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Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer


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begonnen hatte und sich dann nach und nach die Marke und auch die meisten Autorenverlage einverleibte, die ihr angeschlossen waren.

      Als ich 1976 an der Mühlegasse in Zürichs Altstadt im ehemaligen Velokeller mein provisorisches Weltenbummler-Atelier bezog und als Erstes eine Ecke mit Reisehandbüchern und Landkarten einrichtete, guckte die Buchhändlerin Gisela Treichler herein, die damalige Frau meines Kollegen Robert Treichler. Nicht viel später erfuhr ich, dass sie sich selbstständig machte und am Seilergraben, gleich um die Ecke, einen Travel Book Shop einrichtete. Da wusste ich, dass ich in dieser Sparte nicht mehr allzu viel erwarten durfte.

      Doch für meine Beratungs- und Flugticket-Kunden verkaufte ich jahrelang Reisehandbücher mit 20 Prozent Rabatt. Das war zwar nicht ganz gesetzeskonform, denn in der Schweiz herrschte damals im Buchhandel Preisbindung; das Buch galt als schützenswertes Kulturgut. Aber ich war ja, wie schon im Reisegeschäft, auch hier ein Aussenseiter.

      Nach ein paar Jahren und mit drei Globetrotter-Filialen war ich dann offenbar kein Nobody mehr, denn eines Tages rief mich der Rechtsanwalt des SBVV (Schweizer Buchhändlerund Verlegerverband) an, belehrte mich über die Gesetzeslage, verbot mir die Rabatte auf Bücher und drohte mit Konsequenzen wie Bussen und Belieferungsstopp. Als er merkte, wie geknickt ich war, meinte er tröstend: «… ausser Sie gäben die Bücher gratis ab, das wäre nicht verboten.» Ich schluckte leer – doch dann klickte es: Mein juristischer Gegner hatte mir soeben die Steilvorlage für eine geniale Lösung geliefert: «Gratisbuch»!

      Ab sofort erhielt jeder meiner Clubmember-Flugkunden ein erstklassiges Reisehandbuch nach freier Wahl kostenlos, zusätzlich zu den andern Vorteilen. Die Idee wurde ein Dauerhit! 20 Jahre später ersetzten wir die Gratisbücher durch Büchergutscheine.

      In Zürich begann in jenen Jahren eine einzigartige Symbiose. Globetrotter + Transa Backpacking + Travel Book Shop machten kostenlos Werbung füreinander und schickten sich gegenseitig die Kunden in die Läden – eine schöne Idee. 40 Jahre lang funktionierte dieses Dreieck – zwischen Globetrotter und Transa sehr gut, zwischen Globetrotter und Travel Book Shop weniger gut. Gisela sorgte immer wieder für erstaunliche Überraschungen, z. B. installierte sie eines Tages ein Konkurrenzreisebüro in ihrem Laden. Gisela und ich nahmen etliche Anläufe und arbeiteten an Ideen, um auch ihre Geschäftszahlen ins Lot zu bringen, doch alle Mühe war vergeblich. Nach fast 40 Jahren warf die Buchhändlerin das Handtuch, gab den Laden auf und zog mit ihrem Künstlergatten David ins sonnigere Tessin. Warum es beim TBS kein Happy End gab, wissen (fast) nur sie und ich. Ihr enger, heimeliger, fast 3 m hoch mit Reisebüchern, Landkarten und Globen vollgestopfter Altstadtladen war alleweil ein Treffpunkt von echten Reisefans gewesen. Giselas gefühlsintensive Beratung und ihr Engagement im Besorgen von anderweitig kaum erhältlichen Landkarten oder seltenen Büchern bleibt in Erinnerung.

      Bücher, Bücher, Bücher … Ich kann die Finger und die Augen nicht von ihnen lassen. Einerseits verkaufen alle Globetrotter-Filialen immer noch die besten Reisehandbücher plus eine Auswahl an Landkarten; dieses Ressort zu betreuen ist seit 45 Jahren eines meiner Hobbys. Globetrotter war das erste Reisebüro mit Bücher- und Landkarten-Verkauf. Später versuchten andere, von SSR/STA bis Kuoni, das nachzumachen – allerdings ohne Erfolg; sie gaben wieder auf.

      Auch Bücher zu verschenken ist etwas vom Schönsten, das ich kenne. Besonders gern schaue ich mir neue Bücher zum Thema Reisen an – vor allem wenn sie populärphilosophisch oder abenteuerlich daherkommen – und stelle in jedem Globetrotter-Magazin 16 der lesenswertesten, lehrreichsten, grossartigsten oder unterhaltsamsten von ihnen vor, insgesamt schon über zweitausend!

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       Afghanistan war das Synonym für Abenteuer: Walo Kamm auf einem Ausritt 1973 bei Herat.

