des Kriegsgottes Ares, war mit den kampfgewohnten Abantern gekommen. Eine große Schar der edelsten Jünglinge von Athen mit herrlichen Rossen und Kampfwagen wurde von Menestheus angeführt. Neben ihm hielt Ajax, Telamons Sohn, den man zur Unterscheidung von dem anderen Ajax, den Großen, nannte, mit den Kriegern aus Salamis.
Eurypylos, König von Ormenion, nahm aus Freundschaft für Achilleus und Patroklos an diesem Kriege teil, der ihn selber nichts anging.
Diomedes, der gewaltige Kämpfer, hatte seine Krieger aus Ätolien herbeigeführt.
Aus den reichen Städten Mykenä und Korinth kamen die Männer mit silbernen Helmen und kostbaren Waffen.
Agamemnon selbst, herrlich gerüstet, führte das größte Heer an. Menelaos, dessen Herz am heftigsten nach Rache dürstete für den Raub seiner Gemahlin, jagte auf seinem Streitwagen an den Reihen seiner Krieger entlang, sie ermahnend, endlich die erlittene Schmach zu tilgen.
Den Arkadiern, die gewandte Kämpfer, aber selbst keine Seefahrer waren, hatte Agamemnon Schiffe gegeben.
Mit den Männern aus Ithaka waren auch die von Samos und Zakyntos Odysseus gefolgt, denn er war überall auf dem Festland und auf den Inseln durch seine Klugheit und Stärke berühmt.
Thoas, der König von Ätolien, und Tlepolemos, der Sohn des Herakles, der Rhodos beherrschte, ordneten ihre Scharen am Ufer des Skamandros neben den Bogenschützen des tapferen Philoktetes, der zu dieser Zeit mit einer eitrigen Wunde vom Biss einer Natter auf Lemnos lag. So führte Medon seine Krieger in den Kampf.
Diese und noch viele andere Völkerschaften bereiteten sich in der Ebene und auf den Hügeln zwischen dem Meere und der Stadt zur gewaltigsten Schlacht dieses Krieges. Immer noch strömten neue Heerhaufen herbei.
Nur die Myrmidonen kamen nicht. Sie schlenderten zwischen den Zelten umher, übten sich im Diskuswerfen und im Bogenschießen oder sie sahen, auf ihre Lanzen gestützt, gemächlich zu, wie die anderen Krieger forteilten. Sie blickten vom Deck ihrer Schiffe auf den wimmelnden Strand hinab und kümmerten sich nicht im Geringsten um die zornigen Zurufe, die von drunten an ihre Ohren drangen.
Achilleus, ihr König, hatte geschworen, nicht mehr zu kämpfen: Also würden auch die Myrmidonen nicht kämpfen. Ihre Rosse standen müßig und rupften genießerisch die Lotosblumen aus dem sumpfigen Gras; die Kampfwagen lehnten an den Zeltwänden, mit Teppichen zugedeckt.
Achilleus lag im Zelt und versuchte, nichts zu hören und nichts zu sehen von all den Vorbereitungen zur großen Schlacht.
Doch es gelang ihm nicht. Er fühlte, wie der Boden unter ihm dröhnte vom Rollen der Wagen und von den Tritten der Scharen, die draußen vorüberzogen; es war ihm, als müsste er aufspringen, die Rüstung anlegen und nach den weißen Hengsten rufen. Aber er rief nicht und er rührte sich nicht: Allzu groß waren noch immer Kummer und Zorn.
Patroklos saß schweigsam neben ihm und blickte mitleidig in das düstere Gesicht des Freundes. Er wusste, nichts konnte Achilleus jetzt helfen: Er musste den Kampf, der in seiner Seele tobte, allein zu Ende kämpfen.
Dass sein eigenes Schicksal sehr bald davon abhängen sollte, davon ahnte Patroklos zu dieser Stunde noch nichts. Im Königspalast von Troja erfuhr man sehr schnell, dass die Achaier sich zu einem gewaltigen Angriff rüsteten. König Priamos brach augenblicklich den Rat der Ältesten ab, der sich in seinem Thronsaal versammelt hatte, und Hektor sandte die Herolde aus. Es würde nicht lange dauern, bis die troischen Krieger und ihre Hilfsvölker gewaffnet waren: denn in der Stadt hatte man sich in all den Jahren daran gewöhnt, immer auf einen Angriff der Achaier gefasst zu sein.
Die Troer waren tapfere Kämpfer und es gab keinen besseren Heerführer als Hektor.
Die Dardaner, die Aeneas anführte, und die kriegerischen Stämme, die rings an den Hängen und am Fuß des Berges Ida siedelten, auch die Pelasger aus Larissa und die Phrygier aus Askania waren kampfgewohnte Bundesgenossen.
