Benjamin Webster

4 Schnecken und eine Nudel


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etwas diktieren und mich vorführen lasse. Wen ich schon Chef bin, dann der eigene und nicht eine Marionette irgendeiner Bank.“ Franz: „Du willst doch nicht damit sagen, dass du über so viel Geld verfügst, um die Verbindlichkeiten abzulösen?“ Thomas nickte und sagte: „Nicht ganz so viel, aber wenn ich meine Wohnung in Frankfurt verkaufe, dann müsste es gerade reichen.“ Franz schüttelte den Kopf und meinte: „Du bist der Richtige, räum den Laden auf und bring ihn auf Vordermann. Dein Vater hatte Recht indem er sagte, wenn es einer schafft, dann du. An dem Tag als er den Unfall hatte, wollte er abends noch zu mir in die Kanzlei kommen. Er hatte vor dir die Firma zu überschreiben. Dein Vater war am Ende mit seinen Kräften, er wollte nicht mehr. Herrmann hatte es satt, jeden Tag die Spielchen der Bank und die Machenschaften von einigen in der Firma mitzumachen. Aber leider ist es nicht mehr dazu gekommen. Ich gratuliere dir, du bist mehr als nur ein Nachfolger, da bin ich mir sicher. Du musst jetzt vor deine Belegschaft sprechen. Stell dich vor und sage ihnen, dass alles in Ordnung ist. Und danach gehen wir zu deiner Hausbank, bei denen die Firma ihre Konten hat.“ Thomas ließ Franz den Vortritt, als sie vor der Belegschaft standen. Franz bat die Belegschaft um Ruhe, dann stellte er Thomas vor und der ergriff das Wort: „Ja, wie Dr. Konrad schon sagte, bin ich der neue Inhaber der Bergmann Werke. Wir alle haben vor knapp zwei Wochen einen großen Verlust hinnehmen müssen. Sie haben ihren Chef und Chefin verloren und ich meine Eltern. Der Verlust ist für uns alle sehr groß. Aber wie heißt es doch, lasst uns nach vorne sehen. Wie ich gerade von Herrn Asmussen gehört habe, sind ihre Gehälter vom letzten Monat noch nicht überwiesen worden. Ich werde mich sofort darum kümmern. Ich verspreche ihnen hiermit, dass dies nie wieder vorkommen wird. Dr. Konrad und ich klären das gleich ab und morgen haben sie ihren Lohn auf dem Konto. Bitte geben sie mir noch ein paar Tage Zeit, mich an die neue Situation zu gewöhnen. Ich brauche sie, helfen sie mir den Betrieb wieder dahin zubekommen, wo er einstmals war. Helfen sie mir, aus den Bergmann Werken wieder die Nummer eins, mit unserer Technik zu machen. Ich lege mein Vertrauen und meine Hoffnung in ihre Hände. Wenn wir an einem Strang ziehen, schaffen wir das. So, und nun muss ich mich um ihre Löhne kümmern, alles andere muss warten. Ich möchte doch zufriedene Mitarbeiter haben. Ich Danke euch.“ Kurz und knapp war die Rede, der Beifall war länger. Die einhellige Meinung der Belegschaft war, der bringt neuen Schwung in den Laden. Sie sollten sich nicht täuschen. Thomas und Franz gingen nun den regulären Weg über die Treppe nach unten. Asmussen hatte Franz inzwischen die Unterlagen gegeben. Thomas musste unzählige Hände auf den Weg zum Wagen schütteln. Erst als beide im Auto saßen, konnte Thomas wieder einen klaren Gedanken fassen. Franz gab ihm die Unterlagen die Asmussen zusammengestellt hatte. Er las sie auf der Fahrt zur Berliner Kredit Bank durch. Es lag nicht am Auftraggeber, dass das Geld noch nicht auf dem Konto gutgeschrieben war, sondern an der BKB. Sie hatte den Eingang schon am Dienstag gehabt, aber das Geld fast eine Woche nicht gutgeschrieben. Thomas sagte: „Wenn ich das richtig deute, kommt in mir der Verdacht auf, dass die BKB das extra macht. Ich glaube, die wollen tatsächlich die Firma haben. Aber warum verkaufen sie nicht einfach den Kredit weiter?“ Franz: „Ich denke, dass da eine Sperrklausel im Kreditvertrag eingebaut ist, der dies untersagt. Wenn das so ist, dann versuchen sie es eben anders. Du kennst doch die Möglichkeiten die sie haben, du bist ja aus dem Metier.“ Thomas: „Das war auch ein Grund dafür, dass ich mich für die Bergmann Werke entschieden habe. Ich muss aber in den nächsten Tagen nach Frankfurt, um einiges zu klären. Wenn ich zurückkomme, werde ich mit meinen Schwestern Tacheles reden. Das geht so nicht weiter, Faulheit unterstütze ich nicht. Tut mir leid, auch wenn es meine Schwestern sind. Machst du bitte die vertraglichen Angelegenheiten fertig? Ich bin nur froh, dass ich das Vorkaufsrecht habe, es wäre nicht auszudenken, wenn meine Schwestern ihre Anteile an irgendeinen Investor verkauft hätten, nur um Kohle für ihren Lebensstil zu haben.“ Franz: „Das wird ihnen gar nicht gefallen. Ich glaube, die denken immer noch sie bekommen jeden Monat Geld von dir.“ Thomas: „Ich werde es ihnen schon erklären, wie der Hase in Zukunft läuft. Ich gebe dir noch Bescheid, wann ich wieder zurück komme aus Frankfurt, denn ich möchte, dass du dabei bist, wenn ich es ihnen sage. Richte auch dafür alle Unterlagen zusammen.