Micha Rau

Die geheimen Gedanken der Männer


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      Da die Umfrage anonym vonstatten gehen musste und ich nicht viel mehr als das Alter und das Geschlecht der Befragten wusste, habe ich den Leuten der besseren Lesbarkeit wegen Namen gegeben. Das war auch unter dem Gesichtspunkt wichtig, dass wir diese Personen für den Rest des Buches begleiten und sich aus der Summe ihrer Antworten vielleicht ein Persönlichkeitsbild formen lässt.

      Dieses Buch wird die Sicht von uns Männern wiedergeben. Nicht, weil ich einseitig denke, sondern weil es schlichtweg zu viel Input geworden wäre. Zudem hätte das Springen zwischen den Geschlechtern auch zur Verwirrung beigetragen.

      Wenn die Männer zu Wort gekommen sind und dieses Buch vollendet ist, werde ich mich also an das nächste machen und die weibliche Betrachtungsweise erörtern. Wer weiß, was mich da erwartet …

      In diesem Buch jedenfalls erwarten Sie witzige, nachdenkliche, liebevolle, umwerfende, ironische oder sarkastische, bisweilen auch leicht schockierende Äußerungen von Angehörigen meines Geschlechts, die ohne den winzigsten Anflug eines schlechten Gewissens drauflosreden durften.

      Frage 1:

       Was antworten Sie auf die Frage: „Schatz, woran denkst du gerade?“ Sagen Sie die Wahrheit oder denken Sie sich etwas aus?

      Ich zitiere mal Karina Lübke, die auf myself.de folgende Erkenntnisse von sich gab:

       Nichts nervt Männer so sehr wie diese Frage. Vielleicht, weil die Antwort so banal ist. Für eine Frau kann keiner nichts denken, solange er kein Yogi ist!

       Nichts heißt natürlich nicht wirklich nichts. Es bedeutet: 1. „Nichts Wichtiges.“ 2. „Nichts, was dich was angehen würde.“ 3. „Nichts, wobei du mir helfen oder was du mir kochen könntest.“

      Nichts ist der Ordner, in dem alle (Männer-)Programme mit hochregenerativen, aber wenig frauenkompatiblen Themen beschäftigt sind: Fußball, Job, Kumpel, Essen, Sex.

      „Du hast doch was, das spüre ich!“

      „Nein, nichts Wichtiges, alles gut.“

      „Das glaub ich nicht, warum guckst du dann so komisch?“

      „Ich … ähh … denke … an dich!“

      „Ach, ich bin also nichts Wichtiges?“

       Die perfekten Antworten je nach Charakter der Partnerin wären

       bei einer Romantikerin:

      „Wie schön es ist, dass wir uns wortlos verstehen.“

       bei einer Unsicheren:

      „Wie wunderbar deine Augen in diesem Licht leuchten!“

       bei einer Feministin:

      „Weil sich keine meiner Gedanken an Schärfe mit deinen messen könnten, schweige ich lieber.“

       bei einer Yoga-Anhängerin:

      „Ich denke nicht, ich fühle. Ich bin. Ganz jetzt im Hier. Bei dir.“

      Was sagt man dazu?! Ich bin gerade auf die Idee gekommen, dass man eine Woran-denkst-du-gerade-Frage-Antwortenliste erstellen könnte, auf der zu jedem Frauentyp die passende Antwort auf diese Frage zu finden ist. Meine Frau zum Beispiel ist Zahnarzthelferin. Da könnte ich bei nächster Gelegenheit antworten: Ich denke gerade daran, welch perfekte Abdrücke du doch machen kannst!

      Ist Ihre Frau Polizistin? Dann könnten Sie sagen: Ich musste gerade daran denken, wie toll du beim letzten Schießtraining warst!

      Oder ist sie Lehrerin? Dann wäre Ich bewundere dich, wie toll du mit dieser Bande kleiner Teufel umgehen kannst! eine perfekte Antwort. Das können Sie übrigens immer antworten, wenn Sie Kinder haben, denn da schmilzt jedes Frauenherz dahin.

