hinter sich lassen, Laddin. Sie sind jetzt ein Jäger. Und Jäger –«

      »Fressen Hasen?«

      »Ja.«

      »Nein.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Es ist hart, durchs Leben zu gehen und sich für das zu hassen, was man ist.«

      Diese Lektion hatte er bereits gelernt. Früher hatte er sich für seine deformierte Hand gehasst – ein Gendefekt, den auch die Magie nicht korrigiert hatte. Aber er hatte seinen Frieden damit geschlossen, also musste er daran glauben, dass er einen Weg finden würde zu überleben, ohne lebendiges Fleisch zu fressen.

      »Sehen Sie, es geht nicht nur um die Hasen. Niemand hat mich gefragt, ob ich in einen Werwolf