finden, der groß genug für den sperrigen Lieferwagen war. Schließlich parkte sie weit von den Klippen entfernt, in der Nähe eines alten Cafés und eines Spielplatzes voller Holzgeräte, wo eine Menge Kinder spielten.
Lacey stellte den Motor ab und nahm sich einen Moment Zeit. Mit neununddreißig wusste sie, dass sich ihr Zeitfenster für die Entscheidung, eine Familie zu gründen, bald schließen würde. Damals, als sie noch mit ihrem jetzigen Ex-Mann David in New York City gelebt hatte, war sie strikt dagegen gewesen. Doch seit ihrem Umzug nach England, wo das Leben langsamer und etwas Ruhe in ihr Leben eingekehrt war, hatte sich ihre Einstellung geändert. Auch die Zeit, die sie mit Frankie verbrachte, und durch die sie gemerkt hatte, dass ihr der Umgang mit Kindern Spaß machte, hatte sie dazu veranlasst, ihre Haltung noch einmal zu überdenken. Das, und ihr bevorstehender vierzigster Geburtstag, der immer näher rückte, auch wenn sie versuchte, ihn zu verdrängen.
Chester riss Lacey aus ihrer Träumerei, indem er an der Tür kratzte und laut wimmerte. Er hatte die Fahrt hierher genossen und den Kopf aus dem Fenster gestreckt, war aber offensichtlich ganz begierig darauf, endlich auszusteigen und den herrlichen Sandstrand unten zu erkunden.
„Ach, wer braucht schon Kinder, wenn man einen Hund hat?“
Chester bellte zustimmend.
Sie sprangen aus dem Fahrzeug und machten sich auf den Weg zu dem Pfad, der von den Klippen hinunter zur Strandpromenade führte. Mehrere Gleitschirmflieger hoben der Reihe nach ab und schwebten nacheinander in ihren hellen Stoffschirmen über dem Meer in Richtung Pier, wo sie eine Schleife machten und auf der Klippe landeten. Chester bellte aufgeregt, als ein Mann mit einem Regenbogensegel in den Himmel stieg.
„Ich frage mich, ob auch Tandemgleitschirme für Hunde hergestellt werden“, sagte Lacey nachdenklich zu Chester, als sie vorbeigingen.
Sie gingen den Hang hinunter zum Strand, wo sich Familien, Gruppen von Jugendlichen, alte Leute, die picknickten, Spaziergänger mit ihren Hunden, Volleyballspieler und Mädchen mit Hula-Hoop-Reifen tummelten … Menschen aller Arten und Altersklassen. Das seichtere Wasser war voller Kanu- und Kajakfahrer, Paddleboarder und Sonnenanbeter auf Schlauchbooten, während im tieferen Wasser jenseits der Stege Jachten und Schnellboote zu sehen waren. Gina hatte recht gehabt, der Strand von Bournemouth war weitaus belebter als der von Wilfordshire, aber Lacey liebte den Trubel. Ganz zu schweigen davon, dass der Sand hier golden und der Strand viel breiter war als in Wilfordshire.
Lacey konnte nicht widerstehen, zog rasch ihre Schuhe aus und grub ihre nackten Füße in den Sand. Chester lief währenddessen zum Meer und fing an, nach den Wellen zu schnappen, als ob er sie fangen wollte.
„Eis!“, rief eine Stimme. „Eis am Stiel!“
Als Lacey sich umdrehte, sah sie einen Mann, der einen Kühlwagen am Strand entlang schob. Er winkte ihr zu. „Sie sehen aus, als könnten Sie ein Eis gebrauchen, junge Dame.“
„Das geht leider nicht“, teilte Lacey ihm mit. „Jedes Mal, wenn ich Eis esse, wird mein Hund neidisch.“
„Vielleicht möchte er eines meiner tiefgefrorenen Hundeleckerlis probieren?“
„Gefrorene Hundeleckerlis?!“, rief Lacey. „Das klingt ja mal nach einem Nischenprodukt.“
„Sie machen wohl Witze! Neunzig Prozent der Einwohner hier haben einen oder zwei Hunde. Meine gefrorenen Eisleckerlis verkaufen sich wie warme Semmeln. Oder wie kalte Kuchen.“ Er grinste.
„Woraus sind sie gemacht?“, fragte Lacey skeptisch. Milch war für Chester absolut tabu, genauso wie alles, was Schokolade oder Zuckerersatzstoffe enthielt, die giftig und für Hunde potenziell tödlich waren.
„Ich habe zwei Geschmacksrichtungen zur Auswahl“, sagte der Mann und zog gefrorene Leckerlis in Knochenform aus seiner Kühlbox. In seiner linken Hand hielt er ein wässrig aussehendes orangefarbenes. In der rechten Hand ein wässrig-grünes. „Wir haben pürierte Karotten in der linken und pürierte Honigmelonen in der rechten Hand“, sagte er. „Beide Rezepte sind vom Tierarzt genehmigt.“
Chester bellte.
