Lautes Knurren drang an Zofias Ohren.
»Wir schaffen es nicht rechtzeitig!«, japste Hypnos. Sein Gesicht glänzte vor Anstrengung.
Blitzschnell riss Zofia einen der Phosphoranhänger von ihrer Kette und schleuderte ihn den Hunden entgegen. Gleichzeitig zwang sie dem metallischen Objekt ihren Willen auf: Entzünde dich.
Flammen züngelten empor und die Wachhunde winselten. Eine Feuersäule schnitt ihnen den Weg ab. Die riesigen Pfoten kratzen über den Boden, als die Tiere panisch kehrtmachten.
Am Ende des Grundstücks kam die Troika endlich schlitternd zum Stehen, während die restlichen Kutschen sie umfuhren und überholten. Zeitgleich mit dem Wagenschlag öffnete sich erneut die Haustür. Hastig kletterten Hypnos und Enrique ins dunkle Innere des Gefährts. Zofia ergriff das Geländer, spürte Lailas warme Hände und ließ sich auf die Sitzbank ziehen.
Etwas abseits saß Séverin. Er mied ihre Blicke, klopfte zweimal gegen das Wagendach und schon rasten sie davon. Zofia schaute aus dem Fenster. Die Flammen erloschen. Der Kammerdiener und einige Wachen waren nach draußen gerannt. Doch ihre Troika hatte aufgeholt und war nun wieder Teil der Hochzeitsprozession.
Hypnos legte sich quer über die Bank, den Kopf in Lailas Schoß, die Beine auf Enriques Oberschenkeln. Aus irgendeinem Grund war Zofia neugierig, wie Enrique sich verhielt, wenn Hypnos ihm so nah war. Sie hatte die Szene nicht vergessen, deren Zeugin sie vor ein paar Monaten geworden war. Die Erinnerung beunruhigte sie, drängte sich ihr auf: der Kuss, Berührungen ohne jede Eile, wie bei einer Zündschnur, die zuerst langsam abbrannte, um schließlich in einer Explosion zu gipfeln, allerdings in einer, die sie nicht verstand, nicht hervorrufen konnte. Sie empfand ein schmerzliches Ziehen in der Brust, doch sie vermochte sich nicht zu erklären, woher es rührte.
»Zofia hätte sich fast von Hunden zerfleischen lassen«, verkündete Hypnos. »Natürlich ist sie ein Genie und hat Enrique darauf gebracht, wie wir an die Brille kommen, aber danach musste ich sie retten. Ernsthaft, Phönix, was würdest du nur ohne uns tun?«
Er grinste breit. Zofia war jedoch nicht zum Lächeln zumute. Sie dachte an Hela, die ihr davon abgeraten hatte, den Brief an ihre Freunde zu schreiben. Beunruhige sie nicht zu sehr. Nachher machen sie sich nur Sorgen, wer sich um dich kümmern muss, wenn ich nicht mehr da bin. Selbst wenn der Lohn für ihre Arbeit Helas Leben gerettet hatte, selbst wenn die anderen ohne ihre Erfindungen nicht weit kamen – es gefiel ihr nicht, jemandem eine Last zu sein, weil sie so war, wie sie war. Und doch war ihr schmerzlich bewusst, dass sie oft Hilfe brauchte, wo andere Leute sich allein zurechtfanden. Dieses Wissen saß in ihrem Bauch wie ein unförmiges und grellbuntes Plätzchen.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie leise.
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