Benjamin Webster

Das Simbara Geheimnis


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Metern. Dem entsprechend waren auch seine Flugkünste. Auch kannten sie die Schuppenfrösche und Steinkröten nur von Bildern aus der Schule. Die einzigen welche sie gut kannten waren die Bohrwürmer. Sie halfen den Wusel- und Federmäusen beim Bau der Grashügel. Es war alles Neuland für die sechs. Am nächsten Tag brachen sie zu einem neuen Abenteuer auf. Als sich alle von ihren Familien und Freunden verabschiedet hatten, brachen sie auf in Richtung Waldland. Sie konnten aber nicht den direkten Weg dorthin nehmen. Um ins Waldland zu kommen musste man entweder über den Simbala Fluss gehen, oder um ihn herum. Da jetzt noch Schneeschmelze in den Bergen war, hatte der Fluss reichlich Schmelzwasser und eine starke Strömung. Da der Simbala in den Katama See floss, mussten sie um den ganzen See herum gehen. Es war zu riskant den Simbala zu überqueren, nicht für die Schnäbler, sondern sie wollten ihre Ausrüstung nicht verlieren. Ein falscher Schritt und der Fluss verschlingt alles, auf nimmer Wiedersehen. Sie umrundeten den Katama See und gingen auch an der Stelle vorbei an dem das gesunkene Schiff lag. Aber es sah alles so aus wie immer, klares Wasser, springende Fische und ein paar abgebrochene Zweige. „Schon komisch, haben schon drei kaputte Schiffe gehabt, hoffentlich bekomme wir nicht noch Ärger mit der Marine“, sagte Philippe zum Professor, der sich das Lachen nicht verkneifen konnte und der meinte nur kurz: „Hoffentlich nicht, wir sind unschuldig!“ Als sie um den See herum waren betraten sie Neuland. Die Landschaft veränderte sich zusehends. Es war jetzt keine reine Grashügellandschaft mehr, sondern ging in eine Graslandschaft über mit vermehrten Büschen und Stauden. Solange das Gras vorhanden war, ging es gut voran. Auf etwa zweidrittel des Weges machten sie halt um ihr Nachtlager aufzuschlagen. Die großen Planen waren schnell gespannt und die Feuerstätte war auch gleich errichtet. Feuermaterial war genügend da, denn überall lagen alte Stauden und vertrocknete Äste von den Büschen. Nach dem Essen lagen sie gemütlich vor dem prasselnden Lagerfeuer und erzählten sich Geschichten, bis einer nach dem anderen einschlief. Es war am frühen Morgen, als sie ein ungewöhnliches lautes Geräusch weckte. Sie hatten solch einen Lärm noch nie gehört. Bis auf Philippe, der kannte das Geräusch sehr gut. Er stand auf und schaute gleich zum Himmel und deutete auf das, was gerade da oben flog. „Schaut ein Flugzeug. Es isse eine kleine Düsenmaschine und komme aus England, sehe ich an Flagge, “ sagte er begeistert. Die anderen schauten jetzt ganz entsetzt nach oben. Sie waren total verwirrt über das was am Himmel geschah. Es sah aus wie ein großer Vogel, flog wie Vogel, aber es war kein Vogel, soviel war sicher. Vögel fliegen nicht so schnell, sind nicht so laut und bewegen ihre Flügel, aber keins von dem macht das Ding da oben. Kikki fragte Philippe: „Ist das der Klabauter von dem du immer redest?“ Philippe schüttelte den Kopf und meinte: „Aber nein Schwesterchen. Das isse ein Flugzeug. Mit dem fliegen Menschen überall hin. Brauche Flugzeug weil sie könne ja nicht fliege.“ Kira stammelte nur. „Ich will auch so ein Ding, könnte dann auch fliegen.“ Der Professor beruhigte die Gemüter und erklärte ihnen wie und warum ein Flugzeug überhaupt fliegen kann, da alles mechanisch ist. „Und warum können wir nicht mehr fliegen?“, fragte Samir den Professor. Er antwortete: „Das ist ganz einfach. Vor Hunderten von Jahren konnten wir auch fliegen. Wir waren damals in einem Land mit den unterschiedlichsten Tieren zusammen. Zuerst waren alle Tiere dort Vegetarier, so wie wir es heute noch sind. Dann gesellten sich Tiere dazu die nicht nur Körner und Früchte aßen, sondern auch Fleisch. Daraus wurden die Fleischfresser. Um eine bessere Überlebenschance zu haben konnten wir fliegen, um den schnellen Fleischfressern zu entkommen. Damit waren wir ihnen weit überlegen. So konnten sie uns nicht mehr einfangen, also hatten sie keine Nahrung mehr, außer sie fraßen sich selbst auf. So wurden die Fleischfresser immer weniger und sind in unserem Land ausgestorben. Da wir dadurch keine Feinde mehr hatten die uns nachstellten, sind wir immer bequemer geworden und erledigten alles zu Fuß. Und so passierte es nach und nach, dass wir das fliegen verlernt haben. Also hat sich die Natur gesagt, lassen wir das fliegen, wir haben keine Feinde mehr. Damit wir alles besser greifen konnten, sind uns auch Finger an den Flügeln gewachsen wie bei der Fledermaus. Weil wir aber ständig zu Fuß unterwegs waren, haben wir dafür viel stärkere Füße als alle anderen. Um uns trotzdem zu schützen, falls doch noch einmal ein Feind auftaucht, hat sich bei uns die Tarneinrichtung entwickelt. Wir können ja wie ein Chamäleon und der Oktopus die Farbe unserer Umgebung annehmen. Fliegen kostet auch viel mehr Kraft, sodass wir auch mehr essen müssten.