TM Smith

Live for Love


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im Wohnzimmer, falls du jetzt schon Hunger hast. Es wird zumindest deinen Appetit bremsen. Was kann ich dir zu trinken bringen? Wir haben Bier, Wein, Sprudel und Wasser.“ Gabe hielt die Kühlschranktür geöffnet.

      „Erst mal nur Wasser für mich“, antwortete Beau und nahm die angebotene Flasche an. Gabe zeigte den Flur runter, der zur Rückseite des Stadthauses führte.

      „Tris und Micah sind im Wohnzimmer, wenn du ihnen Gesellschaft leisten willst. Ich komme gleich nach.“

      „Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, kurz mit dir sprechen zu können.“ Beau lehnte sich gegenüber vom Kühlschrank an den Tresen.

      „Wirklich? Okay, was ist los?“ Gabe schloss den Ofen und wischte seine Hände an seiner Schürze, auf der Küss den Koch stand, ab.

      „Nun, Tris meinte, ich soll mit dir über ein paar Dinge reden.“ Beau öffnete seine Flasche Wasser und leerte die Hälfte davon in einem langen Zug. Gabe hob eine Augenbraue und seine Lippen verzogen sich zu einem hinterhältigen Grinsen.

      „Kann es sein, dass eines dieser Dinge ein eins achtzig großer, schwarzhaariger, braunäugiger, stattlicher Mann ist, der auf den Namen William hört?“

      Er sprach das Wort Dinge mit derselben Betonung und demselben Tonfall aus wie Beau und brachte ihn erneut zum Lachen.

      „Das und über deinen Typen, der gestorben ist.“ Beau beobachtete, wie Gabes Augen einiges an Leuchtkraft verloren.

      „Entschuldige, das geht mich nichts an. Ich geh Tristan suchen.“

      Gabe legte seine zierliche Hand auf seine Brust und drückte Beau sanft zurück gegen den Tresen.

      „Ist schon okay. Es ist nur manchmal noch hart. Ich glaube, du kannst das von allen am besten verstehen.“ Beau nickte. Der hinreißende, kleine, blonde Mann atmete tief durch, drückte seine Schultern zurück und richtete sich ein wenig auf.

      „Ich kann mich daran erinnern, wie ich mit Kory dort stand und wir uns den ganzen Wahnsinn ansahen, der um uns herum tobte. Da waren all diese blinkenden Lichter und Sirenen, Leute schrien. Ich wollte nur, dass sie die Klappe hielten und weitergingen, damit ich in den Club gehen konnte, um Gio zu finden. Der Polizist, ich kann mich gerade nicht an seinen Namen erinnern, er ist ein Freund von Jon, Korys Partner. Auf jeden Fall kam er zu uns, um Kory zu sagen, dass Jon verletzt, aber am Leben war. Dann hielt mich Kory nicht mehr auf und irgendwie war Victor da. Und …“

      Gabe hielt inne und eine tiefe Stille breitete sich in der Küche aus, bis zu dem Moment, an dem Beau sich nicht mehr sicher war, ob er fortfahren würde.

      Aus den Augenwinkeln sah Beau Tristan und Micah im Flur auf der anderen Seite des Kühlschranks stehen. Für einen kurzen Augenblick war Beau unglaublich eifersüchtig. In diesen wenigen Sekunden sah er eine ganze Welt voller Emotionen in den Augen der beiden Männer, während sie ihren Partner beobachteten. Liebe, Leid, Vertrauen, Hoffnung, Schmerz und Verständnis. Er wusste, dass der einzige Grund, warum Micah nicht zu Gabe lief, Tristans Hände auf dessen Schultern waren, die den gezeichneten Soldaten festhielten.

      Beaus Aufmerksamkeit kehrte zu Gabe zurück, als dieser sich räusperte und wieder zu sprechen begann.

      „… als Robert zu uns zurückkam, freute ich mich für einen kurzen Augenblick. Ich war mir sicher, er kam, um mir zu sagen, dass mein Mann okay war, genau, wie er es Kory berichtet hatte. Aber dann sah ich seinen Blick und … etwas in mir starb, es starb, verdammt.“ Gabe flüsterte die letzten Worte. Sein Blick verschwamm, wurde trüb und eine einzelne Träne lief über seine Wange hinunter. Beau hielt seinen Blick weiterhin auf Gabe gerichtet, doch aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Micah versuchte sich aus Tristans Griff zu befreien.

      Beau wusste genau, wie sich Gabe in diesem Moment fühlte. Von einer Minute zur anderen hatte er den Namen des Polizisten vergessen, nur um ihn dann im nächsten Satz wieder zu verwenden. Gabe hatte in diesen wenigen stillen Momenten den Tod seines Geliebten erneut durchlebt. Das passierte ihm manchmal auch, er erinnerte sich nicht, bis er den Moment noch mal durchlebte.

