Benjamin Webster

Das Simbara Geheimnis


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Loma bewusst. Dort stand „Und in den Wald tief euch hauen.“ Sie kamen jetzt nicht mehr so schnell voran, immer dichter wurde alles. Gegen Mittag gelangten sie auf eine Lichtung mit einer kleinen Anhöhe, von der man aus ein guten Einblick in den Wald hatte. Jetzt sahen sie, dass in der Ferne ein Weg aus dem Wald führte. Es war eine Bresche von ungefähr zehn Meter Breite. „Wenn das ein Weg sein sollte, müsste er direkt an unser nächstes Ziel führen,“ spekulierte der Professor. Philippe schaute durch das Fernglas und las die Koordinaten und Entfernung ab. „Eineinhalb Kilometer weit weg in nordnordöstlicher Richtung. Dasse ist eine Weg, aber wase dazwischen isse, isse nicht so schön. Alles ganz dicht gewachsen, keine Luft dazwischen, isse viele Arbeit für uns, “ sagte Philippe und gab den anderen das Fernglas. Sie waren der gleichen Meinung. Unterhalb der Lichtung war ein schöner freier Platz, der Ideal war um ein neues Lager aufzubauen. Also schlugen sie das alte Basislager ab und errichteten dort ein neues. Zwei ganze Tage brauchten sie dafür, waren jetzt aber dichter an ihrem vermeidlichen Ziel. Der alte Weg wurde noch einmal markiert, damit sie den Rückweg auch sicher wieder finden würden. In der Nähe des neuen Lagers entdeckten sie auch eine kleine Quelle mit frischem klarem Wasser. Da es jetzt so langsam Sommer wurde, gingen auch die Temperaturen nach oben. Da ist frisches Wasser genau das richtige, um nicht zu dehydrieren. Auch zum Essen war genügend vorhanden. Der Wald bot eine Menge Nahrung. Es gab viele verschiedene Nussbäume, Stauden mit Früchten und Körner aller Art, welche sie im Grasland nicht hatten. Verhungern oder verdursten würden sie auf keinen Fall. Erholt und frisch gestärkt, machten sie sich daran, den letzten Kilometer zu schaffen. Es war ein beschwerlicher Kilometer. Sie schnitten alles was ihnen im Weg war ab und bahnten sich so eine zwei Meter breite Schneise durch den Wald. Meter für Meter schlugen sie frei, in der Hoffnung auf dem richtigen Weg zu sein. Bislang klappte es ja immer und man hatte so langsam ein Gespür dafür bekommen, das richtige zu tun. Alle Hinweise, die sie bekommen hatten waren immer korrekt und meist verständlich beschrieben. Hier aber hatte man nur ein Kreuz auf einer Landkarte, mit dem Vermerk, man müsse sich durch den Wald hauen. Was sie auch tatkräftig machten. Jeden Tag kamen sie so um die einhundert Meter weiter ans Ziel. Nach zehn Tagen hatten sie es geschafft. Sie kamen direkt am Weg heraus, den sie von der Anhöhe aus gesehen hatten. Man hatte sich nicht getäuscht, es war wirklich ein richtiger Weg den sie da vorfanden. Hier und da waren ein paar kleine Büsche oder Stauden auf dem Weg gewachsen, was aber kein großes Problem mehr darstellte. Nach einem weiteren Tag sahen sie, was sie gesucht hatten. Ein Haus oder eine Villa stand vor ihnen. Die hatte auch schon bessere Tage erlebt. Sie sah aus, als wenn sie schon eine Ewigkeit nicht mehr betreten wurde. Alles rings herum war mit Unkraut, Büschen, Stauden und Bäumen verwachsen. Hier und da sah man ein Fenster in der Fassade. Fenster war übertrieben, es waren Lichtschlitze vielleicht dreißig Zentimeter Breit und zwei Meter hoch. Auf dem Dach befand sie eine viereckige Kuppel, welche auch schon mit Moos und Gras bewachsen war. So langsam konnten sie den Eingang erkennen. Es war ein Tor, etwa zwei Meter breit, mit einem Rundbogen versehen, der mit einem kleinen Flur endete. Jetzt mussten sie sich entscheiden, entweder ging man jetzt zurück, oder man musste hier die Nacht verbringen. Der Professor schaute sich das Tor an und beschloss am nächsten Tag alles zu erkunden. Er sah auch, dass am Ende des Flures, eine Platte mit einem Ornament in der Mitte, den weiteren Weg versperrte. Der Professor erkannte gleich, um was für ein Ornament es sich da handelte. Es war das Medaillon, das da abgebildet war, aber als Negativ – dem Gegenstück zu dem was sie hatten. Im Lager wieder angekommen, packte der Professor aus einer Tasche das Medaillon aus und erklärte warum er erst Morgen wieder weitermachen wollte. „Seht her. Das ist unser Medaillon, das wir aus dem Katama See geborgen haben. An den Pyramiden haben wir es schon einmal gebraucht – der Zahlen wegen. Da habe ich mir gedacht, nimm es vorsichtshalber einmal mit. So schwer ist es ja nicht, vielleicht brauchen wir es dort. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, ist es der Schlüssel für die Platte am Eingang. Sollte er auch hier Recht behalten? Früh morgens machten sie sich auf den Weg zur Villa. Nach einer Stunde Fußmarsch hatten sie ihr Ziel erreicht. Es lag eine gewisse Anspannung in der Luft. Hatte der Professor recht mit seiner Vermutung, oder ist es doch anders? Sie wollten gerade in den Flur gehen, als sich zwei Waldschnäbler vor den Eingang stellten. Der kleinere von beiden beugte sich herunter und krächzte mit heiserer Stimme: „Was wollen ihr hier?