Magda Trott

PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band


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dir auch 'nen Laubfrosch. – Du, ich habe auch ein Taschenmesser vom Meister bekommen. Hier hast du es.«

      »Was soll ich denn damit?«

      »Du sollst dich freuen. Ich schenke dir alles, was ich habe.«

      »Ich habe mich aber so sehr auf die Ostsee gefreut. Aber wenn doch die armen Kinder hungern – –«

      »Nicht nach Schweden – nicht nach Schweden«, schrie Jule immer wieder. Aber Pommerle, mit dem traurigen Gesicht, wurde nicht angesteckt von seiner großen Freude. Da trat Jule erneut zu ihm. »Du – sieh doch mal das Messer genau an, ich schenk' es dir wirklich. – Was willst du noch haben? Ich hole dir schon am Sonntag schöne Blumen. – Pommerle, wir machen zusammen eine feine Radtour, ich setz dich hinten drauf.«

      »Ja, Jule – aber weißt du, mich kneift es so ein bißchen am Herzen.«

      »Weil du nicht an die Ostsee kannst?«

      »Ich glaub' schon.«

      Nun wurde auch Jule still. Ein wenig verstand er die Sehnsucht des Pommerle. Es tat ihm weh, daß er die Spielgefährtin nicht aufheitern konnte.

      »Wenn du dir eben nichts aus dem Messer machst, nehme ich es mir wieder. – Aber weißt du, es wird halt auch sehr schön sein, wenn du die Kinder vollstopfst. Vielleicht wollte die Mutter ihre Kinder auch totmachen, wie die Frau in der Zeitung. Nun kriegt sie den Brief, sie soll die Kinder nach Hirschberg schicken, die Kinder dürfen auf die Schneekoppe, dann freut sie sich. Und vielleicht gehen wir auch zum Burgberg, zum Kilian, der wird schon helfen. Wenn er aus dem Berge herauskommt und uns Gold bringt – –«

      »Laß nur, Jule, das ist ja Unsinn.«

      »Dir wird es schon noch mal schlecht gehen, Pommerle, dir wird der Rübezahl noch einen ordentlichen Streich spielen. Immer mußt du ihn ärgern. Ich bin schon viel länger in Hirschberg als du, ich muß es besser wissen.«

      »Meinst du, daß es die alte Frau aus dem Keller sehr freuen wird, wenn sie ihre Kinder herschickt?«

      »Na und ob, es freut sie mächtig. – Mußt nicht traurig sein, Pommerle, wenn ich erst ausgelernt habe, dann heirate ich dich, und wir gehen im Sommer immer an die Ostsee. Aber ich denke mir, wir sollen doch jetzt alle mithelfen. Ich möcht manchmal auch gerne eine Zigarette rauchen, dann sage ich mir, es soll keiner hungern. Du hast doch gesagt, und die Sabine sagt es auch, man freut sich so sehr, wenn man helfen kann.«

      Ein Geräusch ließ die beiden Kinder sich umsehen. Da stand die blinde Sabine in der Tür, die die letzten Worte Jules gehört haben mußte. Sie legte den Arm um Pommerle.

      »Weißt du noch, liebe, kleine Freundin, daß du mir einmal das Herz recht hell machen wolltest? Da hast du mich zu dem alten Harfenkarle geführt, der hat mir ein wunderschönes Lied gesungen, das ich bis heute nicht vergessen habe, das ich oft vor mich hinsumme. Weißt du es noch?«

      Pommerle nickte.

      »Ich möchte es dir trotzdem vorsingen. Geh, Jule, hole meine Laute herunter.«

      Die Laute wurde gebracht. Leise begann Sabine zu singen:

      »Ich sing mit den Vöglein, daß laut es schallt,

       Kann lachen, springen und scherzen,

       Ich freu' mich an Wiese, Feld und Wald,

       Ich habe die Sonne im Herzen.

       Drum bin ich der reichste, der glücklichste Mann,

       Vergessen sind Sorgen und Schmerzen,

       Ich wandle zufrieden des Lebens Bahn,

       Denn mir leuchtet die Sonne im Herzen.«

      Als Pommerle eine halbe Stunde später Sabine verließ, spiegelte sich die Sonne, die es im Herzen trug, auf seinem Gesicht wieder.

      »Ich will mit den Kindern aus dem Keller spielen, das macht Freude, denn ich darf mitarbeiten an dem großen Werk, an dem alle Deutschen beteiligt sind, ich will helfen!«

      Kapitel 4.

