waren Sie gestern zwischen 14:30 Uhr und 15 Uhr?“
„Ich bin verdächtig? Und was soll ich, eurer Meinung nach, getan haben?“ Nun war Herr Schuhmann etwas empört.
„Das Lied, von dem wir gesprochen haben, ist gestohlen worden“, gab Sophie Auskunft.
„Nun, wo waren Sie?“, kam Jenny wieder auf die Frage zurück.
„Ich war einkaufen.“
„Wie lange? Wo?“ Sophie war etwas gestresst.
„Ich denke, gegen 14 Uhr bin ich los zum Supermarkt und ungefähr um 16 Uhr kam ich zurück.“
„Kann das jemand bezeugen?“
„Keine Ahnung.“
„Okay, das war es schon. Wenn wir weitere Fragen haben, kommen wir sicher noch einmal vorbei.“
Die Unterhaltung mit dem Verdächtigen hatte den beiden nicht sonderlich viel Spaß gemacht. Mit schlechter Laune stiegen sie in den Bus und seufzten erleichtert, als sie endlich an ihrem Geheimplatz ankamen.
„Ihr kommt aber früh!“, begrüßte Freddy sie ironisch.
„Ja, ja.“ Die Mädchen sahen sich genervt an.
„Okay, okay. Stay cool. Also, was habt ihr rausgefunden?“
Jenny und Sophie setzten sich und erzählten von ihren Erlebnissen.
„Ui, ui, ui, wer geht nächstes Mal freiwillig zu dem?“ Freddys Sinn für Humor verließ ihn wohl nie.
„Freddy, das wirst du sein“, meinte Sophie und schaute ihn an.
„Oder Toni“, setzte Jenny eins drauf.
„Wenn ich gehen muss, musst du mitgehen.“ Er schaute sie überlegen an.
Jenny blickte verlegen weg und meinte nur: „Wir werden sehen.“
„Okay, also, was jetzt?“, unterbrach Freddy die beiden.
„Gut, mal zusammengefasst: Mozart scheidet aus, Jens Schuhmann hätte ein Motiv und steht ohne nachweisbares Alibi da. Er spielt für sein Leben gern Klavier, ist regelrecht verrückt danach und mit Für Elise hätte er viel Geld bekommen“, fing Toni an Fakten zu sammeln.
„Es wäre ihm durchaus zuzutrauen, wir müssen aber noch Freunde, Bekannte und Verwandte ausfindig machen, um etwas mehr über ihn zu erfahren. Nun zu Wolfgang Derbe. Er hat kein Alibi, aber auch nicht wirklich ein Motiv. Trotzdem könnten wir vielleicht seine Kunden befragen“, fuhr Sophie fort.
„Die kannst du bestimmt alle ausfindig machen“, verließ sich Jenny auf ihre Freundin. „Danach teilen wir uns wieder auf. Eine Gruppe geht zu Leuten aus dem Umfeld von Herrn Schuhmann, die andere zu Kunden von Herrn Derbe.“ Freddy nickte, Toni hatte keine Einwände und Sophie war auch einverstanden. „Gut, dann macht ihr mal ein Päuschen, ich such die nötigen Infos.“
Dankbar lächelten die anderen Mitglieder der vier Lupen Sophie zu und verschwanden gleich darauf. Nur Toni blieb.
„Wie findest du eigentlich Jenny?“, fragte Sophie so ganz nebenbei, sobald die anderen beiden außer Hörweite waren.
„Na wie schon. Wir sind beide Mitglieder eines Detektivclubs!“ Toni schien das Thema nicht sonderlich zu gefallen.
„Ja, ja. Wollt ja nur mal fragen. Man sieht und hört halt schon so einiges.“ Sophie strich sich langsam eine Strähne aus der Stirn.
„Ich mag sie schon gern“, gab er zu und wechselte hastig das Thema. „Hast du schon was gefunden?“
Sophie reagierte nicht sofort, sondern rief erst ein paar Minuten später: „Okay!“
„Was?“ Toni kam zu ihr heran.
„Warten wir auf die anderen. Ich hab genug herausgefunden.“ Sophie lächelte stolz.
