bestehen. Zu der 24 Jahre währenden Herrschaft der flavischen Dynastie gehören demnach sowohl die Abdeckung der Arena mit den Blöcken aus Travertin als auch die Pfostenständer und der auf den Tuffmauern aufliegende Arenaboden der Phase A. Warum sollte man extra für die beiden Einweihungsfeiern 79 und 80 n. Chr. einen eigenen Arenaboden errichten, um bald danach Mauerzüge einzuziehen und eine völlig anders konstruierte Arenaabdeckung auszuführen?
Mit diesen Maßnahmen wurde die Nutzung für Naumachien aufgegeben. Es fragt sich, warum dem Spielbetrieb diese Einschränkung auferlegt wurde. Vielleicht hatte Nero, der für Naumachien mit Krokodilen schwärmte, an seinem „stagnum“ bauliche Veränderungen vornehmen lassen, welche die Weiterführung dieser Darbietungen erschwerten. Das zur Flutung der Arena nötige Wasser könnte in der Domus Aurea anderen Zwecken zugeführt worden sein. Die domitianische Datierung der Tuffmauern beruht auf der Annahme, dass nach der Errichtung der Naumachia Vaticana diese Funktion ausgelagert wurde. Ebenso erscheint es eigenartig, dass zwei Eröffnungsfeiern stattfanden, obwohl sich das Bauwerk angeblich erst in einem rudimentären Zustand befand.32 Es kann sein, dass es sich dabei nur um propagandistische Spektakel handelte, aber wahrscheinlicher ist die Annahme, dass die Strukturen eines älteren Amphitheaters weiter benutzt wurden.
Panella 1990, 62–70 Abb. 1, 2, 4–6, 27–34.
Ebd., 67–70 Abb. 34.
Panella 1996, 166 Abb. 154.
Panella 1990, 67 Abb. 1, 16, 28; Panella 1996, Abb 6, 7.
Panella 1996, 166 Abb. 154.
Medri 1996, 166 Abb. 152, 154.
Rea et alii 2002, 343 Abb. 1, 2.
Rea et alii 2000, 313–317, 337 f. Abb. 2, 4, 16, 30, 38–40.
Vorbehaltlich der Richtigkeit der Datierungen. Die Datierungsgrundlagen erscheinen größtenteils wenig tragfähig und lassen frühere Entstehungszeitpunkte möglich erscheinen.
Ebd., 316, 330 Abb. 37 US 628: Massicciata, 0,50 m stark.
Ebd., 322 Abb. 16 (US 2731), 324.
Ebd., 319 f. Abb. 11 (US 630).
Rea et alii 2002, 346–349 Abb. 4, 6, 7. Die Zeichnung Abb. 6 besitzt weder eine Angabe zur Lage des Aufschlusses noch zu den Himmelsrichtungen. Dasselbe gilt für Abb. 7, auf der unter den vielen Strukturen der obere Fundamentring nicht sicher zu erkennen ist.
Ebd., 354–361 Abb. 10, 12.
Beste 1998, 118.
Beste 2000, 115–118.
Beste 2011, 262–269 Abb. 2, 3.
Rea et alii 2002, 352 f.
Ebd., 346 noch ohne äußere Tragkonstruktion (?).
Das Kolosseum im Vergleich mit Bauten in Latium aus dem 1. Jh. v. Chr.
Die Ansichtsseite der ersten drei Geschosse des Kolosseums (vgl. Abb. 3 – 7) ist in der Verwendung des Steinmaterials, der Gliederung der Fassade, der Mauertechnik, der Bearbeitung der Steinblöcke und der Gestaltung einzelner Bauglieder vergleichbar mit spätrepublikanischen und frühaugusteischen Bauwerken, wobei sich für Gebäude aus flavischer Zeit keine entsprechenden Beispiele finden. Die keilsteinförmigen Blöcke der Bögen zwischen den Pfeilern mit vorgelagerten Halbsäulen sind charakteristisch für spätrepublikanische Repräsentationsbauten, wofür das im Jahr 78 v. Chr. restaurierte Tabularium in Rom33 und das Heiligtum des Herkules Viktor in Tivoli anschauliche Zeugnisse bieten.34 Die enormen Dimensionen der auf der Schauseite geglätteten Quaderblöcke der Pfeiler kommen in entsprechender Ausführung am Marcellus-Theater in Rom vor, das aber erst 14 v. Chr. von Augustus eingeweiht wurde (Abb. 12).35 Im Unterschied zu diesem Gebäude, dessen Keilsteine in den Bögen getrennt von den horizontal geschichteten Quaderblöcken bearbeitet wurden, sind die Keilsteine am Kolosseum durch eine horizontale und vertikale Fuge mit den Steinblöcken der aufgehenden Wand eng verzahnt (vgl. Abb. 4). Dieselbe Art der Verzahnung von Keilsteinen mit Quaderblöcken findet sich an der Fassade des frühaugusteischen Amphitheaters in Augusta Praetoria (Aosta).36 Die eigens gearbeiteten Kämpfergesimse in Form einer profilierten Platte aus Travertin sind eine charakteristische Eigenheit spätrepublikanischer Architektur, die am Kolosseum (vgl. Abb. 3, 4), am Marcellus-Theater (Abb. 13) und an den tabernae auf der Südseite der Basilica Aemilia feststellbar sind, wobei die drei genannten Beispiele in