Isabella Ackerl

Die bedeutendsten Österreicher


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bewegte Bilder darstellen konnte, riet Dopplers Eltern für den begabten jungen Mann zu einem Physikstudium in Wien. Doppler belegte also Vorlesungen in Mathematik, Physik und Mechanik und holte daneben die Matura an einem Salzburger Gymnasium als Privatier nach.

      Nach bestandener Matura ging Doppler 1829 wieder nach Wien und arbeitete vier Jahre als Assistent für höhere Mathematik am Wiener Polytechnikum. Er veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten, doch eine fixe Anstellung zu erhalten erwies sich als mühsam. Erst 1835 wurde er an einer Realschule in Prag angestellt. Zwei Jahre später erhielt er endlich eine Professur für Mathematik und Physik am Technischen Institut der Prager Karlsuniversität.

      In dieser Zeit widmete er sich intensiv der Beobachtung der Sterne. Vor allem faszinierten ihn die unterschiedlichen Farbnuancen der Doppelsterne. Damals waren bereits mehr als 2700 Doppelsterne bekannt. Doppler entdeckte, dass fast gesetzmäßig ein Stern dem unteren Teil des Farbspektrums angehörte, während der zweite Stern dem oberen Abschnitt des Farbspektrums zuzuordnen war. 1842 erschien seine Abhandlung »Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels«, die er als außerordentliches Mitglied der königlich-böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in den Schriften dieser Gesellschaft publizierte.

      Später stellte sich heraus, dass seine Beobachtung auf einer Sinnestäuschung beruhte, wofür er auch von den Astronomen heftig getadelt wurde. Doch Doppler vermutete richtig, dass seine Beobachtung auch mit Schallwellen funktionieren würde. So ist der von ihm beschriebene »Doppler-Effekt« eine bei allen Wellenvorgängen feststellbare Erscheinung, die die Frequenz beeinflusst, wenn Ausgangspunkt der Welle und Beobachter sich aufeinander zubewegen oder sich voneinander entfernen. So ist etwa zu beobachten, dass der Pfeifton einer Lokomotive beim Herannahen höher ist als bei einer sich entfernenden Lokomotive.

      Dieses als Doppler-Effekt bekannte Phänomen findet vielfach in der medizinischen Technik Anwendung, vor allem beim Einsatz von Ultraschalluntersuchungen der Blutgefäße (zur Darstellung der Blutstromgeschwindigkeit). In der Astronomie wird der Doppler-Effekt zur Bewegungsmessung von Sternen eingesetzt, auch in der Luftfahrt-Navigation und bei der Geschwindigkeitsmessung bewegter Ziele wird Dopplers Entdeckung genutzt.

      Nach Ausbruch der Märzrevolution 1848 zog Doppler mit seiner Familie nach Wien; 1850 erhielt er eine Berufung an das Physikalische Institut der Wiener Universität. Er war der erste Ordinarius, der Experimentalphysik lehrte. 1853 starb Doppler an einem infektiösen Lungenleiden in Venedig, wo er auf dem Friedhof San Michele beigesetzt wurde.

      Dopplers Wirken wurde nach seinem Tod vielfach gewürdigt. An seinem Geburtshaus in Salzburg wurde eine Tafel angebracht, ebenso an seinem Prager Wohnhaus. In der Folge wurden zahlreiche physikalische Einrichtungen nach Doppler benannt. Weltweit gibt es eine ganze Reihe von medizinischen Instituten, die seinen Namen tragen. Im Salzburger Haus der Natur präsentiert man eine ständige Gedenkschau an den berühmten Sohn der Stadt, ja sogar ein Krater auf der Rückseite des Mondes wurde nach Doppler benannt.

      Die Strauss-Dynastie

      Johann Baptist Strauss Vater

      * 14. März 1804 Wien, † 25. September 1849 Wien

      * 25. Oktober 1825 Wien, † 3. Juni 1899 Wien

      * 20. August 1827 Wien, † 22. Juli 1870 Wien

      * 15. März 1835 Wien, † 28. Dezember 1916 Wien

      Dirigenten und Komponisten

      Der 1804 geborene ältere Johann Strauss wuchs als Sohn eines Bierwirtes auf, der an der Schlagbrücke am Donaukanal das Gasthaus Zum guten Hirten betrieb. Er erlernte zunächst das Buchbinderhandwerk, nahm aber auch Violinunterricht und studierte Musiktheorie. Er spielte zusammen mit dem späteren Komponisten und Geiger Joseph Lanner in der Kapelle der Brüder Scholl, die sie zunächst gemeinsam übernahmen. Ab 1827 gingen beide jedoch in jeweils eigenen Kapellen getrennte Wege. Bereits im Alter von 22 Jahren war Strauss mit eigenen Kompositionen an die Öffentlichkeit getreten und zehn Jahre später erhielt er den eigens für ihn geschaffenen Titel »Hofball-Musikdirektor«.

