Heidi Cullinan

Winterfeuer


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ihre Augen zusammen und schüttelte ihren Kopf so heftig, dass ihr braunes Haar in sein Gesicht schlug. »Nein. Ich will einen Drachen machen. Der Feuer spuckt.«

      »Einen Feuer spuckenden Drachen?«, wiederholte Kyle, während die Möglichkeiten bereits durch seinen Kopf ratterten.

      »Das Feuer wird aus Schnee gemacht, nicht aus dem Propantank«, bemerkte Jane trocken vom Herd aus.

      Verdammt. Kyle schnitt eine Grimasse in Linda Kays Richtung. »Unsere Mutter ist eine Spaßbremse.«

      Linda Kay lehnte sich mit hinterhältigem Blick vor und flüsterte laut in Kyles Ohr: »Ich schmuggle es aus der Garage.«

      »Das wirst du nicht tun, Linda Kay.«

      Als Linda Kay schmollte, küsste Kyle ihre Wange. »Wir werden einen Weg finden, damit es cool aussieht. Lass mich schnell was essen und eine Tasse Kaffee trinken, dann legen wir los.«

      Linda Kay folgte Kyle um den Tisch, als er eine Kapsel entkoffeinierten Kaffee in die Keurig-Maschine legte, und als er sich über die linke Schulter seiner Mutter beugte, um einen Blick auf sein Frühstück/Mittagessen zu werfen, nahm seine Schwester eine ähnliche Position auf der rechten Seite ein.

      Jane seufzte. »Ihr zwei. Könnt ihr nicht noch zehn Minuten warten?«

      »Wir haben Hunger.« Linda versuchte, ein Stück Schweinekotelett abzuzwacken, und lachte, als Jane ihre Hand zur Seite schlug.Denn nach fünfundzwanzig Jahren als Kyles Zwilling hatte sie den Dreh raus.

      Während sie ihr Täuschungsmanöver ausführte, stibitzte Kyle ein Stück Speck vom Teller neben dem Herd. Er nahm einen Bissen und steckte Linda Kay den Rest heimlich hinter Janes Rücken zu. Als seine Schwester mit einem diebischen Kichern davonflitzte, lehnte sich Kyle gegen die Anrichte und trank seinen Kaffee, während er mit seiner Mutter plauderte.

      »Arbeitest du heute Abend?«, fragte sie ihn. »Ich weiß, dass der Schichtplan in letzter Zeit ein einziges Chaos ist, und ich habe den Überblick über deine Wechsel verloren.«

      Er nickte. »Die Nachtschicht. Elf bis sieben. Aber morgen habe ich frei, weil ich am Wochenende tagsüber eingeteilt bin.«

      Missbilligend schnalzte Jane mit der Zunge. »So unregelmäßige Arbeitszeiten sind nicht gesund für dich. Diese ganzen Nachtschichten sind schon schlimm genug.«

      »Irgendjemand muss sie machen. Es gibt aber gute Neuigkeiten.« Er grinste, als er seinen Kaffee beiseitestellte. »Ich hab gehört, Dolorianne denkt darüber nach, in Rente zu gehen.«

      Vor Freude hätte Jane beinahe ihren Pfannenwender fallen gelassen. »Oh – heißt das, du kannst ihre Schicht übernehmen? Die regelmäßige Tagesschicht?«

      Kyle rollte die Augen. »Gott, ich wünschte, es wäre so. Nein, das würde heißen, ich könnte die Schicht von drei bis elf bekommen, wenn ich will.«

      Sie runzelte die Stirn. »Aber, Kyle, mit diesen Stunden kannst du unmöglich wieder zur Schule gehen.«

      Nicht das schon wieder. »Mom, ich will kein staatlich geprüfter Krankenpfleger sein. Mir reicht der Krankenpflegehelfer.«

      »Aber wenn du staatlich geprüft wärst, wären deine Karrierechancen besser und du würdest mehr Geld verdienen.«

      Kyle wollte diese Diskussion nicht zum achtzehnten Mal führen, also wechselte er das Thema. »Wie war dein Treffen gestern?«

      Sie strahlte. »Oh, es war wundervoll. Der Ruth Circle und der Hope Circle haben sich in der Kirche getroffen und der Bibliotheksvorstand ist auch vorbeigekommen, sogar Mr. Higgins. Die Benefizveranstaltung findet definitiv statt.«

      »Also noch mehr Schlittenfahrten mit anschließendem Tanzball?«

      »Nein, dieses Jahr wird es mehr geben. Einen Kunsthandwerksmarkt, eine Eislaufbahn und alle örtlichen Geschäfte werden einen Tag der offenen Tür haben. Und.« Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an und wackelte mit den Augenbrauen. »Ich habe ihnen gesagt, dass du Schneeskulpturen machen wirst.«

      »Mom.«

      »Beschwer dich nicht. Du liebst es, die Skulpturen zu machen, und Linda Kay wird so eine Freude daran haben, dir zu helfen.

