im Zusammenhang mit der Ketzerbewegung der Katharer, die in Südfrankreich und in der Lombardei Schwerpunkte hatten und den Geldverleih gegen Zinsen nicht ablehnten, zu einem Anwachsen des Kreditgeschäftes, besonders in Norditalien, gekommen. Damit war die Grundlage für umfangreichere Wertschöpfungen, die auch auf Krediten beruhen konnten, gegeben. Deren Aktionsradius erhöhte sich, als man bargeldlose Wechsel einführte, die man in Italien ausstellen und bei einen Repräsentanten oder Geschäftspartner einlösen konnte. Damit wurde es aber zudem möglich, das Geschäftsrisiko auf mehrere Schultern zu verteilen und ein Risikogeschäft einzugehen, das im Falle eines Misserfolges nicht sofort zum Bankrott führen musste. Besonders die jetzt entstehenden Handelsgesellschaften, bei denen es zu einer Kapitalzusammenführung für eine bestimmte Dauer kam, erlaubten die Erweiterung des Aktionsradius.
Diese wirtschaftlichen Entwicklungen lassen sich zunächst besonders in den Städten, wo es aufgrund der Versorgungssituation immer einen Handel geben musste, festmachen. In der Stadt gab es einerseits einen sehr regen geistigen Austausch, sei es an den Universitäten oder durch die konkurrierenden geistlichen Orden, andererseits trafen hier soziale Gruppen und Schichten zusammen. Während es auf dem Land fast ausgeschlossen war, durch Reichtum einen Sozialaufstieg zu schaffen, war dies in der Stadt möglich, weshalb dies auch dazu führte, dass Einzelpersonen ein oft erhebliches Risiko auf sich nahmen, um die Sozialleiter nach oben zu klimmen. Bei Profiten von 300 bis 1000 Prozent konnte dies durchaus gelingen, allerdings konnte es beispielsweise durch den Verlust der Flotte ebenso leicht zum plötzlichen Bankrott kommen.
Die italienischen Seerepubliken Genua, Pisa und Venedig konnten indes nur dann große Gewinne machen, wenn sie ihre Flotten in gutem Zustand hielten, stets um die Umsetzungen von Innovationen im Schiffbau bemüht waren und schließlich die Sicherung der Handelswege durch Stützpunkte aufrecht erhielten. Die Konkurrenz dieser drei Republiken förderte die Entwicklung eines Handelsnetzes erheblich, welches später von den großen Nationen gewinnbringend genutzt werden konnte.
Die ersten Fahrten der Wikinger nach Amerika waren noch reine »Entdeckungen«, gewesen, die allein auf Erfahrung beruhten, über Karten, welche die Welt außerhalb des Mittelmeers zeigten, verfügte man nicht. Die Seeexpeditionen des 13. Jahrhunderts hingegen fußten bereits auf einem umfangreicheren kartographischem wie astronomischen Kenntnisschatz. Hier ist besonders der damals von China über die Araber nach Europa gelangte Kompass zu nennen. Damit konnte man den durch Erfahrung bekannten Raum verlassen und auch in bisher unbekannten Gewässern navigieren. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte traten weitere Instrumente, so Log, Sanduhr und schließlich Tafeln zur Errechnung der Abweichung vom errechneten Kurs hinzu. Mindest ebenso wichtig war aber, dass sich über die Iberische Halbinsel die Kartographie im Mittelmeerraum verbreitete, die auf antiken Vorbildern aufbauend von den Arabern weiter gepflegt und entwickelt worden war. Es darf bei diesen Neuerungen aber nicht vergessen werden, dass den navigierenden Kapitänen alle Reisen enorme Kenntnisse abverlangten. Selbst noch als im 15. Jahrhundert der Seequadrant und das Seeastrolabium hinzukamen, blieben erhebliche Ungenauigkeiten, wobei ein (Breiten)grad in der Berechnung bereits 111 Kilometer Unterschied in der Wirklichkeit ausmacht.
Es bedurfte, wie gezeigt wurde, einer bestimmten menschlichen Wahrnehmung gleichermaßen wie einer an einem solchen Ausgriff interessierten Gesellschaft und Wirtschaft, dass die Atlantikfahrten Folgen haben konnten. So zeigen dann auch die Entstehungsdaten von Bildern der Maler der italienischen Renaissance eine zeitliche Nähe zu den ersten portugiesischen Fahrten, welche den Raum des geschützten Mittelmeeres verließen. Die Tatsache, dass es in Europa einerseits einen Markt für fernöstliche Luxusgüter, wie Gewürze, Zucker, feine Seidentextilien und Edelmetalle, darunter vornehmlich Gold, gab, die hier nicht beschafft werden konnten, führte zu einem lang anhaltenden Interesse am Erreichen dieser Handelsorte, eine Frage, die sich umgekehrt für China so nicht stellte. Die Europäer, die als Kolonialmächte nach Asien und Amerika auszogen, waren den asiatischen Mächten technisch nicht überlegen. In Asien war man durchaus imstande, mit Flotten bis nach Afrika zu segeln. Asien konnte im eigenen Markt alles beschaffen, was es brauchte. Es war für die asiatischen Mächte in Afrika nichts zu erhoffen, was eine Siedlungskolonie hier gerechtfertigt hätte.
