Джек Марс

Unsere Heilige Ehre


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ich mache mir Sorgen.“

      Sie stellte ihre Ellenbogen auf, drehte sich um und sah ihn an. Wie immer verging ihm der Atem aufgrund ihrer Schönheit. Ihre Augen waren blassblau und in ihrem Gesicht konnte er die junge Frau sehen, die vor zwanzig Jahren die Titelseiten verschiedener Modemagazine geziert hatte. Für ihn schien es, als würde sie umgekehrt altern. Das konnte er schwören – in der kurzen Zeit, in der sie zusammen gewesen waren, schien sie jeden Tag ein wenig jünger zu werden.

      Ihr Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln und ihre Augen zeigten spielerisches Misstrauen. „Luke Stone macht sich Sorgen? Der Mann, der mit nur einem Handschlag ganze Terrornetzwerke auslöschen kann? Der Mann, der despotische Herrscher und Massenmörder noch vor dem Frühstück erledigt? Worüber könnte sich so eine Legende denn bitte Sorgen machen?“

      Er schüttelte seinen Kopf und lächelte untypischerweise. „Genug damit.“

      Um ehrlich zu sein, machte er sich sogar einige Sorgen. Die Dinge wurden langsam kompliziert. Er war ernsthaft darauf aus, seine Beziehung zu Gunner wieder geradezubiegen. Es lief auch gut – besser, als er gehofft hatte – aber Gunners Großeltern hatten immer noch das Sorgerecht. Luke dachte, dass das vielleicht besser so war. Ein Rechtsstreit um das Sorgerecht mit Beccas reichen und gehässigen Eltern – das würde sich lange hinziehen und sehr unangenehm für sie alle werden. Und was hätte er am Ende davon? Luke war schließlich immer noch im Spionagegeschäft. Wenn er tatsächlich zu ihm ziehen würde, würde Gunner nur ständig alleine sein. Ohne Aufsicht, ohne jemanden, der ihn erziehen konnte – das schien nicht besonders gut für ihn.

      Außerdem war da noch die Lage mit Susan. Sie war die Präsidentin der Vereinigten Staaten. Sie hatte eine eigene Familie und streng genommen war sie immer noch verheiratet. Ihr Ehemann, Pierre, wusste natürlich von Luke und war angeblich sogar glücklich für sie. Aber trotzdem hielten sie ihre Beziehung geheim.

      Was wollte er sich vormachen? Sie hielten nichts daran wirklich geheim.

      Ihr persönliches Sicherheitsteam wusste von ihm – das war schließlich ihr Job. Und das hieß, dass es wahrscheinlich ein Gerücht war, das sich bereits im gesamten Geheimdienst verbreitete. Zwei, drei Mal die Woche ging er spät abends noch durch den Sicherheitscheck. Oder meldete sich nachmittags als Gast an, meldete sich dann aber nicht mehr ab. Die Mitarbeiter, die die Videokameras überwachten, sahen, wie er die Residenz betrat und verließ und schrieben stets mit. Der Koch wusste, dass er Essen für zwei Personen zubereitete und die beiden Hausmädchen, die das Essen brachten, zwei nette ältere Damen, die ihn stets anlächelten, mit ihm plauderten und ihn „Mr. Luke“ nannten, kannten ihn natürlich auch.

      Susans Stabschef wusste es, was bedeutete, dass Kurt Kimball es wahrscheinlich auch wusste, und weiß Gott, wen es noch alles gab.

      Jede einzelne dieser Personen hatte eine Familie, Freunde und Bekanntschaften. Susan und er hatten Stammlokale, in denen sie frühstückten, zu Mittag aßen oder Bars, in denen sie sich regelmäßig aufhielten und die Stammgäste mit Geschichten aus dem Weißen Haus unterhielten.

      Die Frage der Reporterin am Vortag ließ darauf schließen, dass das Gerücht bereits außer Kontrolle geraten war. Sie waren nur eine undichte Stelle, einen Anruf eines unzufriedenen Mitarbeiters bei der Washington Post oder bei CNN von einem ausgewachsenen Medienzirkus entfernt.

      Das wollte Luke nicht. Er wollte nicht, dass Gunner ins Rampenlicht rückte. Er wollte nicht, dass sein Junge rund um die Uhr von einem Geheimdienstagenten begleitet werden musste. Er wollte nicht, dass Paparazzi ihm auflauerten oder vor seiner Schule auf ihn warteten.

      Außerdem wollte Luke selbst die Aufmerksamkeit nicht. Es war besser für seinen Job, wenn er in den Schatten blieb. Er brauchte genug Freiheiten, um seine Missionen durchzuführen. Außerdem war da noch sein Team.

