kommt es zu einem vollständigen Neuimport von landfremden Arbeitssklaven. Beispiele: Barbados, Jamaica (engl), St. Domingue (frz.), Virginia (engl.), Kuba (span.); Sonderfall: Brasilien (port). Die vollständige Ausrottung der indigenen Bevölkerung bleibt aus und der Sklavenimport erfolgt massiv erst Ende des 18. Jahrhunderts.
Die Epochen des Kolonialismus
Da die Kolonialgeschichte nicht nur eine den ganzen Globus umfassende Geschichte ist, sondern sich auch in ihrer zeitlichen Erstreckung über mehr als fünf Jahrhunderte hinzog, ist es sinnvoll, zeitliche Abgrenzungen vorzunehmen, wobei sieben Hauptepochen festzumachen sind.
1. 1312 bis 1492/98. Die erste Periode stellt die Vorgeschichte des weltumspannenden Kolonialismus dar, also sowohl der Kolonialismus der Antike, wie derjenige des Mittelalters. Dieser beschränkte sich jedoch auf das Mittelmeer und erst im 15. Jahrhundert erfolgte in umfassender Weise ein Ausgriff in weiter entfernt liegende Gebiete, mit dem Ziel, diese als Kolonien für das eigene Reich zu gewinnen. Am Ende des 15. Jahrhunderts stehen dann zwei einschneidende Ereignisse, nämlich die Entdeckung des Seewegs nach Indien durch Vasco da Gama 1498 und das damals als erheblich weniger wichtig angesehene Ereignis, welches heute jedoch viel mehr als Epocheneinschnitt gewertet wird, nämlich die Entdeckung und Eroberung Amerikas mit der Landung von Cristoforo Colombo am 12. Oktober 1492 auf der von ihm so benannten Insel »Unser Heiland«, San Salvador. Dazwischen lag der Vertrag von Tordesillas, welcher 1494 die Einteilung der Welt in zwei Zonen vorsah und bereits deutlich machte, dass mit den beiden Entdeckungen die Aufteilung der Welt durch die Europäer begann und man in Konkurrenz um eben diese Teilung eintrat.
2. 1492/1498-1620 (bzw. für Portugal 1520-1580): Mit der Inbesitznahme der Karibikinseln durch Christoph Columbus begann das Eroberungsprojekt Amerika, während gleichzeitig, markiert durch das Datum 1498, also das Jahr der Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung durch Vasco da Gama und die Entdeckung des Seewegs nach Indien, der internationale Handel enorm an Perspektive gewann. Diese innerhalb weniger Jahre sich ergebende Schere der Expansion setzte sich im 16. Jahrhundert rapide fort. Einerseits erfolgte dies mit der Eroberung des Aztekenreiches in Mexiko ab 1519 und des Inkareiches ab 1533 in Peru, andererseits durch den schnellen Ausbau portugiesischer Stützpunkte entlang der afrikanischen Küste bis nach Indien, dem heutigen Indonesien und schließlich China. Das 16. Jahrhundert war also geprägt von der rapiden Expansion und der danach folgenden Konsolidierung der Herrschaft.
Die Strukturen dieses Kolonialismus änderten sich, als das portugiesische Königshaus 1580 ausstarb und damit Spanien durch eine Personalunion zur alleinigen wirklich großen Weltkolonialmacht wurde. Die schon länger dauernden Spannungen mit England führten in diesem Jahrzehnt dann auch zum Krieg mit der Inselmacht unter Königin Elisabeth I. und durch steigenden Druck in den spanischen Niederlanden zum Krieg um diese Besitzungen und schließlich der Unabhängigkeit der Niederlande 1621/1648. War Spanien hierdurch bereits geschwächt, so musste man den letzten großen Schlag mit dem Aufstand und der Unabhängigkeit Portugals 1640 hinnehmen, dem es jetzt jedoch nie mehr gelingen sollte, zu alter Größe aufzusteigen. Dafür wurden aber die von einem kapitalistischen Geist geprägten Niederlande und England zu den führenden Kolonialmächten, denen es zwar nicht gelang, in Bezug auf die besetzte Landmasse, wohl aber in Bezug auf Handelseinnahmen, fast an Spanien heranzukommen. Die Ostinidenkompanien der Niederländer und Engländer gehörten zu den modernsten Institutionen der Welt, während in den spanischen Kolonien ein feudal ritterliches Verwaltungssystem alter Prägung bestand.
