Isabella Ackerl

Die bedeutendsten Österreicher


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umgewandelt. Mit der Konzernbildung von 1923 entstand ein Bugholzimperium mit zwanzig Fabriken und 10.000 Arbeitern. Bauhausarchitekten, der Schweizer Le Corbusier und die Designer des Werkbundes entwarfen für das Unternehmen, und 1929 begann man mit der Stahlrohrmöbelproduktion. Erwähnt sei der dynamische Entwurf eines Sessels von Marcel Breuer.

      Bugholzmöbel aus der Produktion der Firma Thonet sind heute weltweit gesuchte Antiquitäten. Der Hollywood-Regisseur Billy Wilder (→ siehe dort) soll sich mit sieben Jahren in einen Schaukelstuhl verliebt haben; er brachte es zu einer Sammlung von mehr als 120 echten »Thonets«. Kaum ein Industrieprodukt des 19. Jahrhunderts hat eine derartig weite Verbreitung gefunden wie die in Millionen Stücken hergestellten Sessel des Michael Thonet.

      Franz Schubert

      * 31. Januar 1797 Wien, † 19. November 1828 Wien

      Komponist

      Schubert wurde im Haus »Zum roten Krebsen« als zwölftes Kind eines aus Mähren stammenden Schulgehilfen und späteren Schulleiters geboren. Nur fünf seiner Geschwister überlebten das Kleinkindalter. Seine Kindheit war, wie üblich im Hause eines Schulmeisters, von Musik geprägt. Mit acht Jahren begann er Geige zu spielen und konnte bald kleine Duette ausführen. Der ältere Bruder Ignaz (* 1785), der bereits den Lehrerberuf ausübte, unterwies den kleinen Franz im Klavierspiel. Michael Holzer, der Chordirigent der Lichtentaler Pfarrkirche, erteilte ihm Unterricht in Gesang, Orgelspiel und Generalbass. Sonntags sang er bei der Messe die Solosopranpartien. Außerdem wurden im Hause Schubert regelmäßig Streichquartette aufgeführt. Der Vater von Franz Schubert spielte bei diesen Aufführungen Cello, sein Sohn Franz Bratsche und die beiden Brüder Ferdinand und Ignaz die erste und zweite Geige.

      1808 schickte der Vater den kleinen Franz zum Probesingen in die k. k. Hofkapelle, wo zwei Sängerknabenstellen ausgeschrieben waren. Infolge seiner schönen und gut ausgebildeten Stimme erhielt er einen Stiftungsplatz im k. k. Stadtkonvikt, das sich in einem Gebäude der alten Universität neben der Jesuitenkirche befand. Für Schubert war es eine harte und entbehrungsreiche Zeit, bei der viele Unterrichtsstunden und karge Mahlzeiten an der Tagesordnung waren. Mit seinen Konviktskameraden und späteren Freunden Josef Spaun, Albert Stadler und Anton Holzapfel besuchte er das nahe Akademische Gymnasium. Den Musikunterricht im Konvikt leitete Antonio Salieri, der auch für die Aufführungen in der Hofkapelle zuständig war. Dabei lernte Schubert vor allem die Messen von Haydn, Mozart und Albrechtsberger kennen. Außerdem spielte er im Konviktsorchester Geige. Da sein herausragendes Talent schnell erkannt wurde, erhielt er ab 1811 von Salieri auch Kompositionsunterricht. Dieser Unterricht dauerte bis 1816. In späteren Jahren schrieb er zuweilen auf seine Kompositionen Schüler Salieris.

      In der Konviktszeit entstanden bereits viele kleinere Kompositionen, die anfänglich noch von seinem Lehrer geprägt waren, während Schubert später seine eine eigene musikalische Sprache entwickelte. Es waren vor allem Klavier- und Kammermusikwerke und nur vereinzelte Lieder. Auch mit der Komposition einer ersten Symphonie begann er im Konvikt. Manche dieser Werke sind leider verlorenen gegangen. Schuberts Komponierleidenschaft wirkte sich negativ auf seine Schulnoten aus, was zu Konflikten mit dem Vater führte, der ihm das Komponieren verbieten wollte. Schubert setzte seine kompositorische Tätigkeit jedoch heimlich fort und wurde dabei von seinem Freund Spaun mit Notenpapier ausgestattet. Sein Freundeskreis, der sich in den Jahren im Konvikt noch um Johann Nestroy und Joseph Rauscher, den späteren Kardinal von Wien, erweiterte, wurde für ihn lebenswichtig, denn er bot ihm die für ihn notwendige emotionale, aber auch materielle Unterstützung. So wohnte Schubert beispielsweise eine Zeitlang bei Franz Schober, dem späteren Weimarer Legationsrat und Reisebegleiter von Franz Liszt. Eine besonders enge Freundschaft verband den Komponisten mit dem romantischen Maler Moritz von Schwind. Ihm und dem Maler Leopold Kupelwieser verdanken wir großartige Bildzeugnisse aus Schuberts Leben. So manche Beziehung aus diesem Kreis ermöglichte dem Musiker Zugang in wohlhabende Häuser, wo zu seinen Ehren musikalische Zusammenkünfte, so genannte »Schubertiaden«, abgehalten wurden. Hinzu kamen Landpartien in die Umgebung Wiens, für die Schubert eigens fröhliche Tänze und Lieder für den Männerchor schrieb.

