Anfang April alles zu lesen. Er irrte sich nicht. Philippe wurde ganze achtmal erwähnt. Der erste Eintrag über ihn war am Tag seiner Entführung der 28.04.1989. Der letzte Eintrag war zwei Tage vor dem Untergang, als die PANDORA vor Loma auf Reede lag. Der Professor überlegte einen Moment und beschloss die wichtigsten Passagen des Logbuches, allen Schnabelvögel beim Frühlingsfest vorzulesen. Dann nahm er das zweite Logbuch zur Hand und schlug es auf. Dort stand als erstes folgender Eintrag: Logbuch der MS Nautilus geführt von Kapitän zur See Sigmar Karl Ohlsen Heimathafen Hamburg. Eigner: Sigmar Karl Ohlsen Eröffnet am 14.09.1996 beendet am 26.08.2000 Der Professor las die Einträge ab dem 20.04.2000 und markierte alles was von Belang war, wie er es auch beim PANDORA Logbuch getan hatte. Als er damit fertig war, sichtete er eine andere Plastiktasche nach brauchbarem Material. Meist waren es Zeitungsartikel oder ganze Zeitungen, welche alle vom möglichen Untergang der PANDORA berichteten. In vielem hatten die Zeitungen Recht, nur bei der Position des Untergangs lagen sie alle falsch. Alle nahmen an die PANDORA wäre nonstop von ihrer letzten gemeldeten Position gefahren. Da die PANDORA aber an der Insel Loma anlegte, einen Teil seiner Fracht löschte und anschließend vor der Insel über Nacht auf Reede ging, hat sie sich zehn Stunden nicht bewegt. In dieser Zeit hätte sie gut hundertfünfzig Seemeilen nordwestlich zurückgelegt, wie von Zeitungen und den Hafenbehörden angenommen wurde. Deshalb suchte die Nautilus im falschen Gebiet und kostete weiteren acht Seeleuten das Leben. Die Fracht die von der PANDORA geborgen wurde, ging ein weiteres Mal über Bord und wurde nach Monaten an der Insel Loma angespült. Wie lautet das Sprichwort: „Des einen Leid, des anderen Freud“. Das trifft in diesem Fall voll zu. Eine sehr tragische Geschichte war das alles. Aber ohne diese Unglücke wär Philippe nicht wieder hier und man wüsste nichts über die Artefakte. Das Hügeldorf war inzwischen aus seinem Winterschlaf erwacht und die Vorbereitungen zum Frühlingsfest waren im vollen Gange. Wieder durften die Jungschnäbler auf Loma alles vorbereiten. Mit dabei waren auch Kikki, Kira, Philippe, Zimba und Samir. Für Philippe war es die erste Vorbereitung. Er kümmerte sich gleich um das Lagerfeuer. Es sollte genauso groß werden, wie das vom letzten Jahr. Er sammelte mit Samir fleißig Holz und stapelte es etwa vier Meter hoch. Als sie damit fertig waren säuberten sie die Tanzfläche und kontrollierten den Strand nach Treibgut. Die anderen stellten die Tische und Stühle auf und stellten das Rednerpult auf die Tanzfläche für den Professor. Alle waren gespannt auf die Rede des Professors. Am nächsten Abend war es so weit. Der Professor betrat unter Beifall die Tanzfläche und stellte sich ans Rednerpult. Nun begann er mit seiner Rede: „Liebe Schnäblerinnen und Schnäbler, Dorfältester Bartus und Doktor Wargo. Erst einmal möchte ich mich für den herzlichen Empfang bedanken und euch alle bitten etwas näher an die Tanzfläche zu kommen, sonst muss ich so laut schreien.“ Alle gingen jetzt ganz nah an die Tanzfläche und lauschten dem was der Professor ihnen zu berichten hatte. Der Professor fing mit dem Tag an dem Philippe auf Loma gestrandet war und erzählte wie es dazu kam. Dabei zitierte er die Eintragungen vom Logbuch der PANDORA. Weiter las er die Einträge zur Entführung von Philippe und den anderen. Seine sechs Freunde wurden auf einem Markt verkauft und die Eier sind in einer Pfanne als Rührei gelandet. Es folgten weitere Einträge des Kapitäns über Philippe, dass er dem Smutje Luigi erlaubt hätte den „Vogel“ als Maskottchen zu behalten. Der nächste Eintrag beschrieb das Verhalten von Philippe wenn die Mannschaft an Land ging: „Der Vogel ist immer außer Rand und Band wenn es Landgang gibt. Keine Ahnung woher er das weiß.“ Oder „Mussten den Vogel wieder in der Kombüse einsperren, rastete vollkommen aus, erst als Luigi ihm mit dem Backofen drohte, beruhigte er sich wieder.“ Ein anderes Mal „ Manchmal glaube ich der Vogel versteht uns, auf jeden Fall ist sehr intelligent.“ Und zum Schluss: „Habe jetzt zum dritten Mal S O S gefunkt. Das Schiff ist nicht mehr zu halten. Das erste Opfer war unser Maskottchen. War ein Prima Typ. Haben ja kein Rettungsboot mehr, weil es bei der Explosion zerstört wurde. Uns bleibt nur noch die Hoffnung. Dann schloss der Kapitän das Logbuch mit den Worten: „Möge der Klabauter unserer Seelen gnädig sein.“ Es war ganz still auf dem Festplatz und Philippe sagte ganz leise: „ Warst auch ein Prima Typ.“ Nach einer kurzen Pause fuhr der Professor fort und fing an aus dem Logbuch der Nautilus vorzulesen: „22.08.2000 - Suchen jetzt schon drei Wochen nach der Pandora, aber haben bis jetzt nicht das kleinste Wrackteil gefunden. 