      Aber man muss auch aufpassen und sich konzentrieren. Ist Ihre Frau beispielsweise Ingenieurin, dann sollten Sie sich Ich dachte gerade daran, wie genial deine Konstruktion letztes Jahr war, besser verkneifen, wenn das dazugehörige Produkt gerade von einem Rückruf betroffen ist. Verzichten Sie besser auch auf Toll, wie du bedienen kannst!, wenn Ihre Frau als Serviererin arbeitet.

      Als ich die Eingangsfrage (Sagen Sie die Wahrheit oder denken Sie sich etwas aus?) auswertete, war ich erstaunt, wie viele Männer sie mit Ich sage die Wahrheit beantwortet haben. Doch die Mehrzahl der Befragten dachte an nichts. Na ja, sie sagten, sie hätten an nichts gedacht. Irgendwie wurde ich beim Lesen der Antworten den Verdacht nicht los, dass die betreffenden Männer während der Beantwortung des Fragebogens ihre Liebste doch hinter sich oder zumindest im Raum hatten. Vielleicht löst jedoch schon die Fragestellung eine leichte Abwehrhaltung aus, dass sozusagen der Fragebogen die Stelle der Ehefrau einnimmt. Aber es gab auch echte, wahrhaftige und ehrliche Antworten.

      Zum Beispiel Ulf:

      „Ich denk mir immer was aus. Wenn ich sagen würde, was ich denke, dann fängt sie nur an zu motzen, warum ich nicht an sie denke.“

      Oder Tom:

      „Wenn es etwas von Interesse für sie ist, dann sage ich ihr natürlich die Wahrheit.“

      Über diese Antwort habe ich lange nachgedacht. Wie schafft es Tom, zu wissen, was für seine Frau von Interesse ist? Könnte überhaupt etwas von Interesse für sie sein, was er in dem Moment denkt? Ich meine, er wird wohl kaum an neue Strampler fürs Baby gedacht haben, sollten sie gerade ein Baby haben oder an den Einkauf für den nächsten Tag oder an Zalando oder Esprit. Ich jedenfalls denke nicht an solche Dinge. Irgendwo habe ich gelesen, dass ein Mann auf die berühmte Frage geistesabwesend geantwortet hat: „An meine Sommerreifen.“ Genau daran denke ich auch gerade, weil ich immer noch die für den Winter drauf habe. Und ob ich jetzt ein Buch über die Gedankenwelt der Männer schreibe oder mit meiner Frau kuschele, spielt dabei keine Rolle. Denn die Sommerreifen sind wichtig. Man verbraucht mit Winterreifen mehr, das Abrollgeräusch ist lauter und man darf nicht schneller als 190km/h fahren. Das sind die Gedanken, die einem Mann durch den Kopf gehen, liebe Frauen!

      Peter sagt:

      „Mal so, mal so.“

      Ich weiß, die Damen denken jetzt: Das ist doch keine Antwort! Man muss doch wissen, woran man denkt! Wissen wir ja auch, nur ihr müsst das nicht immer wissen! Das mit der Wahrheit ist ja auch wirklich schwierig. Ich zum Beispiel bin ein Träumer. Ich kann einfach nur dasitzen und mich in Fantasien verlieren. Entweder eine Frau kann das tatsächlich nicht oder sie kann es nicht aushalten, wenn ein Mann nur dasitzt. Spätestens nach 5 Minuten kommt die Frage: Schatz, woran denkst du? Es könnte allerdings auch: Ist was mit dir? oder Hast du was? sein.

      Wenn eine Frau wirklich einmal für längere Zeit nichts sagt, dann denken wir, dass sie sauer auf uns ist oder dass der Akku ihres Handys leer ist oder eventuell auch, dass sie sich nicht wohl fühlt. Das allerdings eher selten.

      Viele Männer haben in meiner Umfrage die Antwort auf die Eingangsfrage etwas verbogen. Sie manövrierten sich um eine klare Aussage herum:

      „Ich sage eigentlich immer der Wahrheit.“

      „Ich sage meistens die Wahrheit.“

      „Ich sage schon eher die Wahrheit.“

      „Ich bleibe normalerweise bei der Wahrheit.“

      „Ich sage fast immer die Wahrheit.“

      Na ja. Normalerweise fast schon eher immer eigentlich meistens. Das finde ich doch mal