Scarlet Wilson

Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller


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in eure Gewalt bringen. Ich versuche, euch Verstärkung dorthin zu schicken. Die Gefangenen müssen, wenigstens zum Teil, zu uns ins Schlossverlies gebracht werden. Wir brauchen Vorräte. Und Vorsicht, es steht zu befürchten, dass der Kapitän und seine Besatzung gewarnt worden sind.

      Aber denkt daran: Mehr als 30 Personen, die zu uns gebracht werden, dürfen es nicht sein. Was mit dem Rest passiert, ist eure Sache. Ihr braucht auch eine Blutauffrischung!«

      Soweit die Instruktion durch Georghiu von Dragovac.

      Zeitig am Morgen brachen sie auf. Der Ritt würde einige Zeit dauern, es waren lange Meilen, die vor ihnen lagen, daher war in jedem Fall Eile geboten, denn das Schiff durften sie auf keinen Fall versäumen.

      *

      Einige Tage war es ruhig geblieben auf der »Danubia Queen«; die Ausflüge verliefen normal. Es war, als habe es nie einen Zwischenfall gegeben. Die nächtlichen Wachen waren durch den Kapitän auf zwei Doppelstreifen verstärkt worden, das schien den Unruhestifter und potentiellen Blutsauger abzuschrecken. Und auch Frau Schmitz-Wellinghausen hatte, nach einer erneuten Unterredung mit Kapitän Stojanow, zu der Dr. Beuteler hinzugezogen worden war, den Eindruck, als sei Ruhe eingekehrt.

      Doch es war die Ruhe vor dem Sturm.

      Nun stand man unmittelbar vor der Einfahrt in das sogenannte »Eiserne Tor«, Schreckensvision für die Schifffahrt in früheren Zeiten mit ihren felsigen Stromschnellen und tosenden Wassern. Die Hitze war, im Gegensatz zur Prognose der Meteorologen, nicht abgeflaut, sondern hatte sich noch um etliche Celsiusgrade gesteigert. Der Getränke- und Speiseeis-Verbrauch an Bord war so nachhaltig, dass der Proviantmeister dem Kapitän dringend ans Herz legte, aus dem entfernten Belgrad südlich der Donau Nachschub zu bunkern, da die rumänische Versorgungseinheit hier am Anlegepunkt 45 über keinerlei Reserven mehr verfügte. Das hieß, es würde eventuell einige Verzögerungen beim Ablegen geben, doch der Kapitän hatte keine Wahl. Die Versorgung der Passagiere hatte Vorrang, schließlich waren sie Gäste auf diesem Schiff und hatten nicht wenig für diese Reise zahlen müssen.

      Zweifellos stellte der Besuch der serbischen Hauptstadt einen Höhepunkt der gesamten Reise dar. Wie es der Zufall wollte, war die Fünfergruppe mit Angelika, Jonny, Xenia, Inge Faszl und Jenny Schmitz-Wellinghausen in derselben Ausflugsgruppe; einheimischer Führer war ein junger Germanistikstudent, dessen Deutsch fast ohne Akzent war.

      Ziel war die Festung Kalemegdan, die auf einer Anhöhe über dem Zusammenfluss von Donau und Save errichtet worden ist. Ursprünglich war hier von den Römern eine Festungsanlage hingestellt worden. Jetzt gab es rund um die gigantische Anlage einen großzügigen Park, der nach dem Besuch des Militärmuseums im Schatten der alten Laubbäume eine willkommene Erholung bot.

      Auf dem Weg vom Museum dorthin hatte Inge Faszl sich zu Angelika gesellt, die allein vor sich hin spazierte, während Jonny sich angeregt mit dem serbischen Fremdenführer unterhielt.

      »Wenn Sie Hilfe brauchen«, raunte die Gräfin und tippte Angelika auf den linken Oberarm. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«

      »Wie kommen Sie darauf, dass ich … dass wir …? Ich meine, alles ist in bester Ordnung, diese Reise ist phantastisch.« Angelika reagierte erstaunt und zugleich abweisend. Was zwischen Jonny und ihr war, das ging an sich nur sie beide etwas an. Außerdem würde sie nie etwas zugeben ohne Zustimmung von Jonny, das war sowieso von vornherein klar.

      » Ach, ich meine nur«, wiegelte Inge Faszl ab. »Ich saß da in der Bibliothek und habe anhören müssen, was zwei Passagiere zu besprechen hatten. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich vielleicht helfen kann. Denn es gibt sehr wohl Mittel und Wege, und das gilt für fast alles!«

      Damit ließ sie Angelika in Ruhe und gesellte sich wieder zur Restgruppe, die inzwischen unten den schattigen Bäumen die Bänke besetzte.

      Xenia, die die Episode mitangesehen hatte, setzte sich zu Angelika. Da Arpad auf dem Schiff geblieben war, langweilte sie sich ein wenig und gleichzeitig beneidete sie die Freundin, die in Jonny einen so liebevollen und aufmerksamen Freund gefunden hatte. Arpad war von etwas herberem Charakter, was Xenia nicht störte. In ihren Augen durfte ein Mann ruhig ein wenig Macho sein, das erhöhte den Reiz.

