Heimat aufbrechen zu können. Zwischen den Infanterieeinheiten tauchen immer wieder einzelne Artillerieabteilungen und Trainfahrzeuge auf – die Front bröckelt auch ohne Feindeinwirkung!
Die 2er-Dragoner, vor allem Egerländer, Tschechen und Kroaten, sehen dem ruhmlosen „Abmarsch“ ihrer ungarischen Kameraden mit gemischten Gefühlen zu, behalten aber eiserne Ruhe und Disziplin; sie sind bereit zu kämpfen.
6 UHR 36
Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Die Sonne geht auf.
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Prag. Dr. Alois Rašín verlässt seine Wohnung in der Zitna, um sich wie geplant in die Redaktion der Národní listy, der wichtigsten Zeitung des Landes, zu begeben und hier die während der Nacht eingelangten Nachrichten zu studieren. Vor allem aber ist er neugierig auf den Text der Note von Außenminister Andrássy. Im Anschluss daran, so sein Plan, wird er sich mit Sokol-Chef Dr. Scheiner über die weiteren Schritte beraten. Der untersetzte kleine Mann mit Glatze und sorgfältig gepflegtem Spitzbart nimmt heute einen Umweg durch den Stadtpark, um sich innerlich zu sammeln – die Nachrichten von Verbindungsmann Vlastimil Tusar aus Wien haben die freudige Hoffnung auf unmittelbar bevorstehende große Ereignisse geweckt.
Am Wenzelplatz, in der Nähe des Nationalmuseums, trifft Rašín einen Bekannten, von dem er weiß, dass er Mitglied der Sokol ist. Die beiden Männer schütteln sich die Hände; flüsternd fragt der Sokol-Mann: „Geht’s los?“ Rašíns Antwort ist kurz: „Jawohl!“ Dr. Scheiner, so erkennt er zufrieden, hat seine Männer bereits instruiert und auf ihre Wachposten rücken lassen.
7 UHR
Wien, Hohe Warte. Die Zentralanstalt für Meteorologie gibt in ihrem „Internationalen telegraphischen Wetterbericht“ die aktuellen Wetterwerte durch. In Wien hat es nach dem Regen der letzten Tage aufgeklart, dafür ist es deutlich kälter geworden, das Thermometer zeigt 5 Grad, es ist halb bewölkt, in Budapest hat es 6 Grad und es regnet; Prag und Krakau melden bei trübem Himmel ebenfalls 5 Grad, kaum wärmer ist es in Lemberg mit 6 Grad und bewölktem Himmel. Unternormal kalt ist es im Westen und Süden: Innsbruck meldet 1 Grad, Klagenfurt 2 Grad, Agram 4 Grad bei Schneeregen. Angenehme 9 Grad hat es in Triest, wo sich auch der Himmel von seiner heiteren Seite zeigt, immerhin noch 8 Grad erreicht die Quecksilbersäule in Bozen. Keine Werte sind aus Lussinpiccolo eingetroffen, im Kriegshafen Pola regnet es bei 6 Grad. Die Prognose für den kommenden Tag sieht zunehmend heiteres Wetter vor, ab und zu können bei auffrischenden nördlichen Winden unergiebige Schauer auftreten. Die Höchstwerte werden im Wiener Raum 10 Grad nicht übersteigen.
Erstmals in der Geschichte des Telefons gibt es eine Verbindung zwischen Berlin und Wien: Punkt 7 Uhr steht die Leitung; genützt werden kann sie eine Stunde lang bis 8 Uhr. Als nächste Sprechzeit ist 21 Uhr 30 bis 22 Uhr 30 festgelegt. Das Handelsministerium und das Reichspostamt in Berlin reagieren damit auf einen vielfach vorgebrachten Wunsch der österreichischen Pressevertreter.
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