Andy D. Thomas

River & Matt


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gab eine Tür. Das Dachgeschoss musste nur ausgebaut werden. Wenn sie ranklotzten und Matt ein paar seiner Männer mobilisieren könnte, dann würden sie in ein paar Wochen daraus ein bewohnbares Obergeschoss mit zumindest zwei Zimmern und einem Bad machen können.

      „Matt?“

      Doch der hörte ihn nicht. Mist. Also musste er wieder runter.

      „Kommst du mal?“

      „Is’ was passiert?“ Matt stand mit einem besorgten Blick auf.

      „Nein, ich will dir was zeigen.“

      Gemeinsam kletterten sie wieder die schmale Treppe nach oben.

      Matt sah ihn verständnislos an.

      „Das sind ungefähr siebzig Quadratmeter. Nicht viel, okay. Aber überleg mal. Wenn wir alle zusammen helfen und das hier ausbauen. Zwei Zimmer und ein Bad. Wäre das ’ne Alternative zum Ausziehen?“

      Matt starrte ihn mit offenem Mund an.

      „Platz genug für dich und eventuell auch Joey, sollte alles doch anders kommen.“

      „Du meinst das ernst!“

      „Rhetorische Frage?“, konterte River. „Wie lange, denkst du, brauchen wir, wenn wir alle anpacken? Ein paar deiner Kollegen, ich kann vielleicht auch zwei oder drei mobilisieren.“

      „Keine Ahnung, vielleicht zwei Wochen, aber vergiss nicht, in ein paar Tagen ist Weihnachten.“

      River verzog das Gesicht. „Stimmt. Na klasse.“

      „Musst du arbeiten?“

      „Ja. Gott sei Dank. Du?“

      Matt nickte. „Ich werde mir jedenfalls Arbeit suchen und wenn ich deinen Gartenzaun streiche. Dreimal, wenn’s sein muss. Hauptsache, ich muss nicht an Weihnachten denken. Ohne Joey.“ Er fuhr sich durch die Haare.

      River ging tiefer in den offenen Raum. „Weißt du noch, wie wir uns früher, als wir so alt waren wie Joey, in solchen Dachstühlen versteckt haben?“

      Matt sah auf und lächelte. „Mhmm. Klar. Wir haben noch ganz andere Dinge gemacht.“

      „Gespannt?“, half ihm River.

      „Mädchenkabine Mittelschule.“

      River grinste. „Richtig. Und du warst so nett, auch die Umkleide der Jungs für mich auszuloten.“

      „War mir eine Ehre.“ Sie lachten. „Oder als wir die Andersons beim Sex in der Küche gesehen haben.“

      „Oh ja, die gingen ganz schön ab und hatten keine Ahnung, dass wir alles gesehen haben. Mein lieber Herr Gesangsverein! Denen haben wir doch auch mal Enteneier in den Hühnerstall geschmuggelt?“

      Matt nickte. „Und die haben nie verstanden, wie das gehen kann. War lustig. Wir waren ganz schön umtriebig.“

      „Und wenn Joey auch nur einen Funken von dir hat, wird ihm was einfallen. Du wirst sehen. Er lässt dich nicht fallen. Dafür leg ich meine Hand ins Feuer.“

      „Hoffentlich hast du recht.“

      „Hol mal Papier und Bleistift und wir sehen mal, was wir hier alles brauchen. Ja?“

      Matt nickte und lief nach unten.

      River war froh, dass er nicht noch einmal die vermaledeiten Stufen gehen musste, da seine Eingeweide immer noch rebellierten. Erneut verfluchte er Darron und die letzte Nacht.

      „Die Treppe sollten wir auch verbreitern“, sagte Matt, als er wiederkam, und maß sie aus.

      „Kannst du das selber machen?“

      „Klar. Kein Problem.“

      „Cool.“

      River war froh, dass der Plan, das Dachgeschoss umzubauen, sie beide derart ablenkte, dass sie für lange Zeit nur noch am Diskutieren und Planen waren. Die Zeit verflog nur so und irgendwann knurrte Matts Magen.