3. 1621-1763 (1630-1680): Die Übernahme des Einflusses durch England und die Niederlande in großen Teilen Asiens führte zum Angriff auf die spanische Vorherrschaft in Amerika. Zunächst expandierten die Niederländer und Engländer in Nordamerika, freilich in territorial erheblich bescheidenem Rahmen, was damit zusammenhing, dass man einerseits keine großen Reiche durch die Eroberung einer Zentrale, wie dies im Falle des Azteken oder Inkareichs der Fall gewesen war, übernehmen konnte, andererseits aber große Gebiete übernehmen wollte, da die Kosten- Nutzenrechnung im Vordergrund stand. Hinzu kam aber, dass Spanien seine Haupteinnahmen aus den Gold- und Silberminen Lateinamerikas bezog. Allein schon, weil es damit den Krieg gegen England und die Niederlande finanzierte, lauerten die Mächte mit Kaperfahrten den jährlich nach Spanien gehenden Edelmetallflotten auf. Man kann sich aber gut vorstellen, dass die Wertabschöpfung allein durch die Überfälle kaum ausreichend war und man daher auf neue lukrative Einnahmequellen aus war. In Asien wurden bereits existierende Quellen von Rohstoffen und Fertigwaren ausgeschöpft, indem sich die Europäer als Handelspartner in bestehende Handelsnetze einfügten und die logistische Leistung des Warentransportes nicht nur nach Europa, sondern auch im asiatischen Raum ausbauten. Demgegenüber wurde Amerika nun zu einem »Ergänzungsraum« (Osterhammel) der europäischen Wirtschaft, indem exportorientierte Monopolsektoren geschaffen und durch unfreie Arbeit betrieben wurden. Was den Spaniern das Edelmetall war, wurde den Engländern, Holländern und Franzosen der Zucker; ein Produkt, das in so großer Menge und derart lukrativem Preis in Europa Abnahme fand, so dass ganze Inselgruppen in der Karibik der Zuckerproduktion zu dienen hatten. Andererseits setzten diese in Übersee produzierten Waren einen Veränderungsprozess in Europa in sozialer wie industrieller Hinsicht in Gang. So veränderte die Baumwolle die Mode, als Baumwollstoffe aufgrund sinkender Preise auch von der Mittelschicht getragen werden konnte. Dieser Preissturz war wiederum maßgeblich durch die Erfindung von Spinnmaschinen möglich geworden.
Doch die Entwicklungen in Europa warfen dann ihre Schatten auch auf die koloniale Welt. Spaniens Abtreten von der Bühne als Weltmacht durch die Aufteilung seiner Besitzungen nach dem Aussterben der regierenden Dynastie der Habsburger 1711-1714 veränderte die Gewichte, die sich erneut durch die Niederlage Frankreichs im Siebenjährigen Krieg zugunsten Englands verschoben. England, das bis 1702 in Personalunion mit den Niederlanden verbunden war, konnte sich von da an als die führende Kolonialmacht der Welt verstehen.
4. 1763-1830. (1760-1800): Die großen, besonders die finanziellen Anstrengungen, die England für das Erreichen der Vorherrschaft auf sich genommen hatte, ließen in London die Idee reifen, dass man die Kolonien, besonders in Amerika, stärker an den Kosten beteiligen könne. Allerdings hatten sich dort durch die Aufklärung kritische Positionen entwickelt, die in Nordamerika zur ersten Dekolonisationsbewegung führten, weil hier allein »weiße« Siedler die Macht inne hatten und sich mit der Formel »keine Gesetze ohne (parlamentarische) Repräsentation« (no taxation without representation) gegen das Mutterland wandten. Die enge Bindung an das aus Europa stammende Gedankengut lässt sich aber schon daran erkennen, dass die wichtigste Persönlichkeit bei der Formulierung der Unabhängigkeit der aus England stammende Thomas Paine war. Markierte die französische Deklaration der Sklavenbefreiung lediglich einen Einschnitt, so bedeutete der Kampf gegen Napoleon eine folgenreiche Zäsur, an deren Ende die Unabhängigkeit des größten Teils von Lateinamerika bis 1826 stand.
Es war auch Napoleon Bonaparte, der eine neue Richtung vorgab, als er 1798 die Engländer in Ägypten angriff. Zwar war die Expedition für die Franzosen militärisch ein Fiasko, doch brachten die mitgenommenen Wissenschaftler so viele interessante Ergebnisse aus Ägypten mit, dass eine Begeisterung für Nordafrika einsetze. Andererseits erkannte man in England, dass es für das Inselreich wichtig sein würde, die eigene Position auch auf diesem Kontinent auszubauen. Daraus erwuchs bis 1830 der Beginn der Expansion nach Afrika, der aber auch ideologisch ganz neue Wege beschritt. Die Französische Revolution hatte zwar die Trennung staatlicher und kirchlicher Einflusssphären hervorgebracht, doch dies hinderte die europäischen Mächte nicht, überseeische Gebiete mit der Rechtfertigung zu erobern, dass man sie »zivilisieren« wolle. Mehr noch als bisher wurden aus einer gefühlten europäischen Überlegenheit heraus die eigenen Maßstäbe an die übrige Welt angelegt. Mit der wirtschaftlichen Vergrößerung der Kapazitäten kam es zu immer engeren Wirtschaftsbeziehungen und zu einem alle Teile des Globus umfassenden Welthandel.
5. 1830-1914. (1880-1900) Während Frankreich vornehmlich in Nordafrika, beginnend in Algerien (1830), expandierte und sich schnell bis an die westafrikanische Küste mit einer geschlossenen Besitzdecke vorarbeitete, stand für England zunächst die vollständige Einnahme Indiens (1818, paramount power) und die Sicherung des Weges dorthin im Vordergrund. Als die zunehmende Expansion Frankreichs in Afrika aber zu einer Gefährdung der Verbindung mit Indien zu werden drohte, expandierte England, das