Abb. 2: Rom, Kolosseum, Zuschauerraum mit Arena.
Beispiele dafür liefern die Studien von Hönle – Henze 1981, 13–84 und Connolly 2003, 66–151.
Coarelli – Franzoni 1972, passim.
Ein besonders prekärer Fall ist die domitianische Datierung der Amphitheater in Arelate und Nemausus: Lugli 1964/1965, 145–199.
Fincker 1994, 185–207; Fincker 1999, 265–275.
Golvin 1988, passim.
Tosi 2003, passim.
Hufschmid 2009, passim.
Welch 2007, passim.
Ebd., 108–127.
Das Kolosseum in Rom:
Bau- und Nutzungsgeschichte
Der Aufbau des Außenbaus
Das von Kaiser Vespasian in Auftrag gegebene Amphitheater ist ein freistehender Hochbau, der auf einem Plateau aus Pflastersteinen, der platea, aufragt (vgl. Abb. 1, 2, 3). Die viergeschossige Fassade von 49 m Höhe besteht weitgehend aus großen Quaderblöcken aus Travertin, einem Kalkstein, der bis heute im Anienetal bei Tivoli gewonnen wird. Jedes der drei unteren Geschosse verfügt über 80 Arkaden, die durch Pfeiler mit vorgelegten Halbsäulen eingerahmt sind. Diese drei Geschosse gliedern sich von unten nach oben in eine dorisch-tuskanische, eine ionische und eine korinthische Ordnung (Abb. 4 – 7). Dieselbe Abfolge der drei Ordnungen ist an der Außenfassade des Marcellus-Theaters in Rom feststellbar, das aber im Aufbau der Gebälke vom Kolosseum abweicht (vgl. Abb. 12). Schlichte und ausgewogene Proportionen zeichnen die äußere Fassade des zuletzt genannten Bauwerks aus. Die aus drei Faszien und einem Krönungsglied bestehenden Archivolten liegen auf profilierten Kämpfergesimsen auf. Besitzen die Halbsäulen der dorisierenden Ordnung Basen und schmale Plinthen (vgl. Abb. 7), so ragen die Halbsäulen der zweiten und dritten Ordnung auf hohen Piedestalen empor (vgl. Abb. 3, 6). Alle drei Ordnungen haben ein schlichtes Epistyl ionischer Prägung: Ein Architrav mit drei Faszien und einem Krönungsglied, ein zurückspringender Fries mit glatter und nicht verzierter Oberfläche sowie ein profiliertes Gesims bilden den Aufbau. Ein Zahnschnitt über dem Gesims der dritten Ordnung leitet zum vierten Geschoss über, das sich im Aufbau der Fassade von den drei unteren Geschossen gänzlich unterscheidet (vgl. Abb. 3). Schmale Pilaster gliedern die Wand in 80 Felder, die im Wechsel mit einem Fenster durchbrochen und einem Bronzeschild versehen waren. Im obersten Drittel der aufgehenden Wand verlaufen in jedem Feld drei mit Löchern ausgestattete Konsolen, die in der Anzahl und Position der Löcher mit den Konsolen des Kranzgesimses korrespondieren. In diesen Öffnungen steckten hölzerne Masten, die mali, an denen die Sonnensegel, die vela befestigt waren.10 Bei diesen handelt es sich um ein monumentales, in mehrere Segmente unterteiltes Tuch, das dem Publikum als Schutz vor Sonne und Regen diente. Das Auf- und Einziehen der Sonnensegel oblag Spezialeinheiten der Marine, die in Misenum im Golf von Neapel stationiert waren. Zeigen die ersten drei Geschosse im Aufbau der Fassade, dem Schnitt und der Größe der Steinquader ein homogenes Erscheinungsbild, so weicht von diesem das vierte Geschoss gänzlich ab (vgl. Abb. 3 – 7). Nicht nur der Fassadenaufbau, auch die Steinblöcke mit ihren kleineren Ausmaßen und verschiedenen Größen unterscheiden sich diametral von der Außenfassade der drei unteren Stockwerke. Das oberste Geschoss erlitt durch einen Blitzeinschlag im frühen 3. Jh. n. Chr. einen schweren Schaden, der eine umfangreiche Restaurierung nach sich zog, wobei man sich aber bei der Wiederherstellung dieses Abschnitts mit großer Wahrscheinlichkeit am Vorbild des Vorgängerbaus aus flavischer Zeit orientierte.
Abb. 3: Rom, Kolosseum, Fassade.
Von den 80 Arkadenbögen weisen 76 über ihrer Archivolte eine in die Steinmauer eingravierte Zahl auf, um dem Publikum einen geregelten Zugang in das Innere des Bauwerks zu gewährleisten (CIL VI 32263) (vgl. Abb. 4). Der Besucher konnte nur das Portal passieren, dessen Nummer auf der Eintrittsmarke angegeben war. Die beiden Haupteingänge auf der von Norden nach Süden ausgerichteten Querachse besaßen keine Nummern, da sie nur für politische Würdenträger zugänglich waren (Abb. 8). Gemäß ihrem Stellenwert hatten die beiden Portale die Form eines prächtigen Torbaus, eines Propylons, auf dessen Attika eine bronzene Quadriga aufragte. Darüber hinaus war das Tonnengewölbe über den Eingängen mit Stuck verziert. Um das Amphitheater verlief eine mit Travertin-Platten gepflasterte und von Travertin-Pfeilern eingefasste Fläche. Die Pfeiler, von denen sich bis heute vier an der Ostseite befinden, dienten als Absperrung. Auf diese Bestimmung verweisen die paarweise an der Innenseite der Pfeiler angebrachten Löcher, in denen Bügel aus Metall steckten. Diese dienten als Halterung für Balken, die das Areal des gesamten Bauwerks absperrten.11 Das vollständige Areal war umfangen von einer zweigeschossigen Portikus, von der spärliche Überreste am Fuß des Mons Oppius erhalten sind.
Der Aufbau des Innenbaus (vgl. Abb. 2)
Der heutige Eingang liegt an der Südseite der Querachse (Abb. 8,