produzierte in Irland eine eigene Rucksackmarke namens «Bach». Transa hatte parallel zum Reisebüro Globetrotter auch in Bern und Basel Filialen eröffnet, und ich strebte an, dass überall, wo Globetrotter präsent war, auch Transa vertreten sein sollte, also in Luzern, St. Gallen und Winterthur. In St. Gallen mietete ich vorsorglich ein Ladenlokal im Haus der Globetrotter-Filiale, bevor ich Transa über die neuerliche «Erweiterung» aufklärte … Immer gingen wir «flexibel» vor. In den Filialen Fribourg und Luzern verkaufte Globetrotter ein paar Jahre lang auch Reiseausrüstung, und in Basel machten wir ab 1999 halbwegs gemeinsame Sache unter dem Namen Travel Planet. Unter dem Transa-Dach gab’s eine zusätzliche Globetrotter-Filiale, und eine Basler Buchhandlung bot Reisebücher an.
1990 gab Transa das Geschäft mit Landrover-Zubehör auf; stattdessen kamen Velos und Velozubehör in den Verkauf. Der ursprüngliche Claim «Travel. Outdoor. Bike» wurde dann mit separaten Veloläden in Zürich, Basel, St. Gallen und Baar gründlich umgesetzt. Heute verkauft Transa keine Velos mehr, jedoch Velozubehör in grosser Sortimentsfülle. Auch das Bergsport-Sortiment wurde in den letzten Jahren ausgebaut, mit zusätzlichen Kletter-Shops.
In den 1990er-Jahren hatte ich immer mehr Druck in Sachen Mitspracherechte gemacht; wir hatten bei Globetrotter angefangen, selber Outdoor-Ausrüstung zu verkaufen. Eine spannende Situation ergab sich dann in Luzern: Nachdem meine erhoffte Übernahme von Toni Kristans Kaktus Outdoor in Zug/Luzern nicht klappte, war ich daran, den aufstrebenden Ausrüstungsladen «Outside» von Oli Hess zu kaufen. Doch der geheime Deal wurde «ausgeplappert» und über Nacht schlug Transa zu und schnappte mir den Laden weg – also Transa-Filiale Luzern!
Dann versuchte ein Transa-Gründer, mir sein substanzielles Aktienpaket zu verkaufen. Als ich zum Geheimtreffen ging, fingen mich zwei Hauptaktionäre ab (wiederum ein Leak!), die den Deal verhindern wollten. Hinter dem Rücken sah ich ein eingepacktes, länglich Ding, in dem ich einen Baseballschläger vermutete. Dieser entpuppte sich dann – surprise! – als wunderschöne rote Rose … Dieser Tag brachte die Wende in der Strategie. Nun wurde ich bei einer Restrukturierung als Grossaktionär aufgenommen. Shit happens – Wunder gibt’s auch!
Als Vertreter im Verwaltungsrat eignete sich unser Outdoor-Spezialist André Lüthi, der dann später entscheidend mithalf, die Weichen neu zu stellen in eine erfolgreiche Zukunft. Transa wurde noch mutiger und übernahm die streng zur Expansion verpflichtende Jack-Wolfskin-Lizenz für die Schweiz und eröffnete mit Erfolg 17 JW-Filialen … 2014 ging der Onlineshop von Transa ans Netz.
Transa besass in Zürich längst einen grösseren Laden, doch es gelüstete uns nach mehr, nach etwas Einmaligem, dem ultimativen Super-Outdoorladen der Schweiz … Zwischendurch gab es unvorhergesehene Hindernisse zu überwinden, und alle Aktionäre mussten Kapital einschiessen, weil das Projekt «Zürich-Europaallee» in der Ausgestaltung exquisit und extrem teuer wurde. Ein riskantes Unternehmen – das sich zum Glück lohnte. Der über 3000 m2 grosse, 7 m hohe und einzigartig eingerichtete Flagship Store an der Europaallee, gleich neben dem Hauptbahnhof an die Sihlpost angebaut, ist eine grandiose Erlebniswelt (inkl. Globetrotter-Reisebüro und Transa-Books by Orell Füssli) und zieht entsprechend viel Kundschaft an.
Im Herbst 2019 erfolgte nochmals ein Paukenschlag mit dem 2400 m2 grossen Laden in der legendären Markthalle beim Bahnhof Bern. Eine einzigartige Outdoor-Erlebniswelt!
Transa hatte schon immer eine Neigung zu einer besonderen Unternehmenskultur – in den ersten Jahren durch die genossenschaftlich organisierte Unternehmensform, danach durch die grosszügige Ausgabe von Mitarbeiteraktien. Für die Stammkunden gibt’s die TransaCard mit vielen Vorteilen, den besten Produktekatalog und seit 2009 das sehr gut gemachte Kundenmagazin 4-Seasons. Transa punktet auch mit besonderen Kundenevents, so jeweils Ende September in Laax-Flims mit einem dreitägigen Camp mit vielerlei Outdoor-Aktivitäten.
