Und in dieser Situation denke ich, dass Tom und du beide sehr beschäftigt seid. Da finde ich es durchaus vernünftig, dass die Arbeit für euch an erster Stelle steht. Eure Geschäfte sind schließlich etwas Dauerhaftes.“
Lacey hielt inne und ließ Ginas Worte auf sich wirken. Dann verschränkte sie die Arme. „Willst du damit sagen, dass unsere Beziehung etwas Vorübergehendes ist?“
„Ich will damit nur sagen, dass ihr noch nicht so lange zusammen seid und …“ Gina beendete ihren Satz nicht.
„Sprich weiter“, sagte Lacey. „Wir sind noch nicht so lange zusammen und …“
Gina zögerte. Dann platzte sie raus: „… und wart ihr nicht der Lückenbüßer des jeweils anderen? Ich meine, er war dir mit seiner Scheidung ein paar Jahre voraus, aber du hattest deine Scheidungspapiere gerade erst unterschrieben, wenn ich mich recht erinnere.“
Lacey schürzte die Lippen. „David und ich waren schon Monate getrennt, bevor die Scheidung durch war. Und ich bin auch keine Lückenbüßerin für Tom. Zwischen seiner Ex-Frau und mir war noch Taryn.“ Sie schniefte. „Wir sind sehr verliebt.“
„Ach wirklich?“, entgegnete Gina überrascht.
„Ja!“, rief Lacey. „Wir haben es uns nach Dover gesagt.“
Ginas Gesichtsausdruck veränderte sich augenblicklich. „Das ändert natürlich alles! Was hat es für einen Sinn, in einer Beziehung zu sein, wenn man nicht die Priorität des jeweils anderen ist?“
Bei Ginas Hundertachtzig-Grad-Drehung wurde Lacey schwindelig. Oder vielleicht lag es am Long Island Ice Tea.
„Der Punkt ist“, sagte Lacey, „dass es sich bei dieser Sache hier hoffentlich nur um eine vorübergehende Flaute handelt. In ein paar Wochen geht die Tourismussaison zu Ende, dann sollten wir wieder mehr Zeit haben, uns zu sehen.“
Gina lehnte sich zurück und nippte an ihrem Cocktail. Ein Grinsen lag auf ihren Lippen. „Und das, meine Liebe“, erklärte sie, „nennt man umgekehrte Psychologie.“
Als Lacey begriff, was Gina getan hatte, rollte sie mit den Augen. „Sehr gut“, sagte sie trocken.
Aber sie wusste es zu schätzen. Gina hatte es geschafft, das Gespräch herumzudrehen und sie dazu zu bringen, ihre Beziehung zu verteidigen.
Gina sah aus, als wäre sie unglaublich stolz auf sich, und füllte ihre Getränke auf. „Dann müsst ihr doch nur noch eine Sommerwoche überstehen. Und da es die stressigste ist, wird sie im Handumdrehen vorbei sein, und alles wird wieder so sein wie früher.“
„Warum wird es die stressigste sein?“, fragte Lacey.
„Wegen des Festivals.“
„Welches Festival?“, fragte Lacey.
„Das Sommer-Reiterfest!“, rief Gina. „Sag nicht, dass dir niemand davon erzählt hat! Es ist der Höhepunkt im Veranstaltungs-Kalender von Wilfordshire.“
Lacey zuckte mit den Achseln. Sie hatte keine Ahnung, wovon Gina sprach.
Gina begann zu erklären. „Da kommt ein Haufen reicher Pferdeverrückter für eine Woche nach Wilfordshire. Viele Unternehmen hier in der Gegend schaffen es, ihre Einnahmen allein in dieser Woche zu verdoppeln!“
„Und mit reichen Pferdeverrückten meinst du …?“
„Züchter, Händler, Reiter, das ganze Drumherum. Die Leute, die Fascinators tragen. Die Rolls Royce fahren. Die ihren Kindern Ponys kaufen, deren Ställe dann von Kindern anderer, ärmerer Leute ausgemistet werden!“
Lacey lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und dachte nach. Reiche Pferdeverrückte. Vielleicht könnte dies eine Gelegenheit sein, groß abzukassieren. Vielleicht mit einer weiteren Auktion? Ihre Auktion mit dem nautischen Motto war ein voller Erfolg gewesen. Ob eine Versteigerung mit Pferde-Motto wohl auch so gut ankommen würde?
„Wann, sagtest du, beginnt das Festival?“, fragte sie Gina.
„Nächste Woche“, bestätigte die Frau.
