Christof Wackernagel

Traumprotokolle


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das aussieht wie die Trivialcomics vom jungen Wächter, das aber aus unfertigen, unzusammenhängenden Geschichten besteht, in deren Mitte plötzlich lauter in unterirdischen Kanälen hausende Mickeymouseartige schwarze Gestalten mit schwarzen Zorroumhängen auftauchen, die von aus Sabotage, Krieg und Zerstörung planen; eine unheimliche Gefahr geht von ihnen aus, sie sind zynisch und gerissen, aber es scheint, als ob die durch die von ihnen ausgelöste Überschwemmung durch Wasserrohrbrüche erzeugt wird, und als ich oben wieder durch die Straßen fahre, sehe ich herrliche große alte Backsteinhäuser, die sich bestens zum Besetzen eignen, und in Japan, wo wir sind, gibt es auch schon Besetzer, aber in der Straße, in die ich komme, wird alles abgerissen und ein langer Tunnel gebaut – ich springe über die Baustelle auf die seitlichen Gehwege und sehe hinunter, es reicht schwindelerregend endlos weit –

      – mit Angela in der Badewanne, einer riesengroßen, aber es läuft nichts zusammen, das Wasser wird langsam zu kalt, ein anderer will da auch baden – sie hat ein riesiges Zimmer mit einer riesigen, leuchttischartigen Wand, an der sie Schulaufgaben macht, von ihrem Vater bekommen, und ich sehe alte Schulhefte von ihr, eines mit Eintragungen, was sie an dem Tag gemacht hat; sie liegt in einem Schlafsack und ich lege mich dazu, aber dann müssen wir aufstehen –

      – breche mit einer Frau wie Barbara oder Gabi Heim in einen wohnungsartigen Betrieb ein, um dort etwas zu diskutieren; ich habe ein latent schlechtes Gewissen und sie hat recht – wir kochen Tee und teilweise kocht gleichzeitig an zwei Stellen Wasser, was mich sehr nervt –

      – muss wieder in die Schule, habe ein Moped geliehen und fahre erstmal zu einem kleinen Automaten-Restaurant, wo ich pinkeln muss, beziehungsweise so tue, als ob; eine Frau kommt und sagt: »ach, Sie sind noch drin«, auch drei Halbstarke; dann fahre ich mit dem Mofa einen Berg hinunter wie in Stuttgart und rechts in eine Straße hinein, in der meine Wohnung liegt; vor dem Haus stehen Leute, ein Mann und zwei Frauen – im Schloss steckt ein Schlüssel, aber ich habe sechs Schlüssel – drei davon passen –, aber im Treppenhaus Ärger mit den Nachbarn, es müsse geputzt werden, jemand macht einen Vorschlag für einen Kompromiss, aber ich gehe nicht darauf ein, sondern öffne und frage mich, ob Renate eventuell da ist, mit jemandem zusammen, aber Fips ist zu sehen und schon von draußen war zu erkennen, dass einige Gäste zu Besuch sind – auf dem Bett liegt Fritz Scheyhing, neben ihm eine schöne Frau, Nadja?, von der Fips sagt, es sei die »Tochter«, ich aber nicht weiß, ob von Fritz, oder von jemandem anderen, Renate ist im Büro, wo ich zwar hin, vorher aber noch die anderen Gäste sehen will, die in einem großen Saal, der voll mit Verstärkern steht, sind, vor allem Engländer, und ich frage mich, ob meine Rickenbaker auch wieder da ist, aber dem ist nicht so, und alle sind scharf drauf – ich unterhalte mich mit einem der Gäste auf Englisch, dass man mit Hall und Fuzz am besten darauf spielen kann –

      – Fips hat eine Dichterlesung organisiert, auf der er selbst liest und ich dabei bin; wir kommen hin und es sind eine Menge Leute da die auf einem ansteigenden Sitzparkett wie im Stadion sitzen – es wird umständlich hantiert und vorbereitet, Joints werden geraucht, die Leute beschweren sich, dass es so lange dauert, aber als es dann endlich anfangen soll, wird erst nochmal umgeräumt und in einen anderen Raum umgezogen und um einen großen Tisch herum Platz genommen, wo ich neben Fips sitzen muss, aber er beginnt nicht zu lesen, sondern fragt die Leute nach Themen und sucht danach eine Stelle raus, liest dann aber keine Gedichte, sondern eine Notiz zu Goethe und Widerstand und das so leise und undeutlich, dass keiner etwas versteht; die Leute sind sauer, einer pfeift, alle gehen, einer sagt, das Ganze sei nur organisiert worden, um den Raum unter Sabines Wohnung auszunützen; ich will dann noch in eine Kneipe gehen, latsche durch die Stadt, finde keine, habe alle anderen verpasst und komme auf einen Platz, auf dem eine Militärkapelle oder ähnliches spielt, in der Mitte steht ein griechisch-römischer Triumphbogen und in der Ecke um den Platz Zeichnungen, hinter durchsichtigen Plastikwänden die Zuschauer; ich gehe innerhalb dieser Abgrenzung zum Eck und sehe viele schöne Frauen, zum Teil nackt, und ich habe das Gefühl, unsere alte Annette zu treffen, finde aber sie nicht wieder, sondern drei Frauen sprechen mich an, mit Augenzwinkern und einem offensichtlich verabredeten Erkennungswort, aber es ist eine Verwechslung: ich bin nicht der Dealer –