       Das Hilfswerk der Kinder

       Inhaltsverzeichnis

      »Mutti, ich habe mir von Tante Leichner zehn Pfennig erbettelt, die habe ich der alten Frau drüben im Hinterhaus hingetragen. Ist das nicht schön von mir? Oh, Mutti, ich tue jetzt immerfort wohl.«

      »Das ist sehr schön, Pommerle.«

      »Ich habe es allen Schulfreundinnen erzählt.«

      »Das ist nicht schön, Pommerle. Wenn man Gutes tut, muß man nicht gleich allen davon erzählen. So etwas muß man ganz im Geheimen machen; niemand braucht davon zu wissen. Sieh dir doch den Jule an, der hat keinem Menschen gesagt, daß er sein Erspartes für die armen Leute hergab. So mußt du es in Zukunft auch halten.«

      »Es darf also keiner wissen, wenn ich armen Leuten was Gutes antun will?«

      »Nein, mein Kind. Es gibt arme Leute, sogenannte verschämte Arme, denen ist es schrecklich, wenn andere erfahren, daß sie ein Almosen oder ein Geschenk erhielten. Es gibt auch ein schönes Wort: Laß die Rechte nicht wissen, was die Linke tut, das bedeutet: Wohltun muß ganz im Geheimen betrieben werden.«

      Pommerle nickte nachdenklich. Es nahm sich vor, die Worte der Mutter zu beherzigen. Die Kleine kümmerte sich in letzter Zeit viel um alte oder kranke Leute in der Stadt. In der Schule wurde herumgefragt, wo noch irgendwo jemand lebe, der nichts zu essen habe. Und dann wurden oft die Frühstücksbrote aufbewahrt, damit man sie an die betreffende Stelle brachte. Die Klassenkameradinnen wollten Pommerle nicht nachstehen. Man hatte eine Kasse eingerichtet, in die pfennigweise die Spenden der Kinder gelegt wurden. Man hoffte, daß bis Weihnachten eine große Summe Geld zusammenkommen würde, um allen armen Leuten Freude zu machen.

      In etwa vierzehn Tagen schloß die Schule, dann kamen nach Hirschberg eine Menge bedürftiger Kinder, die von verschiedenen Familien aufgenommen wurden. Pommerle freute sich auf die beiden Mädchen, die man erwartete. All seine sehnsuchtsvollen Gedanken an Pommern, an die geliebte Heimat, drängte das Kind tapfer zurück.

      Eines Tages erschien Eva Graumann, die Erste der Klasse, erregt in der Schule und berichtete von Männern in langen Pelerinen, die auf der Straße gestanden hätten und eine Lotterie im Kasten umhertrügen. Die Mutter habe gesagt, daß diese Lotterie viel Geld einbringen solle, damit im Winter die Bedürftigen etwas zu essen hätten.

      Pommerle schlug mit dem Buch, das es grade in der Hand hielt, knallend auf das Pult.

      »'ne Lotterie! – Mutti hat auch mal 'ne Lotterie gemacht, in einem Frauenverein. Da haben die Leute schöne Kästchen mit Flaschen gewonnen, Schokolade und auch einen Blumentopf. Sie haben sich mächtig darüber gefreut. – Au fein, wir machen auch so 'ne Lotterie, dann bekommen wir viel Geld und können die kranke Frau Scholz ins Krankenhaus schicken, oder gar auf Reisen – an die Ostsee. Dort wird sie bestimmt wieder gesund.«

      »Eine Lotterie!« jauchzten die Mädchen, und schon ging ein Überlegen und Beraten los, wie man am besten solch eine Lotterie einrichten könnte.

      »Ich frage meine Tante Grete«, rief Lotte Mürsel, »die weiß es.«

      »Nein«, wehrte Pommerle energisch ab, »die linke Hand darf nicht wissen was die rechte macht. Meine Mutti hat gesagt, man darf über so was nicht reden. Das alles muß ganz geheim gemacht werden.«

      »Wie machen wir denn das?«

      »Ich frage doch!« sagte Lotte. »Ich sage der Tante nicht, daß wir eine Lotterie machen, keiner braucht es zu wissen. Wir müssen auch solche kleine Papiere haben, mit Nummern darauf, und die müssen die Leute kaufen. Dann müssen sie was drauf gewinnen.«

      »Ich habe einen alten Teddybär, mit dem spiele ich nicht mehr«, rief Eva Graumann.

      »Und ich«, sagte Pommerle geheimnisvoll, »habe noch eine niedliche Schachtel, darin sind olle braune