erhöht. Phobiker versuchen, solche Situationen zu vermeiden. Ist die vermeintliche Bedrohung abgewendet, geht es wieder besser.
Meist geht die Angst vor dem Zahnarzt auf unangenehme Erfahrungen zurück – Betäubungsspritzen, die schlecht gesetzt wurden, Füllungen schmerzten oder fielen heraus. Manchmal entstehen Phobien auch nach negativen Erlebnissen anderer, etwa von Familienmitgliedern.
Nicht alle Zahnärzte, die sich auf Phobiker spezialisiert haben, setzen auf Ursachenforschung und Psychotherapie. Manche stellen nur Duftkerzen in der Praxis auf, um den typischen Geruch zu vertreiben, andere versetzen die Patienten in Hypnose oder verwenden Geräte zur Betäubung, die nicht wie eine Spritze aussehen. Radikaler geht der Münchner Michael Leu von der Gentle Dental Office Group vor. Er setzt auf Behandlung unter Vollnarkose. Als Grund gibt er an, dass die Phobiker in seiner Praxis den Mund nicht richtig schließen können, weil Ober-, Unterkiefer und Kiefergelenk nicht miteinander harmonieren, und das könne man nur unter Vollnarkose beheben. Leu saniert in maximal drei Sitzungen das komplette Gebiss – die Patienten seien danach von ihrer Phobie befreit.
Leus Methode ist wissenschaftlich umstritten, aber wirtschaftlich erfolgreich.
Fast 5000 Patienten habe er erfolgreich behandelt, Leus Team operiert europaweit an 30 Standorten. Psychologin Deinzer ist skeptisch: „Nach dem Aufwachen kommt die Angst zurück", sagt sie. „Mit einer Behandlung in Vollnarkose ist das Problem ja nur akut gelöst, nach einiger Zeit werden die Zähne aber wieder schlechter, denn viele Patienten kennen keinen normalen Umgang mit diesem Bereich ihres Körpers und dessen Pflege."
Peter Jöhren hat mit Gudrun Sartory, einer Psychologin an der Universität Wuppertal, einen Fragebogen entwickelt, den Patienten angstfrei zu Hause beantworten können – im Internet. So tat das auch Jöhrens spätere Patientin Suska W. Sie musste ihre Empfindungen in einer Skala von „entspannt" bis „krank vor Angst" einstufen, wenn sie sich typischen Situationen beim Zahnarzt vorstellte – der Geruch, das Geräusch des Bohrers, die Mitteilung, dass ein Zahn entfernt werden muss. W. machte ihre Kreuze bei „krank vor Angst".
Als Antwort bekam sie eine Mail von Jöhren mit der Diagnose Phobie. „Zuerst wollte ich das nicht wahrhaben, das hört sich an, als wäre man irre", sagt W. Angenehm sei aber gewesen, dass die Patientin wusste, dass sie nicht die Einzige ist, „die so was hat". Nach Jahren ließ sie sich einen Termin geben. Eine Psychotherapeutin bestellte die Patientin zunächst fünfmal in die Zahnarztpraxis, ohne dass sie behandelt wurde. Mit Entspannungsübungen gewöhnte sie sie an die Behandlungsräume. Dann zeigte sie ihr nach und nach die Instrumente und versuchte, sie positiv einzustimmen. Formelhaft sagte sich die Patientin vor: Es gehen jeden Tag Tausende Menschen zum Zahnarzt, ohne dass etwas passiert.
Mehrere Monate kam W. in die Klinik, ohne den Mund für Bohrer und Spritze öffnen zu müssen. Nicht bei allen Patienten dauert es so lange, in 70 Prozent der Fälle genüge eine zwei- bis dreistündige Sitzung, so Jöhren. Vielen Patienten verabreicht er vor der Behandlung ein leichtes Beruhigungsmittel, eine Vollnarkose aber nur in Ausnahmen. Auch W. kam ohne aus. Beruhigungsmittel, Lokalanästhesie und Musik über Kopfhörer reichten, Jöhren konnte mit der Gebisssanierung beginnen. Nach drei Monaten war es überstanden, die Angst beherrschbar.
So viel Glück haben nicht alle Phobiker. Schwierig wird es bei Kindern. „Viele Kinder haben einen Grund für ihre Ängste, aber wir kennen ihn nicht", sagt Jutta Margraf-Stiksrad von der Universität Marburg. Diesen Kindern müsse man Mut machen, sie beruhigen und ihnen vermitteln: Du kannst die Situation beeinflussen. Nicht jede Hilfe werde von Kindern als solche verstanden.
Häufig helfe es, wenn kleine Kinder während der Behandlung auf dem Schoß der Mutter säßen und ihnen vorgelesen werde. Mit Kindern im Grundschulalter müsse der Arzt reden. „Der Arzt muss ihnen zeigen: Mir kannst du vertrauen. Wenn er sagt, ich zähle jetzt bis zehn und höre dann auf zu bohren, darf er auch wirklich nur bis zehn bohren", sagt Margraf-Stiksrad.
Heinrich S. hat bislang noch nicht den Mut gefunden, jemanden an seine Zähne zu lassen. Aber zumindest hat er schon Kontakt zu einer Praxis aufgenommen, die sich auf Patienten wie ihn spezialisiert hat. (Robert Lücke. Süddeutsche Zeitung Nr. 57)
a) 355 Bohrer
876 Mediziner
120 Psychologen
1000 Menschen
36 Zahnärzte
900 Praxen
4 Millionen Deutsche
370 Patienten
71 Notare
137 Skalen
28 Geräusche
511 Sitzungen
1 Million Duftkerzen
7 Entspannungsübungen
45 Behandlungsräume
1000 Beruhigungsmittel
3 Kopfhörer
100 Gedanken
b) 18 сверл
1600 медиков
90 психологов
617 человек
704 зубных врача
56 практик
350 тыс. немцев
400 пациентов
312 нотариусов
200 шкал
78 шумов
18 сеансов
719 ароматических свечей
11 расслабляющих упражнений
1 кабинет врача
46 успокоительных средств
6 наушников
1000 мыслей
1. Медики и психологи разрабатывают методы, чтобы лечить людей, страдающих боязнью зубных врачей. 2. Он привык при разговоре едва открывать рот. 3. Здесь речь идет о серьезном психическом нарушении, от которого страдает почти 4 миллиона немцев. 4. Десна сильно кровоточила. 5. Его зубной врач был в отъезде, поэтому он пошел к замещающему его специалисту. 6. Выделяются гормоны стресса, руки становятся влажными, пульс учащается, увеличивается выработка желудочного сока. 7. Врач совсем не разговаривал со мной. 8. Приступы паники при страхе перед зубным врачом похожи на боязнь высоты или полетов. 9. Люди, страдающие фобией, пытаются избежать подобных ситуаций. 10. Укол с обезболивающим сделали плохо. 11. Некоторые врачи погружают пациентов в гипноз. 12. Иногда фобии возникают после негативного опыта других. 13. Некоторые врачи просто расставляют в кабинете ароматизированные свечи, чтобы избавиться от