Als Jenny und Freddy kurze Zeit später wieder eintrudelten, schoss Sophie los. „Also, Jens Schuhmann wohnt, wie ihr wisst, mit seiner Schwester zusammen, die müssen wir auf jeden Fall befragen. Ansonsten hat er einen besten Freund, Gerd Rot, der in der Jakobstraße 15 wohnt. Seine Freundin Sabine Zeh ist wohnhaft in der Rohmannstraße 3. Seine Eltern leben getrennt, Julia Schuhmann, seine Schwester, wohnt in der Klostergasse 7 und ihr Exmann in der Simonstraße 10.“ Sophie legte eine Verschnaufpause ein und fuhr dann gleich wieder fort: „Bei Wolfgang Derbe gibt es einige Stammkunden. Einer davon ist Henning Zoff, ein Rentner, wohnhaft in der Giebelstraße 12. Andere Stammkunden sind Frau und Herr Maurer, das Ehepaar wohnt in der Grabenstraße 17, während ein anderer Kunde, Simon Handel, ein 17-jähriger Teenager, mit seiner Freundin Sophie Sturm in der Tümpelgasse 5 lebt. Außerdem gibt es noch eine Frau Seidel, die ein Haus in der Gilbertstraße 7 hat. Natürlich gibt es weitere Stammkunden, aber ich würde vorschlagen, wir fangen mal mit diesen an.“
Sophies Freunde verstanden.
„Wow“, staunte Freddy. „Aber die Namen kann ich mir nicht alle merken.“
„Musst du auch nicht“, beruhigte Jenny ihn schmunzelnd.
„Okay, ich würde mich auf Schuhmanns Seite umschauen“, unterbrach Toni die beiden.
„Ich würde zu Derbes Umfeld gehen“, bot sich Sophie an.
Jenny und Freddy tauschten Blicke aus und sagten dann gleichzeitig: „Ich auch“, was wieder einen Blickwechsel verursachte.
„Hey, wir sind ein Team“, versuchte Sophie zu helfen. „Ach ja“, meinte sie noch eilig nebenbei und drückte Toni einen Zettel in die Hand. „Damit ihr euch die Namen nicht merken müsst“, schmunzelte sie mit einem Blick auf Freddy.
„Okay, ich gehe mit zu Schuhmann“, knirschte Jenny nach einer kurzen Pause.
Freddy stieß ihr sanft in die Rippen. „Danke. Schaffst das schon“, flüsterte er ihr zu, dann trennten sich die Freunde.
*
4
Sophie und Freddy gingen schweigend nebeneinander her. Keiner begann ein Gespräch, da beide zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt waren. Sophie grübelte angestrengt über den Täter in ihrem neuen Buch nach, welches sie zum Geburtstag bekommen hatte. In der Geschichte war ein Juwelier ausgeraubt worden und die fünf Tatverdächtigen gaben ihr einfach keinen Hinweis darauf, wer es nun wirklich gewesen war.
Freddy dagegen beschäftigte sich in Gedanken intensiv mit Diätvorschlägen, die er kürzlich im Fernsehen gesehen hatte, und mit dem verlockenden Satz: „Dünner und gesünder und auf fast nichts verzichten!“ Er kam jedoch zu dem Schluss, dass er seine Essgewohnheiten weiterhin so einhalten wollte.
Endlich kamen die beiden an ihrem Ziel an. Sophie klingelte bei Henning Zoff. Den beiden Detektiven wurde geöffnet und sie schritten in das Treppenhaus, das mit stickiger, modrig riechender Luft gefüllt war. „Guten Morgen, Herr Zoff“, begrüßte Sophie den alten Herrn, der ihr die Tür öffnete.
„Guten Tag.“ Die raue, brüchige Stimme passte eindeutig zu dem Rentner.
„Dürfen wir hereinkommen?“, erkundigte sich Freddy.
„Natürlich, klar.“ Der alte Mann war sichtlich verwirrt.
Nachdem die beiden in der Wohnung angekommen waren, setzten sie sich auf das weich gepolsterte Sofa in der Ecke des kleinen Wohnzimmers und erklärten dem alten Herrn grob den Grund ihres Besuchs. „Nun, Herr Zoff, wir sind, wie gesagt, von den vier Lupen. Wir sind Detektive“, wiederholte Sophie.
„Sie haben auch verstanden, dass es um Wolfgang Derbe geht, richtig?“ Freddy musterte den Mann kritisch.
„Ja, haltet mich bitte nicht für dumm, ich bin zwar sehr alt und gebrechlich, aber ein Dummkopf bin ich nicht. Wolfgang Derbe … Ja, bei dem gehe