2017 sah ich meine Mission als erfüllt an und zog mich zurück, verkaufte meine Anteile dem neuen Mehrheitsbesitzer Beat Zaugg, dem Berner Bäckerssohn, der die Marke «Scott» zum Welterfolg geführt hatte.
Einst begann es mit Trans-Sahara-Abenteuern – und jetzt? Fast jedes Jahr organisieren Transa und Globotrek zusammen eine höchst aussergewöhnliche, mehrmonatige Expeditionsreise mit besonders viel Outdoor-Geschmack … Transa konnte viel vom Groove der Gründerzeit bis heute beibehalten – mit 400 Mitarbeitenden, 42000 Produkten und 543 Marken!
Ich bin überzeugt, dass die ehemalige Alternativbude, die inzwischen zum Marktführer der Outdoor- und Reiseausrüstung in der Schweiz geworden ist, eine noch grössere Zukunft hat – und das weiterhin in freundschaftlicher Zusammenarbeit mit den Firmen der Globetrotter Group und Explora Events. Wir gehen weiterhin zusammen «raus – aber richtig!»
Wenn Bücher zum Abenteuer werden
Von Walo Kamm
Die ganze Geschichte der Reisehandbücher für Individualreisende ergäbe für sich schon ein spannendes Buch. Früher waren diese Reiseführer nicht notwendig, es gab keinen weltumspannenden Tourismus. Ausnahmen bildete die reiche Oberschicht, die sich einst altbackene Studienreiseführer à la Baedeker kaufte, und Geschäftsleute, denen das tausendseitige, englische South American Handbook gute Dienste leistete. Ich selber fand Anfang der 1970er-Jahre in Londons Alternativläden einzelne originelle Büchlein mit sehr eigenwilligen Reisetipps und -tricks, eher Underground-Stil. Die Backpacker der späten 1960er-Jahre gaben Geheimtipps mündlich weiter oder versorgten sich auf den Ameisenstrassen der Traveller von Anschlagbrett zu Anschlagbrett mit aktuellen Infos.
Noch während meiner Reisejahre hatte ich die Idee, als Journalist die Informationsmarktlücke für den – von mir vorausgesehenen – Boom der Rucksackreisenden zu schliessen, und arbeitete das Konzept einer Taschenbuchreihe aus mit je einem Band für jeden Kontinent: Asien für Abenteurer, Südamerika für Abenteurer etc. Ich hatte unterwegs Unmengen an Unterlagen und Infos gesammelt und kartonweise nach Hause geschickt. Aber ich war ohne Beziehungsnetz oder Finanzen und musste mich um mein tägliches Brot kümmern. Also kamen andere mir zuvor – denn die Zeit war reif dafür.
Dann überrollten Lonely Planet Publications regelrecht die Welt der Backpackers – eine Novität, wie es schien. Das Ehepaar Tony und Maureen Wheeler reiste, allerdings per Auto, über Land von England nach Australien, schrieb alle Reise-Infos und Tipps in ihrer Billigwohnung in Melbourne auf und publizierte 1973 Across Asia on the cheap. Und es ging rasant weiter, Hunderte von Bänden erschienen auf Englisch und schliesslich in 14 Sprachen. Als die Wheelers älter wurden, verkauften sie ihr Lonely-Planet- Imperium in zwei Etappen (2007 und 2011) an BBC Worldwide für insgesamt 150 Millionen Dollar. Smarte Backpackers!
Aber halt, Tony Wheeler war gar nicht der Erste. In Deutschland waren bereits ab 1970 etliche Reiseführer für Rucksack-Weltentdecker unter dem Label «Globetrotter schreiben für Globetrotter» erschienen, zum Teil noch als improvisierte, geheftete Broschüren.
Ein Pionier der professionell gemachten Reisehandbücher für eine neue Generation von Travellern war ein Schweizer, Theo Ruff, mit seinem Regenbogen-Verlag in Zürich. Von Beginn an als Autor dabei war Robert Treichler, Journalist und Redaktor, dessen erstes Werk Der billigste Trip nach Indien, Afghanistan und Nepal ab 1973 zum heimlichen Bestseller avancierte. Unter dem Serientitel … selbst entdecken folgten viele weitere Titel für unzählige Länder. Langzeitreisende, die in den wilden Anfangsjahren aufbrachen, erinnern sich an die legendäre Taschenbuchreihe mit dem Blue-Jeans-Umschlag.
Dann ging auch in Deutschland die Post ab: Zahlreiche Autoren der «alternativen» Reiseführer machten sich zu Verlegern und gaben zum Teil sehr erfolgreiche Reihen heraus, so Stefan Loose, Martin Velbinger, Wolfgang Müller, Conrad Stein, Rolf Schettler, Peter