Rainer Hamberger

Verschollen am Nahanni


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Hamberger, Maierhöfen im Frühjahr 2019

       Inhaltsverzeichnis

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      Der staubbedeckte Greyhound-Bus kommt ächzend am Straßenrand zum Stehen. Im Leerlauf geht der sonore Ton des schweren Dieselmotors in ein dröhnendes Nageln über. Eine von den gebremsten Rädern aufgewühlte Staubwolke zieht träge zum angrenzenden Feld hinüber und verliert sich langsam im Gelb des reifen Weizens. Felder so groß, dass es scheint, sie würden bis an den Horizont reichen. Vom Wind getriebene Steppenhexen bleiben am nächstbesten Hindernis hängen, bis eine noch stärkere Bö sie mitnimmt. Präriehunde strecken neugierig den Kopf aus ihrem Bau, um gleich darauf wieder in der kühlen Höhle zu verschwinden. Die wabernde Hitze dieses Spätsommertags in der topfebenen, unendlichen Prairie-Landschaft der Provinz Saskatchewan im kanadischen Westen verzerrt die Konturen ins Unwirkliche, als wäre es eine Fata Morgana in der Wüste. Es ist kurz nach zwei Uhr nachmittags.

      Nein, hier am Straßenrand, nicht weit von dem einsamen Farmhaus, ist eigentlich keine Haltestelle. Der Mann, der sich jetzt mit einem leichten Akzent in der Stimme beim Fahrer bedankt – ist er Niederländer oder Deutscher? – fragt, ob man ihn hier absetzen könne. Er wisse sonst nicht, wie er von dem letzten Ort hier heraus kommen sollte. Die vor sich hin dösenden Fahrgäste in den ersten Sitzreihen haben mit halbem Interesse zugehört, und einer von ihnen hat genickt. Er wusste wohl, was Reisen in dieser Weltgegend bedeutet. Ist doch selbstverständlich, dass man den hier rauslässt. Der abschätzende Blick des Omnibusfahrers lässt seine Gedanken erkennen. Mit dem Koffer und dem Rucksack, sagt er sich mit einem verborgenen Grinsen, hätte der Mann in der sengenden Hitze viele Stunden gebraucht, um die sechzehn Meilen von dem kleinen Ort hierher zu laufen. Taxis gibt es ja in dem Nest nicht. Und hier draußen fahren nur hin und wieder Autos oder Trucks vorbei, die einen Anhalter mitnehmen könnten. Fremde kommen überhaupt selten zu einer dieser Farmen in der Mitte von Nirgendwo. Und der sieht nicht aus