Benguerra. Santa Carolina war einmal eine berüchtigte Sträflingskolonie mit vorgelagerter Todesinsel gewesen.
Martine würde nie in ihrem Leben vergessen, was Alberto ihr vom grausamen Los der Gefangenen von Santa Carolina erzählte. «Bei Ebbe haben die Wärter ihre Gefangenen manchmal auf die Todesinsel geführt, die nicht viel mehr war als eine aus angeschwemmten Muscheln bestehende Sandbank. Dort sagten sie ihnen, sie seien frei, wenn sie es schafften, die acht Kilometer lange Passage zurück nach Santa Carolina zu durchschwimmen. Die aber wurde von gefährlichen Strömungen und noch gefährlicheren Haien heimgesucht. Natürlich schafften es nur die wenigsten. Bei Flut versank der kleine Inselstrich im Meer, und die Sträflinge, die nicht schwimmen konnten, starben einen schrecklichen Tod.
Viele Jahre später wurde Santa Carolina dann eine beliebte Urlaubsinsel für betuchte Gäste. Sie nannten sie Paradise Island. Aber ach, Miss Martine, wenn die Touristen geahnt hätten, was dieses Paradies schon alles gesehen hatte: Hunderte von hungrigen Gefangenen, die Qualen erleiden mussten, die kein Mensch überstehen konnte. Und die man auf die Todesinsel brachte, damit sie vom Meer verschlungen würden. – Aber das alles liegt nun schon weit zurück», beeilte sich Alberto hinzuzufügen, «wir können uns wirklich glücklich schätzen, auf einem so wunderbaren Flecken Erde zu leben. Nur, weißt du, sogar die schönsten Orte der Welt können sich verändern. Jetzt, da unsere Inseln immer beliebter werden, kommen viele Leute von außen, und viele junge Inselbewohner wandern ab. Sie haben genug vom einfachen, traditionellen Leben, sie wollen in die Stadt, von der sie sich mehr Geld und mehr Spaß versprechen.»
«Wenn wir nur auf die Bazaruto-Inseln fahren würden!», seufzte Martine. «Leider ist für uns in Inhambane, südlich von Mosambik, Schluss. Dort sollen wir Dugongs zählen. Und dann geht’s wieder zurück nach Kapstadt.»
Alberto lachte heiser und offenbarte dabei einen kleinen roten Edelstein in einem seiner Schneidezähne. Er leuchtete wie ein Feuer im düsteren Licht der Kombüse. «Stimmt, wir fahren nicht bis nach Bazaruto. Aber man kann ja nie wissen.»
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