Benjamin Webster

Das Simbara Geheimnis


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und erwiderte: „Klar, wenn du mir Altschnäbisch beibringst.“ Sie gingen zurück und Philippe bekam gleich die erste Lektion in Altschnäbisch. Der Professor sagte ihm einen Satz den er immer wieder nachsprechen musste. Als sie am Lager ankamen konnte er ihn auswendig. Stolz rezitierte Philippe den Satz. Alle schauten ihn an. „Und was heißt das?“, fragte Kira. Philippe: „Keine Ahnung, habe ihn jetzt gerade gelernt, musst du Professor fragen.“ Der Professor schmunzelte und sagte: „Manche lernen es nie, doch ich lerne es noch später.“ Die Meute fing lauthals an zu lachen, auch Philippe. Sie liefen jetzt auf den Punkt zu, den Philippe ermittelt hatte. Da war aber keine Düne, sondern nur ein kleiner Grashügel. Philippe zweifelte langsam an der Richtigkeit seiner Messungen und überprüfte noch einmal alle Daten. Dieses Mal, zeichnete er alle Daten in den Original Plan der im Katama See lag ein. Er kam wieder zum selben Ergebnis wie beim ersten Mal. Die Kreuze stimmten überein. Doch hatte er auf dem Original vergessen die fünfhundert Meter dazu zu geben. Er nahm den Kompass und lief jetzt in südlicher Richtung, genau fünfhundert Meter und blieb auf einem großen Sandhügel stehen. „Melde, Herr Professor, das isse die richtige Position“, sagte er siegessicher und fügte hinzu: „Kein Zweifel, einhundert Prozent.“ Kira legte die Hand an die Stirn und salutierte wie beim Militär und sprach ganz laut: „Jawohl Herr Navigator, wegtreten zum schaufeln“, und Philippe gehorchte aufs Wort. Sie holten die restlichen Schaufeln und Körbe und gruben ein Loch mit zwanzig Meter Durchmesser. Sie waren gerade mal einen Meter tief gekommen, als Samir auf Widerstand stieß. Er probierte es mehrfach aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Die anderen versuchten es jetzt in unmittelbarer Nähe von ihm und gruben dort weiter. So nach und nach spürte jeder von ihnen Widerstand. Sie weiteten den Kreis um zwei Meter aus und gruben bis jeder von ihnen Widerstand hatte. Egal was es war, auf jeden Fall keine Pyramide, das war sicher. Es sah aus wie ein Felsbrocken der immer größer wurde. Alle waren gespannt darauf, wie groß das Objekt insgesamt wird. Jetzt hatten sie die zwanzig Meter schon überschritten und waren bestimmt schon fünf Meter tief. Der Professor erinnerte an die Pyramiden, bei denen der Sand eingestürzt war. Also mussten sie jetzt erst einmal den Ring um fünf Meter pro Seite verbreitern, sodass sie jetzt bei dreißig Meter Durchmesser lagen. Philippe meinte inzwischen nur: „Hoffentlich hat es keine Treppen.“ Und es hatte keine Treppen. Es ging tiefer und wurde breiter. Sie mussten den Ring noch einmal erweitern, zu groß war das Risiko, dass der Sand zurückrutschen könnte. Weitere fünf Meter folgten. So langsam kamen sie an ihre körperlichen Grenzen. Sie hatten ja schon einmal unliebsame Erfahrung mit dem „Muskelkätzchen“ gemacht. Sie legten jetzt alle zwanzig Minuten eine Pause ein. So langsam dämmerte es schon ein wenig und sie machten Schluss mit dem Graben. Der eine oder andere Muskel schmerzte ihnen schon, aber sie hatten ja von Schwester Pina ein Mittel dabei. Was sie nicht wussten, dass es nur einfacher, getrockneter Fruchtzucker war. Alle nahmen die Tabletten und fühlten sich gleich besser. Ach ja, der Glaube versetzt eben doch Berge. Sie hatten jetzt aber richtig Hunger gehabt. Die Dunkelheit brach herein, das Feuer loderte und sprang hin und her. Bei einem Glas Fruchtnektar, besprach man noch einmal das erlebte und ließ damit den Abend ausklingen. Es war jetzt recht kühl geworden. Sie störte das nicht weiter, weil sie durch ihr Gefieder optimal dagegen geschützt waren. Morgens ging es weiter mit der Grabung. Zuerst erweiterten sie wieder den äußeren Ring, um den Druck auf die unteren Sandschichten zu nehmen. Da sie jetzt schon über fünf Meter tief waren, musste einiges Material aus dem Loch weggebracht werden. Erst jetzt konnten sie wieder gefahrlos tiefer graben. So langsam wurden sie unsicher, ob sie überhaupt an der richtigen Stelle waren. Nicht auszudenken wenn man an der falschen Stelle gegraben hätte. Die Zeit fürs ausheben und wieder zuschütten wäre verloren gewesen. Drei Tage für nichts. Und wo sollten sie dann suchen? Jeder flehte innerlich um ein kleines Zeichen das sie an der richtigen Stelle sind. Ihr flehen, wurde scheinbar erhört. Kira war es, die auf eine Art Platte stieß. Sie schaufelte alles frei und fächerte mit ihrem Flügeln die Inschrift sauber und rief die anderen zu sich. Auf der Platte stand etwas auf Altschnäbisch. Sie jubelten alle vor Freude. Erleichtert über ihren Fund, ging man daran die Platte zu säubern, damit man die Schrift besser lesen konnte. Der Professor holte sein Buch und kopierte es dort hinein und ging gleich