„Nun, wenn das so ist, nehme ich von jedem eins“, sagte Lacey.
„Und ein Tropenfrucht-Wassereis für die Besitzerin?“ Er winkte ihr mit einem äußerst fruchtig aussehenden Eis am Stiel zu. „Damit keiner neidisch wird?“
Lacey kicherte. „Ein Eis am Stiel? Gut, warum nicht.“
Sie tauschte Geld für die gefrorenen Leckereien ein, die sie genüsslich verzehrten, während sie am Strand entlangschlenderten. Das Aroma von Mango, Ananas und Wassermelone überflutete Laceys Geschmacksknospen. Die Mischung war nicht übermäßig süß und das Eis erfrischend kühl.
„Wie war deins?“, fragte Lacey Chester und bemerkte die klebrigen Reste an seiner Schnauze. „Lecker, nehme ich an“, kicherte sie.
Dann fiel Laceys Blick auf ein altes Gebäude im Art-Déco-Stil. Es war das Einkaufszentrum, in dem sich das Geschäft für Pferdezubehör befand, und stand auf der Spitze des Hügels mit Blick auf das Meer und den Rest der Stadt Bournemouth.
Aufgeregt leckte Lacey das zuckerhaltige, klebrige Zeug von ihren Fingern, zog ihre Schuhe wieder an und beschleunigte ihr Tempo, als sie den Strand verließ und auf den Bürgersteig zuging. Chester folgte ihr, sein Fell war voller Sand und sein Gesicht nass vom Meerwasser.
Sie erreichten das Gebäude, das in seiner Blütezeit ein Kino gewesen war und jetzt mehrere kleine Pop-up-Stores beherbergte. Im Inneren erinnerte es Lacey an die Londoner Märkte, die sie mit Gina besucht hatte, von dem verrückten Markt in Greenwich über den geschäftigen Lebensmittelmarkt von Brixton, den historischen Markt von Covent Garden, bis hin zum Fressmarkt von Borough unter dem Dachvorsprung des Bahnhofs. Lacey liebte die Eigenarten der englischen Architektur. Neubauten schien man hier vergeblich zu suchen, stattdessen gab es viele große alte Gebäude, die zu überdachten Märkten oder Einkaufszentren umgestaltet worden waren. Und für einen Pop-up-Bastelladen schien kein Raum zu klein zu sein.
Der Markt hier war wie eine eigene Stadt in der Stadt. An unzähligen Essensständen wurde Street Food aus allen Ecken der Welt angeboten. Lacey lief das Wasser im Mund zusammen, als ihr der Geruch von äthiopischem Injera-Fladenbrot und südkoreanischem Sojaeintopf mit Kimchi-Kohl in die Nase stieg, bevor dieser von dem aufdringlichen blumigen Duft eines verpackungsfreien Bio-Seifenstandes übertönt wurden, an dem riesige Seifenstücke zu einer Pyramide aufgeschichtet waren. Sie ging weiter, vorbei an dem intensiven Mottenkugelgeruch eines Verkaufsstandes für Second-Hand-Kleidung, sowie einem Laden für Surfbretter, ehe ihre Willenskraft sie schließlich verließ, als sie einen veganen Kuchenstand erreichte. Ein Frühstücksmuffin aus dunkler Schokolade, Erdnussbutter und Haferflocken gab ihr einen kleinen Vorgeschmack auf den Himmel.
Während sie sich zwischen den geschäftigen Ständen hindurchschlängelte, wurde ihr klar, dass sie hier auch ohne Probleme einen ganzen Tag verbringen könnte, bevor sie das Reitsportgeschäft fand, das sie gesucht hatte.
In dem Laden war es extrem ordentlich. Passend zum Thema Pferderennen war der Teppich grün. Die Vitrinen waren aus Holz und Messing gefertigt und der Laden strahlte eine friedliche Einheitlichkeit aus.
Lacey ging auf die Theke zu und stellte sich der Frau vor, die dahinterstand und deren lockiges braunes Haar zu einem buschigen Pferdeschwanz zusammengebunden war.
„Belinda?“ fragte Lacey und streckte der Frau die Hand hin. „Wir haben gestern telefoniert. Ich bin Lacey, die Auktionatorin aus Devon.“
„Ich erinnere mich“, sagte Belinda mit einem Grinsen, als sie Laceys ausgestreckte Hand schüttelte. „Sie kommen aus Wilfordshire, wo das Sommer-Reitsportfest stattfindet.“
„Ganz genau. Kennen Sie den Ort?“
„Natürlich! Ich hatte schon ein paar Mal einen Stand dort, aber durch die Kosten für Unterkunft, Benzin und die Standgebühr für den Markt kommt da eine ganz schöne Summe zusammen. Da mache ich mehr Gewinn, wenn ich den Laden hier offen lasse. Aber es ist wirklich schade, dass ich es verpasse. Ich hatte immer viel Spaß dort.“
Außer Lacey schien jeder in diesem Land das berühmte Wilfordshire Pferdefest zu kennen.
Die