      „Ich hätte nicht gedacht, dass ich danach noch einmal jemanden lieben würde, um ehrlich zu sein. Ich wollte auch nicht.“ Gabe legte den Kopf schief und sah schließlich wieder zu Beau auf, anstatt vor sich hinzustarren.

      „Aber dann kamen Tristan und Micah in mein Leben. Ich versichere dir eins, Beau, ein Stück deiner Seele zu verlieren und über den Verlust zu trauern ist verdammt schmerzhaft. Es ist diese qualvolle Art von Schmerz in dir, bei der du nicht atmen kannst. Aber als ich schließlich herausfand, dass in meinem Herzen genug Platz für Gio, Tris und Micah war, na ja, da begann ich endlich wieder zu leben.“

      „Ich fühl mich immer noch, als wär es gestern gewesen, dass ich dort im Regen stand und mich von ihm verabschiedet hab. Von meinem Izaiah, Mon Chérie. Es sind fünfzehn Jahre, Gabe und manchmal, kann ich immer noch nicht atmen.“ Beau wusste nicht, wieso er sich dabei so wohl fühlte, mit Gabe zu sprechen, aber er tat es. Er verstand, warum Tristan sich zu dem kleinen Mann hingezogen fühlte. Er war eine alte Seele, clever, lustig und eine Augenweide.

      Gabe lächelte zu ihm hinauf.

      „Nun, ich denke, es ist gut, dass du jetzt Tris, uns und William hast, wenn du dir etwas Zeit nimmst, um über die Mauer zu blicken, die du um dein Herz errichtet hast.“ Er trat näher an Beau heran, streckte sich und legte eine Hand über Beaus Herz, während er ihm in die Augen sah.

      „Ich weiß nicht, warum du bei mir Trost suchst. Mein Gio ist gerade mal ein Jahr tot, aber dein Izaiah … Warum führst du immer noch ein halbes Leben, Beau? Ist es das, was er von dir gewollt hätte, dass du dein Herz vor jeder Chance auf eine neue Liebe verschließt? Was auch immer der Grund ist, ich kann ihn nur respektieren, aber … William mag dich. Ich meine, er mag dich wirklich. Also tu ihm nicht weh, okay? Er ist ein toller Kerl, der nur jemanden sucht, den er lieben kann und der ihn auch liebt.“

      Gabes Kopf fuhr nach oben, als Tristan schnaubte.

      „Das sage ich ihm seit zwei Jahren, Baby. Er ist ein dickköpfiger Cajun-Grobian, der nicht zuhört.“ Tristan ging zu Beau hinüber, schnappte ihn sich und zog ihn in eine einarmige Umarmung.

      „Danke, dass du gekommen bist, Beau. Wir haben uns wirklich drauf gefreut.“

      Beau löste sich und formte ein stummes danke dir an Tristan, da er froh war, dass er genau diesen Moment gewählt hatte, um auf sich und Micah aufmerksam zu machen. Micah hatte Gabe längst in die Arme genommen, strich mit seinen Händen über den Rücken ihres kleinsten Partners und flüsterte in sein Ohr.

      „Er ist okay, Baby, stimmt’s Gabe?“, versuchte Tristan Micah zu beruhigen, aber Beau konnte den besorgten Unterton in der Stimme des Therapeuten hören. Gabe schniefte.

      „Ja, ich bin okay, Jungs.“ Beau sah zu, wie die Anspannung in Tristans Schultern abebbte und seine Haltung sichtlich entspannter wurde. Die schrillende Klingel des Ofens erwischte sie alle unvorbereitet und Beau und Tristan mussten lachen, als Gabe zusammenzuckte und quietschte.

      „Haltet die Klappe“, fuhr er sie an, schnappte sich die Ofenhandschuhe und öffnete die Tür. Sofort wurden Beaus Sinne von einem verlockenden Duft eingenommen und bei dem Gedanken daran etwas zu essen, das so verdammt gut roch, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.

      Tristan führte Beau in das kleine Esszimmer hinüber und die beiden zogen den bereits gedeckten Tisch etwas vor, um sich an die Rückseite bei den Fenstern zu setzen.

      Micah holte eine große Schüssel Salat aus dem Kühlschrank und stellte sie, zusammen mit einem frischgebackenen Laib Brot und der Butterdose auf den Tisch. Der leckere Duft, der aus der Küche drang, reizte Beau weiterhin und er freute sich, als Gabe mit einer großen Glasschale in seinen behandschuhten Händen, zu ihnen stieß.

      „Da wären wir. Ich hoffe, du magst es. Es ist ein neues Rezept, nur für dich, Beau“, brüstete sich Gabe und war eindeutig sehr stolz auf sich.

      „Warum kochst du extra was für mich?“, fragte Beau. Gabe verdrehte die Augen.

      „Ich wollte