an die Übersetzung, während die anderen eine Essenspause einlegten. Nach einer Weile kam der Professor wieder zurück und erzählte ihnen was auf der Platte steht. „Hier steht, dass Gerechtigkeit und Liebe genauso wichtig sind, wie essen und trinken. Aber eine Heimat und seine Identität sind auch ein hohes Gut, dass man schützen muss. Zusammen ist es der Eintritt für die Zukunft der Schnäbler. Wer alle Voraussetzungen erfüllt, wird auch Einlass bekommen, in die Welt der Kristalle. Mit Mut und Fleiß überwindet man Ängste,“ übersetzte er. Sie schauten sich an und keiner von ihnen hatte eine Idee, was diese Sätze bedeuten könnten. Kikki hatte den Besen noch in der Hand und spielte damit herum und fegte so aus Jux die Platte ganz sauber, sodass die gesamte Fläche zu sehen war. Es fiel ihr auf, dass an der vordersten und hintersten Kante je drei kleine Schlitze waren. Sie schenkte ihnen zuerst keine Beachtung und fuhr mit dem Besen noch einmal darüber, weil in den Vertiefungen immer noch etwas Sand lag. Philippe beobachtete sie aufmerksam und fragte sie dann: „ Was machst du da eigentlich? Mache du den Tanz mit die Besen wie alte Hexe in Märchen, oder wolle du darauf reiten, oder streichelst du da Sandflöhe?“ Jetzt erst merkten die anderen was Philippe überhaupt damit meinte. Der Professor kniete sich nieder und betrachtete sich den Schlitz den sie gerade sauber fegte. Er drehte sich um und zählte die Schlitze ab. „Hier sind sechs Schlitze, drei vorne und drei hinten. Das ist mit Sicherheit kein Zufall, “ sagte er nachdenklich. Samir sprang auf und deutete auf die Schlitze und meinte: „Da passen bestimmt die Münzen herein, die wir beim Siegel gefunden haben. Stand dort nicht auch etwas von Essen und Trinken, Liebe und was weiß ich noch alles, vielleicht sollten wir sie da hineinstecken, wenn sie hineinpassen und es passiert was, ist es gut, wenn nicht – dann nicht.“ Der Professor lächelte ihn an und ging zum Lager um die Münzen zu holen. Zurück gekommen, packte er die Münzen aus und verteilte sie. Jeder nahm seine Münze und setzte sie in einen der Schlitze. Sie warteten eine Weile angespannt, aber nichts passierte. „Das war wohl nichts, wäre zu schön gewesen“, meinte Zimba achselzuckend. Philippe zog eine nach der anderen heraus und betrachtete sie prüfend. „Vielleicht Muße alle in einer bestimmte Richtung, oder Reihenfolge oder beides eingesetzt werden“, sagte er zu den anderen und fuhr fort: „Was steht genau auf dem Stein hier?“ Der Professor las noch einmal alles vor. Sie hörten ihm sehr genau zu. Philippe weiter: „Also als erste isse Waage, als zweite isse Liebe, dann stehen essen und dann trinken, dann komme Haus und zum Schluss die Sterne. Das wäre die Reihenfolge wie da steht.“ Er sortierte die Münzen in dieser Reihenfolge und fing von links oben bis nach rechts unten sie einzusetzen. Gespanntes warten. Nichts passierte. Der Professor zog sie wieder heraus und setzte sie einfach um einhundertachtzig Grad gedreht wieder herein. Wieder warten – wieder nichts. Sie probierten eine Möglichkeit nach der anderen aus, doch nichts geschah. Jetzt blieb nur noch eine Variante übrig. Jeder steckte seine Münze hinein und plötzlich machte es einmal leise „Klack“. Sie hatten nicht bemerkt woher es kam. Es konnte eigentlich nur von der Felswand, die sie bis zur Platte freigelegt hatten, hergekommen sein. Philippe und Samir standen am nächsten an der Wand. Sie drehten sich um und wollten gerade die Wand absuchen, ob man dort etwas sehen konnte, da machte es wieder „Klack“. Sie wichen einen Schritt zurück und schauten nur gespannt auf die Wand. Nach einigen Sekunden wieder „Klack“ und Philippe hob die Finger und sagte ganz leise „Drei,“ dann wieder „Klack“ und „Vier,“ noch einmal „Klack“ und Philippe „Fünf“ und ein letztes Mal „Klack.“ Er kam nicht dazu um sechs zu sagen, als mit großem Getöse ein Stück der Wand erst nach hinten ging und dann nach unten klappte. Eine große Staubwolke kam aus der Öffnung heraus und der Wind verteilte sie zugleich in alle Richtungen. Man bekam den Eindruck, dass der Felsen brennen würde. Nach einer Weile hatte sich der Staub gesetzt und es herrschten wieder klare Verhältnisse. Vorsichtig näherten sich die Schnäbler der frei gegebenen Öffnung im Felsen. Man konnte groß nichts sehen, weil es innen kein Licht gab. Also beschlossen sie die Lampen und andere nützliche Sachen zu holen, aber vorher wollte man sich noch einmal stärken. Bevor sie zurückgingen zogen sie aber die Münzen aus den Schlitzen, zu wertvoll waren sie für die gesamte Mission. Nach dem Essen machten sie sich auf den Weg um dem Berg sein Geheimnis zu entlocken. Dort angekommen zündeten sie die Lampen an und blickten zum ersten Mal in den, jetzt voll erleuchtetem, Eingang des Berges. Sie tasteten sich langsam durch einen schmalen Gang der etwas bergab ging.