Stefan Schmidt R.

Pflegereduzierte Grünflächen


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ist zudem eine schwache Zweitblüte im Spätsommer (Remontieren). Bei der Planung sollte die spätere Pflegbarkeit unbedingt beachtet werden, insbesondere wenn Maschinen eingesetzt werden sollen (dann keine wintergrünen Arten einplanen). Bereiche mit schnittverträglichen Arten können zum Beispiel durch Anordnung in Drifts oder Blocks räumlich von schnittunverträglichen Arten getrennt werden. Die Mehrzahl der C-Strategen ist gering schnittverträglich oder verträgt Sommerschnitte überhaupt nicht. In der Wieseniris-Taglilien-Pflanzung sind das: Iris sibirica, Euphorbia palustris, Thalictrum lucidum, Lythrum salicaria und Molinia arundinacea.

      Im öffentlichen Grün sind Pflanzenzusammenstellungen aus niedrigwüchsigen, langlebigen Stress-Strategen (S-Strategen) und Stress-Konkurrenz-Strategen (SC-Strategen) vorwiegend auf die Bepflanzung von Sonderstandorten beschränkt: sehr trockene Freiflächen mit mageren oder mineralischen Substraten, Kiesgärten, Steinanlagen, Trockenmauern, trockene Verkehrsinseln, extensiv begrünte Dachflächen, nasse Sumpf- und Moorbereiche an Gartenteichen, Heidegärten aber auch Flächen im stark schattigen Kronenbereich von Gehölzen. Solche Standorte sind durch deutlich ausgeprägte Wachstumsbeschränkungen gekennzeichnet, wie Wassermangel (Trockenstress), Nährstoffmangel, Lichtmangel (starke Beschattung), Wasserüberschuss (Staunässe) oder der Überschuss bestimmter Ionen (z. B. sehr saure, sehr kalkhaltige oder salzhaltige Böden).

       Anwendung stressbetonter Pflegemethoden

      Unter der Voraussetzung einer genau auf den Standort abgestimmten Pflanzenauswahl aus stresstoleranten Arten ist der jährliche Pflegeaufwand für „S-Flächen“ mit ermittelten 2,6 bis 3,5 Minuten pro Quadratmeter (ohne Rüstzeiten) gering bis sehr gering. Sehr günstig schneiden auch niedrige Waldstauden- und Geophyten-Flächen unter Laubgehölzen ab. Der Pflegeaufwand lag hier sogar zwischen 1,8 und 3,0 min/m2 im Jahr. Vorteilhaft hinsichtlich des Pflegaufwands ist bei allen stresstoleranten Pflanzengemeinschaften der relativ geringe jährliche Aufwuchs. Es fällt dementsprechend sehr wenig Schnittgut an, das entfernt werden muss, insbesondere in Schattenpflanzungen. Zusätzlich ist das Unkrautaufkommen stressbedingt gering. Die Pflege sollte die Standortextreme fördern und erhalten (Aushagerung durch Schnittgutentfernung, Verwendung mineralischer Substrate oder Mulchstoffe, Ausnutzung von Wurzeldruck und Lichtmangel unter Gehölzen, Störungen vermeiden).

       Konkurrenzstarke Pflanzungstypen mit Stresstoleranz

      Im öffentlichen Grün sind die Standortverhältnisse meist nicht so extrem, dass reine Stress-Strategen verwendet werden können. Hier bietet sich die Gruppe der stresstoleranten Konkurrenz-Strategen (SC-Strategen) als Alternative an. Sie sind einerseits noch genügend konkurrenzstark, um eine relativ dichte Pflanzendecke zu bilden, andererseits vertragen sie zeitweilig auch mäßigen Stress. Viele Arten der trockenen Freiflächen, Steppenheiden, trockenen Prärietypen, trockenen Gehölzränder aber auch wechselfeuchter Standorte lassen sich hier einordnen.

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       (5) Mischpflanzung „Präriesommer“ mit stresstoleranten Konkurrenzstrategen wie Echinacea, Parthenium und Panicum. (Bild: © Cassian Schmidt)

      Der Aufwuchs ist deutlich niedriger, als bei reinen C-Strategen, es treten zum Teil wintergrüne Grundrosetten auf und es zeigen sich einige morphologische Anpassungen an leichten Stress (z. B. schmalere, festere Belaubung, Behaarung und ausgeprägte Stützgewebe).

