Benjamin Webster

4 Schnecken und eine Nudel


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seines Vaters machte. Die Einrichtung des Büros war zwar nicht nach seinem Geschmack, aber fürs Erste würde es reichen. Kaum das er saß, kam eine junge Frau und fragte: „Wie hätten sie denn ihren Kaffee?“ Thomas: „Wer sind sie und was machen sie?“ Die junge Frau erwiderte: „Ich heiße Klara Schönfeld und bin ihre Sekretärin.“ Thomas: „Schön Frau Schönfeld, man muss ja wissen mit wem man es zu tun hat. Ich denke, dass ich in Zukunft meinen Kaffee selbst zubereiten werde. Aber gut dass sie hier sind. Ich habe da ein paar Dinge die erledigt werden müssen. Wenn sie sich das bitte notieren möchten?“ Sie verließ das Büro und holte sich einen Notizblock und etwas zu schreiben. Anschließend diktierte ihr Thomas, was Klara Schönfeld erledigen sollte. Als sie wieder den Raum verließ sagte Thomas: „Weiß, mit zwei Stück Zucker.“ Klara verstand und machte umgehend den Kaffee. Als sie den Kaffee brachte, fragte er sie: „Können sie mir einen Arbeitskittel besorgen?“ Klara fragte nach: „Sie meinen einen blauen Kittel, wie sie unsere Arbeiter in der Produktion tragen?“ Thomas: „Genau so einen meine ich. Größe 48 oder so.“ Klara: „Ich werde mich sofort darum kümmern. Ist noch etwas, Herr Bergmann?“ Thomas: „Ja. Ich weiß nicht, wie ich den Herrn Hansen erreiche. Wenn sie so gut wären sich darum zu kümmern?“ Klara: „Selbstverständlich, Herr Bergmann. Soll er gleich zu ihnen kommen oder zu einer bestimmten Uhrzeit?“ Thomas: „Er möchte bitte gleich kommen. Danke Frau Schönfeld, das wäre alles.“ Karl Hansen war der Chauffeur von seinem Vater gewesen. Er kümmerte sich, wenn er nicht fahren musste, um den Fuhrpark der Firma und die PKWs der Familie. Kleinere Reparaturen machte er selbst, den Rest musste die Vertragswerkstatt erledigen. Karl Hansen war bereits 50 Jahre alt und fuhr Herrn oder Frau Bergmann bereits seit 28 Jahren. Er hatte bei seinem Großvater angefangen und war äußerst zuverlässig und absolut verschwiegen. Thomas spielte zuerst mit dem Gedanken ihn zu entlassen, aber Franz hatte ihm davon abgeraten, weil er doch sehr viel unterwegs sein würde. Viele Termine würden weit ab von Flugplätzen liegen, so dass er auf ein Auto angewiesen wäre. Er gehörte, wie Maria, schon zum Inventar der Familie Bergmann. Tommi kannte ihn schon von klein auf. Karl hatte ihn schon oft zur Schule gefahren, oder ihn nach einer durchzechten Nacht abgeholt, wenn er nicht mehr in der Lage war zu fahren. Thomas durchsuchte den Schreibtisch seines Vaters. Es war aber nur Briefpapier und andere Büroutensilien darin, nichts Privates. In den Schränken sah es nicht anders aus. Nur in der Garderobe hingen ein Jackett und ein Mütze von ihm. Er räumte die Garderobe aus und legte die Sachen auf den kleinen Tisch, welcher unter dem Fenster stand. Klara Schönfeld klopfte und trat ein. In ihren Händen hielt sie mehrere Arbeitskittel. Nagelneu und noch verpackt. Sie sagte: „Sie müssen selbst probieren, welcher ihnen paßt. Aber ich denke, dieser hier dürfte genau der Richtige sein.“ Sie streckte ihn Thomas hin und er riss die Schutzhülle auf. Als er ihn entfaltete, sah er gleich, dass er viel zu groß war. Aber aus Spaß zog er ihn an und meinte: „Na, wie mache ich mich als Dressman?“ Klara fing an zu lachen und meinte: „Da müssen sie noch ein paar Schnitzel essen, bis sie da rein gewachsen sind. Nehmen sie den anderen, der wird passen.“ Sie packte ihn aus und Thomas probierte diesen an. Er passte wie angegossen. Klara fragte: „Geben sie mir noch ihre Handynummer? Falls etwas Wichtiges ist, kann ich sie immer erreichen.“ Thomas gab ihr die Nummer, bat sie aber niemanden weiterzugeben, was sie für selbstverständlich hielt. Dann machte er sich auf den Weg zur Produktion. Kaum war er die Treppe nach unten gegangen, kam ihm Karl entgegen. Er begrüßte ihn und fragte: „Hast du gerade Zeit, wenn ja, könntest du mich begleiten und mir alles zeigen. Es hat sich doch einiges verändert, seit ich das letzte Mal hier war.“ Karl antwortete: „Sie sind der Boss. Was möchten sie zuerst sehen?“ Thomas: „Hoppla, sind wir auf einmal per „Sie“? Ich kann mich noch gut daran erinnern, das wir uns geduzt haben.“ Karl: „Ja, das stimmt, aber ich denke, hier in der Firma ist das „Sie“ besser angebracht.“ Thomas: „OK, wenn sie meinen, Herr Hansen.“ Karl ging voran und sagte: „Dann sollten sie sich zuerst die neue Produktionsstraße ansehen. Sie wurde vor einem Jahr neu installiert. Es sind insgesamt acht neue Roboter, welche man auf alle Arten von Platinen einstellen kann. Egal was sie bestücken möchten, einmal programmiert und sie machen alles selbsttätig. Man muss nur noch die entsprechenden Materialien einfüllen und hinten kommt das fertige Modul heraus.