Heidi Cullinan

Winterfunke


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Zeit große Töne gespuckt, wie du deinen Sohn mit auf die Jagd nehmen und ihm Hockey beibringen würdest. Wie du jeden verprügeln würdest, der dein Mädchen schlecht behandelt.«

      »Ja, na ja, Menschen ändern sich. Jetzt hab ich Thomas, Brianna und die kleine Sue.«

      »Du übersiehst mit Absicht, was ich dir damit sagen will. Ich denke nicht nur, dass du dasselbe willst, was er sich wünscht, ich weiß es. Du willst sogar noch mehr.«

      »Tu ich nicht und jetzt hör verdammt noch mal auf, darüber zu reden.«

      Marcus warf die Hände in die Höhe. »Frankie und ich werden jetzt deinem besten Freund beim Auszug helfen und versuchen, ihn etwas aufzumuntern, weil ein gewisses Arschloch ihm immer wieder das Herz bricht und ihn vollkommen verwirrt. Du tust, was immer du tun musst.«

      Arthur zuckte zusammen, sagte jedoch nichts und blieb stehen, bis er Marcus' SUV und Pauls Wagen von der Auffahrt rollen hörte. Dann ging er zurück ins Haus, das jetzt, da Paul und all seine Sachen fehlten, einsam und still wirkte.

      Es war wirklich ätzend. Und auch als die Tage allmählich zu Wochen wurden, wurde es nicht weniger ätzend.

      Da er am Ende eines Arbeitstages nichts anderes zu tun hatte, gewöhnte Arthur sich an, im Werkschuppen zu sitzen, Schrott zu sortieren und seinen Reparaturhaufen und die Projekte in Angriff zu nehmen, mit denen seine Mutter ihm in den Ohren lag. Er reparierte einen Toaster und die alte Kommode, die sie als kleines Mädchen besessen hatte. Auch die Esszimmerstühle brachte er in Ordnung, sogar den, der in sechs Einzelteile zerbrochen war, und am ersten Sonntag im September gab er alles bei seinen Eltern ab.

      »Oh, Arthur, danke dir.« Corrina Anderson küsste ihren Sohn auf die Wange und bedeutete ihm, mit der ersten Möbelfuhre hereinzukommen. »Das Abendessen ist fast fertig.«

      Mit einem Nicken blickte Big Tom über den Rand seiner Brille von seinem Platz neben dem Fenster auf, wo er Zeitung las und einen Schluck aus einer Tasse nahm, auf der Bilder von seinen Enkelkindern prangten. »Schön, dich zu sehen, mein Sohn.«

      Arthur setzte die Stühle ab. Aus dem Wohnzimmer, wo Arthurs Nichte und Neffe spielten, drang Gelächter. Thomas ließ Spielzeugtrucks auf dem Teppich hin und her fahren, während seine kleine Schwester kichernd in unsteten Kreisen um ihn herum rannte.

      Becky saß mit dem Baby auf dem Schoß im Schaukelstuhl. »Hey«, sagte sie müde, als Arthur den Raum betrat.

      Er lehnte sich gegen den Türrahmen. »Wie geht es dir?«

      »Wie immer. Kein Job, mein nichtsnutziger Ex zahlt die Alimente nicht, ich bekomme keine Arbeitslosenunterstützung mehr und wohne bei meinen Eltern.«

      Arthur runzelte die Stirn. »Bei dem Restaurant in Eveleth hat es nicht geklappt?«

      »Die haben mir ständig Spätschichten verpasst. Ich hab Thomas nie gesehen, außer um ihn morgens zum Bus zu bringen, und ich konnte ihn und Brianna nie ins Bett bringen.«

      Mit einem breiten Lächeln sah der sechsjährige Thomas zu Arthur auf. »Hi, Onkel Arthur.«

      Arthur grinste und hockte sich neben ihn auf den Teppich. »Hey, Kumpel. Hilfst du mir dabei, Omas Durchlauferhitzer zu reparieren?«

      Thomas strahlte ihn an und sprang eilig auf die Füße. »Ich hol mein Werkzeug.«

      Während Thomas die Treppe hinaufstapfte und sich durch seinen Schrank wühlte, wirbelte Arthur Brianna so lange im Kreis, bis Becky ihn wütend anfuhr. Dann ging er in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee zu besorgen und auf Thomas zu warten.