23.08.2000 – Heute ist unser Glückstag. Haben fünf Kisten und mehrere Plastiktaschen von See geborgen. Es besteht kein Zweifel – Es sind Teile der Ladung der Pandora. 24.08.2000 – Haben noch kleinere Holzplanken gesichtet und eingeholt. War alles wertlos und wurde zurückgeworfen. 25.08.2000 – Haben heute Windstärke 10 und starker Regen. Weiß nicht ob ich die Fundstücke noch länger an Bord halten kann, weil das Schiff bei diesem Wetter einen zu starken Tiefgang hat. 25.08.2000 – 02.45 Wurden soeben von dem Mast der Pandora gerammt. Der Mast zerstörte das Ruderblatt und die Antriebswelle. Kann nicht mehr steuern sind ein Spielball des Meeres. S O S um 02.48 Uhr abgesetzt. Sind dabei die Ladung über Bord zu werfen, haben vielleicht dann noch eine kleine Chance. 25.08.2000 – 03.10 Uhr habe soeben das zweite S O S abgesetzt, aber keine Antwort erhalten. Der Orkan wird noch stärker. Haben jetzt auch noch Wassereinbruch an Achtern. 25.08.2000 – 04.15 Uhr Habe jetzt das dritte S O S abgesetzt, immer noch keine Antwort. Beide Lenzpumpen sind jetzt ausgefallen, versuchen das Wasser per Hand abzupumpen. Lage wird immer bedrohlicher. 25.08.2000 - 04.30 Uhr Das Schiff ist nicht mehr zu halten. Haben schon backbord Schlagseite. Es kann sich nur noch um Minuten handeln bis wir sinken. Bin der letzte an Bord. Mannschaft ist mit dem Rettungsboot abgegangen, ich glaube kaum dass sie es schaffen. Möge der Klabauter unser aller Seelen gnädig sein.“ Mit diesem Eintrag endete das Logbuch. Und wieder war es ganz ruhig auf dem Festplatz. Der Professor legte eine Schweigeminute für alle Opfer der gesamten Katastrophe ein. Danach berichtete er über ihre Exkursionen und die Grabungen sowie den außerordentlichen Fundstücken. Auch das sie noch mindestens zwei Exkursionen in nächster Zeit unternehmen würden. Er werde es noch rechtzeitig bekannt geben, wer alles daran teilnimmt. Dann holte er sich ganz Demokratisch das Einverständnis aller versammelten Schnabelvögel. „ Ich bitte um Schwingenzeichen, wer dafür ist erhebe jetzt die Schwinge, Gegenprobe – wie ich sehe sind meine Exkursionen und Grabungen einstimmig angenommen“, sprach er und notierte es in seinem Protokollbuch. Er bedankte sich recht herzlich und ging unter tosendem Applaus von der Bühne. Jetzt durfte Philippe endlich den Holzhaufen für das große Feuer anzünden. Und wieder wurde das Feuer immer größer und heller, wie vor einem Jahr, als er aus der Fremde zurückkehrte. Und es wurde, trotz allen Ereignissen, ein schönes Fest. Am späten Abend traf der Professor Philippe und nahm ihn zur Seite. Er hielt ihn in den Arm und klopfte ihm auf die Schulter. Dann sagte er zu ihm: „ Wie sagte der Kapitän - Du bist ein Prima Typ – dem kann ich mich nur anschließen. Was du in deinen noch jungen Jahren erlebt und mit Bauernschläue gemeistert hast, hätten nicht viele geschafft. Du wirst es in deinem Leben einmal ganz weit bringen und das ohne fremde Hilfe. Nun eigentlich wollte ich dich nur Fragen ob du zu den nächsten Grabungen wieder mitgehst, oder hast du was anderes vor?“ Philippe sah ihn mit feuchten Augen an und erwiderte: „Habe schon gedacht frage mich nie Professorchen. Natürlich bine ich wieder dabei, wase solle ich sonst auch tun. Ich bine gespannt wase wir das nächste Mal erleben.“ „Was meinst du, sollen wir wieder Kikki, Kira Zimba und Samir mitnehmen oder jemand anderes?“, fragte ihn der Professor. Philippe lächelte und meinte: „Dasselbe Team wie letztes Jahr.“
Kapitel 8 – Die Wald Villa
Seit dem Frühlingsfest waren jetzt zwei Wochen vergangen. Die Schule hatte schon wieder begonnen, die Lehrerfrage war geklärt dank Ex - Sekretärin Asani. Da sie jetzt unterrichtete musste eine neue Sekretärin eingestellt werden. Man wurde auch schnell fündig. Da Tante Schmoll manchmal in der Schule ausgeholfen hatte, fragte der Professor sie ob sie den Job nicht übernehmen wolle. Begeistert sagte sie zu und schon war das Problem gelöst. Er zeigte und erklärte ihr alles und fügte hinzu, dass ab sofort Oberlehrer Klamm für sie zuständig wäre, solange er auf Grabungen unterwegs ist. Noch einmal gingen die fünf Jungschnäbler und der Professor alles durch, damit man ja nichts vergessen hat. Sie wussten ja nicht was sie erwartete. Nur das sie ins Waldland mussten stand definitiv fest. Keiner von ihnen war je dort gewesen. Man hatte zwar schon einmal einen Waldschnäbler aus der Ferne gesehen, aber noch nie mit einem gesprochen. Auch wussten sie nichts über den großen Golan, der im Wald über alles wachte. Er und die Triwies waren die einzigen Vogelarten in Simbara die fliegen konnten. Die Triwies waren die kleinsten in Simbara. Der größte der gesehen wurde war gerade mal acht Zentimeter.