Benjamin Webster

Das Simbara Geheimnis


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Samir fragte den Professor: „ Wissen sie schon was die Zahlen zu bedeuten haben?“ Der schüttelte den Kopf und meinte zu ihm: „Noch nicht, aber ich arbeite daran, was ihr auch tun solltet, denn schließlich sind eure Köpfe nicht nur zum Essen und trinken da. Bin für alle Vorschläge oder Ideen offen, also lasst hören was euch dazu einfällt.“ Das hätte er lieber nicht gesagt, denn wie auf Kommando fingen alle an durcheinanderzureden. Der Professor verstand überhaupt nichts. Er stand auf und breitete seine Flügel weit auseinander bis alle wieder ruhig waren. Er zeigte auf Samir und sagte: „Samir du zuerst, dann Kikki, und dann reihum.“ Samir erklärte allen man sollte vielleicht die Steine in der richtigen Reihenfolge, also von eins bis neun oder umgekehrt ordnen. Kikki war der Meinung man sollte die Steine in einer bestimmten Reihenfolge entfernen, wie Samir schon meinte von eins bis neun oder umgekehrt. Kira und Zimba schlossen sich beider Meinungen an wussten aber sonst auch nicht weiter. Der Professor hörte sich alles an und prüfte die Vorschläge. Alle waren am diskutieren, außer Philippe. Der stand auf und wollte vom Professor alle Skizzen haben, die er von den Fundstücken gemacht habe. Der Professor erhob sich jetzt ebenfalls und nahm aus einer großen Tasche seine Zeichnungen. Sie legten sie in chronologischer Reihenfolge hintereinander. Angefangen von Artefakt auf Loma, danach die vom Katama See, bis zum Schluss – die Pyramiden. Philippe schaute sich die Zeichnungen ganz genau an murmelte dabei: „Irgendwo, wo habe gesehen? Ich weise genau. Irgendwo habe gesehen. Bloß wo habe gesehen.“ Das ging eine Weile so weiter bis er plötzlich ganz laut schrie: „Da, ich habe gewusst, schau Professor, da isse die Zahlen wo ich gesucht habe. Schau auf dem Medaillon.“ Der Professor schaute auf die Skizze. Tatsächlich hier war eine Zahl auf dem Medaillon. Jetzt erinnerte er sich wieder. Philippe hat damals schon gefragt für was wohl die Zahl gut sein sollte, genauso bei der Inschrift. „Philippe, du hast ein gutes Gedächtnis. Wenn das stimmt.“ sprach der Professor und fuhr fort: „Dann ist das eine Art Zahlenkombination zum öffnen der Wand oder Tür, was immer es auch ist. Morgen früh werden wir es wissen ob es stimmt.“ Es wurde eine unruhige Nacht für sie. Alle fieberten der Auflösung entgegen und schliefen dem entsprechend schlecht. Nach dem Frühstück machen sie sich ans Werk. Sie nahmen Seile, Spitzhacke, Besen, und Schaufeln sowie vier Lampen mit. Man hatte noch keine Vorstellung was die Zahlen zu bedeuten hatten. Zuerst wurde die Wand oder Tür komplett freigelegt und alles sauber gefegt. Jetzt stellten sie zwei Petroleumlampen auf und schauten sich alles noch einmal genau an. Es waren neun Steine mit Zahlen beschriftet, die restlichen hatten nur Kreise oder Kreuze. Der Professor holte die Skizze des Medaillons heraus und notierte die Zahlen 2.4.3.7.6 auf einen Stein. Er verglich sie mit denen auf der Wand und sah, dass diese Kombination einen Dreierblock oben und einen Zweierblock direkt darunter ergab. Mit etwas Fantasie sah es aus wie eine Krone. Sie waren sich einig, dass dies die richtige Kombination sein musste. Aber was sollten sie tun um die Tür zu öffnen, denn wenn die Inschrift stimmte hätte man ja nur einen Versuch dazu. Kikki strich mit ihrem Flügel über die Zahl 2 und merkte das der Punkt neben der Zahl etwas, kaum merkbar, höher stand. Sie zeigte es dem Professor. Er fuhr vorsichtig darüber und fühlte es auch. Nun erhöhte er den Druck auf den Punkt und es gab einen lauten „Knack“. Der Punkt war jetzt nicht mehr erhöht, sondern war jetzt einen Zentimeter nach innen gerutscht. Dasselbe probierte er jetzt mit der zweiten Ziffer – der vier - und wieder gab es einen lauten „Knack“. Dann die drei – „Knack“, die sieben – „Knack“ und die letzte Ziffer die sechs – „Knack“. Sie traten nun alle von der Tür zurück, schließlich wusste keiner was jetzt geschehen würde. Gespannt standen sie da und starrten auf die Tür. Nach einigen Sekunden vernahm man ein leises Geräusch welches immer lauter wurde. Es gab keinen Zweifel dass hinter der Tür etwas geschah. Jetzt spürte man es auch ganz deutlich. Der Boden zitterte jetzt immer heftiger und die Geräusche wurden auch lauter. „Großer Klabauter“, sagte Philippe und die anderen nickten zustimmend. Es wurde noch lauter und der Boden vibrierte noch heftiger. Die Lage wurde immer bedrohlicher und unsere sechs Helden liefen jetzt den langen Flur in Richtung Ausgang. Plötzlich gab es ein Ohrenbetäubendes quietschen, dann einen lauten Knall. Auf einmal war alles ruhig. Das einzige was man noch hörte, war das klappern von sechs Schnäbel. Sie hatten alle so richtig die „Hosen voll“. Der aufgewirbelte Staub setzte sich jetzt allmählich