Micha Rau

Die geheimen Gedanken der Männer


Скачать книгу

am Strand, tun so, als ob Sie dösen, und linsen dabei durch ihre Sonnenbrille den schönen Popos nach, die an Ihrem Handtuch vorbeiwackeln. Das Es denkt: Hey, mit der würde ich gern mal … Sofort meldet sich das Über-Ich und ruft: Alter, du bist verheiratet, halt dich zurück! Und das Ich, also der Vernünftige in Ihnen, wendet sich resigniert dem nächsten Popo zu. Daraufhin meldet sich der vierte Begriff, nämlich der, den Freud in seiner Analyse vergessen hat: Ihre Frau!

      „Was glotzt du der hinterher?“

      Schon zieht sich das Es stinksauer zurück, das Über-Ich grinst selbstzufrieden, und das Ich bleibt vernünftig. Wenn auch nicht ganz. Denn die geheimen Gedanken sind noch immer in Ihnen drin, und der nächste Hintern fordert die drei Typen und Ihre Frau aufs Neue heraus. Ich empfehle das Tragen einer verspiegelten Brille. Und bewegen Sie nur die Augen, nicht den Kopf.

      Wenn wir unsere verborgene Innenwelt ernsthaft betrachten, dann müssen wir sie als eine Art Schutzfunktion verstehen. Etwas nicht auszusprechen, kann uns vor Ärger, Scheidung, Missverständnissen, Ohrfeigen, Kündigungen, Familienzerwürfnissen, peinlichen Auftritten und vielem mehr schützen.

      Sie haben Recht, wenn Sie jetzt denken, dass manches, was man wiederum hätte sagen sollen, all das oben Genannte auch hätte vermeiden können. Aber wann Sie nun etwas sagen und wann nicht, das muss ich leider Ihnen überlassen.

      Carl Gustav Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, hat einmal gesagt: Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens eine Art Schatten-Ich, ein Geheimnis, das ihn umgibt und das aus allen von uns negierten Eigenschaften und Taten besteht. Das wäre so eine Art Ergänzung der drei Typen von Freud. Und das Schatten-Ich könnte sehr gut durch unsere geheimen Gedanken geformt und bestimmt werden, ja, es sogar durch sie sein.

      Ich zitiere mal aus einem Onlineforum aus Österreich (www.parents.at, User: Twix): Ich war immer der ehrlichste und gesprächigste Typ in einer Beziehung, den es gibt. Bis mir meine Mama gesagt hat: Tanja, ein Mann muss nicht alles wissen!

      Recht hatte die Mama! Und eine Frau muss auch nicht alles wissen. Doch wieviel sollte man in einer Beziehung teilen?

      Noch ein Zitat aus demselben Forum (User: Aitsch): … sie schmollt seit 5 Tagen. Er weiß nicht, warum. Aber beide sind glücklich …“

      Da überlegt man sich: Warum sind beide glücklich, wenn sie doch schmollt? Vielleicht, weil sie nicht sagen will, warum sie schmollt, vielleicht, weil er nicht das sagen will, was ihr dann tatsächlich Grund zum Schmollen gäbe, vielleicht, weil er etwas gesagt hat, was er besser nicht hätte sagen sollen oder vielleicht, weil er etwas nicht gesagt hat, was er hätte sagen sollen? Nun wissen wir ja, dass nichts so schlecht zusammenpasst wie Mann und Frau. Aber wir wissen auch, dass Gesagtes zur Trennung ebenso führen kann wie Ungesagtes.

      Nicht leicht, das Leben, stimmt’s?

      Aber es könnte noch weit schwieriger werden, nämlich dann, wenn das, was ich auf www.sueddeutsche.de gelesen habe, eines Tages Wahrheit werden würde. Dort wurde über einen Versuch berichtet, bei dem einem Menschen eine Gummikappe mit 64 Elektroden auf den Kopf gesetzt wurde. Diese Elektroden messen Signale ähnlich einem EEG. Doch hierbei ging es nicht um vitale Funktionen, sondern um das Messen von Gedanken! Während einer nur eine Viertelstunde dauernden Lernphase lernte der angeschlossene Computer, wie die Signale des Gehirns aussehen, wenn die Versuchsperson an gelbe Dreiecke oder an blaue Balken denkt. Nicht nur der Autor der Süddeutschen fragt sich da, was man künftig noch alles lesen kann. Was, wenn geheime Gedanken plötzlich wie ein Youtube-Video auf dem Bildschirm auftauchen? Was, wenn man später so einen Gedankenleser im Media-Markt kaufen kann und seiner Liebsten zu Weihnachten schenkt? Gibt es dann überhaupt noch eine einzige funktionierende Ehe?