“ Die sechs Schnäbler trauten ihren Augen nicht. Standen doch da zwei Waldschnäbler und versperrten den Weg. „Antwortet sofort, oder muss ich noch einmal fragen was ihr hier wollen?“, fragte der kürzere noch einmal. Der Professor räusperte sich und sprach ganz ruhig zu ihm: „Ich bin Professor Stutz und das sind meine Schüler. Wir haben eine Exkursion in den Wald gemacht und haben dabei dieses alte Gemäuer entdeckt. Wollte den Schülern alte Baustile vermitteln und zeigen wie man früher gelebt hat. Und mit wem habe ich es zu tun, wie heißen die Herrn Waldschnäbler?“ „Oh wie vornehm und gebildet er spricht, hat wohl die Weisheit mit Schaufel gefresst“, sagte der kürzere und beide lachten ganz laut. Der Professor wollte noch einmal wissen mit wem er es zu tun hatte, aber wieder bekam er ein herzhaftes lautes Gelächter von den zweien zur Antwort. Philippe platzte jetzt der Kragen und schrie die beiden laut an: „Ihre zwei Wurzelfüßer haben ihr Dummheit gelernt von eure Lehrer oder seid ihr nur so blöd. Was sagen eure Eltern zu euerm Benehmen, sind bestimmt nicht stolz darauf wie ihr das so mache. Habe viel gesehen auf alle Meere aber so etwas...“ Weiter kam er nicht weil aus dem Hintergrund plötzlich ein Waldschnäbler laut rief: „Karasch! Donasch! Was ist schon wieder los? Bewegt eure lange Stelzen weg von hier!“ Alle drehten sich um und das Gelächter der zwei Waldschnäbler verstummte sofort. „Bitte entschuldigen sie das Benehmen meiner zwei Söhne. Ich heiße Manasch und das ist meine Frau Minasch, meine zwei großmäuligen Söhne Karasch und Donasch haben sie ja bereits kennengelernt!“, sagte der Waldschnäbler Manasch. „Sehr angenehm Herr Manasch, und Frau Minasch, ich bin Professor Stutz und das sind Philippe, Kira, Kikki, Samir und Zimba, meine Schüler“, erwiderte der Professor. „Herr Professor ihr Ruf eilt ihnen voraus. Wir alle haben schon viele Geschichten von ihnen und ihren Schülern gehört, “ sprach Herr Manasch und seine Frau fügte hinzu: „Vor allem von Philippe dem Weltenbummler.“ Der Professor konnte sich nicht erklären woher die beiden schon von ihm gehört haben sollten und fragte deshalb nach: „Ich hoffe sie haben nur Gutes von uns gehört und wer hat ihnen die Geschichten erzählt?“ Darauf antwortete Herr Manasch: „Ich glaube wir haben gemeinsame Freunde. Vor ein paar Wochen waren Minou, der alte Haudegen und sein Freund Piko die Wuselmaus hier bei uns im Waldland. Sie kommen jedes Frühjahr zu uns holen Holz für ihre Bauten im Grasland. Und dabei erzählt er uns immer die neuesten Nachrichten aus dem Grasland, unter anderem auch von den Grabungen mit ihren Schülern und von Philippe.“ Sie waren erstaunt, wie gut die Waldschnäbler informiert waren, sie wussten alles über sie. Da hatten Minou, der alte Haudegen und Piko ganze Arbeit geleistet. „Wie weit sind sie jetzt eigentlich mit dem Simbara Rätsel, gibt es etwas Neues?“, fragte Frau Minasch und der Professor antwortete: „Bis jetzt gibt es noch nichts Neues, wir sind noch am suchen und wenn wir Glück haben finden wir hier etwas.“ Dann war es einige Zeit mit der Ruhe vorbei. Ein Schwarm der kleinen Triwies Vögel flog vorbei und einige von ihnen setzten sich auf die Schnäbel der Schnäbler. Zuerst war es noch ein lautes Geschnatter, dann kam ein Pfiff und es wurde ganz still. Der kleine Triwie auf Professors Schnabel fing an zu sprechen: „Hallo Herr Professor, wir sind die Triwies. Ich bin Gali dort ist Maldo, dort Nista, da drüben Doran, Spuna und Killa. Sind sehr erfreut über ihren Besuch hier.“ Es sah lustig aus, wie die kleinen Vögel auf den Schnäbel der Schnabelvögel balancierten. „Wir sind auch ganz erfreut hier bei euch zu sein“, sagte der Professor und musste schon schielen um den kleinen Vogel auf seinem Schnabel richtig zu sehen. So nach und nach gesellten sich immer mehr Vögel und andere Tiere wie Schuppenfrösche und Steinkröten hinzu. Ganz zum Schluss kamen sogar noch die zwei Golane. Der Golan ist mit Sicherheit der mächtigste Vogel in Simbara. Er vertritt dort Recht und Ordnung. Er sorgt dafür, dass es keine Streitereien untereinander gibt. Und falls doch einmal was passiert, muss er als Richter Recht sprechen. Alle beugen sich seinen Urteilen und Anordnungen hier im Waldland. Die beiden Golane musterten die sechs Schnäbler bis der ältere Golan zu Philippe sprach: „Du bist also Philippe, der letztes Jahr an Land gespült wurde. Ich konnte dich nicht richtig sehen, weil du gleich unter der Festplane verschwunden bist. Da du ja auch ein Schnabelvogel warst, hatte ich keinen Grund einzuschreiten, als ihr drei geschrien habt wie am Spies. Ich habe es als Freudenschrei gewertet. Es war doch so - oder? Ach ja der Form halber möchte ich mich vorstellen – ich bin Golan Gabrius lV und das ist