      „Wollen wir was essen?“, fragte River. „Mir hängt der Magen auch in den Kniekehlen.“

      Matt kratzte sich am Kopf. „Keine Ahnung, ob ich was runterbekomme.“

      „Dein Bauch hat grad ja gesagt. Komm, wir fahren rüber zu Subways, hm?“

      Und so machten sie es.

      Danach fuhren sie noch kurz bei Matts Firma vorbei, um abzuklären, was sie alles nicht kaufen mussten. Er hatte eine Menge Baustoffe auf Lager und sie konnten sich einen guten Überblick verschaffen.

      Auf dem Heimweg stoppten sie noch an einem 7/11 und deckten sich mit Bier ein. Als sie wieder in Matts Wagen steigen wollten, hörten sie eine junge, angespannte Stimme „Dad!“ rufen.

      Matt wirbelte herum.

      River sah Amy und Joey auf dem Parkplatz gegenüber.

      „Steig verdammt noch mal ein!“, herrschte Amy ihren Sohn an.

      „Ich will zu Dad!“

      „Steig ein oder es setzt was!“, schrie sie.

      River sah, wie Matt die Fäuste ballte.

      „Ich liebe dich, Dad!“, rief Joey noch mit belegter Stimme, bevor ihn seine Mutter fast gewaltsam ins Auto schubste, die Tür zuknallte und dann mit quietschenden Reifen davonraste.

      River schluckte. „Wieso hast du das nicht erwidert?“, fragte er verwirrt.

      „Damit sie mir ’nen Strick draus dreht, wenn ich ihm zurufe, dass ich ihn auch liebe?“, fauchte Matt.

      River musste zugeben, dass da angesichts der Drohungen was dran war. „Fuck“, murmelte er, nahm ihm den Schlüssel aus der Hand und sagte: „Ich fahr. Steig ein.“

      Matt tat es fluchend und starrte wie versteinert aus dem Fenster.

      „Siehst du! Er nimmt es dir nicht krumm, dass du nicht beim Spiel warst“, sagte River sanft, als er an einer Ampel hielt.

      Matt schnaubte. „Wenigstens etwas.“

      Sie fuhren schweigend weiter, bis River Matts Wagen in der Einfahrt parkte, dann sah er seinen Freund an. „Ich hab dich gar nicht gefragt: Wäre es dir lieber, wenn sich unsere Wege ’ne Weile trennen würden, bis sich die Wogen geglättet haben?“

      Matt starrte lange auf seine Finger. „Dann hätte sie gewonnen. Nein. Du bist mein einziger Halt. Mein bester Freund. Du kennst mich als einziger Mensch auf der Welt in- und auswendig.“

      „Wie du mich.“

      Matt nickte. „Ich darf bleiben?“

      River schnaubte. „Was für eine Frage. Haben wir grade ’ne Tonne Baumaterial aufgeladen?“ Er deutete auf die Ladefläche.

      „Sorry, war ’ne Scheißfrage.“

      „Verziehen.“

      Immer noch saßen sie im Wagen.

      „Gehst du wieder aus?“, fragte Matt und es klang fast ein wenig ängstlich.

      „Nein. Mir reicht’s noch von gestern“, erwiderte River und es war sogar die Wahrheit.

      „Bereit abzuladen?“, fragte Matt und hörte sich schon besser an.

      „Klar.“

      Weihnachten in der Wüste

      Am nächsten Tag fühlte sich River um einiges besser. Sein Körper hatte sich weitgehend beruhigt, sodass er sich wieder, ohne das Gesicht zu verziehen, bewegen konnte.

      Er streckte sich und merkte, dass er hart war. Prompt landete seine Hand an seinem Schwanz und während er die Augen schloss, sah er wieder Matt unter der Dusche. Dann seinen Hintern. Er stöhnte und nahm sich vor, seinen Kopf gegen den nächsten Balken zu knallen, den er finden konnte, sobald er aufgestanden war. Er musste dieses Bild unbedingt