      Johann Strauss’ Ehefrau Maria Anna Streim entstammte ebenfalls einer Gastwirtsfamilie. Ihre Mutter war gebürtige Spanierin, eine Abkunft, auf die die Familie sehr stolz war und mit der man den südlichen Typus der zwei Musiker-Generationen zu erklären pflegte. 1834 mietete Johann Strauss Vater in der Leopoldstadt im »Hirschenhaus« vier Wohnungen für die Familie.

      Johann Strauss Vater schuf mit seinen Walzern eine völlig neue Musik, die die Menschen faszinierte. Der 19-jährige Richard Wagner charakterisierte Johann Strauss als einen »[…] zauberische[n] Vorgeiger, […] einen Dämon des Wiener musikalischen Volksgeistes beim Beginn eines neuen Walzers«. Johann Strauss Vaters Naturell könnte man als »unbürgerlich« bezeichnen, denn er war sehr romantisch veranlagt und liebte es, zu reisen, so dass ihn seine Konzertreisen bis nach Frankreich und England führten. Sein Ruf soll sogar bis nach St. Petersburg vorgedrungen sein, wenngleich Johann Strauss die Reise nach Russland mangels Zeit nicht antreten konnte und der Zarin Alexandra Fjodorowna deshalb den Alexandra-Walzer widmete.

      Vergöttert von seinem Wiener Publikum, stand der Komponist in stetem Wettbewerb mit seinem großen Konkurrenten Joseph Lanner.

      Sein Familienleben war alles andere als geordnet, lebte er doch in einer Zweitfamilie mit der Modistin Emilie Trampusch. Aus dieser Beziehung stammten acht Kinder. Die Belastungen und der große Erfolgsdruck, die das unstete Musikerleben mit sich brachten, wollte Johann Strauss seinem Sohn unbedingt ersparen: »Es brauchen nur zwei Werke zu missfallen, zwei Walzer zu missglücken – gleich heißt’s: dem Strauß fällt auch nichts mehr ein!« Man könnte Johann Strauss Vater als den Begründer der gehobenen Unterhaltungsmusik bezeichnen.

      Trotz Widerstand des Vaters konnte das väterliche Beispiel für seinen gleichnamigen Sohn aus der Ehe mit Maria Anna Streim nicht ohne Folgen bleiben und so überrascht es nicht, dass der talentierte Johann bereits im zarten Alter von sechs Jahren zu komponieren begann. Er schuf einen kleinen, ein wenig unbeholfen anmutenden Walzer, den er er mit Erste Gedanken betitelte. Doch sein Vater wollte, dass die Beherrschung des Klaviers und der Geige für seinen Sohn lediglich den Stellenwert des harmlosen Amüsements einnahm und Johann stattdessen »etwas Vernünftiges« studierte. Aus diesem Grund wurde er im Alter von elf Jahren zum Besuch des Schottengymnasiums genötigt, das ihm eine solide Beamtenkarriere ermöglichen sollte.

      Mit 16 Jahren wurde er zum Besuch des Polytechnikums gezwungen, wo er durch sein Gesangstalent auffiel, jedoch nicht durch Lerneifer. Mit der Unterstützung von seiner Mutter, die, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte die alleinige Entscheidungsbefugnis hatte, durfte Johann sich in der Folge dem Musikstudium widmen. Seine Mutter hegte dabei die Hoffnung, dass anstelle ihres untreuen Mannes nun ihr Sohn die Familie ernähren würde. So studierte Johann der Jüngere Violine beim Ballettkorrepetitor des Kärntnertortheaters Kehlmann und Theorie bei Josef Drechsler, Kapellmeister am Leopoldstädter Theater. Mit 19 Jahren bewarb er sich um die Lizenz zur Leitung eines Wirtshausorchesters. Nach der Anwerbung einiger Musiker und der Komposition zahlreicher Werke, wie Walzer, Quadrillen und Polkas, debütierte Johann Strauss Sohn am 15. Oktober 1844 in Dommayers Kasino in Hietzing. Für Wien war das musikalische Duell zwischen dem erfolgreichen Vater und dem hochbegabten Sohn ein höchst abwechslungsreicher Gesprächsstoff, gewährte doch die Enge der vormärzlichen Zensur nur wenig geistigen Austausch. Der Sohn erwies sich als noch temperamentvoller als der Vater und Dommayers Lokal wurde von Musikbegeisterten geradezu gestürmt. Das junge Talent wurde frenetisch gefeiert und musste seine Walzer mehrfach wiederholen, angeblich sollen es mitunter bis zu neunzehn Zugaben gewesen sein. Ein Zeitungsbericht zu Strauss Debüt lässt die Begeisterung jener Tage wiederaufleben: »Das Talent […] kann sich vererben, […]; der Junge ist ein ganz tüchtiges Direktionstalent; […], dieselbe pikante, effektvolle Instrumentation wie