      Für mäßig trockene Standorte geeignete Pflanzenzusammenstellungen nach dem Mischpflanzungsprinzip, wie „Silbersommer“, oder der Präriestaudenmischung „Indianersommer“ bestehen überwiegend aus solchen stresstoleranten Konkurrenzstrategen. Die verwendeten halbhohen Arten dieser Mischungen entstammen größtenteils mäßig trockenen Lebensräumen, wie den heimischen Magerrasen, den südosteuropäischen Wiesen-Steppen oder der trockeneren Varianten der nordamerikanischen Hochgrasprärie. Der jährliche Pflegeaufwand ist in eingewachsenen Pflanzungen mit 3,5 bis 7 min/m2 mäßig hoch bis gering. Eine mineralische Mulchschicht von mindestens 7 cm Splitt, Körnung 8-16 mm, oder Kies verringert die Verunkrautung, erhält die Feuchtigkeit und unterstützt den Steppencharakter.

      Ruderal-Flächen mit Pionierarten sind in Gärten und städtischen Grünflächen relativ häufig anzutreffen. Alle Staudenflächen mit nährstoffreichem, offenem Boden oder häufigen Störungen gehören dazu: Neuanlagen, klassische Prachtstaudenrabatten, Wechselflor-Flächen und Einjährigenwiesen. Der hohe und regelmäßige Aufwand, der nötig ist, um solche Schmuckpflanzungen zu erhalten, begründet häufig den Ruf von pflegeaufwendigen Staudenpflanzungen. In der Praxis zeigt sich, dass bereits ein geringer ruderaler Anteil in der Pflanzenzusammensetzung einer Fläche pflegetechnisch relevant ist.

       Anwendung und Problematik ruderaler Pflegemethoden

      Durch eine konventionelle, beetartige Pflege mit häufigen Bodenstörungen (hacken, fräsen, umgraben) werden frühe Sukzessionsstadien dauerhaft fixiert und damit der Unkrautbewuchs gefördert. Dies bedeutet in der Regel einen hohen Pflegeaufwand, der im Jahr meist über 15 bis 20 AK-Minuten pro Quadratmeter liegt. Für anspruchsvolle Schmuckpflanzungen mit einer Mischung aus mäßig langlebigen Beetstauden, Zweijährigen und Einjährigen ist eine „ruderale“ Pflegestrategie allerdings notwendig und angebracht. Die Entwicklung der R-Strategen wird durch Störungen gefördert, Offenflächen oder offener Boden schaffen die notwendigen konkurrenzfreien, kleinräumigen Pionierstandorte.

      Eine Alternative zu den sehr pflegeaufwendigen Wechselpflanzungen sind jährlich neu angesäte Einjährigenwiesen aus speziell zusammengestellten Samenmischungen (vgl. Kapitel Ansaaten). Auch sie sind auf jährliche Bodenstörungen angewiesen, die sich allerdings mit relativ geringem Aufwand maschinell, beispielweise durch Fräsen oder im Garten durch Grubbern, durchführen lassen. Mischungen aus Einjährigen sind deshalb besonders geeignet für frühe Sukzessionsstadien, zum Beispiel Erstbegrünungen im Hausgarten oder temporäre Projekte im öffentlichen Grün. In jungen Staudenpflanzungen können einjährige und kurzlebige, weniger konkurrenzstarke Arten als Füller vorübergehend die Lücken zwischen den langlebigen, konkurrenzstärkeren Stauden besetzen. Sollen aber in einer Pflanzung aus ästhetischen Gründen Arten mit unterschiedlichen ökologischen Strategien auf Dauer erhalten bleiben, erhöht sich der Pflegeaufwand beträchtlich.

       Literatur

      [1] Dierschke, H (1994): Pflanzensoziologie: Grundlagen und Methoden; Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

      [2] Dunett, N (2004): The dynamic nature of plant communities – pattern and process in designed plant communities; in: The Dynamic Landscape – Design, Ecology and Management of Naturalistic Urban Planting; Spon Press, London, New York.

      [3] Grime, J.P.(2001): Plant Strategies, Vegetation Processes and Ecosystem Properties; John Wiley & Sons, Ltd, Chinchester.

      [4] Hansen, R.; Stahl, F. (1981, 1990): Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen; 4. Auflage; Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

      [5] Kingsbury, N; Oudolf, P. (2005): Maintainance and ecological strategies; In: Planting Design – Gardens in time and space; Timber Press, Portland, Oregon

      [6] Klotz et al. (2002): BIOFLOR – eine Datenbank mit biologisch-ökologischen Merkmalen zur Flora von Deutschland; in: Schriftenreihe für Vegetationskunde Heft 3, Bundesamt für Naturschutz.

      [7] Köppler, M.R. (2005): Anwendung vegetationsökologischer Theorien auf die Pflanzenverwendung; Diplomarbeit im Fachgebiet Ingenieurbiologie, Technische Universität Berlin.

      [8] Larcher, W. (1994): Ökophysiologie der Pflanzen: Leben, Leistung und Stressbewältigung der Pflanzen in ihrer Umwelt, 5. Auflage; Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.