“ Philippe meinte zustimmend: „Richtig, hatte Luigi auch gesagt. Je mehr Kraft man habe, desto mehr esse musse man.“ Das Flugzeug beschäftigte sie alle noch eine ganze Weile, bis sie den Rand des Waldlandes erreichten. Das ist es also das Waldland. Der Professor holte den Plan und den Kompass heraus und legte beides vor sich auf den Boden. „Dann wollen wir mal schauen, wo wir sind und wo wir hin müssen“, sprach er mit nachdenklichem Gesicht. Er legte fest wo sie waren und Philippe, der sich mit dem Kompass auch auskannte, nickte zustimmend. Dann fuhr er fort: „Also wir sind hier und müssen nach dort. An der Stelle in der wir in den Wald reingehen müssen, ist eine große Lichtung eingezeichnet. Ich bin dafür, dass wir bis dahin noch gehen und dann dort unser Lager aufschlagen.“ Alle waren dafür, wie immer ohne Gegenstimme. Er schrieb wieder in sein Buch: Einstimmig angenommen 6:0. Sie marschierten entlang des Waldes und sahen jetzt, wie riesig er war. Es wird bestimmt nicht so einfach werden, hier etwas zu finden. Als einzigen Anhaltspunkt hatten sie nur ein Kreuz auf einer Landkarte. Der Wald sah immer gleich aus, hier und da war ein Baum umgefallen oder geknickt, aber sonst keinerlei Anhaltspunkte wo man sich befand. Wer sich darin verirrt, wird wohl es sehr schwer haben wieder herauszufinden. Es musste eine Strategie her, die dies verhinderte oder zumindest die Gefahr verringerte. Gegen Abend gelangten sie an die vom Professor beschriebene Lichtung. Bis jetzt verlief alles, abgesehen von dem Flugzeug, ohne Zwischenfälle. Sie suchten sich nah am Waldesrand eine gute Stelle für ihr Lager aus. Das sollte das Basislager werden. Anders als bei den letzten Grabungen, wollten sie immer abends an diesen Punkt zurückkehren. Der Vorteil dabei war, dass man weniger tragen musste und nicht jeden Abend ein neues Lager aufbauen. Auch mit der Feuerstelle wäre es im Wald problematisch gewesen, denn ein Funkenflug hätte genügt, um einen Waldbrand zu verursachen. Der Professor wusste von was er redete. Vor ein paar Jahren hatten zwei Jungschnäbler in der Nähe des Hügeldorfes ein Feuer gemacht und sind eingeschlafen. Sie merkten deshalb nicht, dass der Wind auffrischte und das Feuer neu entfachte. Der dadurch entstandene Funkenflug, die angrenzenden Grashügel in Brand steckte. Nur mit Mühe konnten die beiden aus dem Feuer entkommen. Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn ein bisschen Gras abbrennt. Aber direkt neben den Grashügeln befanden sich die natürlichen Felder des Körnerkrautes, welche die Hauptnahrungsquelle für den Winter war. Trotz vereinten Kräften konnte nur die Hälfte der Felder gerettet werden. Für diesen Winter war dann „Friss die Hälfte angesagt“. Am nächsten Morgen gingen sie in den Wald hinein. Um nicht die Orientierung zu verlieren, markierte man jeden zweiten Baum, indem sie mit der Machete eine Kreuzkerbe schlugen. Dies geschah abwechselnd, einmal auf der rechten Seite, dann auf der linken Seite. Damit sie sich nicht verlieren konnten, haben sie sich wie Bergsteiger mit einem Seil aneinander gebunden. So war genügend Platz zwischen den einzelnen Schnäbler und hatte die Sicherheit, dass keiner verloren ging. Zusätzlich schlugen sie alle zweihundert Meter einen abgeschlagenen Ast in den Boden und steckten Blätter oben darauf, um zu wissen, wie weit sie schon im Wald waren. An einer lichten Stelle markierten sie alle Bäume zu einem Kreis. Von hier aus wollten sie jeden Tag in eine andere Richtung gehen. So deckten sie gleich zwanzig Meter rechts und links ab. Für den Ernstfall hatten sie noch zwei Petroleumlampen mitgenommen, falls sie von der Dunkelheit überrascht wurden. Sie kamen bis jetzt erstaunlich gut voran, was sich aber bald ändern würde. Zur Mittagszeit zählte der Professor seine Striche ab, die er pro eingeschlagenen Ast gemacht hat. Elf Stück hat er gezählt, was gleich zwei Kilometer und zweihundert Meter bedeuteten. Morgen würden sie schneller sein, weil sie alles schon markiert hatten. Der Professor schaute noch einmal auf seine Karte, rechnete aus, dass man etwa ein Viertel des Weges geschafft hätte, vorausgesetzt das Kreuz ist an der richtigen Stelle eingetragen. Schon allein die Größe des Kreuzes bedeuteten zwei Kilometer im Durchmesser. So marschierten sie wieder zurück und kamen noch vor der Dämmerung ins Basislager. Nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück, machten sich die sechs wieder auf in den Wald. Alles ging heute schneller, da man ja nichts zu markieren hatte. Nach einer Stunde Fußmarsch waren sie an der Stelle, die sie gestern als letztes markierten. Von dort ging es jetzt wieder tiefer in den Wald. So nach und nach merkten sie, dass der Wald jetzt dichter wurde. Die Menge der Bäume und die Anzahl der großen Büsche nahmen zu. Immer öfter musste man sich den Weg mit der Machete frei