Die Könige Sarpedon und Glaukos waren mit den Lykiern gekommen. Sie kämpften stets Seite an Seite.
Hodios hatte die Halizonen aus Alybe hergebracht.
Nastes und Amphimakos führten ein Volk von barbarischer Mundart aus Miletos an. Ihr Vater war Nomion, der, mit Gold geschmückt wie eine eitle Jungfrau, in die Schlacht ging. Der Tor, sein Geschmeide rettete ihn nicht vor dem Verderben! Achilleus erschlug ihn und nahm ihm seine kostbare Rüstung.
Den Brüdern Andrastos und Amphios hatte ihr Vater, der Seher Merops, verboten, in diesen Krieg zu ziehen, denn er kannte ihr Schicksal! Aber sie hörten nicht auf ihn und das wurde ihnen zum Verhängnis.
Noch andere Völkerschaften aus Thrakien, Amydon und von den Ufern des Xanthos waren nach Troja gekommen; dennoch befanden sich die Achaier in gewiss zehnfacher Übermacht. –
Das nahm aber den Troern keineswegs den Mut. Sie rüsteten sich in großer Eile und voll Kampfbegier.
Und dann öffneten sich auf Hektors Befehl im gleichen Augenblick alle Tore.
Wie Schwärme von wilden Kranichen brachen sie hervor. Ihr Kriegsgeschrei erfüllte die Luft, während die Achaier schweigend in unabsehbaren Scharen heranzogen.
Hektor jagte auf seinem Streitwagen an den Reihen der Krieger entlang. Sein Helm leuchtete und die langen dunklen Locken flogen um seinen Nacken. Als er sah, dass sein Heer gut geordnet war, gab er die Zügel dem Rosselenker und sprang vom Wagen.
Die Lanze in der Rechten, schritt er vor den Kriegern her dem Feind entgegen, neben ihm Aeneas und ein wenig entfernt an seiner anderen Seite sein Bruder Paris.
Paris sah herrlich aus mit den silbernen Beinschienen, dem schimmernden Harnisch, über dem er ein Pardelfell trug, und dem goldenen Helm, den ein langer Rossschweif zierte. So ging er stolz aufgerichtet einher.
Schon waren die feindlichen Heere einander sehr nahe, da erscholl plötzlich auf der Seite der Achaier ein lauter, zorniger Ruf, der selbst das Geschrei der Troer übertönte. Ein Wagen raste heran. Neben dem Rosselenker stand ein Krieger in glänzender Rüstung.
Als Paris ihn erkannte, wurde er bleich: denn der Mann auf dem Wagen war Menelaos, dem er die Gattin geraubt hatte!
Menelaos hatte schon dem Lenker die Zügel zugeworfen und sprang ab.
Paris prallte zurück, als er in das wutverzerrte Gesicht blickte: Er sah, dass sein Tod darin geschrieben stand!
Und als jetzt Menelaos das Schwert herausriss, da fasste ihn ein solches Entsetzen, dass er zurücksprang und sich hinter den Reihen der troischen Krieger verbarg, die mit ihren Schilden und Schwertern die wütenden Hiebe des Spartanerkönigs auffingen.
Aber seine Flucht war schnell zu Ende. Eine harte Faust packte seinen Arm und riss ihn herum. Vor ihm stand Hektor.
»Du Feigling!«, sagte er voll zorniger Verachtung. »Bei den Weibern bist du ein Held! Wenn es aber an den Kampf geht, machst du dich davon, obgleich du dies alles verschuldet hast! Bei den Göttern, wenn die Troer nicht so matte Herzen hätten, so umhüllte dich längst ein steinernes Gewand und du hättest es redlich verdient, für das Unheil, das du über uns gebracht hast! Ich wollte, du wärest nie geboren oder schon als Knäblein gestorben! Nun machst du uns zum Gespött aller Völker!«
Paris stieg Schamröte in das bleiche Gesicht, bei den verächtlichen Worten seines Bruders. Er wusste, Hektor hatte recht.
Und weil er doch ein Sohn des Königs Priamos war und etwas von der edlen Gesinnung seines Vaters ererbt hatte, nahm er jetzt allen Mut zusammen. »Du hast wahr gesprochen!«, sagte er ernst. »Vieles haben die Troer meinetwegen erdulden müssen! Nun will ich, wie es sich für mich geziemt, selbst mit Menelaos um Helena kämpfen! Siege ich, so gehört sie mir! Besiegt mich jedoch der König, so mag er sie mit sich heimführen nach Lakedaimon – sie und die Schätze, die ich von Argos gebracht habe. Zwischen unseren Völkern aber soll in Zukunft Friede herrschen!«
Das vernahm Hektor mit großer Freude.
Er trat vor die Reihen der Krieger und hob die Lanze waagrecht über seinen Kopf.
Sogleich