      Nur in den Sommerferien war es ihm möglich, die Hofoper zu besuchen und dort Werke von Mozart, Gluck oder Cherubini kennenzulernen.

      1813 verließ Schubert das Konvikt und kehrte in sein Elternhaus zurück. Nach dem Tod der Mutter hatte der Vater noch einmal geheiratet, seine Stiefmutter, die selbst noch fünf Kinder gebar, wurde den älteren Kindern eine gute Mutter. Schubert absolvierte rasch die Lehrerbildungsanstalt für Schulgehilfen und übernahm eine Klasse in der Schule des Vaters. Daneben komponierte er fleißig; seine F-Dur-Messe wurde 1814 zum 100-jährigen Jubiläum der Pfarrei Lichtental uraufgeführt. In rascher Folge schuf er die 2. und 3. Symphonie und die Zauberoper Des Teufels Lustschloß. Daneben entstanden weitere Opern wie Die Zauberharfe, Alfonso und Estrella und Der häusliche Krieg. Leider blieb Schuberts Opern der Erfolg versagt, was teils an den ungelenken Libretti, teils an der zu lyrischen Musik des Komponisten lag. Im Repertoire hat sich lediglich Rosamunde behaupten können. Eine zeitgenössische Kritik beschrieb Die Zauberharfe sogar als unsinnig und langweilig, obwohl dem jungen Komponisten Talent bescheinigt wurde.

      Insgesamt schrieb Schubert sieben Symphonien, eine achte, äußerst dramatische, blieb unvollendet. Diese Partitur lag mehr als 40 Jahre im Schreibtisch seines Freundes Hüttenbrenner und wurde erst 1865 von den Wiener Philharmonikern uraufgeführt. Beispiellos und höchst virtuos in ihrer gestalterischen Kraft sind Schuberts Lieder, die für die nachkommenden Generationen zukunftsweisend wurden. Insgesamt 600 Lieder entstammen seiner Feder, vor allem die bedeutenden Zyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise nach Texten von Wilhelm Müller. Schuberts Gesamtwerk umfasst etwa 1000 Opuszahlen. Mit seinen Liedern war der Komponist auch bei seinen Zeitgenossen sehr erfolgreich, wie eine Besprechung der Schönen Müllerin in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode aus dem Jahr 1828 belegt: »Mit vieler Freude nehmen wir die Anzeige dieses schönen, interessanten Werkes vor, in dem das Genie des Tonsetzers mit wirklicher Weihe die herrlichen Lieder des edelsten Dichters zur Verklärung bringt.«

      Nach drei Jahren Schuldienst hatte Schubert die Lehrtätigkeit aufgegeben. Unterstützt von seinem Freund Schober konnte er sich nun ausschließlich seinen Kompositionen widmen. Eine Position als Musiklehrer in Laibach wurde ihm verwehrt, zwei Sommer lang (1818 und 1824) unterrichtete er die beiden Töchter des Grafen Esterházy, wobei er am Sommersitz Zelesz mit ungarischer Musik in Kontakt kam. Eine regelmäßig dotierte Stelle konnte er jedoch nicht finden.

      Vermutlich bereits ab 1823 ist bei ihm eine damals unheilbare venerische Krankheit ausgebrochen, von der er sich nur kurz auf einer Erholungs- und Konzertreise nach Oberösterreich, die er gemeinsam mit dem Liedersänger Johann Michael Vogl antrat, erholen konnte. Noch im März 1827 nahm er an Beethovens (→ siehe dort) Beisetzung am Währinger Ortsfriedhof teil. Im November 1828 erkrankte er an Typhus, dem sein geschwächter Körper nicht mehr standhalten konnte. Sein Freund Schwind schrieb: »[…] Schubert ist tot und mit ihm das heiterste und schönste, das wir hatten.« Er wurde auf dem Währinger Ortsfriedhof beigesetzt, sein Grabstein lag unweit der letzten Ruhestätte von Beethoven. Die Grabinschrift verfasste Franz Grillparzer: »Die Tonkunst begrub hier einen reichen Besitz, aber noch viel schönere Hoffnungen.« Erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erhielt er ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

      Ca. 600 Lieder, darunter Die schöne Müllerin und Winterreise; 12 Symphonien (davon fünf unvollendet); sechs lateinische Messen; die Deutsche Messe; Kammermusik (z. B. das Forellenquintett); Klaviermusik; Bühnenwerke.

      Christian Doppler

      * 29. November 1803 Salzburg, † 17. März 1853 Venedig

      Physiker

      Der aus einer Salzburger Steinmetzfamilie stammende Christian Andreas Doppler war von zarter Statur und daher für die Arbeit im väterlichen