Джек Марс

Unsere Heilige Ehre


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jungen Dame, die auf Patrouille ist. Ein Angriffstrupp hat die Kidnapper bis über die Grenze verfolgt, ist aber zwei Kilometer Inland auf eine starke Opposition getroffen. Weitere vier Israelis wurden getötet, zusammen mit schätzungsweise zwanzig Militanten der Hisbollah.“

      „Helena von Troja“, sagte ein Mann in einer grünen Militäruniform.

      Kurt nickte. „Ganz genau. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft Israels waren beeindruckend. Es war wie ein Schlag in die Magengrube für sie, was vermutlich auch der Plan war. Unseren Informationen zufolge versucht die Hisbollah einen Krieg anzuzetteln, ähnlich dem, der 2006 stattgefunden hat. Wir denken, dass sie Israel in eine Falle locken wollen.“

      „Die Hisbollah ist ganz schön hart drauf“, sagte der Uniformierte. „Es ist schwer, sie zu bekämpfen.“

      „Amy“, sagte Kurt. „Die Hisbollah, bitte.“

      Auf dem Bildschirm erschien ein Bild einer Gruppe von Männern, die mit erhobenen Bannern und Fäusten durch die Straßen marschierten. Kurt zeigte mit dem Laserpointer auf sie.

      „Hisbollah – die Partei Gottes, oder die Armee Gottes, je nachdem, welche Übersetzung man bevorzugt – ist die weltweit größte und militärisch stärkste Terrororganisation. Sie wurden als Handlanger der iranischen Regierung gegründet und werden von ihr ausgebildet, finanziert und eingesetzt, mit Einsätzen in ganz Europa, Afrika, Asien und beiden amerikanischen Kontinenten.

      „Wenn es um Terrorismus geht, ist die Hisbollah äußerst fähig. Unter schiitischen Muslimen wird sie weltweit anerkannt. Die Einsätze, die sie auf die Beine stellen können und die Organisation, die hinter ihnen steht ist genau das, was der IS sich für die Sunniten erträumt. In den Gegenden Libanons, in denen die Hisbollah Hoheitsterritorium besitzt, agieren sie häufig als de facto Regierung mit der vollkommenen Anerkennung der Bevölkerung. Sie betreiben Schulen, sorgen für Nahrung und Freizeit- sowie Arbeitsprogramme. Außerdem entsenden sie eine Handvoll gewählter Repräsentanten in das libanesische Parlament. Ihre Militärabteilung ist viel effektiver und auch stärker als das libanesische Militär. Aufgrund der religiösen Differenzen zwischen schiitischen und sunnitischen Muslimen sind die Hisbollah und der IS verfeindet und haben einander geschworen, den jeweils anderen zu zerstören.“

      „Und was ist so schlimm daran?“, fragte Susan halb im Scherz. „Der Feind unseres Feindes ist unser Freund, oder nicht?“

      Der Anflug eines Lächelns machte sich auf Kurts Lippen breit. „Vorsicht. Die Hisbollah hat einen zeitlich unbegrenzten Heiligen Krieg gegenüber unseren Verbündeten in Israel ausgerufen. Laut der Hisbollah ist Israel eine existenzielle Bedrohung für die libanesische Gesellschaft und Palästina und muss mit allen Mitteln zerstört werden.“

      „Und wie stehen ihre Chancen dafür?“, fragte Susan.

      Kurt zuckte mit den Achseln.

      „Sicher könnten sie Schaden anrichten, den wir nur schwer einschätzen können. Unseren derzeitigen Annahmen zufolge hat die Hisbollah zwischen fünfundzwanzig und dreißigtausend Kämpfer. Vielleicht zehn bis fünfzehntausend von ihnen haben bereits Kampferfahrung, entweder aus dem Krieg im Jahre 2006 oder aus direkten Konflikten mit dem IS im syrischen Bürgerkrieg. Wir glauben, dass bis zu zwanzigtausend der Truppen Ausbildung von der Iranischen Revolutionsgarde erhalten haben – fünftausend oder mehr sind sogar in den Iran gereist und wurden dort direkt trainiert.

      „Die Hisbollah hat ein weites Netzwerk tiefer Tunnel und Befestigungen in der Hügelregion nördlich der Blauen Linie. Während des Krieges 2006 konnte Israel dieses Netzwerk nicht vollständig aus der Luft zerstören. Laut israelischer Geheimdienstinformationen sind ihre Anlagen heutzutage nur noch tiefer, verstärkter und ausgeklügelter als damals. Unsere eigenen Informationen besagen, dass die Hisbollah mehr als fünfundsechzigtausend Raketen und Flugkörper besitzt, außerdem Millionen Schuss an Munition für kleinere Feuerwaffen. Ihr Arsenal ist seit 2006 vermutlich um das Fünffache gewachsen. Seit den Anfängen der Hisbollah war der Iran stets zögerlich, wenn es um ihre Versorgung ging und hat ihnen nur langsame Kurzstreckenraketen zur Verfügung gestellt. Wir vermuten, dass dem immer noch so ist.“

      „Und was unternimmt Israel?“, fragte der Mann in der grünen Uniform.

