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Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer


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       Wie ich den Namen «Globetrotter» rettete

       Von Walo Kamm

      Schreck und Schock am 16. Oktober 1976, als ich den Einschreibebrief von der Danzas-Rechtsabteilung las: Man wollte mir per sofort verbieten, den Namen «Globetrotter» zu gebrauchen! Das Transportunternehmen war ein Weltkonzern und damals zudem mit 44 Reisebüros das drittgrösste Reiseunternehmen der Schweiz. Danzas war ein Gigant, hatte alle Macht. Ich hatte vor wenigen Monaten erst begonnen, hatte noch gar keine Firma. Ich war ein Nobody ohne Beziehungen und ohne finanziellen Rückhalt. Goliath gegen David also.

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      Ich fühlte mich als David und war bereit zu kämpfen – notfalls mit der Steinschleuder. Niemals würde ich auf den Namen «Globetrotter» verzichten. Er gehörte mir, ich war der Globetrotter, dieser Name war meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft. Ich fand in Basel einen mitfühlenden Rechtsanwalt. Der schrieb Danzas am 29. November einen erklärenden Brief. Am 7. Dezember sandte Danzas’ Rechtsabteilung die Antwort.

      Ich hatte zwar immer noch ein Damokles-Schwert über dem Kopf, aber vorläufig gab es keinen offenen Kampf Goliath gegen David. Ich machte also frischfröhlich weiter. Und was kostete die Rettungsaktion für den Namen «Globetrotter» (einige Besprechungen mit dem Rechtsanwalt, der mehrere ausführliche Briefe schrieb)? Insgesamt bloss 415 Franken. Danke, Herr L.!

      Die Schlusspointe: Wenige Jahre später gab Danzas auf und verkaufte seine 44 Reisebüros an Kuoni und Imholz-Reisen. Inzwischen ist die Globetrotter Group das zweitgrösste rein schweizerische Tourismusunternehmen.

      image Live-Reportagen als ideale Ergänzung

       Von den Pionier-Vorträgen bis zu den Explora-Events

       Von Walo Kamm

       «Idee und Zielsetzung: Als Forum für die besten Expeditions-, Abenteuer-, Reise- und Ethno-Vorträge vereint und präsentiert Explora Events die profiliertesten Referenten und ihre Produktionen auf einer exklusiven Plattform. Im Rahmen dieser Veranstaltungen sollen Persönlichkeiten mit ihren Erfahrungen und Abenteuern für ein breites Publikum hautnah erlebbar werden.»

       (Quelle: www.explora.ch)

      Als ich am 19. April 1974 im Saal der Migros-Klubschule Wengihof in Zürich meinen ersten Diavortrag hielt, mit fester Stimme, doch auf wackeligen Beinen, war mir klar, dass ich etwas Neues lostrat – in meinem persönlichen Leben wie in einem grösseren Rahmen.

      Bis dahin waren Diavorträge recht selten. Akademiker referierten über kulturelle Themen, oder bekannte Abenteurer wie der Weltumsegler Rollo Gebhard oder der Everest-Besteiger Dölf Reist berichteten von ihren Erlebnissen, ebenso der ziemlich altbackene Dokumentarfilmer René Gardi. Ich jedoch war ein No-Name, ohne akademische Weihen, der erste Rucksackreisende, der einfach von seinen Langzeittrips und Pionier-Trekkings erzählte. Und der als Anfänger erst noch auf einem Zyklus von sechs verschiedenen Vorträgen bestanden hatte. Mit Diaabenden, die eigentlich als altmodisch galten, war ich nun bei jungen Leuten enorm erfolgreich.

      Als ich dann ein halbes Jahr später Vortragszyklen in zehn andern Städten der Schweiz auf eigene Faust lancierte, war ich unversehens zum Kleinunternehmer mutiert und musste mich mit vielen neuen Fragen auseinandersetzen. Zum Beispiel gab es damals noch in vielen Kantonen eine Billettsteuer, und wenn ich nicht illegal tätig sein wollte, musste ich erst mal in Zürich ein sogenanntes «Hausiererpatent» lösen, eine kantonale Bewilligung, um öffentliche Vorträge zu halten. Ich tat es zum basisdemokratischen Eintrittspreis von nur 6.60 Franken. Zudem erwiesen sich die elektrischen Anschlüsse in manchen Sälen als mehr als mangelhaft, die Projektoren machten nach jedem Dia eine kurze Dunkelpause – und beim Kassettenwechsel verklemmte sich manchmal ein Diarähmchen …