Eric der Rote und die ersten Fahrten nach Amerika
Vorläufer für die »Entdeckung« Amerikas hatte es bereits im 10. Jahrhundert gegeben. Damals aber überwogen die Schwierigkeiten, das neue Land zu nutzen. Wie wir heute sicher wissen, unternahm Eric der Rote 982 die ersten Fahrten von Island nach Grönland und siedelte hier. Der mehrfache Mörder Eric war zunächst nach Island und dann auch von dieser Insel wieder verbannt worden, weswegen er sich Richtung Grönland begeben musste. Das »Grünland«, wie Eric das Gebiet möglicherweise deswegen getauft hatte, um Siedler anzuziehen, wurde zur ersten Besiedlung des amerikanischen Kontinents. 3 000 Siedler bildeten hier schon bald eine eigene Gesellschaft, die dem isländischen Vorbild folgte. Erst als im 14. Jahrhundert eine deutliche Klimaverschlechterung eintrat, mussten die europäischstämmigen Siedler das Land verlassen. Der letzte Bericht eines Rückwanderers liegt von 1410 vor. Leif, der Sohn Eriks brach 1000/1001 mit einer Expedition in das von vorherigen Seeleuten bereits gesichtete Neufundland auf. Die gefundenen Siedlungen von Thorvald, einem anderen Sohn Eriks, an der Küste von Labrador zeigen, dass man nicht nur kurz an Land ging, sondern durchaus versuchte, sich dauerhaft einzurichten. Die Gesellschaft der Wikinger war jedoch nicht auf eine Unterstützung einer derart fern liegenden Gesellschaft eingestellt. Zudem konnten die Nordmänner auch keine Gewinne aus der Niederlassung ziehen, welche für andere Fahrten der Antrieb gewesen waren und die Wikinger schon bis in das schwarze Meer geführt hatten. Hinzu kam, dass in allen Ansiedelungen Streit ausbrach, der in Mord und Totschlag der Siedler endete. Um 1012 bricht dann die Überlieferung von Amerikafahrten in den Sagas ab, so dass wir diese Zeit als das Ende der frühen europäischen Besiedlung sehen können.
Die Fahrten der Gebrüder Vivaldi und Lancelotto Malocellos an der afrikanischen Küste
Es blieb daher den Staaten der iberischen Halbinsel, die sich das Wissen der Italiener zu Nutze machten, vorbehalten, zu neuen Ufern aufzubrechen. 1291, in dem Jahr, in dem das von den Kreuzfahrern gehaltene Akkon in die Hände der ägyptischen Fatimiden fiel, brachen die Gebrüder Vivaldi zu einer Fahrt ins Ungewisse nach Westen auf. Sie kehrten nie zurück, aber ein Anfang, um Indien auch auf dem Westweg zu erreichen, war gemacht. Ungefähr zwanzig Jahre später brach der nächste Italiener, Lancelotto Malocello auf, um die verschollenen Gebrüder Vivaldi zu finden. Der Genuese Malocello machte sich als Bürger einer Seerepublik mit einem umfangreichen europäischen und asiatischen Handelsnetz auf den Weg, für das weitere Handelsniederlassungen interessant waren. Der Genuese »entdeckte« die seit der Antike bekannten Kanarischen Inseln wieder. Diese wurden nun für Italiener, Portugiesen und Spanier Anlaufpunkt, wenngleich eine Inbesitznahme am Widerstand der Ureinwohner, der Guanchen, scheiterte. Mit dem Ausgreifen über Europa hinaus, zeichnete sich jedoch schon jetzt ab, dass die spanischen Königreiche und Portugal in eine Konkurrenzsituation geraten würden, weswegen man den Papst als Schlichter einschaltete, ein Vorgang, der sich in der Zukunft wiederholen sollte.
Die wirtschaftliche Interessenslage in Asien vor 1450
Um zu verstehen, warum es zu einer Expansion der europäischen Mächte nach Asien kam, soll ein kurzer Blick auf die wichtigsten Unterschiede in der Entwicklung geworfen werden.
Während die Europäer in Amerika ein Warenaustauschsystem einrichteten, verhielt es sich in Asien eher umgekehrt. Warenaustausch auf weite Entfernung gab es lange vor der Ankunft der Europäer und das Handelssystem in Asien war weit bedeutender, als dasjenige in Europa zu dieser Zeit, so dass sich die Europäer hier zunächst nur als Gäste aufhalten konnten.
Besonders China unternahm weitreichende Expeditionen, so die letzte Expedition chinesischer Schiffe unter Admiral Zheng He nach Mosambik 1433. Diese maritimen Unternehmungen fanden nicht wegen des Widerstandes in den Ländern, in welche man sich begab, ihr Ende, sondern vielmehr, weil der Widerstand in China gegen solch weitreichenden und kostspieligen Unternehmungen wuchs. Aber der Westen brauchte Gewürze und China hatte diese Luxusgüter im eigenen Land, konnte jedoch diejenigen Waren, die fehlten, aus geringerer Entfernung herbei holen.
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