mir Max beinah jeden Tag jesacht, du mit deiner Gusche. Hat emd nich jeholfen. Gestern um die Zeit ham Se mir ne Zijarette jejeben, wissen Se noch?
Noch mal von vorne? Ach du verdammte Kacke. Jeborn am siebzehnten Juli neunzehnelf in Tilsit, da könn Se mich ausm Schlaf prügeln, sag ich immer dasselbe. Arthur Kaminsky, Anjestellter in verschiednen Firmen, hat nie viel verdient. Handelsschule hab ich besucht und bin dann zur Kripo nach Könichsbarch. Jeflüchtet in nem Eisenbahnzug, der is bei Elbing jerade noch durch, ehe die Panzer alles abjeriegelt ham. In Halle ham se mich ausjeladen, manche sin bis Thüringen weiter. Schön Dank für die Zijarette, Ja, dankeschön.
Fier Politik hab ich nie Zeit jehabt. Max hat mir manchmal Bücher jegem, aber ich mußte zuviel klejen. Abends war ich immer zu müde. Jedichte von Rosa Luxemburg sollt ich lesen, aber aus Jedichten hab ich mir nuscht jemacht. Schon als Kind nich. In ne Parteischulung hat er mich mitjenomm, aber das war mir alles zu hoch. Ins Kino bin ich jerne jegang, bin ziemlich ans Wasser jebaut, ich hab mir alles zu Herzen jenomm. Manchmal hab ich abends im Bett noch bißchen jeheult, und der Max hat mich ausjelacht. Klar bin ich fürn Friedn, bei dem, was ich im Krieg durchjemacht hab. Tiefflieger über unserm Zug, kann ich Ihn sagen. In Westberlin war ich nich ein einziges Mal, Max hat mir das verboten jehabt, gabs bei uns nich. Etwa unser Jeld rüberschaffen bei dem Kurs, so dicke hatten wirs nie. Was soll denn das, wenn wir mehr jehabt hätten, dann wärn wir erst recht nich, oder jenau so nich. Max war dajejen un ich sowieso. Da könn Se zehnmal fragen, ich weeß von nuscht von Waldbühne un wie soll der heißen, Stän Käntn, ich weeß nuscht von Käntn und Waldbühne. Klar hab ich gern Radio jehört, der Sender war mir ejal. RIAS, vielleicht mal aus Zufall, war mir ejal, un Nachrichten hat immer Max einjestellt. Da hatte ich inner Küche den Abwasch. Oder ich hab die Treppe jemacht oder unsre paar Klamotten jeflickt. Hat mir jutjetan, die Zijarette, schön Dank nochmal. Da redet sichs gleich leichter. Jetzt muß aber noch ins Protokoll rein, daß ich nie in nem KZ war, nich als Halbjüdin un als Aufseherin schon gar nich. Das schreim Sie doch rein, bitte.
Mit Max – abends war nie viel Zeit. Einkaufen noch, Schlange stehn, ja, is langsam besser jeworden. Wenn Sie sagen, wejen Sozialismus un Aufbau is das so – streit ich nich ab. Wollte auch immer mithelfen beim Aufbau, aber mir kam manchmal was dazwischen. Wissen Sie ja, leider. Wir ham zusammen Abendbrot jemacht und erzählt, was so war an dem Tach, jeder sein bißchen Erlebnis. Max hat erzählt, ich hab erzählt. Max meistens mehr, weil er mich erziehen wollte. Isn juter Kerl, schade, daß ich ihn so jeärgert hab. Er wollte seine Nachrichten, und ich bin schon bißchen einjenickt. Wir ham Schlager der Woche jehört oder Operettenlieder, ich lieber als Max. Un bald ins Bett. Wie oft – was wolln Sie denn alles wissen, das jehört doch wirklich nich dazu, daß ich den Koffer … Wenn Sie alles wissen wollen, müssen Sie Max fragen, ich hab keene Striche in Kalender jemacht. Oder an Bettpfosten. Un wenn Se mich zehnmal fragen und mir nie mehr ne Zijarette spendiern, ich weiß das einfach nich. Das macht ne Frau nich, daß sie zählt und zählt un notiert, das is vielleicht fürn Kerl wichtig, was fürn toller Hecht er is. Fragen Sie denn Ihre Frau – Sie müssen wirklich nich schimpfen, Ihre Frau un ich, natürlich sind wir irre verschieden. Ich hab Ihre Frau nich beleidicht. Ich hab bloß, ich kann Ihre Frau gar nich beleidigen.
O Gott, immer wieder Jestapo in Könichsbarch, das is doch nun zum hundersten Mal. Nee, Häftlinge hab ich nie jesehn, kamen nie in unser Büro. Un da waren auch keine Gitter vorn Fenstern. Da tapps ich nich rein, Herr Vernehmer oder wie Sie heißen. Hoffentlich is bald Mittach, mir kneifen schon die Därme. Un die Lunge fiept. Sie ham mir ne Zijarette versprochen, klar ham Sie. Is keine zehn Minuten her. Sie, ich soll immer die Wahrheit sagen. Un Sie? Erst unterschreim, meinetwejen, mach ich. Aber das mit dem Ficken bleibt draußen.«
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