      Und schlussendlich natürlich Susan selbst. Er wollte nicht, dass ihre Beziehung so auf die Probe gestellt werden würde. Es war ohnehin schon nicht einfach und er konnte sich nicht vorstellen, dass sie lange durchhalten würden, wenn die Medien sie rund um die Uhr unter die Lupe nahmen.

      Aber es war unmöglich, diese Probleme mit ihr zu besprechen. Sie war unglaublich optimistisch, sie war sowieso ständig in den Medien und ihr gefiel die Aufmerksamkeit sogar. Ihre Antwort war stets ein sorgloses: „Ach, das schaffen wir schon irgendwie.“

      „Worüber machst du dir Sorgen, Mr. Luke?“, fragte Susan jetzt.

      „Ich mache mir Sorgen …“, fing er an. Er schüttelte seinen Kopf. „Ich mache mir Sorgen, dass ich mich verliebe.“

      Ihr strahlendes Lächeln erhellte das Zimmer. „Ich weiß“, sagte sie. „Ist es nicht toll?“

      Sie küsste ihn hingebungsvoll und sprang dann wie eine Jugendliche aus dem Bett. Er beobachtete sie, während sie nackt durch den Raum zu ihrem Kleiderschrank schlenderte. Sie sah immer noch aus, als wäre sie in ihren Zwanzigern.

      Zumindest fast.

      „Ich möchte, dass du meine Töchter kennenlernst“, sagte sie. „Sie kommen nächste Woche und bleiben über Weihnachten.“

      „Wundervoll“, sagte er. Beim Gedanken daran drehte sich ihm der Magen um. „Was sollen wir ihnen sagen, wer ich bin?“

      „Sie wissen, wer du bist. Du bist ihr Superheld. James Bond, nur ohne die Glattrasur oder den schicken Anzug. Ich meine, es ist erst ein paar Jahre her, dass du Michaelas Leben gerettet hast.“

      „Wir wurden einander nie wirklich vorgestellt.“

      „Egal. Du bist so was wie ein Onkel für sie.“

      In dem Moment fing das Telefon auf dem Nachttisch an zu klingeln. Es machte ein seltsames Geräusch, weniger ein Klingeln, sondern eher ein Summen, oder ein Brummen. Es klang wie ein erkälteter Mönch, der in seiner Meditation sang. Außerdem leuchtete es bei jedem Geräusch blau auf. Luke hasste dieses Telefon.

      „Soll ich rangehen?“, fragte er.

      Sie lächelte und schüttelte ihren Kopf. Er beobachtete, wie sie zurück durch das Zimmer ging. Einen kurzen Moment lang stellte er sich eine Welt vor, in der sie beide einen anderen Job hatten. Vielleicht sogar eine Welt, in der sie gar nicht arbeiten mussten. In dieser Welt könnte sie einfach zurück zu ihm ins Bett steigen.

      Sie nahm den Hörer ab. „Guten Morgen.“

      Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, während sie der Stimme am anderen Ende der Leitung zuhörte. Ihr Lächeln verschwand. Auch das Licht in ihren Augen verdunkelte sich. Sie atmete tief ein und seufzte lang und ausgiebig.

      „Okay“, sagte sie. „Ich bin in fünfzehn Minuten unten.“

      Sie legte auf.

      „Ärger?“, fragte Luke.

      Sie sah ihn mit einem Ausdruck an – vielleicht ein Hauch von Angst – den die Bevölkerung niemals im Fernsehen zu sehen bekommen würde.

      „Wann gibt es mal keinen Ärger?“, seufzte sie.

      KAPITEL ACHT

      07:30 Uhr Eastern Standard Time

      Das Lagezentrum

      Das Weiße Haus, Washington, D.C.

      Der Aufzug öffnete sich und Luke betrat das ovale Lagezentrum.

      Der große Kurt Kimball stand am anderen Ende des Raums. Seine Glatze strahlte im Licht und er erkannte Luke sofort. Kurt führte diese Meetings normalerweise mit einer eisernen Hand. Er hatte so ein tiefes, scheinbar intuitives und nahezu enzyklopädisches Wissen über das Weltgeschehen, dass ihm jeder ohne irgendwelche Fragen gehorchte.

      „Agent Stone“, begrüßte er ihn. „Danke, dass Sie so früh hier sein konnten.“

      Hörte er da einen Unterton in seinen Worten, vielleicht sogar Sarkasmus? Luke entschied sich, darüber hinwegzusehen.

      Er zuckte mit den Schultern. „Die Präsidentin hat mich angerufen. Ich bin hergekommen, so schnell ich konnte.“

      Er sah sich im Lagezentrum um.

      Dieser