      Kurt nickte. Hinter ihm auf dem Bildschirm tauchte die Blaue Linie wieder auf. Südlich von ihr erschienen kleine Symbole, die Soldaten repräsentierten.

      „Nun kommen wir zum Eigentlichen. Die Israelis haben eine massive Einmarschtruppe an der Grenze versammelt. Unser Staatssekretär hat bereits mit dem israelischen Premierminister, Yonatan Stern, telefoniert. Yonatan ist ein Betonkopf, um es freundlich auszudrücken. Er ist besonders im rechten politischen Spektrum der israelischen Gesellschaft beliebt. Um diese Beliebtheit aufrecht zu erhalten, muss er etwas unternehmen. Er braucht einen entscheidenden Sieg, die Rückkehr ihrer entführten Soldatin – irgendetwas. Wir nehmen an, dass er die versammelte Truppe irgendwann in den nächsten Stunden über die Grenze schicken wird, was eine Invasion des Libanons darstellen würde.“

      „Auf der anderen Seite könnte man sagen, dass Israel bereits vom Libanon attackiert wurde“, sagte der Uniformierte.

      Kurt nickte. „Könnte man. Gleichzeitig mit der Invasion plant Stern Bombenangriffe zu fliegen. Wir haben von ihm verlangt, dass die Bombardierungen auf zwölf Stunden begrenzt werden, zivile Ziele meiden und nur bekannte Militärstützpunkte der Hisbollah anfliegen.“

      „Was hat Yonatan dazu gesagt?“, fragte Susan. Yonatan Stern war nicht gerade ihr Lieblingsmensch. Man könnte sogar behaupten, dass sie sich nicht verstanden.

      „Er hat gesagt, er würde unseren Rat in Betracht ziehen.“

      Susan schüttelte den Kopf. „Yonatan ist genau wie jeder andere Mann. Er hat nichts lieber als Krieg und große Waffensysteme.“

      Sie zögerte. Das alles schien ihr wie nur ein weiterer Schlagabtausch zwischen Israel und der Hisbollah, genau so wie die ganzen kleinen Gefechte zwischen Israel und der Hamas oder Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation davor. Hässlich, blutig, brutal und am Ende ohne wirkliches Resultat. Nur eine weitere Trainingsrunde für die nächste Trainingsrunde.

      „Also, was unternehmen wir hier, Kurt? Was sind die Risiken und wie, schlagen Sie vor, sollen wir reagieren?“

      Kurt seufzte. Sein kahler Kopf reflektierte die Lichter an der Decke. „Wie immer besteht die Gefahr, dass die Gefechte außer Kontrolle geraten und andere regionale Kämpfe verursachen. Die Hisbollah und Palästina sind Verbündete. Die Hamas nutzt solche Kriege der Hisbollah häufig als Deckmantel für ihre eigenen Guerillaangriffe in Israel. Syrien liegt im Chaos und hat verschiedene kleine, aber schwer bewaffnete Gruppen, die jede Instabilität ausnutzen wollen.

      „In der Zwischenzeit stehen die großen Spieler, der Jordan, Ägypten, die Türkei und Saudi-Arabien Israel feindlich gegenüber. Und natürlich gibt es da immer noch den Iran, der größte und gemeinste Kerl in der Nachbarschaft. Sie stehen mit verschränkten Armen bedrohlich im Hintergrund, mit den noch größeren Russen hinter ihnen. Jeder der eben genannten ist natürlich bis zu den Zähnen bewaffnet.“

      „Also lautet unser nächster Schritt?“

      Kurt schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln. „Wir sollten vorsichtig sein. Die gesamte Region ist ein einziges Minenfeld und wir müssen aufpassen, wo wir hintreten. Israel ist einer unserer engsten Verbündeten und ein wichtiger strategischer Partner. Sie sind die einzige Demokratie, die in der gesamten Region herrscht. Gleichzeitig ist auch der Libanon unser langjähriger Partner. Der Jordan und die Türkei sind unsere Verbündeten. Wir beziehen den Großteil unserer ausländischen Stromversorgung aus Saudi-Arabien. Außerdem sind wir ein Abkommen eingegangen, dass wir den Frieden zwischen den Palästinensern und Israel schützen wollen und Palästina als souveränen Staat fördern.“

      Er nickte, wie um sich selbst zu bestätigen. „Ich würde sagen, unsere Aufgabe lautet, die Lage nicht noch weiter eskalieren zu lassen und darauf zu hoffen, dass diese ganze Sache in ein paar Tagen schon wieder vorbei ist – oder noch besser, in ein paar Stunden.“

      Susan lachte fast laut auf. „Anders ausgedrückt sollen wir also Däumchen drehen.“

      Jetzt