“ Sie waren an der BKB angekommen. Franz ging voran und bat die Dame beim Service, den Geschäftsführer zu verständigen. Wenige Minuten später kam der Filialleiter. Er kannte Franz und Thomas nicht und fragte: „Was kann ich für sie tun?“ Franz: „Ich bin Rechtsanwalt Dr. Konrad und vertrete die Interessen der Bergmann Werke und die von Herrn Thomas Bergmann.“ Dabei deutete er auf Thomas. Der Filialleiter stellte sich nun auch vor: „Ich bin Klaus Gerster, der Chef dieser Filiale. Um was geht es?“ Franz: „Das sollten wir besser in ihrem Büro besprechen.“ Gerster nickte und bat die beiden mit in sein Büro zukommen. Sie nahmen Platz und Franz fing an zu sprechen: „Wie sie unschwer aus diesem Kontoauszug erkennen können, hat ein Auftraggeber meines Mandanten, eine Überweisung auf das Konto getätigt. Normalerweise schreibt der Gesetzgeber vor, muss die Überweisung innerhalb von zwei Tagen auf dem Konto gutgeschrieben sein.“ Franz legte beide Kontoauszüge auf den Tisch und sprach weiter: „Aber wie sie sehen, war bis heute um 11:00 Uhr noch immer nichts gut geschrieben. Ich wollte nur noch darauf hinweisen, dass es sich bei den Guthaben, um 850.000 Euro handelt. Wir wollen nun von ihnen wissen, wo das Geld geblieben ist?“ Gerster sah sich beide Kontoauszüge an und gab die Daten in seinen PC ein. Er wirkte nervös und angespannt. Beiläufig fragte er: „Sie sind der Sohn von den verstorbenen Bergmanns?“ Franz und Thomas nickten. Gerster: „Nachträglich noch mein Beileid, Herr Bergmann. Wir haben ihre Eltern nicht persönlich gekannt, aber man liest ja Zeitung. Schrecklich, wenn man so seine Eltern verliert. Da haben wir es ja. Ihr aktuelles Guthaben beträgt 985.000 Euro. Letzter Zahlungseingang war genau vor einer Stunde.“ Thomas: „Rechnen sie schon einmal die Zinsen aus, die sie meiner Firma schulden. Zins für eine Woche. Und dann rufen sie bitte das aktuelle Kredit Konto auf. Ich hätte gerne eine gesamte Aufstellung.“ Gerster: „Ich werde ihnen alles per Mail schicken. Kann ich sonst noch etwas für sie tun?“ Thomas: „Sie bereiten alles sofort vor, für einen Kontoausgleich meines Kreditkontos und dabei berücksichtigen sie alle …..“ Was nun folgte war nur noch Fachchinesisch. Es ging vor allem darum, dass Thomas nicht bereit war die kompletten Zinsen für die gesamte Laufzeit zu bezahlen. Auch standen noch Gebühren zur Debatte, die von der BKB nicht berechnet werden durften. Als Gerster gar nicht einlenken wollte, drohte Thomas mit einer Anzeige bei der Bankenaufsicht. Das zeigte Wirkung. Gerster stand auf um mit der Hauptfiliale zu telefonieren. Er musste erst mit seinem Big Boss sprechen, um sich zu informieren, was er Nachlass gewähren darf. Das Gespräch ging fast eine halbe Stunde. Da es inzwischen schon nach 12:00 Uhr war, wollte Gerster sie auf den Nachmittag vertrösten, aber Thomas und Franz bestanden auf eine sofortige Lösung. Um 13:30 Uhr verließen beide die BK Bank. Draußen sagte Franz: „Mein lieber Scholli, dich möchte ich auch nicht zum Feind haben. Du hast denen ja mächtig eingeheizt. Aber herzlichen Glückwunsch, du hast soeben die Bergmann Werke mit dem gesamten Familienanwesen gekauft.“ Thomas: „Jetzt bin ich aber auch pleite. Ich muss noch meine Wohnung verkaufen, dann bin ich wieder flüssig. Nun kommt noch die Erbschaftssteuer, plus die 50.000 Euro an Maria. Na ja, wenn nicht pumpe ich dich an.“ Franz lachte und meinte: „Ein- oder zweihundert Euro kann ich dir immer leihen, das ist doch klar.“ Beide lachten. Sie hatten alles mit der Bank geklärt. Jetzt fuhren sie weiter zur Zentral Bank Berlin. Dort eröffneten sie ein neues Konto. Thomas schrieb noch eine E-Mail an die BK Bank, in der er sein bisheriges Konto kündigte. Anschließend schrieb er eine Überweisung von seinem alten Konto, auf sein Neues bei der ZBB. Es mussten nur noch die Kontoverbindungen auf den Briefbögen und in der Buchhaltung geändert werden. Das Kapitel Berliner Kredit Bank war damit beendet. Unterwegs hielten sie noch am berühmten Kurfürstendamm und setzten sich dort in eines der zahlreichen Cafés und ließen noch einmal alles Revue passieren. Sie besprachen noch die nächsten Schritte, die Thomas in der Firma erledigen wollte. Thomas fragte Franz: „Ich könnte ein bisschen professionelle Hilfe gebrauchen, hättest du nicht Lust mir dabei, gegen Honorar versteht sich, zu helfen?“ Franz: „Aber klar doch. Und über das Finanzielle werden wir uns schon einig. Ich muss nur zwei Mal die Woche in meine Kanzlei, um aktuelle Fälle auf dem Laufenden zu halten.“ Thomas: „Wir können uns ja absprechen. Ich werde heute und morgen mit der Belegschaft reden, um mir ein Bild von allem zu machen. Und danach kommt die Geschäftsleitung und Betriebsrat an die Reihe. Die Buchhaltung muss mir die Zahlen aus den letzten vier Jahren heraussuchen,