      Eine unheimliche Vorstellung.

      Bisweilen kommen die geheimen Gedanken unbeabsichtigt zum Vorschein. Man kann nichts dafür. Es passiert einfach. Berühmt dafür ist der Freudsche Versprecher. Der erste von Sigmund Freud selbst zitierte Versprecher erzählt vom einstigen Präsidenten des Österreichischen Abgeordnetenhauses, der eine unangenehme Sitzung mit den Worten eröffnete: „ … Ich erkläre hiermit die Sitzung für geschlossen!“

      Das sagt eigentlich alles, oder? Man sagt etwas und denkt gleichzeitig etwas anderes. Etwas, das in jenem Moment geheim bleiben soll, einem aber entschlüpft. Das kann verdammt peinlich werden, zu Trennungen führen oder schlimmstenfalls sogar Kriege auslösen.

      … Versprecher sind oft aus dem Bewusstsein verdrängte Konflikte, die sich durch ein einziges Wort oder einen halben Satz Luft machen.“ (Zitat aus www.psychosoziale-gesundheit.net von Prof. Dr. Volker Faust)

      Hier einige auf derselben Website zusammengetragene köstliche Versprecher:

      „Sei unberuhigt!“

      „Der kommt mir nicht unter die Lippen!“

      „Einen schönen Menschen entstellt alles!“

      „Vergessen Sie, mich daran zu erinnern.“

      „Schweinschwangerschaft.“

      „Der Mensch ist doch sehr hormonisch.“

      „Angora pectoris.“

      „Wieder einmal landet der Ball im Bett.“

      „Die sitzt fett im Sattel!“

      „Der erste fleischliche Weibergeselle.“

      „Probleme wie du und ich.“

      „Der gemeinsamste Kleinsame.“

      „Damit haben wir schon drei Fallbeile.“

      Bei den meisten der Beispiele handelt es sich wohl um echte Versprecher, sieht man mal von den Hormonen, der Fetten im Sattel, der Schweinschwangerschaft und dem du und ich ab. Es gibt aber auch Versprecher, die so deftig sind, dass ihr Ursprung auf der Hand liegt. Da kommen unbeabsichtigt Worte aus dem Mund, die ihr Sprecher oder ihre Sprecherin niemals hätte sagen dürfen.

      Eines dieser Beispiele lieferte eine Sprecherin von CNN, die gleich zweimal während einer Livesendung statt des Wortes Peanuts das Wort Penis benutzte. Eigentlich wollte sie sagen, dass die Fluglinie Northwest Airlines den Fluggästen Peanuts serviert … nun bekamen die armen Leute also Penisse. Eher unwahrscheinlich, dass sie diesen Snack bekamen, also wird die gute Moderatorin wohl ganz woanders mit ihren Gedanken gewesen sein …

      Altbundeskanzler Helmut Kohl hat zwar keine Penisse serviert, aber auch er hat einen schönen Lapsus hinbekommen: „Wir haben ein gutes Koalitionsklima, wenn wir pfleglich miteinander untergehen.“

      Dass so ein Versprecher böse Folgen haben kann, zeigt das Schicksal einer Sportmoderatorin des ZDF. Sie verlor ihren Job, weil sie die Fußballkünste von Schalke 05 rühmte.

      In einer Umfrage, bei der man genügend Zeit bekommt, seine Antworten zu formulieren, wird den Befragten kaum ein Versprecher oder besser ein Verschreiber unterlaufen sein. Doch ich habe so eine Ahnung, dass manche der Leute, die einige meiner Fragen doch ziemlich überrascht haben dürften, nicht ganz die Wahrheit gesagt haben. Wir werden sehen.

      Ach, eins noch: Lesen Sie ab jetzt allein weiter. Denn ein einziger unbedachter Ausruf von Ihnen könnte zum Problem werden …

      Offene Fragen und geheime Antworten

      Die folgenden 17 Kapitel umfassen die 17 Fragen, die ich den zu befragenden Menschen gestellt habe und natürlich die Antworten hierauf (was weit interessanter sein dürfte). Die meisten Fragen habe ich offen gestaltet, das heißt, dass man sie nicht nur mit Ja oder mit Nein beantworten konnte. Hätte ich die Umfrage