Michael Puntigam

Gesundheit durch die Kraft der Nahrung


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       Achtsames Essen verbindet uns mit der Nahrung, die uns von der Natur, den Lebewesen und dem Kosmos geschenkt wird, und drückt unsere Dankbarkeit dafür aus.

      Thich Nhat Hanh

      Vorwort

      Stellen Sie sich einmal folgende Fragen:

      • Was wäre für mich und meine Familie das Allerwichtigste, um für Gesundheit und Wohlbefinden zu sorgen?

      • Was kann ich meinem sozialen Umfeld oder meiner Familie anbieten, um gemeinsam etwas zu kreieren?

      • Was kann ich tun, um die Nahrungsmittelproduktion und damit das Klima zu verbessern?

      • Was will ich meinen Kindern im Leben mitgeben?

      • Wie kann ich unabhängiger von der Konsumgesellschaft werden?

      • Wie gelange ich zu einem tieferen Verständnis meines Körpers, der Erde und den zusammenhängenden Kreisläufen der Natur?

      Auf alle diese Fragen können Sie antworten:

       Ich kann selbst kochen.

      Ich schätze mich glücklich, in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der es selbstverständlich war, dass gutes, selbst gekochtes Essen nicht nur wertvoll, sondern die Grundlage für ihr Wohlergehen war. Schon früh wurden mir die Möglichkeiten und Einsatzbereiche von Nahrungsmitteln bei diversen Wehwehchen aufgezeigt und auch erfolgreich angewandt.

      Im Zuge meiner Ausbildung als Ernährungsberater und Berater nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) habe ich erst verstehen gelernt, was und vor allem warum meine Mutter etwas in ihrer Kochkultur getan hat. Darüber hinaus erwarb ich durch das Eintauchen in die Welt der Ernährung kostbares Wissen über mich selbst, über die Natur, die Wandlungsphasen und Zusammenhänge auf der Erde. Ich erlangte die Fähigkeit, mich selbst als einen Teil des Prozesses zu sehen, als Menschen zwischen Himmel und Erde, als Geschöpf, das kosmische Energie über Atmung und Nahrung transformiert. Damit noch nicht genug, ich gelangte zu einem Wissen, das mir ermöglichte, Symptome zu differenzieren, Ungleichgewichte mit Pflanzen auszugleichen und meine Familie zu behandeln. Ich kann mich nicht erinnern, mit meinem 12-jährigen Sohn jemals wegen einer Erkrankung ärztliche Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Die Tradition der Naturmedizin und die traditionelle Küche ermöglichen uns, Gesundheit, Rituale, Gemeinschaft, Rhythmen, Zusammenhänge, Selbstvertrauen, Bakterien, bäuerliche Betriebe und vieles mehr aufzubauen und zu verstehen. Kann man die Welt „verstehen“, ohne sich selbst zu verstehen? Und gibt es ein „Ich“ ohne alle anderen notwendigen Phänomene da draußen?

      Es ist sehr befriedigend, für die eigene Gesundheit sorgen zu können, die eigenen Speisen und Getränke so zu gestalten, wie es individuell sinnvoll ist. Wenn man zusätzlich noch die Nahrungsmittel wie auch die Zubereitungsarten versteht und richtige Kombinationen wählt, ist das ein großer und wichtiger Schritt in Richtung Selbstversorgung. Um uns bewusst zu machen, was uns wirklich nährt, was Nahrung wirklich sein kann, ist es notwendig, wieder in die eigene Küche, wenn möglich in den eigenen Garten und zu einer unabhängigen, authentischen, zutiefst menschlichen Tätigkeit zurückzukehren: dem Kochen.

      Unsere moderne Welt drängt die Gesellschaft in begrenzte Arbeitsrollen. Jede/r soll ihre/seine gewisse spezielle Arbeit ausführen oder etwas herstellen und die restliche Zeit mit dem Konsumieren oder Outsourcen an sich wichtiger Dinge verbringen. Für Mahlzeiten ist beispielsweise das Restaurant oder der Supermarkt zuständig, für unsere Gesundheit die Ärztin oder der Arzt, für unsere Unterhaltung die Kulturschaffenden, also etwa das Fernsehen, Kino, Theater oder das Internet. Wenn es uns psychisch nicht gut geht, wenden wir uns an eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten oder lassen uns Pharmazeutika verordnen. Wir haben verlernt, selbst für diese Dinge zu sorgen, da es dafür Spezialistinnen und Spezialisten gibt und wir ohnehin schon mit unserer Arbeit überfordert sind. Unsere Welt bildet keine Rahmenbedingungen mehr aus, um uns erkennen zu lassen, wo unser Verantwortungsgebiet anfängt und wo es aufhört, welche Handlungen wir selbst setzen sollten und was zu einem guten Leben gehört.