und es war keine Tür mehr zu sehen. Sie war verschwunden. An ihrer Stelle klaffte ein großes schwarzes Loch. Jetzt zündete Philippe zwei weitere Lampen an. Langsam tasteten sich Philippe und der Professor in Richtung schwarzes Loch. So allmählich sahen sie, dass es in einem Gang weiter ging. Sie befanden sich jetzt genau unter dem Podest, von dem aus alle Treppen wegführten. Auch hier führten Gänge zu den Pyramiden hin. Zwei Gänge führten zu den Grabkammern des Königs und der Königin. An beiden waren Tafeln mit Warnhinweisen angebracht. Der Professor hatte auch nicht vor die Totenruhe des Königs und der Königin zu stören. Sie ließen die beiden Gänge unbeachtet und konzentrierten sich auf den mittleren Gang. Hofften sie doch, dort weitere Hinweise zu Lösung ihres Rätsels zu finden. Die Gänge waren mit Zeichnungen aus dem Leben des Königspaares versehen. Die Texte gaben den Werdegang des Paares, sowie die Daten der Geburt und des Todes von beiden wieder. Auch über die Errungenschaften während ihrer Regierungszeit wurde berichtet. Der Professor schrieb alles genau auf um es später analysieren zu können. Am Ende des Ganges war wieder eine Tür, welche aber diesmal mit einem einfachen Hebelmechanismus geöffnet werden konnte. Als sie diese öffneten kam eine weitere Treppe zum Vorschein. Sie führte hoch in eine große Halle, welche den Grundriss einer Pyramide hatte. Langsam stiegen sie die mächtige Treppe hoch, an deren Ende eine Skulptur stand. Bei näherer Betrachtung erkannten sie das Artefakt. Die Skulptur war ein großer Schnabelvogel, der aber kein Gesicht besaß. Der Professor und auch Philippe erkannten sofort, dass dies wieder ein Teil der Lösung von ihrem Rätsel war. Die Freude der sechs war dementsprechend groß. Auch hier wurde wieder alles genau skizziert. Als alles fertig war brachten sie den goldenen Schnabelvogel nach oben in ihr Lager. Erst jetzt sah man wie prächtig der Vogel war. Er war aus purem Gold gearbeitet. Selbst die Federn waren aus verschiedenen Goldsorten zusammengesetzt. Es ist ein richtiges Kunstwerk, deren Erbauer ein Meister seines Faches war. Aber der Vogel war nicht alles was man aus der Pyramide heraus schaffte. Ein zerlegtes Artefakt, wie sie es schon in den Dünen auf der Insel Loma und am Katama See gefunden hatten, war auch dabei. Des Weiteren befanden sich noch ein paar Schriftrollen in einer Kiste, die alle in Altschnäbisch verfasst waren. Auch einige Zeichnungen und Landkarten waren dabei, die Philippe gleich begutachtete. Mittlerweile fing es an zu dämmern. Am Lagerfeuer schmeckte das essen heute besonders gut. Sie ließen das erlebte noch einmal Revue passieren, nur den Teil mit den klappernten Schnäbel wurde nicht mehr erwähnt. Logisch, wer gibt schon gerne zu das ihm vor Angst die Zähne klapperten. Am Morgen fingen sie gleich an alles wieder in den Originalzustand zu bringen. Sie schütteten alle Gänge zu und füllten alle Treppen und Tore wieder auf. Drei ganze Tage brauchten sie dazu, bis alles wieder so aussah wie sie es vorgefunden hatten. Auf keinen Fall wollten sie irgendwelche Spuren hinterlassen, schließlich war es ein Teil ihrer Kultur und Vergangenheit die sie nicht zur Plünderung Preis geben wollten. Nach einer letzten Überprüfung brachen sie auf in Richtung Hügeldorf, dass sie auch abends ohne Zwischenfälle erreichten. Alles wurde in den alten Krankenhügel untergebracht. Der Professor ging dann zu Molle und Dissi und erzählte ihnen beim Abendessen was alles geschehen war. Wie und wann es weitergehen würde, konnte er aber noch nicht sagen. Dieses Mal waren sie immerhin mehr als vier Wochen unterwegs und wer weiß, ob man bei der nächsten Exkursion, nicht noch länger brauchen würde. Er wollte erst einmal an die restlichen Übersetzungen gehen, vielleicht ergibt sich daraus noch der ein oder andere nützliche Hinweis zur Lösung des Geheimnisses. Am nächsten Tag besuchte er im Hügel 17 die Eltern von Zimba und Samir. Der Professor berichtete Rami und Lenni von den Ereignissen der letzten vier Wochen. Er zeigte ihnen die Skizzen und erklärte die Zusammenhänge. Anschließend ging man in den alten Krankenhügel, wo sie gemeinsam die mitgebrachten Fundstücke begutachteten. Es waren einzigartige Stücke die sie da sahen, in ihrer Schönheit und Verarbeitung. „So wie wir jetzt, muss sich Howard Carter gefühlt haben, als er das Grab von Tut ench Amun im Tal der Könige gefunden hatte“, sagte der Professor ganz stolz. Und sie konnten auch stolz darauf sein. Bei aller Euphorie blieb der Professor sachlich und meinte zu allen Anwesenden: „Wir haben viel entdeckt und erreicht, was viel Kraft gekostet und so manchen Schmerz verursacht hat. Aber im Prinzip haben wir, einmal abgesehen von den einzigartigen Artefakten, überhaupt noch nichts verstanden. Wir wissen jetzt lediglich, dass unsere Vorfahren, zumindest ein Königspaar hatte.