in aller Welt immer beliebter – sie sind äußerst schwer aufzuspüren und zu dokumentieren. Fortgeschrittene Detektionssysteme für radioaktive Strahlung können zwar sehr kleine Mengen Strahlung entdecken, die in die Atmosphäre abgegeben werden. Diese Daten, kombiniert mit Berechnungen von Windstärken, können uns relativ genau sagen, wo die Strahlung herkommt. Wenn ich allerdings ‚relativ genau‘ sage, bedeutet das eine Fehlerquote von mehreren hundert Kilometern. Und da der Iran nicht weit von Pakistan entfernt ist – und Pakistan bekannterweise über Atomwaffen verfügt – ist es schwer, eine Strahlungsquelle ausfindig zu machen und eindeutig festzustellen, dass sie aus dem Iran kommt.“
„Aber dieses Tests schlagen sich doch auch auf Seismographen nieder“, sagte Susan. „Sie sind quasi wie kleine Erdbeben.“
Kurt nickte. „Und das ist es, was die Sache im Iran noch schwieriger macht. Der Iran ist einer der seismologisch aktivsten Orte auf der ganzen Welt. Dort finden ständig Erdbeben statt, auch häufig sehr große. Die letzte Katastrophe war im Jahre 2003, als ein Erdbeben der Stärke 6,6 mindestens dreiundzwanzigtausend Menschen in der Stadt Bam getötet hat. Aber abgesehen von diesen großen Katastrophen gibt es ständig kleinere Beben im Iran. Wir verfolgen die seismologischen Aktivitäten dort täglich. Es ist, als hörte man den Wellen an einem Strand zu. Es hört niemals auf, dort zu rumpeln.“
„Was willst du mit all dem sagen, Kurt?“, fragte Susan. „Sag es einfach.“
„Iran könnte theoretisch Atomwaffen bauen und sie testen“, sagte er, „ohne, dass wir jemals davon erfahren.“
Luke hatte plötzlich eine Idee. Sie war einfach so in seinem Kopf aufgetaucht. Er hatte nicht groß darüber nachgedacht. Vielleicht gefiel sie ihm nicht, aber sie war da – und er sprach sie aus.
„Warum schicken wir kein verdecktes Infiltrationsteam los?“, schlug er vor. „Sie könnten in den Iran eindringen und herausfinden, ob sie bluffen oder nicht. Wenn nicht, finden sie den Standort der Atomwaffen heraus und fordern einen Luftangriff an.“
Zugegeben hatte er sich nicht sämtliche Details des Plans genau überlegt, aber sobald er es ausgesprochen hatte, wusste er, dass es eine gute Idee war.
„Für so einen Einsatz haben wir nicht die notwendigen Teams“, sagte ein Mann in grüner Uniform. „Es könnte Wochen, oder sogar Monate dauern –“
„General, da würde ich widersprechen“, sagte Luke. „Wir haben die notwendigen Leute. Meine Organisation, das Special Response Team, ist bereit für den Einsatz.“
KAPITEL NEUN
08:15 Uhr Eastern Standard Time
Der Westflügel
Das Weiße Haus, Washington, D.C.
„Das ist eine Katastrophe“, sagte Susan. „Das ist verrückt. Das werde ich niemals erlauben.“
Sie gingen zu dritt durch den Westflügel zurück zum Oval Office – Susan, Kurt und Kat Lopez. Susans und Kats Absätze klackerten auf dem Marmorboden. Drei große Geheimdienstagenten folgten ihnen, zwei gingen ihnen voraus.
Die Doppeltüren zum Oval Office lagen vor ihnen, flankiert von zwei weiteren Agenten. Susan und der Schwarm an Begleitern gingen so schnell, dass sie sich fühlte, als befände sie sich auf einem Förderband, das ins Oval Office führte. Sie fühlte sich, als hätte sie keine Kontrolle über das Geschehen. Sie wollte dieses Meeting nicht abhalten. Noch vor ein paar Monaten hätte es sie nicht weiter gestört, ihre besten Agenten auf eine lebensbedrohliche Mission zu schicken.
„Susan, wir haben noch ein Problem“, sagte Kurt.
„Raus damit.“
„Die Israelis schicken uns keine Daten mehr über ihre Opfer oder über ihre Pläne. Yonatan Stern ist außer sich. Er will den Iran sofort angreifen, aber wir haben ihn darum gebeten, sich noch zurückzuhalten. Er bombt bereits den gesamten Südlibanon auseinander, doch die Hisbollah antwortet immer noch mit ihren Raketen. Er bezeichnet ihre Angriffe und die Bedrohung durch den Iran eine Demütigung und er gibt uns die Schuld. Er ist kurz davor, unseren Botschafter aus dem Land zu schmeißen. Er möchte mit dir sprechen.“
Susan schüttelte ihren Kopf. „Das wird ja immer besser und besser.“
Sie gingen durch die Doppeltüren ins Oval Office.
