kleine Mädchen war wirklich sehr brav“, sagte der Weihnachtsmann, „ich habe schon im Kindergarten kurz mit ihm gesprochen, die Kleine hat sich sogar für ihr Nikolausgeschenk bedankt!“
„Ich weiß“, sagte das Christkind. „Die Familie feiert Weihnachten noch so, wie es sein sollte. Mit der wahren Erinnerung im Herzen, dass Jesus in dieser Zeit vor über 2000 Jahren geboren worden ist, und es nur deshalb Geschenke gibt, weil er sie den Kindern aus Liebe schenkt. Weil er mir den Auftrag gegeben hat, sie für ihn zu verteilen.
„Aber du musst zugeben, es ist eine richtig schöne Arbeit, oder?“, fragte der Weihnachtsmann.
„Oh ja!“, antwortete das Christkind freudig.
Sie blickten sich zufrieden an, der Weihnachtsmann hob noch eine kleine Kugel auf, die wohl heruntergefallen war, das Christkind streichelte dem dicken schwarzen Kater über den Kopf, der auf einer Decke auf der Fensterbank selig schlief, und nach nur einem Herzschlag waren beide verschwunden. Nur noch ein Glitzern am Boden und ein Flirren in der Luft verrieten, dass sie da gewesen waren. Unterdessen war der Kater erwacht, blinzelte schläfrig, nieste kurz, als ihm Sternenstaub in die Nase stieg, und schaute schließlich dem Schlitten nach, der mit leisem Klingen und Glitzern zum nächsten Haus flog, in dem ein liebes Kind auf eine Gabe wartete.
Tanja Bern wurde in Herten geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Gelsenkirchen.
*
Weihnachtsbaum
Wäre ich ein Weihnachtsbaum,
das wäre wirklich toll.
Hinge mich, das könnt’ ich ja,
mit Paketen nur so voll:
Puppenkleid und Eisenbahn,
Bücher ohne Zahl,
auf fast jede Süßigkeit
fiele meine Wahl.
Fahrrad, Schuhe, viele Kleider,
ein Auto noch vielleicht,
damit wär’, ich sag es Euch,
ein Ende nicht erreicht.
Bräche ich dann
unter all der Last,
wüßte ich Bescheid:
Weihnacht soll ganz anders sein
als Puppe, Ball und Kleid –
möchte einfach schön da stehen,
zur Freude euch und Zier.
So soll es mir an Weihnacht gehen,
oh ja, das wünsch’ ich mir.
Gerhard Pleus lebt in Gnadersum, Ostfriesland, und hat einen ganz außergewöhnlichen Beruf: Er arbeitet als Clown und erfreut Kinder und Erwachsene mit seinem Programm. Mehr als 4800 Vorstellungen hat er schon gegeben. Außerdem betätigt sich der Vater von 7 Kindern auch als Autor.
*
Der kleine Engel Sebastian
Draußen war es ganz still. Nur der Mond schien auf den Schnee, der kurz zuvor noch in dicken Flocken vom Himmel gefallen war. Es war eisig kalt, so kalt, dass Sebastian fröstelte. Er drückte seine kleinen Flügel an sich. So war es ein klein wenig besser. Niemand konnte ihn sehen. Nur seine Füße hinterließen Abdrücke im frisch gefallenen Schnee. Was sollte er jetzt nur machen? Laut Aufgabenplan seiner Engelslehrerin war er eingeteilt, dem Weihnachtsmann beim Verteilen der Geschenke zu helfen. Doch stattdessen musste er sich ja von seiner Wolke lehnen, um zu sehen, was die kleine Lina auf der Erde gerade machte. Natürlich hatte er den Halt verloren und war direkt durch alle anderen Wolken hindurch zur Erde gefallen. Seine kleinen Flügel waren noch zu schwach zum Fliegen, und die Lehrerin hatte sich gerade um andere Engelskinder gekümmert. Sebastian war auf sich selbst wütend.
Wo sollte er jetzt hin? Hier draußen in der Kälte konnte er kaum bleiben. Es musste mindestens schon sieben oder acht Uhr Abends sein. In den Häusern brannten die Lichter. Sebastian spähte vorsichtig durch die Fenster auf die Menschen im Inneren. Wo konnte er hin? Da fiel ihm wieder Lina ein – sein Lieblingskind, das er so gerne von seiner Wolke aus beobachtete. Sollte er da mal vorbeischauen? Sie glaubte an Engel und schaute jeden Abend die Sterne am Himmel an. Ja, das war es. Endlich würde er Lina kennenlernen.