      – ich muss mich wegen einer Kontrolle umziehen, aber ein Arzt will zusätzlich eine Totaluntersuchung machen, Sabine und Claudija sind dabei, und fragen, ob ich mir das bieten lassen müsse – ich sage, so viel wie sonst auch und nicht mehr, worauf der Arzt einzugehen scheint, aber dann merke ich, dass er eine Spritze vorzubereiten versucht, gegen die ich mich wehren muss, irgendwas mit »Thorax« steht drauf und ich weiß, dass er mich lähmen, eventuell ersticken will, und will um Hilfe rufen, es ist aber niemand da, ich denke, wenn ich jetzt zum Fenster rausrufe, kann jemand wenigstens hinterher noch etwas rekonstruieren, wenn ich tot bin, aber dann kommt die Schwester und will die Spritze reinstecken; ich kann mit Mühe in letzter Sekunde entfliehen und sehe Heiner und Ernst Albrecht zusammen in den Keller gehen –

      – Christo in meiner Zelle – will Bilder vom Reichstag anschauen; die Wächter sagen, es gehe wegen der Russen nicht, ich denke »Ruski«, sage es aber nicht; wir lächeln uns vielsagend an, aber es geht eher gegen die Wächter; dann entdeckt er mein Bild und fragt, was das für ein merkwürdiges Bild sei; ich sage, er soll es nicht beleidigen und zeige ihm auch die Kleinen, nebst Erklärung, aber da sind viele Comics drunter –

      – Gert und ich wollen in der Sonne laufen, weil auf unserem Teil Schatten ist – es wird aber verboten, weil viel zu nah an der Mauer –

      – will eine Collage machen, in der eine Videokamera auf eine Reklame mit einer Luftaufnahme, in der unten rechts der Text steht, über den Text geklebt werden soll, und suche eine passende Aufnahme einer Videokamera, und als ich endlich eine finde, ist es fast eine Fernsehkamera, aber das ist doch umso besser –

      – muss in den Keller, um zu duschen, aber da liegt eine Matratze neben der Dusche und ich lege mich wieder hin; daneben liegt Gert und liest Spiegel – und er zieht mich wegen meiner Verabredung auf –

      – Konsistell anstatt Konsistenz –

      – wir stehen vor einer Schule oder einem Studio und sind alle als Geiseln genommen; es ist nicht klar, wie und wann und von wem, aber es ist allerhöchste Gefahr; es könnte der Mann im Rollstuhl sein, aber auch andere, insgesamt sind bald achthundert Menschen davon betroffen, und es fragt sich, wie die ernährt werden sollen; ich muss mit einer kleinen Gruppe in das Haus des Direktors, mit einem Aufzug, aber als wir dort rauskommen, sind russische Soldaten zur Kontrolle da, mit gezogenen Maschinenpistolen, wir halten die Hände hoch, und sie durchsuchen bis auf die Fußsohlen, wo einer denn bei mir den Witz macht, unter der Hornhaut könne etwas versteckt sein; sie wissen selbst nicht, wer der Geiselnehmer ist, und müssen deshalb anscheinend auch uns verdächtigen, ich komme in das Wohnzimmer des Direktors und kann mich dort völlig erschöpft in einen riesigen Sessel fallen lassen, da sehe ich im Fenster, dass lange Menschenschlangen das Gebäude verlassen – es hat sich also was getan, der Geiselnehmer hat einen Teil freigelassen; bald darauf ist alles beendet: es war nicht der Mann im Rollstuhl, sondern gerade der hat mit todesmutigem Einsatz so getan, als wäre er es und dadurch dem Geiselnehmer versichert, niemand kenne ihn; auf einem Lastwagen fahren wir weg –

      – an einer Straßenecke rast ein doppelstöckiger Bus so schnell, dass er umkippt und ins Feld fällt – ich eile hin, um zu helfen, mache eine der vielen Türen auf, da ist es ein Bus einer Band, es sind lauter Waben, in denen alle mit ihren Frauen im Bett liegen, und nichts ist passiert –

      – wir kommen mit einem Taxi vor dem Portal eines Hauses an – imponierend mit Treppen und sauber geputzt –, nachdem wir etwas an einem Ort erledigt haben, wo ein Filmfest stattfindet; die Regieassistentin begrüßt mich erfreut, das Geld sei schon da, bloß das Eigentliche noch nicht; ich könne ja so lange was essen – in der engen Küche bedienen sich sich andere an einer Art Büfett, und ich muss warten, plötzlich bin ich nackt, kann aber eine Unterhose anziehen und keiner stört sich daran; dann kann ich endlich an das Regal und nehme mir Nudeln, obwohl ich Lust auf Reis hätte, den aber derjenige vor mir schon genommen hatte; eine Frau die dabeisitzt, fragt, wann ich fliege, und ich stelle in Frage, ob bald überhaupt noch Flugzeuge fliegen – dann will ich noch andere Nudeln, da ist aber Hühnchen und halbgare Haut dabei, und ich meckere –

      – bin im Bad und plötzlich