„Soll ich ein Gespräch mit ihm anmelden?“, fragte Kat.
Susan zuckte mit den Schulten. „Klar doch. Ich rede mit ihm. Kurt, bittest du jemanden darum, die wichtigsten Gesprächspunkte vorzubereiten? Was soll ich ihm überhaupt sagen? Warum vertragt ihr euch nicht einfach? Warum ladet ihr die Typen, die euch bombardieren, nicht zu einer Runde Kaffee und Kuchen ein?“
„Natürlich“, sagte Kurt und zog sich in eine Ecke des Büros zurück. Er hatte sein Telefon bereits in der Hand.
Kat verschwand durch die Türen.
Susan blickte sich im Oval Office um. Vor ihr waren die drei großen Fenster, die einen Ausblick auf den Rosengarten boten. Draußen war es ein sonniger Wintertag. Mit ihr im Büro waren mehrere Leute. Luke Stone saß in einem großen Ledersessel im Sitzbereich. Unter seinen Füßen war das große Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Neben ihm saß Haley Lawrence, der Verteidigungsminister. Er sah aus, als hätte er ein wenig zugenommen – Susan dachte, dass das zusätzliche Gewicht an ihm wie Babyspeck aussah. Der weit über ein Meter achtzig große Mann sah eher aus wie ein kleiner Junge.
Zwei weitere Männer standen bei ihnen. Sie trugen grüne Paradeuniformen – Susan schätzte sie auf Mitte fünfzig. Sie sahen äußerst fit aus und ihre Haare waren kurzgeschoren. Sie hätten fast Zwillinge sein können – Diedeldum und Diedeldei.
„Madam President“, sagte Diedeldum. Er streckte seine Hand aus. „Ich bin General Steven Perkins vom Verteidigungsnachrichtendienst.“
Sie nickte ihm zu, während seine Hand ihre geradezu verschluckte.
„General.“
Diedeldei streckte seine Hand ebenfalls aus. „Madam President, mein Name ist Mike Sobchak vom Marinenachrichtendienst.“
„Admiral.“
Sie schüttelte ihren Kopf. „Okay, wie lautet unser aktueller Stand?“, fragte Susan. „Was für einen Plan haben Sie und Agent Stone ausgeheckt?“
Kurt war zurück, nachdem er ganze elf Sekunden lang in sein Handy geflüstert hatte. „Bitte schließen Sie die Türen“, sagte er an die Geheimdienstagenten gerichtet.
„Es handelt sich um eine streng geheime Mission“, erklärte Haley Lawrence.
Susan zuckte mit den Schultern. „Das habe ich mir schon gedacht. Schießen Sie los.“
„Wir entsenden per Flugzeug vom Außenministerium ein kleines Team nach Israel“, sagte Kurt. „Seit gestern haben wir bereits drei Flugzeuge vom Außenministerium herübergeschickt, also würde es für jeden Beobachter nicht weiter auffällig wirken – Krisendiplomaten, die auf dem Weg sind, die Situation zu entschärfen.“
„Niemand würde auf die Idee kommen, dass wir Spione entsenden“, sagte Susan.
„Wenn das Team ankommt, wird es vom israelischen Geheimdienst über mögliche Standorte iranischer Atomwaffen in Kenntnis gesetzt. Das Team wird mit den Israelis zusammen das Eindringen vorbereiten und schließlich im Schutze der Dunkelheit in den Iran abspringen. Das Team bahnt sich mit allen Mitteln seinen Weg zu den wahrscheinlichsten Standorten und bestätigt die Existenz von Atomwaffen an diesen Orten – oder auch nicht. Falls sie die Waffen finden, fliegen wir Lufteinsätze an diese Koordinaten und zerstören die entsprechenden Silos.“
„Lufteinsätze? Von wem?“, fragte Susan. „Uns Amerikanern oder den Israelis?“
„Von uns“, antwortete Diedeldum. „Wir brauchen starke Bunkerbrecher, Bomben, die Untergrundziele zerstören können und aus großer Höhe abgeworfen werden. Wahrscheinlich MOABs aus B-52 Bombern, wenn wir die entsprechenden Bunker denn überhaupt mit konventionellen Waffen zerstören können. Das