      Ich glaube, dass weite Bereiche unserer physischen und psychischen Gesundheit und Ernährung in unserer Verantwortung liegen und auch nicht abgegeben werden können. Tagtäglich erzählen mir meine Klientinnen und Klienten von ihren teils jahrzehntelangen Leiden, und ich nehme die Entwicklungen und Interventionen wahr, die „außen“ und von „innen“ geschehen sind. Ich höre auch, was geholfen hat und was nicht. Oft fungieren Therapeutinnen und Therapeuten, Ärztinnen und Ärzte nur beratend und erteilen mehr oder weniger entscheidende Hinweise und Empfehlungen. Sie können mit viel teurem Equipment Diagnosen stellen und mittelfristig Medikamente verabreichen, die gut und notwendig sind. Für eine grundlegende Heilung gilt es jedoch, die Natur und die Wurzel der Erkrankung zu erkennen. Eine langfristige Heilung ist am ehesten durch die Veränderung und die Einsicht der Klientinnen und Klienten möglich, also aus dem eigenen Tun heraus. Oft sind es Dinge, die mit dem Gesundheitsfaktor Nummer eins zusammenhängen: der Ernährung. Selbst zubereiten, selbst verantworten, Veränderungen zulassen, produzieren statt konsumieren ist meine Empfehlung. Der Wirkkreis Küche hat dazu jedenfalls eine große Bedeutung.

      Im Laufe meiner langjährigen Tätigkeit als Ernährungs- und TCM-Berater ist von meinen Klientinnen und Klienten immer wieder der Wunsch nach einem schriftlichen Leitfaden über meinen Zugang zu Lebensmitteln und Ernährung geäußert worden. Ich habe immer argumentiert, dass es bereits unzählige Bücher zu diesem Thema gibt. Mir ist jedoch aufgefallen, dass kaum konzeptübergreifende Informationen zu finden sind. Es liegen viele Bücher über TCM-Ernährung vor, über vegane, rein pflanzliche Ernährung, Kochbücher nach Ayurveda oder wissenschaftliche Werke mit ausführlichen Tabellen über Inhaltsstoffe und mit westlichen, analytischen Zugängen. Ein Buch, in dem altes traditionelles Wissen mit modernen Erkenntnissen und zeitgemäßen Informationen kombiniert wird, ist kaum zu bekommen. Das spiegelt sich im Zugang der Menschen zu ihrer Ernährung wider, es wird vorwiegend in östlich-traditionellen und westlich-biochemischen Lagern gedacht und gehandelt. Oberflächlich betrachtet erscheinen die Systeme wie Parallelwelten, da es keine gemeinsame Sprache gibt. Ein Anliegen dieses Buches ist es, diese Lücke zu schließen und ein umfassendes Verständnis zu vermitteln.

      Gesunde Ernährung ist hochaktuell. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen Thema ist. Dieses Buch ist eine Erinnerung an die gegenseitige Abhängigkeit aller Lebewesen voneinander und die Notwendigkeit, jedes Verhalten zu überdenken, das anderen Wesen und unserem Planeten schadet. Wir müssen auf unseren Umgang mit Tieren, mit unserer Umwelt, mit Pestiziden, mit der Verschmutzung und Ausbeutung des Planeten achten. Unser Wasser, unsere Nahrungsmittel und das Mikrobiom unserer Erde sind in Gefahr. Wir müssen dringend handeln und wieder zu einem Gleichgewicht zurückkehren. Es existiert nur diese eine Erde, die uns am Leben erhält. Unsere Ernährung und die Nahrungsmittelbeschaffung sind dringende und wichtige Grundthemen, gerade jetzt.

      Es ist mehr als bedauerlich, dass die Gesundheit in diesem Zusammenhang von den Medien und der Politik ausschließlich mit laborbasiertem Wissen, Gesetzen und Symptom-Bekämpfungsmaßnahmen diskutiert wird. Den Menschen wird Angst gemacht und durch den Staat das Gefühl der Machtlosigkeit und Abhängigkeit suggeriert.

      Ich habe den Eindruck, dass die Menschheit immer mehr in eine Situation gerät, wie sie bereits in Tierfabriken vorzufinden ist. Unsere „Vorsorge“ besteht aus Testen, Impfen, physischer Distanz und Maske. Tiere in der Massentierhaltung werden prophylaktisch geimpft und tonnenweise mit Antibiotika versorgt. Die Pharmaindustrie versucht dadurch, das Immunsystem zu ersetzen. Jeder kleinste eingeschleppte Keim kann jedoch eine Epidemie auslösen und Tausende Tiere töten. Am Ende schaffen es die Tiere gerade noch zur Schlachtbank. In einer natürlichen Umgebung könnten sie keine Woche überleben, da sie die Vielfalt der Organismen und Klimabedingungen aufgrund ihres schlechten Immunsystems nicht mehr ertragen. Die pharmazeutische Vorsorge kann niemals