      »Das ist etwas Besonderes, das ich mit ihr zusammen mache.« Und auf Pauls Eingangsstufen, bis er mich erwischt hat. Kyle stierte in seinen Kaffee. »Werde ich wenigstens dafür bezahlt?«

      Sie verpasste ihm einen Klaps, hart genug, um ihn aufjaulen zu lassen. »Kyle David Parks! Natürlich wirst du nicht dafür bezahlt. Alle Gelder gehen an die Bibliothek.« Mit einem Holzlöffel zielte sie auf seine Nase. »Und wenn du bei Gabriel Higgins vorbeischaust, um mit ihm abzusprechen, welche Skulpturen du baust, wag es nicht, das Thema Geld aufzubringen.«

      In Notwehr hob Kyle seine Hände hoch. »Werde ich nicht, ich schwöre.«

      Besänftigt fügte sie dem Rührei, das sie für Kyle machte, etwas Käse hinzu, weil sie darauf bestand, dass der Mensch Eier zum Frühstück brauchte, wann auch immer er frühstückte. »Es wird etwas ganz Besonderes werden. Es wird Charterbusse von den Cities und Duluth hierher geben, ein Weihnachtsdorf und Rentiere. Dieses Mal gibt es sogar ein Thema. Winter Wonderland.«

      Das war weniger ein Thema als ein netter, allgemeiner Titel, aber Kyle würde sich deswegen nicht streiten. »Klingt großartig. Ich werde morgen bei der Bibliothek vorbeigehen. Vielleicht will Linda Kay mitkommen.«

      »Wenn es wirklich so schneit, wie vorausgesagt, wird es wunderbar funktionieren. Sie hat vor, nach Eveleth zu gehen, um Kenny zu sehen, und sie wird sich ärgern, wenn das Wetter ihre Pläne durchkreuzt.«

      »Okay.« Kyle stieß sich von der Anrichte ab, um Teller und Gläser für den Tisch zu holen, doch seine Mutter ergriff den Saum seines T-Shirts und hielt ihn fest.

      »Bei dem Treffen habe ich auch gehört, dass heute Morgen wieder eine Skulptur auf Paul Jansens Veranda stand.«

      Kyle schnitt eine Grimasse. Seine düstere Stimmung kehrte mit aller Macht zurück. »Tja, nun, es wird die letzte gewesen sein.«

      »Das hoffe ich. Er ist zu alt für dich.«

      »Er ist siebenunddreißig, nicht siebzig. Außerdem ist unser Altersunterschied nur um drei Jahre größer als der zwischen dir und Dad.«

      Jane schürzte die Lippen und konzentrierte sich darauf, Kyles Rühreier zu würzen. »Ich sage nur, dass ich nicht verstehe, warum du mit niemandem in deinem Alter zusammen sein kannst.«

      »Weil die Männer in meinem Alter Idioten sind. Außerdem gibt es im ganzen County nur fünf davon, die für mein Team spielen.« Er drückte seinen Zeh unter eine lose Bodenfliese. »Spielt keine Rolle. Er ist nicht interessiert. Niemand ist interessiert.«

      Sie zögerte. »Ich wette, in Duluth gibt es mehr schwule Männer in deinem Alter.« Als Kyle ihr einen verletzten Blick zuwarf, küsste sie seine Wange. »Schmoll nicht. Ich sage nicht, dass du ausziehen sollst. Ich versuche, dir dabei zu helfen, glücklich zu sein.«

      »Ich will hier glücklich sein. Wenn ich umziehe, dann in eine Wohnung in der Innenstadt.«

      Linda Kay streckte ihren Kopf um die Ecke, von wo aus sie gelauscht hatte. Ihr Gesicht spiegelte den Verrat wider, den er fast begangen hätte. »Du kannst nicht ausziehen!«

      »Ich ziehe nicht aus.« Kyle holte einen Stapel Teller aus einem Schrank und reichte ihn ihr. »Ich decke den Tisch und du hilfst mir dabei.«

      Sie grummelte, aber sie half trotzdem. Als sie sich zum Essen hinsetzten, lehnte sie sich dicht zu ihm und flüsterte: »Wie war der Schneepenis?«

      Er schüttelte den Kopf. »Ich wurde erwischt. Und er hat ihm nicht gefallen.«

      In einer dramatischen wegwerfenden Geste knickte Linda Kay ihr Handgelenk ab. »Bitte. Kein Geschmack.«

      Grinsend lehnte sich Kyle zu ihr und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. »Ich liebe dich, Linda Kay.«

      »Ja, weil ich umwerfend bin.«