“ Karl reichte ihm zwei Ohrstöpsel und meinte: „Die werden sie brauchen.“ Und Karl hatte Recht. Es war schon richtig laut in diesem Teil der Produktion. Die Roboter bewegten sich hin und her, die Arme gingen immer rauf und runter. Es war schon faszinierend dem Treiben zu zusehen. Ein Arbeiter füllte die Roboter auf, ein anderer entnahm die fertigen Module und verpackte sie. Er hatte eine elektronische Strichliste, die er immer wieder auf die Module hielt. So wusste er immer, welches Modul wohin musste. Thomas merkte gleich, dass hier eine Unterhaltung mit den Mitarbeitern nicht möglich war. Sie verließen diesen Teil der Produktion und gingen eine Tür weiter. Sie standen im Versand. Hier wurden die Module verpackt und versandfertig gemacht. Dies betrifft aber nur Massenware, die man in jedem Computerladen auch kaufen könnte. Andere Produkte, die speziell für die Industrie oder das Militär angefertigt wurden, werden per PKW ausgeliefert. So wird sichergestellt, dass die Soft- oder Hardware zum richtigen Empfänger gelangt. Sicherheitssysteme für das Militär hingegen, werden von einer Sicherheitsfirma abgeholt. Dabei wird die Hardware und Software getrennt versandt, um zu gewährleisten, dass keiner etwas damit anfangen kann, solange er nicht über beide Teile verfügte. Die aufwendigste Abteilung ist die Programmierung. Es ist das Herzstück, so wie das Gehirn der Bergmann Werke. Hier entstand alles, was der Kunde wünschte. Hier wird am Computer simuliert und entwickelt. In dieser Abteilung arbeiten über 50 Programmierer. Eine andere Abteilung, überprüft die fertige Hard- oder Software auf eventuelle Fehler. Erst wenn die Produkte dort getestet wurden, gelangten sie zum Kunden. Karl kannte sich gut aus im Werk, weil er öfters den alten Herrn Bergmann im Werk suchen musste, wenn er ihn abholen kam. Dabei hat ihm Bergmann alles Wissenswerte über die jeweilige Abteilung erzählt. Es war nun bereits 17:00 Uhr und die Belegschaft machte sich auf den Weg nach Hause. Thomas holte nur noch seine Sachen aus dem Büro und Karl fuhr ihn in die Bergmann Villa. Am nächsten Morgen, kam Thomas zu seinem ersten Arbeitstag. Punkt 8:00 Uhr ging er in das Büro seines Vaters. Klara Schönfeld war schon da und brachte ihm einen Kaffee und legte ihm die Post hin. Sie fragte: „Was kann ich noch für sie tun, Herr Bergmann?“ Thomas antwortete: „Geben sie mir noch zehn Minuten, ich möchte nur noch die Post durchsehen und in aller Ruhe meinen Kaffee trinken.“ Er nahm einen Schluck Kaffee und fügte hinzu: „Der schmeckt ausgezeichnet.“ Klara: „Danke, Herr Bergmann, das war die Lieblingssorte ihres Vaters. Vielleicht überlegen sie sich das noch einmal, dass sie ihren Kaffee selbst zubereiten.“ Dann schloss sie die Zwischentür zu ihrem Vorzimmer und seinem Büro. Thomas nahm die Post und sah sie durch. Das Telefon klingelte und er nahm den Hörer ab. Klara sagte: „Ein Herr Hoffmann von der BK Bank möchte sie sprechen. Sind sie da?“ Thomas: „Ich bin für die BK Bank überhaupt nicht mehr zu sprechen. Das Kapitel hat sich erledigt. Machen sie das diesem Herrn Hoffmann unmissverständlich klar.“ Thomas überlegte und dachte für sich: „Zuerst einem die Daumenschrauben anlegen und sich an den Werken bereichern und jetzt kriechen sie einem in den Hintern. Einfach nur widerlich, diese Geier.“ Eine viertel Stunde später kam Klara wieder in sein Büro. In der Hand hatte sie einen Notizblock und einen Stift. Thomas bot ihr Platz an und fing an ihr zu diktieren: „Als Erstes brauche ich zwei neue E-Mail Adressen. Die eine ist für mich in der Firma privat und die Zweite geschäftlich. Wenn es geht so kurz wie möglich. Als Nächstes brauche ich ein neues Namensschild an meinem Büro. Einfach nur Thomas Bergmann, dass reicht. Etwas Modernes sollte es sein, kein Messing oder so ein Schnickschnack. Dann brauche ich bis nächsten Montag alle Verkaufs- und Umsatzzahlen der letzten vier Jahre. Weiter möchte ich die Einkaufslisten über alle Halbleiter Produkte der letzten zehn Monate. Auch die Zahlen von unseren Niederlassungen aus Österreich und China.“ Klara: „Auch die Bilanzen?“ Thomas: „Auch die Bilanzen. Weiter stellen sie mir eine Tabelle zusammen, von den wichtigsten Mitarbeitern in den einzelnen Abteilungen. Und als Nächstes möchte ich mit dem Betriebsratsvorsitzenden sprechen. Ach ja, schicken sie doch bitte den Hausmeister noch zu mir, ich möchte etwas mit ihm bereden. Bitte buchen sie mir einen Flug für morgen früh nach Frankfurt, Rückflug am Freitagmorgen. Lassen sie dass Ticket am Schalter hinterlegen. Das wäre alles Frau Schönfeld, danke.“ Klara fragte nach: „Dann