      Wer schon mal mein Atelierbüro betreten hat, weiss: Dieser Mann ist ein wahrer Bücherfreak. Rundum und quer durch türmen sich die Bücherbeigen und warten vielleicht auf meine Pensionierung … also darauf, dass ich Zeit für sie habe. Eine Besucherin fragte mich beim Hereinkommen einmal irritiert: «Arbeitest du im Bücherlager von Orell Füssli?» – denn meine Kreativküche befindet sich unmittelbar über der Buchhandlung. Eines ist klar: In einer Welt ohne Bücher möchte ich nicht leben. Das ganze Spektrum des Lebens, das ganze Universum, alles Wissen von A bis Z ist da vorhanden – alle Facetten der Welt, Spirituelles und Philosophisches, sachlich Wissenschaftliches und farbig Biografisches von Menschen und fremden Völkern. Und vor allem natürlich packende Berichte von Abenteuern auf Reisen, von Entdeckungen auf eigene Faust.

       Reisen, um die Welt und sich selbst besser kennenzulernen, ist die gesündeste und nachhaltigste der bewusstseinserweiternden Drogen.

       Globetrotter Walo Kamm

      image 8 von 800 Mixed Pickles aus Walos Reisewelt

       Business Class – not as usual

       Von Walo Kamm

      Keine Angst, liebe Freunde, Mitarbeitende und Geschäftspartner, die krassesten Anekdoten bleiben unter Verschluss, vorläufig. Einstige Schlammschlachten lassen wir also schön eingetrocknet in der Vergangenheit ruhen. Hier nur ein paar Sachen zum Lachen, Kuriositäten mit menschlichem Antlitz. Schmunzeln und Kopfschütteln erlaubt – wie immer.

      TWA: Meine allerersten Flüge hatte ich mit TWA: 1964 Zürich – New York – San Francisco – Los Angeles – Las Vegas – Washington D.C. – Zürich, die kosteten mich bloss etwa 40 Dollar. Denn 1963–1966 arbeitete ich in der Frachtbuchhaltung der amerikanischen Trans World Airlines in Zürich. Einmal im Jahr kamen die grossen Chefs aus Kansas City zu Besuch: «Hi Walter, I’m Jeff und this is Paul», so lernte ich die lockere amerikanische Art der Bosse kennen. Nur den legendären, extrem eigenbrötlerischen Eigentümer der TWA, Howard Hughes, lernte ich nie kennen. Er hielt sich jahrelang in einem seiner Hotels in Las Vegas versteckt; sein abenteuerliches Leben als Erfinder, Testpilot, Unternehmer, Filmproduzent und Liebhaber der schönsten Frauen Hollywoods wurde als The Aviator mit Leonardo Di-Caprio verfilmt.

      Air India: Besonders dankbar bin ich Hansruedi Bryner, dem langjährigen Schweiz-Manager von Air India, der mir mit seinem Vertrauen und den AI-Graumarkttickets den Business-Start ermöglichte. Ich begann ja mit Kulturtrekkings nach Ladakh, wo ich ab 1976 als Erster Gruppenreisen zu erstaunlich tiefen Preisen veranstaltete. Ich war ein Nobody in verbeulten Hosen, als ich im Büro von AI auftauchte und meine seltsame Story, was ich mir erträumte, vorbrachte. Hansruedi Bryner hörte ruhig zu, schaute mich an und sagte: «Okay, ich bin dabei, das machen wir.» Und es funktionierte. Jahr um Jahr, verlässlich und flexibel. Ich war der erste Veranstalter von Gruppenreisen, bei denen jeder Teilnehmer individuell zurückfliegen konnte. Nach der zwei- oder dreiwöchigen Gruppenreise konnte jeder wählen, wie lange er noch im Land herumreisen wollte, und dann nach eigenem Wunsch ohne Aufpreis irgendwann zurückfliegen. Goldene Flugfreiheiten damals!

      Diethelm Keller Group: 2013 traten wir die Hälfte der Globetrotter Group an die altbewährte Schweizer Familiengesellschaft Diethelm Keller Holding ab, um die Zukunft von Globetrotter auf Granitfelsen abzusichern. Und was liess sich CEO André Lüthi diesmal Besonderes einfallen, um den Superdeal formell abzuschliessen? Der ursprüngliche Plan war, das Breithorn (4164 m) bei Zermatt zu besteigen und dort oben den Vertrag zu unterschreiben. Dann aber drehte das Wetter, als die Managergruppe schon zum Klein Matterhorn hochgefahren war. Zusätzlich hatte DK’s Topmann arge Rückenprobleme und ich kam frisch von einer Knieoperation. Also wurden alle Topshots von DK und Globetrotter per Helikopter auf einen Fast-Viertausender auf der anderen Seite von Zermatt geflogen für das Zeremoniell in der Bergwildnis. Wow! Wer sonst macht solche coolen Verrücktheiten?!