(Verein Schweizer Audiovisions-Produzenten) zerbröselte. Nur wenige Beteiligte bemühten sich, ihre Qualität zu steigern, und machten weiter. Drei meiner Kollegen schlossen sich unter dem Website-Label Explora zusammen, zerstritten sich aber nach zwei Saisons wegen Misswirtschaft so gründlich, dass ich zum Eingreifen gezwungen war, um die Plattform zu retten.
2005 gründete ich quasi über Nacht die Firma Explora Events AG, übernahm die entsprechende Marke und schaffte Klarheit und Ordnung. Es war ein positiver Überraschungs-Coup, doch hinter den Kulissen gab’s viele Störmanöver, deren Schilderung ich euch erspare. Ich nahm Andi Hutter aus Luzern als 50/50-Partner mit ins Boot. Er war damals der beste und seriöseste Reisediavortrags-Veranstalter der Schweiz und ist es heute mehr denn je – ein cleverer, aber auch ehrlicher und vertrauenswürdiger Kumpel. Wir beide hatten zusammen das beste Know-how und die grösste Erfahrung, waren ein unschlagbares Dream-Team.
Obwohl nicht immer einer Meinung, sind wir nun seit 15 Jahren sehr erfolgreich tätig, weil wir uns ideal ergänzen und uns der Arbeit aus Freude an der Sache widmen. Wir sind «ziemlich beste Freunde» geworden. Mit besonderer Sorgfalt kümmern wir uns um das Jahresprogrammheft, das mit stimmungsvollen Bildern, interessanten Interviews und schöner Gestaltung wie eine Zeitschrift daherkommt. Ich hoffe, Globetrotter und Explora bleiben ein Dream-Team forever.
Pro Winterhalbjahr veranstalten wir rund 200 Multimedia-Vorträge oder Live-Reportagen, wie wir sie seit einigen Jahren nennen. Mit der Digitalfotografie, die auch viele Videosequenzen und andere Bewegungsabläufe erlaubt, sowie der modernsten und pannenfreien Beamer-Projektion ist der Begriff «Diavorträge» nun endgültig passé.
Nebst den Vorträgen veranstaltet Explora auch Fotoworkshops, Dinner-Vorträge und einzelne Gala-Events. Auch nach fast einem halben Jahrhundert macht es immer noch grossen Spass, immer wieder neue interessante Referenten kennenzulernen und sich mit den Zuschauern auszutauschen.
Aus den 46 Jahren als Veranstalter gäbe es natürlich von Dutzenden origineller Intermezzi oder Highlights zu erzählen – von den frühen Erfolgsreferenten Rüdiger Nehberg, Michael Martin oder Günter Wamser (in 20 Jahren mit Pferden von Feuerland bis Alaska), über den Rollstuhlabenteurer Andreas Pröve, den Bärenmann David Bittner oder das Dschungelkind Sabine Kuegler bis zum Naturschützer Florian Schulz, dem Meeresbiologen Uli Kunz oder dem Dalai-Lama-Lebensfotografen Manuel Bauer –, viele weitere Namen wären zu nennen. Alle sind sie gute Freunde geworden.
Doch Triumph und Tragödie liegen manchmal nahe beieinander: Vorträge mit Rüdiger Nehberg (jetzt 85), den einstigen Survival-Papst und seit 40 Jahren Menschenrechtsaktivist, veranstalte ich seit 1987. Als er vor 20 Jahren in Zürich erstmals über seinen Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung berichtete und krasse Filmsequenzen von der Beschneidung eines kleinen Mädchens in Äthiopien zeigte, wurden drei ZuschauerInnen ohnmächtig und mussten hinausgetragen/-geführt werden. – Das Schlimmste: Der Bergsteiger Ueli Steck, ein lieber Freund und erfolgreichster Explora-Referent, verunglückte 2017 in seinem geliebten Himalaya tödlich.
Seit 2005 veranstalten Globetrotter und Explora gemeinsam das «Fernweh-Festival» mit einem zweitägigen, höchst vielfältigen Veranstaltungsprogramm – zuerst zwei Mal in Zürich (nach meinem Konzept), seit 2013 jährlich Ende Oktober in Bern (nach Dany Gehrigs Programm). Es finden sich jedes Mal gegen zehntausend Besucher ein.
Und das Rad dreht sich unaufhörlich weiter. Seit 2017 veranstaltet Explora auf Initiative von Andi Hutter jährlich im September im Outdoor-Paradies Flims/Laax (Graubünden) das Nachwuchs-Festival «Discovery Days». Zweck ist, im Rahmen eines Wettbewerbs mit lukrativen Preisen die geeignetsten Nachwuchsreferenten zu finden, um immer wieder frischen Wind in die Szene zu bringen.