      Seine Mutter warf ihm vom Herd aus einen Blick zu, während sie die Bratensoße umrührte. »Hast du gerade gesagt, du willst den Durchlauferhitzer in Ordnung bringen?«

      Arthur nickte ihr über den Rand seiner Tasse hinweg zu. »Ich glaube, ihr braucht eine neue Anode. Als ich gestern in der Stadt war, hab ich eine besorgt.«

      »Danke, Schätzchen. Du bist eine große Hilfe.« Ihr Rühren gewann an Bedacht und Fokus, was Arthur warnte, dass ihn etwas Unangenehmes erwartete. »Gestern habe ich Paul auf dem Markt getroffen. Du hast mir gar nicht erzählt, dass er ausgezogen ist. Habt ihr euch gestritten?«

      Arthur presste die Lippen aufeinander und griff nach seiner Tasse. »Wenn Thomas runterkommt, sag ihm, dass ich im Keller bin.«

      Noch immer mit dem Schneebesen in der Hand folgte Corrina ihm die Treppe hinunter. »Ihr habt euch gestritten. Oh, Schätzchen.«

      Arthur marschierte zum Durchlauferhitzer und zog den Schraubenzieher aus seiner hinteren Hosentasche, um die Abdeckung abzuschrauben. »Mom, hör auf.«

      »Kannst du nicht mit ihm reden? Du sprichst viel zu wenig mit ihm, weißt du. Du bist immer so abweisend.«

      »Mom.« Arthur atmete hörbar aus und ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten. »Ich will nicht über Paul reden.« Gott, wenn sie jetzt auch noch davon anfing, dass er Kinder haben sollte, würde er seinen Kopf in eine Schneewehe stecken.

      Sie sprach nicht über Kinder, doch sie seufzte schwer und er konnte beinahe hören, wie die Zahnräder in ihrem Kopf zu arbeiten begannen, als sie überlegte, wie sie über Paul reden konnte, ohne über Paul zu reden. »Ich denke, ich sollte nach meiner Soße sehen. Da fällt mir ein – kannst du dir noch meine Kochplatte ansehen, bevor du gehst? Sie funktioniert wieder nicht richtig.«

      Den Rest des Tages ließ sie das Thema Paul ruhen. Im Handumdrehen ersetzten Arthur und Thomas die Anode und sie genossen ein leckeres Abendessen. Er ließ sich alles über die Pläne seiner Mutter für einen neuen Job für Becky in einer Zahnarztpraxis in Eveleth und den bevorstehenden Festumzug von Thomas' Schule erzählen.

      Während Becky und Corrina den Abwasch übernahmen, kümmerte sich Arthur mit Thomas' Hilfe um die Kochplatte.

      Es fühlte sich gut an, bei seinen Eltern zu sein, und Arthur begann, regelmäßiger vorbeizuschauen. Es war schön, dass ihm etwas zu essen gemacht wurde, aber es gab auch viel zu tun und mit seinem kaputten Bein und seiner Arthritis war Big Tom doch sehr eingeschränkt. Becky brauchte jemanden zum Reden, der nicht Corrina war, und Thomas brauchte ein gutes männliches Vorbild.

      Ganz davon abgesehen, dass es wegen Paul politisch kompliziert geworden war, sich mit Frankie und Marcus zu treffen.

      Eines Abends, nachdem er und Thomas die Abwasserleitung gereinigt hatten, bekam Arthur Abendessen und Nachtisch, den mit Pudding und Eis, von dem seine Mutter wusste, dass er ihn liebte.

      Er hatte angenommen, dass das seine Belohnung für einen Nachmittag voller harter Arbeit war, aber nein. Das Dessert war ein Köder und als Arthur seinen leeren Teller in die Küche brachte, ließ seine Mutter die Falle zuschnappen.

      »Weißt du«, sagte sie in einem Tonfall, der ihm sofort eine Warnung hätte sein müssen, »ich glaube, der Nachtpfleger im Altenheim ist Single.«

      Mit dem Teller auf halbem Weg in die Spüle erstarrte Arthur. »Mom, ich werde nicht mit Kyle ausgehen. Ich werde mit niemandem ausgehen, weil ich keine Dates habe.«

      »Was stimmt nicht mit Kyle? Er ist ein netter Junge.«

      »Junge, Mom. Er ist wie alt? Neunzehn?«

      »Ich nehme an, das ist ein wenig jung für einen Vierzigjährigen.«

      Arthur starrte sie finster an. »Ich bin erst neununddreißig.«

      Corrina winkte ab. »Im April wirst du vierzig.« Sie tippte sich mit dem Finger an die Wange, während sie offensichtlich alle ihr bekannten schwulen Männer in einem 80-Kilometer-Radius durchging.

      Arthur entschied, der Schlange sofort den Kopf abzuschlagen. »Mom, du musst mich nicht verkuppeln. Mir geht's gut.«

      »Es geht dir mit Sicherheit nicht gut. Ich habe Paul in dieser Woche mit zwei verschiedenen Männern gesehen. Er wird nicht zurückkommen – und du wirst nicht jünger.«

      »Mom.«

      »Was ist mit diesem netten Mann, der das Bed and Breakfast in