Wenige Minuten später hatte er ihr Zuhause gefunden. Er erinnerte sich genau, welches ihr Zimmer war. Da brannte tatsächlich noch ein kleines Nachtlicht. „Hoffentlich ist sie noch wach!“ Sebastian zitterte. Dieses Mal nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung. Er hauchte an das beschlagene Fenster und rieb seine Nase daran. Lina lag im Bett und las. Sebastian gab sich einen Ruck und klopfte. Erst ganz leise, dann ein wenig kräftiger. Lina schaute von ihrem Buch auf und kam zum Fenster. Gut. Sie rief schon mal nicht nach ihrer Mama und ihrem Papa. Sebastian hatte vergessen, dass er ja auch nicht zu sehen war. „Lina“, rief er. „Ich bin ein Engelskind. Ich bin von meiner Wolke abgestürzt. Bitte lass mich reinkommen. Mir ist so kalt und ich bin so allein.“
Lina ging erschrocken einen Schritt zurück. Wer hatte da gesprochen?
Da fiel Sebastian wieder ein, dass er ja unsichtbar war. „Du kannst mich nicht sehen, Lina. Ich bin ein Engel. Bitte lass mich reinkommen, sonst erfriere ich hier draußen noch.“ Lina öffnete das Fenster einen Spalt. Sebastian schlüpfte in ihr warmes Zimmer. Das Mädchen schloss das Fenster und schaute mit offenem Mund auf den Fleck, wo Sebastian stand. Langsam breitete sich unter ihm eine Wasserpfütze aus, als der Schnee, der auf seinen Flügeln liegen geblieben war, schmolz.
„Du kannst mich hören, aber nicht sehen?“, fragte Sebastian.
Lina nickte. „Warum bist du auf der Erde, wenn du ein Engel bist?“
„Ich bin von meiner Wolke gefallen.“
„Kannst du denn nicht fliegen?“, wollte Lina weiter wissen. Sebastian lief rot an. Gott sei Dank konnte Lina das ja nicht sehen. „Hhm, weißt du, ich bin noch zu klein. Ich kann noch nicht fliegen. Meine Flügel müssen erst noch wachsen.“ Sebastian war das etwas peinlich.
Lina nahm ihm das nicht übel. Sie überlegte schon, wie man Sebastian helfen konnte. „Das heißt, du kannst jetzt auch nicht so einfach wieder hoch zu deiner Wolke fliegen? Kann dich denn ein anderer Engel zurückholen?“
Sebastian seufzte: „Die werden bestimmt nicht einmal merken, dass ich fehle. Die sind alle im Weihnachtsstress. Ich hätte auch dem Weihnachtsmann morgen beim Verteilen der Geschenke helfen sollen. Und stattdessen stürze ich auf die Erde.“ Sebastian musste die Tränen zurückhalten.
Lina ließ sich aber nicht so schnell entmutigen. „Dann bringen wir dich eben zum Weihnachtsmann und der kann dich dann wieder mit nach Hause nehmen.“
Sebastian fing an zu strahlen. „Na klar, irgendwann morgen Nacht muss er ja auch bei dir vorbeikommen. Dann komme ich einfach mit ihm mit. Nichts einfacher als das.“
Lina nickte. „Na siehste. Und bis es soweit ist, kannst du bei mir bleiben. Müssen Engel denn schlafen oder essen?“
Sebastian schüttelte den Kopf.
„Na, was also“, Lina wurde ungeduldig.
„Ach so. Ich vergesse, dass du mich nicht sehen kannst“, sagte Sebastian. „Nein, wir brauchen nicht zu essen oder zu schlafen. Du kannst dich aber ruhig hinlegen. Ich passe auf, dass nur nette Träume zu dir kommen.“
„Lina, mit wem sprichst du? Erfindest du schon wieder Geschichten? Geh jetzt endlich schlafen.“ Linas Mama streckte den Kopf zur Tür hindurch. Glücklicherweise sah sie die Wasserpfütze nicht.
Lina rief schnell: „Alles klar, Mama. Bin schon fertig.“ Sie legte ihr Buch beiseite und kuschelte sich unter die Decke. Mit einem Engel im Zimmer einzuschlafen, war ja mal etwas Besonderes. Und er würde mindestens einen Tag bei ihr bleiben. Lina merkte, wie ihr die Augen zufielen. Im Schlaf lächelte sie noch