Auch dieses Projekt lässt sich erfolgreich an, und es macht Spass, während zwei bis drei Tagen 18 neue Leute (aus 130 Bewerbungen) die halbstündige Kurzversion ihrer ersten Live-Reportagen darbieten zu hören und zu sehen, im Kreis von Hunderten von weit her angereisten Zuschauern. Und dazwischen besteht immer wieder Gelegenheit, mit all den Reisebegeisterten und Abenteuerlustigen zusammenzusitzen und sich auszutauschen. «We are family.»
Transa – von der Alternativbude zum kultigen Marktführer
Von Walo Kamm
Die Geschichte von Transa Backpacking ist so grandios-verrückt wie jene von Globetrotter Travel Service und hätte ein ganzes Buch verdient. Ich versuche, in einer vereinfachten Kurzfassung zu erzählen, wie es aus meiner Sicht lief.
Zur gleichen Zeit, als ich Ladakh und Zanskar als Trekking-Pionier erkundete, Mitte der 1970er-Jahre, reisten die Zürcher Architekturstudenten Beat Stünzi, Jakob Huber und Till Lincke per Landrover durch die Sahara bis in den Südsudan – damals ein wildes Unterfangen. Warum nicht noch ein paar zahlende Gäste mitnehmen, um die Reisekasse aufzubessern, fragten sich die drei langhaarigen 68er – und liessen ihre noch nie zuvor ausprobierten Libyen-Reisen durch den SSR (Schweizerischen Studentenreisedienst) anbieten. Als ich das abenteuerlustige Trio 1976 über den Kollegen Roger Baud kennenlernte, schrieb auch ich die Wüstenreisen aus. Aus «Trans-Sahara» war die Kurzform Transa geworden, und der Mikro-Touroperator war nun ein Verein mit dem blumigen Namen Gesellschaft zur Förderung des Alternativ-Tourismus.
Till wollte aber kein Geschäftsmann sein und stieg bald wieder aus, dafür kamen Dode Kunz, Christian Weiss, Beat Vogt und Martin Wiesmann dazu, die somit zum Urgestein einer neuen Branche werden sollten. Kurz zuvor hatte man sich bei Transa umorientiert und rüstete nun primär Expeditionsteilnehmer mit Autoersatzteilen, Sandblechen, Zelten etc. aus und machte auch Landrover für Klienten wüstentauglich. Geschäftslokal war ein verwinkeltes altes Lädeli an der Josefstrasse 21 im Zürcher Kreis 5.
Ich hatte schon zuvor mein Ur-Konzept entwickelt, Reiseberatung/Flugtickets plus Reisebücher und Ausrüstung zu kombinieren, und offenbarte 1979 meine genauen strategischen Pläne einem frisch angestellten lässigen Mitarbeiter. Der entpuppte sich aber bald als schlitzohriger Schlaumeier. Heimlich kopierte er alle meine Pläne samt Kundenkartei und haute nach drei Monaten unter einem Vorwand ab – um zwei Wochen später in Zürich mit Pauken und Trompeten genau den Kombi-Laden mit Weltenbummler-Reisebüro, Reisehandbüchern und Outdoor-Ausrüstung zu eröffnen, dessen Konzept ich ihm als gemeinsames Zukunftsprojekt detailliert vorgelegt hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er jetzt mein Konkurrent war. Meinen Firmennamen hatte er einfach auf Spanisch gedreht.
Der brutale Tiefschlag traf mich umso heftiger, als der sonst witzige Typ mich drei Monate lang fast täglich als Freund und Mentor gelobt hatte und ich bis dahin ein ziemlich blauäugiges Unternehmerleben geführt hatte. Der Nachahmer-Konkurrent konnte sich nach dem fulminanten Start mit den geklauten Kundenadressen und den vielen zuvor noch heimlich für sich eingesteckten Buchungen sehr lange über Wasser halten, bis er in den 2010er-Jahren mangels Kundschaft aufgeben musste.
Punkto Ausrüstung gab ich mein eigenes Projekt auf und spannte mit Transa zusammen. Beide wollten wir uns in unserem Bereich klar profilieren. Transa hatte Anfang der 1980er-Jahre sein Sortiment von Rucksäcken, Zelten, Schlafsäcken und hunderterlei Kleinkram um einen wesentlichen Teil erweitert: um Schuhe und Bekleidung. Die Dritte im Bunde war Gisela Treichler mit ihrem Travel Book Shop in der romantischen Zürcher Altstadt. In diesem Dreieck hielten wir einander unsere Kunden zu. Von Anbeginn an unterstützte ich Transa und Travel Book Shop regelmässig mit kostenloser Werbung im Globetrotter-Magazin.
TRANSA begann 1977 als dreiköpfige «Gesellschaft zur Förderung des Alternativ-Tourismus».
Mitte der 1980er-Jahre wurde aus der genossenschaftlichen Transa die Transa Backpacking AG, und ein paar Jahre später kam die Zwischenhandelsfirma