      »Du warst so ablehnend zu Inge«, sagte sie. »Wenigstens sah es von der Ferne so aus.«

      Angelika wurde einer Antwort enthoben, da Jonny sich zu den beiden auf die Bank setzte. Es war offensichtlich, dass Angelika auf Xenias Frage nicht antworten wollte. Also beließ sie es dabei und sehnte sich nach dem Ersten Steuermann, ihrem Arpad, während die beiden neben ihr sich liebevoll umarmten und küssten. Jonny war mit besondere Innigkeit bei der Sache, denn Rumänien lag unmittelbar vor ihnen und sein Drang dorthin war inzwischen schier unerträglich geworden. Nur Angelikas Liebe gab ihm noch den notwendigen Halt. Und daran klammerte er sich mit aller Kraft.

      *

      Auf der »Danubia Queen« war der nächtliche Besucher, wie ihn manche der Passagiere nannten, fest entschlossen, in dieser Nacht auf Beutefang zu gehen, endlich wieder einmal zuzuschlagen. Er musste es einfach versuchen, denn er gierte nach diesen wenigen Blutstropfen, die bei jedem Biss von einem Menschen zum anderen wechselten.

      Auch das gehörte nämlich zu den Märchen, die durch die Weltgeschichte geisterten, dass ein einziger Vampirbiss bereits einem Aderlass glich. Dem war keineswegs so. Einfach weil Vampire so viel Blut auf einmal gar nicht benötigten und auch gar nicht aufnehmen konnten. Vonnöten war vielmehr das wiederholte Beißen des Opfers, denn der Vorrat hielt nie lange vor.

      Er hatte sich auch schon ein Opfer ausgesucht, eine allein reisende blondhaarige Dame, die eine der teuren Suiten bewohnte, machte ihm regelrecht Appetit. Er musste nur die Nacht abwarten. Wie und wann die Streifen durch die Gänge des Schiffes patrouillierten, dafür gab es einen ausgearbeiteten Plan, den er sich kopiert hatte.

      Während er seine Utensilien wie etwa die dunkle Kleidung zurecht legte, blickte er aus dem Fenster und sah eine der Besuchergruppen aus Belgrad zurückkehren. Unter ihnen befanden sich diese fünf Tischnachbarn, die ihm, mit ihrem Gelächter und ihrer fast schon aufdringlichen guten Laune, regelmäßig auf den Geist gingen. Dieser Jonny, ein geschniegelter Beau in seinen Augen, der eine ungute Ausstrahlung hatte; oder die Alte, die von sich selbst behauptete, eine Gräfin zu sein, aber den Beweis für seine Begriffe nicht erbracht hatte. Oder diese schreckliche Tusse aus Frankfurt, eine Preisträgerin irgendeines obskuren Wettbewerbs, die diesen Jonny stets mit ihren Schleierblicken anhimmelte. Eigentlich sollte auch sie einmal daran glauben müssen, beschloss er.

      Und schließlich war da diese Rheinländerin mit dem Doppelnamen. Aus ihr wurde er nicht klug, sie sah ihn manches Mal so seltsam forschend an, als vermutete sie etwas. Aber wie sollte sie etwas ahnen, dafür hätte sie eigentlich hier aus der Gegend, vom Balkan, stammen müssten. Die Leute hier hatten oft ein erstaunliches Gespür dafür. Aber auf dem Schiff schienen solche sensiblen Typen nicht vertreten zu sein. Zu seinem Glück. Und das wollte er weidlich ausnützen.

      Damit verließ er seine Kabine und ging auf Deck, um die Zurückkehrenden zu begrüßen. Das machte jeder der Crew an Bord, das hatte sich so eingebürgert. Und er wollte um alles in der Welt nicht auffallen, nur weil er ein so doofes Zeremoniell nicht einhielt.

      In Angelikas Kabine und nicht nur da wurden inzwischen ernsthafte Gespräche geführt. Während das verliebte Paar beratschlagte, wann sie den Kapitän einweihen und damit um Hilfe bitten sollten, saßen Eugenie Schmitz-Wellinghausen und Inge Faszl in der Bibliothek, wo sie sich zufällig getroffen hatten und ins Gespräch gekommen waren.

      Das Schiff verlegte inzwischen flussabwärts, wenn auch nicht sehr weit, nur bis Anlegestelle 45, wo es einen Zwischenstopp geben sollte.

      Beide bestaunten die Ufer links und rechts des Flusses, wo sich wilder Fels mit ansehnlichen Auenwäldern ablöste. Die Gegend war ganz offensichtlich nur schwach besiedelt.

      Was die Gräfin zu erzählen hatten, erstaunte die andere ungemein und so nachhaltig, dass sie beschloss, aus ihrer geheimen Mission eine bedingt offene zu machen und dieser quasi Eingeweihten die Situation zu schildern. Quintessenz der Unterredung: die beiden fanden sich bei Kapitän Stojanow wieder, der auf ihre Bitten den Schiffsarzt