Ein Lächeln huschte über Laceys Lippen. „Dann sollte ich wohl besser mit der Planung anfangen.“
KAPITEL ZWEI
„Ist das alles?“, fragte Gina, die über Laceys Schulter auf den Schreibblock blickte, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag und mit Notizen übersät war. „Dein großer Plan?“
Es war der Morgen nach dem feuchtfröhlichen Abend zuvor und die beiden Frauen waren im Antiquitätengeschäft und taten ihr Bestes, trotz ihres Katers den anhaltenden Strom von Kunden zu bedienen.
„Mein großer Plan“, bestätigte Lacey und tippte mit ihrem Stift auf die Seite. „Ich habe einen Batzen Geld aus dem Verkauf der Goldmünze beiseitegelegt, den ich in eine Auktion zum Thema Pferdesport investieren kann. Morgen werde ich eine Rundfahrt durch Dorset machen, um einige Gebisse, Zaumzeug, Steigbügel und Sporen in einem Laden in Bournemouth zu besorgen, dann will zu einem spezialisierten Ledergeschäft in Poole, um einige Sandwich-Koffer, Feldflaschen und Flachmänner zu kaufen und schließlich zu diesem niedlichen kleinen Laden in Weymouth, wo Drucke und Kunstwerke verkauft werden.“
„Mooth.“
„Was?“
„Es wird ‚mooth‘ ausgesprochen, nicht ‚mouth‘. Way-mooth. Das doppelte O ist dasselbe wie in ‚book‘ oder ‚hook‘ oder – “
„Ich hab's kapiert, ich hab's kapiert!“, unterbrach Lacey sie, obwohl ihr sehr wohl bewusst war, dass sie Ginas Korrektur bald vergessen und geistesabwesend wieder zu einer phonetischen Aussprache zurückkehren würde. Die korrekte Aussprache englischer Ortsnamen gehörte nicht zu ihren Stärken. Aber fairerweise musste man sagen, dass sie wirklich eine verrückte Schreibweise hatten! Leicester? Versucht es doch mal mit Lester! Worcestershire? Wooster-shear! Wenn man die Regeln kannte, schien es ziemlich einfach zu sein, aber die Logik war in sich zusammengefallen, als Lacey selbstbewusst Cirencester „Sernster“ ausgesprochen hatte, nur um festzustellen, dass sie auf die einzige Ausnahme von der Regel gestoßen war, die tatsächlich „Siren-sester“ ausgesprochen wurde.
„Nun, klingt ganz so, als hättest du alles genau geplant“, sagte Gina mit einem Seufzer. „Und Bournemouth ist herrlich im Sommer. Es gibt dort einen schönen Sandstrand. Einen Pier. Lange Spaziergänge an den Klippen entlang. Chester wird es lieben.“
Lacey entging der traurige Unterton nicht. Gina hasste es, allein im Laden zu bleiben, wenn Lacey sich mit Chester auf Abenteuer begab. Lacey fühlte sich deswegen immer schuldig. Sie musste sich dann immer daran erinnern, dass sie die Chefin und Gina ihre Angestellte war, und dass es vollkommen normal war, dass sie andere Dinge zu tun hatte, als hinter der Kasse zu stehen und Regale einzuräumen.
„Ich werde nicht einmal einen ganzen Tag weg sein“, sagte Lacey zu ihr. „Dann werden alle helfenden Hände gebraucht werden, um den Auktionssaal vorzubereiten. Aber während ich weg bin, habe ich eine ganz besondere Aufgabe für dich.“ Diese Technik hatte Lacey gelernt, nachdem sie einen Tag mit ihrem achtjährigen Neffen Frankie in Dover verbracht hatte – immer, wenn er abgelenkt werden sollte, hatte sie ihm einfach eine „sehr wichtige“ Aufgabe gegeben.
„Ach ja?“, fragte Gina neugierig und fiel sofort auf den Köder herein.
Lacey schmunzelte. „Du musst die Wilfordshire Weekly anrufen und die Anzeige aufgeben.“
Gina schnitt eine Grimasse. „Ist das alles?“
„UND“, fügte Lacey hinzu, die blitzschnell nachdachte, „du musst … ein Plakat entwerfen! Ja. Das ist es. Du musst ein Plakat für das Schwarze Brett der Gemeinde entwerfen und es drucken lassen.“
Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, Plakate für die Auktion zu drucken, sondern gehofft, dass eine Anzeige in der Wilfordshire Weekly ausreichen würde, gefolgt von Laufkundschaft und Mundpropaganda, aber nun, da sie sich die Idee aus den Fingern gesogen hatte, fand sie sie richtig gut. Das Lodge B&B, das ihrer Freundin Suzy gehörte, war dank gezielter Plakatkampagnen immer ausgebucht.
„Das