      Trotzdem trauere ich den romantischen alten Zeiten etwas nach, denn die Ambiance war meistens grossartig. Eine Aufbruchstimmung war fühlbar, bei der viele Zuschauer zum ersten Mal den Mut verspürten, selber eine globetrotterische Abenteuerreise zu planen oder gleich einen Aufbruch in ein neues Leben zu wagen. Viele «Oldies» werden sich noch erinnern …

      Gesellschaftlich in der Schweiz bis dahin Einzelgänger, kam ich nun endlich richtig unter die Leute. Oftmals sass ich nach den Vorträgen lange mit Zuschauern in einer Beiz zusammen, wo wir uns übers Reisen austauschten.

      Das war gleichzeitig der völlig unbürokratische Beginn des Globetrotter Clubs, unter dessen Label ich meine Tourneen ab Herbst 1974 selber organisierte. Offenbar handelte es sich um eine folgenreiche Lebensinspiration – stelle ich im Nachhinein fest.

      Ich kann hier nicht die ganze, inzwischen 46-jährige Geschichte der Reisevorträge erzählen, doch will ich ein paar Etappen in Stichworten skizzieren: Nach der Gründung des Globetrotter Clubs 1974 (Jahresbeitrag anfangs 12 Franken) veranstaltete ich im Abstand von einem bis zwei Monaten einen Clubabend mit einem spontanen, amateurhaften Diavortrag eines Mitglieds (Eintritt frei, aber nur für Members). Während der ersten Jahre trafen wir uns in einem Keller am Augustinerhof in Zürichs Altstadt, später im nobleren «Kaufleuten». In allen weiteren Städten, in denen ich Globetrotter-Filialen eröffnete, fanden die Vorträge von Anfang an in guten Sälen statt.

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       Der Flyer zu der 6-teiligen Diavortrags-Reihe des Globetrotters 1974 in Zürich, was in dieser Art eine absolute Novität war.

      Als ich immer bessere Referenten engagierte, durften auch Nichtmitglieder gegen Eintrittsgeld dabei sein. Die Veranstaltungen liefen jahrzehntelang erstaunlich gut, obwohl man wegen der modernen Entwicklung aller Medien dem «altmodischen» Diavortrag schon x-mal das Ende vorausgesagt hatte.

      Mein Erfolg zog immer mehr Nachahmer an, die auf billige Art ihre Ferienreise vermarkten wollten. «Trittbrettfahrer» waren jene, die ihre Diavorträge (bei immer höheren Eintrittspreisen) nur hielten, um Werbung für Gruppenreisen zu machen, die sie selbst privat veranstalteten. Reklame unter falscher Flagge hätte dem Credo des Globetrotter Clubs vehement widersprochen. Meine strikte Regelung war immer: Wenn ein Vortrag dazu dient, eine bestimmte Reisedestination zu propagieren, muss er kostenlos sein. Eintritt verlangt wird nur, wenn ein unabhängiger Experte werbefrei einen qualitativ hochstehenden Vortrag hält.

      Als der jahrelange Wildwuchs mit einer zunehmenden Zahl von Trittbrettfahrern immer extremere Formen annahm, war das Mass für mich im Jahr 2003 endgültig voll. Ich veröffentlichte im Globetrotter-Magazin eine mehrseitige Reportage unter der explosiven Schlagzeile «Topklasse-Referenten, mittelmässige Langweiler und schlaumeierische Mini-Abzocker», in der ich alle Vorträge und alle Referenten beschrieb. Der erste Bericht lief unter dem Titel: «Diashows: Ein begeisterndes und lehrreiches Erlebnis für Herz und Kopf – oder ein teurer Werbeabend mit schönen Reisekatalogbildern zu langweiligen Sprechkonserven?»

      Doch vor allem mein zweiter Artikel «Von Schnellbleichen, Mogelpackungen und faulen Mätzchen. 20 Schwachpunkte» schlug wie eine Bombe ein – denn hier beschrieb ich im Klartext die 20 schlimmsten faulen Tricks, die von den namentlich genannten Referenten angewendet wurden.

      Als dritten Teil publizierte ich eine ausführliche Tabelle aller 30 Reisediavorträge der Saison mit präzisen Beurteilungen und einer Qualifizierung zwischen 1 und 5 Sternen. Der Aufruhr war gewaltig und schlug Wellen bis nach Deutschland, wo ich das Thema vor einem Fachpublikum darlegen musste oder durfte.

      Die Folgen erstaunten mich selber: Statt dass